Aus der Schatzkammer des Fun-Dharma

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no-tsou-wu

Guest
Die Schatzkammer des Fun-Dharma
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Eines Tages sprach der Erhabene zu den Seinen:
Sehet die Lilien am Himmel
Sie säen nicht, sie ernten nicht,
und doch haben sie immer zu essen
Oder sehet die Vöglein in ihren Bettchen,
sie arbeiten nicht, sie bilden sich nicht fort,
und doch machen sie jeden Tag in ihre Windeln
Oder äh, ...worauf wollte ich eigentlich hinaus?!
(Fun-Dharma, III, 12,9)
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Eines Tages sprach der Erhabene zu den Seinen:
Merket auf, ihr Lieben:
Leidvoll ist alles Dasein,
leidvoll ist alles Haften,
leidvoll ist alles Wünschen,
leidvoll ist alles Begehren
Daher:
Lasst los alles Dasein,
lasst los alles Haften,
lasst los alles Wünschen,
lasst los alles Begehren,
und lasst auch mich endlich los!
(Fun-Dharma, III, 2,19)
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Der Erhabene sprach eines Morgens noch vor dem Frühstück:
Vergänglich sind alle Erscheinungen, kein Leben gibt es ohne Tod
Vergänglich sind alle Leben, keine Eier schmecken ohne Salz
Vergänglich sind alle Worte, ohne Münder sind wir sprachlos
Vergänglich sind alle Universen, und jetzt stehen wir ganz schön dumm da!
(Fun-Dharma, IV, 17,0,5)
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Der Erhabene sprach:
Alle Gebilde sind dem Leiden unterworfen
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete
Alle Mauern sind zum Einstürzen bestimmt
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete
Alle Wasser sind zum Fließen bestimmt
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete
Alle Tränen sind zum Trocknen bestimmt
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete
Alle Lichter sind zum Verlöschen bestimmt
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete
Daher, ihr Lieben:
Überlasst alle Gebilde sich selbst
Überlasst alle Mauern sich selbst
Überlasst alle Wasser sich selbst
Überlasst alle Tränen sich selbst
Überlasst alle Lichter sich selbst
Dies erkennt und durchschaut der Vollendete,
und hat er es erkannt und durchschaut,
so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es,
enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar,
und gibt immer noch keine Ruhe.
(Fun-Dharma, V, 2,1)
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Der Erhabene sprach:
Das Große will ich euch zeigen, und das Kleine
So gebet nun Acht:
Was ist nun das Große?
Groß ist das Große
Unüberwindlich ist das Große
Schatten wirft das Große
Gewachsen ins Unermessliche ist das Große
Was ist nun das Kleine?
Klein ist das Kleine
Geringfügig ist das Kleine
Ärgerlich ist das Kleine (Mönch flüstert zum Nachbarn: "...weil man drüber stolpert"
Nie richtig groß geworden ist das Kleine
Darum:
Vermeidet das Große
Vermeidet das Kleine
(Tumult)
"Gautama, lass endlich die Nonnen zufrieden!"
(Fun-Dharma, II, 1,44)
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Der Erhabene sprach zu den Seinen:
So lasst mich denn euch sagen, was rechte Ansicht sei
Rechte Ansicht ist nicht rechts,
rechte Ansicht ist nicht links,
rechte Ansicht ist nicht oben,
rechte Ansicht ist nicht unten
Denn Rechts ist nur eines von beiden
Denn Links ist nur ein anderes von beiden
Denn Oben ist nur eines von beiden
Denn Unten ist nur ein anderes von beiden
Dies ist rechte Ansicht:
Zu Links denket auch stets das Rechts
Zu Rechts denket auch stets das Links
Zu Oben denket auch stets das Unten
Zu Unten denket auch stets das Oben
Dies ist rechte Ansicht
Wer in diesem Wissen nicht mehr zweifelt,
nicht mehr bangt, ist im Besitz des Klarwissens -
das ist, Mönch, richtige Ansicht.
(Fun-Dharma, IV, 5,1)
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Eines Tages sprach der Erhabene aus heiterem Himmel:
'Alles ist', das ist das eine Extrem;
'alles ist nicht', das ist das zweite Extrem
Diese beiden Extreme vermeidend,
zeigt der Vollendete die in der Mitte liegende Wahrheit auf
Die Wahrheit, ihr Edlen, sehet als diese:
Nichts ist alles oder auch nichts
Alles ist nichts oder auch alles
Ja ist Nein oder auch nicht
Nein ist Ja oder auch doch
Oder ist Ja oder auch Nein
Schwarz ist weiß oder auch nicht
Weiß ist schwarz oder auch braun
Dunkel ist hell oder auch nicht
Hell ist dunkel oder auch nicht
DAS ist die Auflösung dieser gesamten Leidensmasse.
(Fun-Dharma, VI, 8,4)
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Der Erhabene sprach zu den edlen Mönchen:
Durch den Wahn bedingt ist das Gestalten
Durch Gestaltung bedingt ist das Überlegen
Durch Überlegen bedingt ist das Ergreifen
Durch Ergreifen bedingt ist der Durst
Durch Durst bedingt ist das Werden
Durch Werden bedingt ist das Leiden
Darum beherziget, ihr Lieben:
Gestaltet nicht
Überlegt nicht
Ergreift nicht
Dürstet nicht
Macht nichts
Dies ist der Ausweg aus dem Leiden.
(Fun-Dharma, VI, 58,1)
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Noch spät in der Nacht, als alle schon schlafen wollten, sprach der Erhabene:
Endlos ist der Wahn der Welt,
endlos ist der Durst des Daseins,
endlos ist der Geiz der Geizigen,
endlos ist die Gier der Gierigen,
endlos ist der Reiz der Frauen
Darum sage ich euch:
Lasst ab von der Welt
Lasst ab vom Durst
Lasst ab vom Geiz
Lasst ab von der Gier
Lasst ab von den Frauen
Und lasst auch ab vom Würfelspiel
Es gehört sich einfach nicht für edle Mönche
Und wascht euch auch mal ordentlich unter den Achseln
Hier stinkts!
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, VI, 58,21)
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Der Erhabene sprach:
Ohne Klarheit ist der Mensch, und ohne Klarheit ist die Welt
Wer ohne Klarheit in die Welt geht, der wird also die Unklarheit verdoppeln
Dies erkennt der Vollendete - so hat er für immer seine Ruhe
Wer aber mit Klarheit in die Welt geht,
der löscht Klarheit und Unklarheit aus
Dies erkennt der Vollendete - so hat er für immer seine Ruhe
Dies vollkommene Wissen möge er verbreiten,
damit für immer Klarheit herrsche.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, I, 2,7)
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Der Erhabene sprach unvermutet:
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist,
ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist
Wer diese Weisheit studiert, der besitzt das rechte Wissen
Wer diese Weisheit verwirft, der hat noch nie auf einem Bauernhof gelebt.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, I, 9,1)
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Der Erhabene sprach eines Tages zu seinen Mönchen:
Achtet auf die Weisen, denn sie haben immer Recht
Achtet auf die Unwahrheit, denn sie erhebt überall ihr Haupt
Achtet auf die Kinder, denn sie machen stets Unsinn
Wenn ihr wissen wollt, was Weisheit ist, so hört auf meine Rede
Dies ist Weisheit, und gebet gut Acht:
Zucker wird aus Rohr gemacht,
und so ist auch die Weisheit, da aus einem Stück
Butter wird aus Fett gemacht,
und so ist auch die Weisheit, da nicht leicht zu greifen
Wasser wird aus Atomen gemacht,
und so ist auch die Weisheit, da endlos fein
Licht wird aus Strahlen gemacht,
und so ist auch die Weisheit, da immer strahlend
Dies ist Weisheit. So verkündigt es der Welt
Wer weise ist, dem liegt die Welt zu Füssen,
wer unweise ist, den wird der Teufel holen.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, VII, 4,12)
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Der Erhabene sprach dies zu den Seinen:
Wenn du mir noch Zehrgeld vom letzten Mal schuldest,
so gib es schnell zurück
Wenn du eine Scheibe Brot aus der Vorratskammer genommen hast,
so leg es schnell zurück
Wenn du die Unwahrheit gesagt hast,
so komm schnell mit der Wahrheit rüber
Wenn du dies nicht verstehen kannst,
dann hast du bei mir nichts zu suchen.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, VII, 3,1)
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Eines Tages begab es sich, dass der Erhabene in der Nähe eines Flüsschens weilte. Während er sinnend die Fluten betrachtete, bespritzte ihn ein munteres Fischlein mit Wasser.
Der Erhabene hob nun an zu sprechen:
Seht diese Tröpfchen hier, wer vermag sie zu zählen?
Seht dieses Fischlein hier, wer vermag es zu fangen?
Und seht dieses Flüsschen hier, was hat es gerade hier zu suchen?
Dunkel ist das Dasein, niemand kann es kennen
Dunkel ist die Welt, niemand kann sie halten
Daher, ihr Mönche, meidet die Welt, meidet die Flüsschen, und meidet die Fischlein
Dies ist der Ausgang aus dem Leiden, dies verkündet der Welt.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, X, 5,17)
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Der Erhabene sprach eines Tages in großer Erregung:
Ohne Grund verlegt niemand seine Pantoffeln,
ohne Grund versetzt niemand sein Hemd,
ohne Grund beschmutzt niemand die Schriften,
ohne Grund nimmt niemand fremdes Glas
So gebt mir also meine Pantoffeln zurück,
und gebt auch mein Hemd zurück,
und gebt auch meine Bücher zurück,
und gebt auch meine Brille zurück
Dies bewahrt vor großem Leiden,
dies bewahrt vor großem Unglück
Wer diese Wahrheit beherzigt,
dem wird nichts geschehen.
So sprach der Erhabene.
(Fun-Dharma, XI, 2,2)
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Kurz vor dem Ende seines Daseinskreislaufs sprach der Erhabene mit letzter Kraft:
Ich hab mich vertan
Nichts ist zu Ende, nichts ist vorbei
Es gibt kein Nichts, es gibt kein Vorbei
Wer dies weiß, der geht ins Nirvana ein
Darum beherziget zum letzten Mal:

Bildet euch nicht ein, dass ich nicht höre, was ihr über mich erzählt!
Bildet euch nicht ein, dass ich nicht sehe, wie ihr mich verlacht!
Bildet euch nicht ein, dass ich nicht weiß, dass ihr nur Unsinn über mich denkt!
Bildet euch nicht ein, dass ich nicht wiederkomme, um euch die Ohren lang zu ziehen!

So höret denn:
Wer Unsinn über mich erzählt, wird für immer im Daseinskreislauf Unsinn erzählen!
Wer mich auslacht, wird für immer im Daseinskreislauf ausgelacht werden!
Wer Falsches über mich denkt, wird für immer Nachsitzen müssen!
Und wer mir noch einmal verdorbenen Fisch serviert, wird für immer in der Hölle braten!
So sprach der Erhabene.

Nach seinem Ende hob großes Wehklagen an, und die Sterne verneigten sich vor seinem Körper.
Blitze leuchteten auf und blendeten sogar die Glühwürmchen.

Es regnete neun Monate, und landesweit gingen sämtliche Regenschirme aus.
Danach gab es unvermuteterweise einen großen Kindersegen - das letzte Geschenk des Erhabenen.
Nun versammelten sich die edlen Mönche und beschlossen, die unsterbliche Lehre des Erhabenen, die sie "Fun-Dharma" (Fun; von funny, mit der Ableitung aus Fantasia="Gut reden" oder "interessant sein", auch mit dem Verb "fantasiasieren"; mit gemeinsamer Bedeutungswurzel auch zum Adjektiv "craisie" nannten, in der ganzen Welt zu verbreiten.

Sie beschlossen, Klöster in der ganzen bekannten Welt zu bauen, um diesen wunderbaren Dharma zu ergründen, zu zerlegen, zu erörtern und ihn den Unwissenden zu lehren.

Zunächst wurde nichts daraus, da niemand sich darüber einigen konnte, wer die Strom- und Telefonrechnungen bezahlen sollte. Auch gab es erhebliche Meinungsverschiedenheit in der Frage, wer die Küchenarbeiten zu übernehmen hätte.

Auf dem großen Konzil zu Buddhi-Buddhi-dhu zur Zeitenwende wurden dann sämtliche Zwiste der verschiedenen Sekten beigelegt und eine große Sammlung für diejenigen gestartet, die ohne Nahrung vor der Versammlungshalle ausharren mussten.

Ein weiteres Konzil nur tausend Jahre später (das berühmte Nui-Niu-Bhabhabla-Vereinigungskonzil) beseitigte dann die letzten Reste von Unklarheit, bestrafte die Ungläubigen und fügte den Grundsatz hinzu, dass niemand für etwas bestraft werden könne, was er nicht gewusst habe.

SO SEI ES FÜR IMMER - SO SEI ES FÜR IMMER.
DANK DEM ERHABENEN - DEM ERHABENEN SEI DANK.
(Fun-Dharma, XX, 3,5)
 
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