Offener Brief an den ERHABENEN

Das Absurdeste, so empfinde ich es, was in der Geschichte der buddhistischen Philosophie nun geschehen kann, ist die Entstehung von Dogmen und das starre, unverrückbare Herunterbeten (oder im Internet eben Hereinverlinken) überlieferter Texte... in der Nachfolge eines Lehrers, der von Grund auf undogmatisch war und niemalsnie auch nur ein einziges Wort von dem, was er geredet hat, festgeschrieben hat :)

Viele Traditionen sind dazu übergegangen nur mehr sehr sehr wenig,
bis fast gar nichts mehr aufzuschreiben. Früher war man sich der heutigen,
katastrophalen Wortgläubigkeit weniger bewußt, war die starke Tradition
doch, dass man mündlich weitergab, ob arabische Märchen oder jüdische
(also auch christliche), keltische, lemurische, atlantische etc. Traditionen.

Oder noch anders: Wer ein Buch zu lesen im Stande war, war auch im Stande
zu verstehen, dass nicht das, was geschrieben steht das entscheidende ist,
sondern das, was zwischen den Zeilen steht, hinter dem Buch, der tiefere Sinn.
Dass wer lesen konnte, bereits das Leben meistern konnte und nicht wie heute
wo wir lesen können bevor wir denken können - krass ausgedrückt.

Ich habe einen Trainer, der bereits die Krise kriegt, wenn jemand sagt "Du hast
doch gesagt ...." - Selber denken, handeln, erfahren und erkennen sollst Du
und wenn es dann zu Deiner Wahrheit geworden ist, dann lebe es, lebe es selbst.
Und wenn Dich einer fragt, wie es geht, dann zeige ihm was Du tust. -
Könnte eine Antwort von diesem Trainer sein. Und nein, überflüssig zu sagen fast,
Bücher zu schreiben lehnt er vollkommen ab.

Gautama ist ja - wie Jesus - in eine bereits sehr alte und starre Tradition gekommen,
um sie aufzuweichen, ihr das, was ihr fehlte mitzugeben als Korrektiv.
Wie immer wieder sichtbar wird, ist beiden das nur teilweise gelungen.
Aber immerhin, ich bin gottfroh, dass ich für meine sehr persönlichen Ansichten
nicht schon wieder auf dem Scheiterhaufen lande, sondern "nur" nicht besonders
gut verstanden werde.

:)
 
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Nicht ganz das :)

Vor allem besteht da für mich eine wichtige Definitions-Unschärfe. Ich versuch sie mal scharf zu stellen. "Der Erhabene" ist das Wort, mit dem manche seiner Schüler oder Nachfolger oder wie auch immer den historischen Buddha Siddharta Gautama benennen. Es bezieht sich also auf einen Menschen - der war, wie erleuchtet auch immer, kein Gott, der irgendwen irgendwohin schickt.

Und vor allen Dingen war er ein Mensch, ein Lehrer, der den ihm Zuhörenden stets gesagt hat, glaubt nichts, nur weil ich euch das sage. Hört meine Worte, geht hin und überprüft in eurem Leben selbst, ob sie für euch Gültigkeit haben.

Das Absurdeste, so empfinde ich es, was in der Geschichte der buddhistischen Philosophie nun geschehen kann, ist die Entstehung von Dogmen und das starre, unverrückbare Herunterbeten (oder im Internet eben Hereinverlinken) überlieferter Texte... in der Nachfolge eines Lehrers, der von Grund auf undogmatisch war und niemalsnie auch nur ein einziges Wort von dem, was er geredet hat, festgeschrieben hat :)

Das erscheint mir deshalb so absurd, weil einer der tibetischen Lamas, bei dem ich durch Hören zu lernen bemüht war, uns Westlern freundlich sagte, "bitte macht nicht den Fehler und kopiert unsere alten Traditionen, denn ihr seid andere Menschen und lebt in einem anderen System - also bastelt euch bitte eure eigenen Traditionen, ich möchte euch dazu ermutigen"...

Deshalb muß ich immer ein wenig grinsen, wenn ich auf buddhistisches Volk treffe, das ewig und drei Leben lang die festgeschriebenen Worte der überlieferten Texte zitiert.

Aber das mag auch an mir liegen,

gibt zu bedenken
die Kinnaree :)




wqann wurde das pali-kanon aufgeschriben ???


shimon
 
wqann wurde das pali-kanon aufgeschriben ???


shimon

Also unsere Wiener Theravada-Schule sagt dazu:

Der Pali-Kanon ist die in der Sprache Pali verfasste, älteste zusammenhängend überlieferte Sammlung der Lehre des Buddha.

Der Kanon wurde zunächst mündlich überliefert und erstmals in Sri Lanka, knapp vor Beginn unserer Zeitrechnung schriftlich niedergelegt. Er bildet die Grundlage des Theravada Buddhismus.

Quelle: http://www.theravada-buddhismus.at/theravada-buddhismus/der-pali-kanon/

Liebe Grüße
Kinnaree
 
Ich habe einen Trainer, der bereits die Krise kriegt, wenn jemand sagt "Du hast
doch gesagt ...."

:)

Gscheiter Mann :)

So ähnlich mag es dem Erhabenen :) ja wohl auch gegangen sein. Es gibt in den Schriften, deren Einbetonierung mir so gegen den Strich geht, ja eine wunderbare Stelle. Ich habe davon gehört und versuche wiederzugeben, was ich verstanden habe.

Da gehts genau um den Begriff "Gott" - es kommt einer zu ihm und fragt, obs den Typen gibt. Nein, sagt der Buddha lächelnd, den gibts nicht. Einige Zeit vergeht, wieder kommt einer daher mit der Frage, obs Gott denn nun gibt oder nicht. Ja klar, sagt der Buddha lächelnd, klar gibts den.

Die Schüler fassen es nicht. "Aber du hast doch gesagt... " :D

Worauf ihnen der Erhabene erklärt, es sei wichtig, jedem die Antwort zu geben, die ihm hilft...

;)
Kinny
 
Selber denken, handeln, erfahren und erkennen sollst Du
und wenn es dann zu Deiner Wahrheit geworden ist, dann lebe es, lebe es selbst.
Und wenn Dich einer fragt, wie es geht, dann zeige ihm was Du tust.
das ist rein äußerlich betrachtet der dornenvolle weg -
innerlich bringt er immer mehr selbstachtung und frieden.
 
Gscheiter Mann :)

So ähnlich mag es dem Erhabenen :) ja wohl auch gegangen sein. Es gibt in den Schriften, deren Einbetonierung mir so gegen den Strich geht, ja eine wunderbare Stelle. Ich habe davon gehört und versuche wiederzugeben, was ich verstanden habe.

Da gehts genau um den Begriff "Gott" - es kommt einer zu ihm und fragt, obs den Typen gibt. Nein, sagt der Buddha lächelnd, den gibts nicht. Einige Zeit vergeht, wieder kommt einer daher mit der Frage, obs Gott denn nun gibt oder nicht. Ja klar, sagt der Buddha lächelnd, klar gibts den.

Die Schüler fassen es nicht. "Aber du hast doch gesagt... " :D

Worauf ihnen der Erhabene erklärt, es sei wichtig, jedem die Antwort zu geben, die ihm hilft...

;)
Kinny

:lachen:

Gute Geschichte.
Werd ich in meine Sammlung aufnehmen.
 
das ist rein äußerlich betrachtet der dornenvolle weg -
innerlich bringt er immer mehr selbstachtung und frieden.

Für mich ist es nicht so richtig vom dornenvollen Weg zu sprechen.

Ich wähle meine eigene Denkweise freiwillig kennenzulernen, ihre Ergebnisse
und wie ich korrigieren kann. Da einem das Leben das gar nicht übel nimmt
ist es, nach vielleicht 30% holpriger Strecke so ab 50% mit vielen Lachern
(über sich selbst und seine verqueren Ideen) gespickt und wir täglich heiterer.
Und nein, nein, es ist nicht einfach wenn die eigene Dummheit über einen
hereinbricht, Flutwellen von dummem altem Zeug, die eigene Verachtung im
eigenen Gesicht geschrieben steht etc.

Das, was ich vorher gelebt habe war, obwohl es aus Selbstschonung, Maske und
Selbstmitleid bestand wesentlich mehr dazu angetan, ab einem Kipppunkt wesentlich
dorniger zu werden, in Form von Schicksalschlägen und Krankheiten.

Ich habe sicher vieles noch nicht verstanden, kapiert, ist noch nicht zu
meinem geworden, aber das was ich für mich selbst sicher weiß ist
wundervoll stabil und damit muß ich mich auch immer weniger verstecken ...
auch wenn mal wieder ein Rückzug ansteht, aufs Neue die eigene Mitte zu finden ...

Und ich bin - von kurzen Stoßseufzern wie diesem thread hier abgesehen -
auch mit anderen viel friedlicher, wie Du es so schön sagst.

:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist es nicht so richtig vom dornenvollen Weg zu sprechen.

Ich wähle meine eigene Denkweise freiwillig kennenzulernen, ihre Ergebnisse
und wie ich korrigieren kann. Da einem das Leben das gar nicht übel nimmt
ist es, nach vielleicht 30% holpriger Strecke so ab 50% mit vielen Lachern
(über sich selbst und seine verqueren Ideen) gespickt und wir täglich heiterer.
Und nein, nein, es ist nicht einfach wenn die eigene Dummheit über einen
hereinbricht, Flutwellen von dummem altem Zeug, die eigene Verachtung im
eigenen Gesicht geschrieben steht etc.

Das, was ich vorher gelebt habe war, obwohl es aus Selbstschonung, Maske und
Selbstmitleid bestand wesentlich mehr dazu angetan, ab einem Kipppunkt wesentlich
dorniger zu werden, in Form von Schicksalschlägen und Krankheiten.

Ich habe sicher vieles noch nicht verstanden, kapiert, ist noch nicht zu
meinem geworden, aber das was ich für mich selbst sicher weiß ist
wundervoll stabil und damit muß ich mich auch immer weniger verstecken ...
auch wenn mal wieder ein Rückzug ansteht, aufs Neue die eigene Mitte zu finden ...

Und ich bin - von kurzen Stoßseufzern wie diesem thread hier abgesehen -
auch mit anderen viel friedlicher, wie Du es so schön sagst.

:D
und wieso dann der 'big grin'? :)
 
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