Frage: Was ist eine Hürde? Das, was ich - ich! - als Hürde wahrnehme, das was mir an meinem von mir (!) als wahr, gut, schön, angenehm, was auch immer erachteten Weg im Wege steht. Die Vorstellung, "jemand" hätte mir eine solche Hürde in pädagogischer oder boshafter Absicht in den Weg gestellt, weckt in mir erst einmal die Frage, welches Elternbild jemand hat, der solche Vorstellungen kultiviert (was mir in Bezug auf Gottesbilder ja überhaupt eine interessante Frage ist).
Manchmal ist die Hürde einfach der Bestandteil eines Weges - es sind nicht alle Wege flach und bequem. Wenn ich auf einen Alpengipfel steigen will, ist das ein besonderes Erlebnis ... und es kann mit der Überwindung lebensgefährlicher Hürden einhergehen: überhängende Felswände, Gletscher... da braucht es besonderes Training voller Hingabe an den Weg, über lange Zeit, da braucht es das rechte Maß von Mut, Risiko und Vernunft, um dem Ziel näher zu kommen. Ich kenne keinen Bergsteiger, der sich wünschen würde, der Weg hätte keine solchen Hürden.
Dann gibt es auch noch Seilbahnen, die auf den Gipfel führen. Ist das dann das gleiche Erlebnis? Wer den Weg selber gegangen ist, weiß das. Und ich kenne Menschen, die das Erkämpfen des Gipfels längst hinter sich (oder nie begonnen) haben, weil sie wissen: Auch das Überwinden der höchsten Hürde ist nur das Überwinden der höchsten Hürde. Robert Pirsig beschreibt das schön in "Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten": "Man muss auf keinen Berg steigen, um Erleuchtung zu erlangen." Es ist ja auch nur ein Glaubenssatz, dass etwas umso teurer erkauft werden muss, je wertvoller es ist. Suchen wir die schlimmsten Hürden, weil wir meinen, dass das auf solchen Wegen Erreichte etwas Besonderes wäre?
Alles Liebe,
Jake