moral & magie

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Ja, dieses länger warten und infos aufnehmen bevor man einen punkt setzt, das kann ich gut nachvollziehen. Feine sache, das :)

Den schritt zum urteilsfrei werden und bleiben versteh ich nicht, da ich jede entscheidung als aufgrund eines urteils getroffen sehe.

Die andere, leuchtende qualität des präsent-seins ist für mich eigentlich moral-unabhängig. Je länger ich wart mit urteilen, desto mehr platz hat diese.

Die entscheidung, das urteil, sehe ich als moment des erschaffens an.

Deshalb bin ich sehr interessiert daran, darüber zu hören was denn passiert, wenn man diesen moment quasi auf ewig verschiebt.
Wie wird denn geschaffen aus dieser position?


was meinst du mit "verschiebt", praktisch?
 
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Nein, Nietzsche ging nicht davon aus, dass sich die Moral andauernd ändert. Zudem positioniert er sich mit seiner Moralkritik u.a. auch gegen traditionelle Denker.



Textbelege aus Friedrich Nietzsches Buch Jenseits von Gut und Böse:

§188

"Das Wesentliche und Unschätzbare an jeder Moral ist, daß sie ein langer Zwang ist".

"Man mag jede Moral daraufhin ansehen: die 'Natur' in ihr ist es, welche das laisser aller, die allzu große Freiheit hassen lehrt und das Bedürfnis nach beschränkten Horizonten, nach nächsten Aufgaben pflanzt, - welche die Verengung der Perspektive, und also in gewissem Sinne die Dummheit, als eine Lebens- und Wachstums-Bedingung lehrt. 'Du sollst gehorchen, irgend wem, und auf lange: [...]'

Die Zitate sprechen für sich.


Ein weiteres Argument gegen deine Behauptung:

Nietzsche spricht in den von mir zitierten Textsellen zwar von jeder Moral. Seine Moralkritik wendet sich aber bekanntermaßen hauptsächlich gegen die christliche Moral. Diese Tatsache ist ein weiteres Argument, welches deine Behauptung widerlegt, er würde davon ausgehen, dass sich Moral andauernd ändere. Wogegen hätte er sich dann sonst wenden sollen? Etwas, das sich ständig ändert ist schwer greifbar und ich würde behaupten, es könnte aufgrund dieser Unbeständigkeit gar keinen nenneswerten Einfluss ausüben. Die christliche Moral hat aber einen nennenswerten Einfluss ausgeübt, eben weil sie beständig war.
Das sieht heute wieder etwas anders aus, aber um heute geht es nicht.

Magie!
Moral begrenzt, nieder mit der Moral. (Solange alles im juristischen Rahmen bleibt...muahaha. :D)

Ne, mal ernsthaft:

Jede Moral kann als innerer Kerkermeister alle Türen verschließen. Nimmt man dem Kerkermeister alle Schlüssel weg, stehen dem Individuum alle Türen offen.

Das (fettmarkierte) greife ich mal auf: Ja, etwas das sich ständig ändert ist schwer greifbar. Im Grunde ändert sich doch vieles, ständig... Jeder zugetragene Gedanke kann dazu führen.

Und es übt auch Einfluß aus, dahingehend, dass man immer wieder auf's Neue überdenkt, eben nicht statisch bleibt, sondern im Fluß...

Moral ist abhängig von den jeweiligen Motivatoren jedes Einzelnen - schwer zu greifen oder einzufassen demach, da subjektiv gefärbt.
 
Wenn man weiß wie man leidet, also nicht als sado-maso, oder Möchte-gern-Märtyrer, kann man wirklich mit den Herzöffnungen arbeiten, dass zu wissen bringt uns in das Reich der Metaphysik.

Moral wurde aus einem gewissen Hass auf den Instinkt und fehlenden Wissen darum von vielen Literaten totgeschrieben, und es ist müßig sie zu nennen, denn dass wäre wieder kritik und Gewalt gegen die Vielfalt der Geisteswissenschaften.

Moral als Dogma der Dummen sozusagen. Menschen wollen den Verstand mit den Augen kombinieren, und dass ist angeblich so gescheit.

Nie ist man gefeit von den Rückschlüssen und Resümees und der formalen Logik der Widerwärtigen.

Das was es nicht gibt, wird von Niemand immer höher geschätzt, quasi um Irrelevanz zu betonen, aber was es nicht gibt, braucht wirklich keine Moral zu genießen.

Es gibt das Bardo des Nicht Seins, das Afterlife, die lebendigen Toten, dass steht außer Frage, jene die dass Ego vollständig eliminieren konnten, sowie schrecklichste Magie.

Coro,Coro,Coro.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier geht's um den magischen Kontext und somit weit über ein Verstehen hinaus um ein verhaftet sein.
Warum das (nur ?) einem magischen kontext zugeschrieben wird/werden soll und noch dazu weit über ein verstehen hinausgehen soll ist mir nicht klar.

Das ist doch ohne eines magischen kontextes genauso befreiend und davon (magischer kontext, magisches arbeiten) unabhängig (nicht verhaftet sein setzt ja nicht voraus, dass man sich deswegen magisch betätigen täte/müßte. Man kann sich aus verhaftungen auch so lösen ohne mit magie irgendetwas am hut haben zu müssen).

Ich mein, is mir schon klar, dass es einfacher ist magisch zu arbeiten, wenn man sich aus verhaftungen gelöst hat.
Dieses findet ebenso statt, wenn Du Dich gegen die Moral entscheidest. Das ist ähnlich der Sigillenmagie, eine Verneinung funktioniert nicht.
Ja. Deswegen lehne ich moral auch nicht ab.

Mich würde vielmehr interessieren was denn diese moral an sich sein soll. Wenn mans jetzt festmachen wollte ist es das einhalten sollen bestimmter dogmatischer (in religionen z.b.) und traditioneller verhaltensweisen (grob eingeordnet). Das ist moral, die man noch irgendwie fixieren kann. Und ich werfe mal ein: wie verhält es sich mit den viel subtileren "stillschweigenden konventionen"? Die find ich überaus interessant, da sie von der jeweiligen mentalität einer menschengruppe abzuhängen scheint und eigentlich wieder vom umfeld und/od. familie abhängt in deren umgebung man sich befindet.

Diese anhaftungen sind oftmals so subtil, dass es schwer ist sie überhaupt als solche auszumachen (da vieles prägung, kultur und erziehung ist-sozusagen teils introjiziert und teils mit der muttermilch aufgesogen, sodass mans gar nicht als anhaftung/verhaftet sein wahrnimmt).

Wo erkennt ihr denn wenn ihr euer verhalten moralischen normen oder diesen stillen konvention/verhaltensregeln unterwerft? Ich finde, das jeder hier, ausnahmslos, sich gewissen moralischen normen fügt. Beginnt schon damit, dass keiner nackt rumläuft auf der straßn:D.
 
Ach, das Gängigste wird wohl das sein, was unter Schönheit verstanden wird, wie man sich zu verhalten hat und was als vorbildlich angesehen wird....usw usf...

Ja sicher und noch vieles mehr kann das sein.

Mich interessiert viel mehr, wie du dem angeblich nicht anhaftest.

Das einzige was man tun kann ist jemanden nicht zu verurteilen, weil er/sie sich normen nicht unterwirft/normen nicht einhält oder vllt. gar nicht unterwerfen kann, weil es seiner/ihrer natur, prägung oder kultur widersprechen täte.

Im grunde sage ich, dass ein komplettes nicht verhaftet sein nicht möglich ist und das einzige was man tun kann ist sich eine weitere verurteilsfreiheit/weiteres verständnis anzueignen (nicht urteilsfreiheit-urteilen wird man immer....schon nach dem prinzip des: ist mir angenehm oder ist mir weniger angenehm-das kann man zwar bis zu einem gewissen grad auch bei sich hinterfragen, nur endet das mich selbst hinterfragen bei mir spätestens dann, wenn ich sehe, dass jemand ein kind/tier/frau z.b. quält).
 
*kicher

hab gerade vorhin ein paar bücher sortiert und eines aus meiner kindheit, aus meiner heimat stammend, fiel mir in die hände. Das lasen kinder bei uns ab ca. sechs-sieben :blue2::clown::

Titel des Buches: Gebürtig aus der Hölle :teufel:

Das Cover ist dunkellila, schwarz und feuerrot. Ein Teufel ziert es sitzend auf einem feuerroten großen kessel. Der teufel hat einen feuerroten bart und schnurbart, einen schwarzen umhang. Sein kopf ist schwarz ebenso wie seine spaltbehuften füße. In einer hand hält er lässig einen großen dreizack, der eher an ne mistgabel erinnert und der ist weiß, ebenso weiß sind seine hörner.

Darin uralte Volks-Märchen:

Der Hinkende
Magischer Stab
Von einem Tier das es nicht gab
Wie sich ....... aus der Hölle befreite
Vor wem flüchtete der Daibel Kosma


Hilfe:D...ich bin geprägt:firedevil
 
Wie meinst du das genau?
Na du schriebst ja, wenn kona mal morallos geworden ist (Wenn du dich gegen das gesellschaftliche Denksystem entschieden hast und in gewisser Weise morrallos bist, dann könnten wir uns austauschen) kannst du dich erst austauschen......was impliziert, dass du in gewisser weise morallos geworden bist.

Wie offenbart sich denn diese morallosigkeit in deinem handeln? Was tust du den amoralisches deines eigenen angeborenen denksystems entgegen? In meinem angeborenen denksystem z.b wird dem alter an sich respekt entgegen gebracht genauso wie höfliches benehmen gang und gebe ist.

Ich meine, das denksystem, das du da anführtest ist ja nix anderes als ein momentanes wandelbares zeitgeistphänomen, eher mode und nicht wirklich moral.
 
Na du schriebst ja, wenn kona mal morallos geworden ist (Wenn du dich gegen das gesellschaftliche Denksystem entschieden hast und in gewisser Weise morrallos bist, dann könnten wir uns austauschen) kannst du dich erst austauschen......was impliziert, dass du in gewisser weise morallos geworden bist.

Wie offenbart sich denn diese morallosigkeit in deinem handeln? Was tust du den amoralisches deines eigenen angeborenen denksystems entgegen? In meinem angeborenen denksystem z.b wird dem alter an sich respekt entgegen gebracht genauso wie höfliches benehmen gang und gebe ist.

Ich meine, das denksystem, das du da anführtest ist ja nix anderes als ein momentanes wandelbares zeitgeistphänomen, eher mode und nicht wirklich moral.


achso.


Du hättest gerne, wie auch bei so manch anderen User bereits, ein paar Zeilen mit mir getauscht um mir dann ein "ätschi bätschi" unterzujubeln.
Naja, Danke für dein "Interesse".

Gute Nacht.
 
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Hoi kona
Ja, dieses länger warten und infos aufnehmen bevor man einen punkt setzt, das kann ich gut nachvollziehen. Feine sache, das :)

Ich habe begonnen, gewisse dinge auszusitzen, i.s.v. auszuhalten und zu sehen, was sie mit mir machen, wenn ich nicht konkret weiter weiss/entscheiden kann. Vor einem jahr war so eine sache, es ging um einen vertrag. Ich wusste par tout nicht, wie zu entscheiden war, habe unzählige ratschläge eingeholt, war verunsichert (dabei wusste ich von berufswegen durchaus, was zu tun war;)), etc. ich hab mir dann einfach zeit gelassen, abgewartet, versucht, die sache an den rand zu stellen, jede entscheidung, jeder beschluss darüber schien mir falsch. Dann, nach 7 tagen, ich stand in der küche, da wusste ich plötzlich einfach, was zu tun war. Die entscheidung war goldrichtig und keiner kam drauf, ausser ich. Ich wende dieses 'prinzip' (nichtstun?) jetzt bewusster an. Was die infos angeht: Es können neben äusseren auch solche in deinem innern sein, die etwas länger brauchen, bis sie 'ankommen'.
Funktionieren tut es, wenn ich zeit habe.

Den schritt zum urteilsfrei werden und bleiben versteh ich nicht, da ich jede entscheidung als aufgrund eines urteils getroffen sehe.

Ich treffe entscheidungen in erster linie, weil ich daran nicht oder kaum zweifle. Bsp: Eine stelle ist ausgeschrieben, die mich interessiert. Ich kläre bestimmte kriterien ab, um zu sehen, ob es für mich passt: Kann ich mich mit der arbeit identifizieren, kann ich über Mittag wegen der kinder nach hause, stimmt der lohn, wie sieht der arbeitsweg aus, wie stehts ums team....etc. Abklären ist für mich nicht urteilen, sondern ein neutrales vorgehen, mir ein möglichst umfassendes bild von einer situation machen, ganz pragmatisch und nüchtern. Auf diesem bild hat jedes detail seinen platz und ich bin (lediglich) betrachterin.
Ob die entscheidung im nachhinein gut und klug war, kann ich allenfalls im nachhinein beurteilen, allerdings habe ich dann auch noch viel mehr infos und sichtweisen um mich herum, die ein ver/urteilen oft obsolet machen. (Be)urteilen (eher pos.) kann einfach bedeuten, etwas zu prüfen, einzuschätzen.

Die andere, leuchtende qualität des präsent-seins ist für mich eigentlich moral-unabhängig. Je länger ich wart mit urteilen, desto mehr platz hat diese.

Das hängt vermutlich damit zusammen, dass uns all das moralisch-bekannte-prägende nach längerem zuwarten einholt (muss allerdings nicht sein) wohingegen man bei spontanem entscheiden auf das bauchgefühl hört, das die moral wohl zu umgehen vermag und sehr ursprünglich und unmittelbar agiert. Das kann man aber auch überhören.

Deshalb bin ich sehr interessiert daran, darüber zu hören was denn passiert, wenn man diesen moment quasi auf ewig verschiebt.
Wie wird denn geschaffen aus dieser position?

Ich kann nix auf ewig verschieben, hab keine zeit.:D
Bei mir ist es ein mix: Meistens gehe ich nach intuition, bin recht schnell (es geht wie von selbst...) und hab auch den eindruck, dass da dennoch viel überblick da ist, selten gehts wie oben, lange (dann ist's, als ob mich was 'zurückhält'). War aber wirklich gut und die 'bedenkzeit' sehr hilfreich.

Pfuus guet rösli:)
 
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