Meinungsbildung - wie am besten?

S

Solis

Guest
Es ist zum Haareraufen mit der eigenen Meinung. Der eine meint dies so und der andere so. Wie sind sie nur auf ihre Meinungen gekommen? Was hat sie dazu bewegt, diese Meinung zu haben und nicht eine andere? In einem erfundenen Gespräch, wie es jederzeit und überall sein könnte, möchte ich das genauer darstellen:

Da lese ich in einem roten Magazin einen Artikel über ein politisches Thema, verstehe alles gut und schenke ihm Glauben. Dann höre ich von meinem Nachbarn über die gleiche Sache aber eine ganz andere Meinung.
Dann will ich ihm erzählen, was ich alles in dem Artikel gelesen habe, um ihn zu überzeugen, wie ich überzeugt wurde, aber ich finde keinerlei Zustimmung. Ja, es wird sogar noch schlimmer, mein Nachbar lehnt alles ab, was ich doch so sorgfältig gelesen habe, und er fängt langsam an, mit mir zu brüllen, je mehr ich sage.
Es stellt sich im Verlauf des immer hitziger werdenden Gesprächs heraus, dass mein Nachbar in einem anderen Magazin, das eine grüne Farbe hat, eine ganz andere Stellungnahme zu dem Thema gelesen hat. Wie ist er damit umgegangen? Genauso wie ich: Er hat den Artikel gelesen, hat es gut verstanden und wurde zu einem Verfechter.

Nach einigen Tagen glätten sich bei mir wieder die Wogen und ich bemerke, dass mein Nachbar das gleiche Recht hatte wie ich, dem Artikel Glauben zu schenken. Nur ist die große Frage, wer hatte jetzt Recht? Oder anders gefragt, wie sollte man mit einem Artikel, den man gelesen hat - oder was es auch immer sei -, umgehen? Wie sollte man mit den vielfältigen Informationen, die an uns durch verschiedene Wege der Medien, den Schulen, den Kirchen, den Wissenschaften usw. am besten umgehen?

Ich fasse das alles nun in einer großen Frage zusammen:

Wie bilde ich mir meine Meinung am besten?

Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht? Danke für die Antworten!
 
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Meinungsbildung ist ein nie endender Prozeß, das steckt schon im Wort drin : etwas bildet sich, von einem Ende ist im Wort selbst nicht die Rede.
Wenn ich jetzt mal die Euro-Krise als Beispiel nehme : es gibt sooo viele ´ Beteiligte ´ oder Betroffene, jedeR sieht es aus einem anderen Blickwinkel weil jeder selbstverständlich davon ausgeht : was bedeuted das für mich, wo liegen meine Vorteile, was muß ich verhindern.
Wahrheit bildet sich erst im Informations-Austausch, wo gibt es Übereinstimmungen, wo gibt es verschiedene Ansichten. So ich ich es verstehe bildet man sich seine Meinung am Besten mit offenen Augen und Ohren, aber schon das sieht sicher nicht jeder so ;-)
 
Dein Nachbar hatte nicht das Recht dich anzubrüllen .

Wenn du dir zu nem Thema eine Meinung gebildet hast dann musst du wahrscheinlich noch lernen zu dieser zu stehen und diese Notfalls auch verteidigen . Das ist in den seltensten Fällen leicht ^^


Meinungsbildung :

Wenn ich einen ARtikel lese dann kann dieser nicht meine Meinung sein
wenn ich ihn interessant finde dann such ich mir andere Artikel die darüber auch berichten sehe mir die Gegendarstellung an und erst dann wenn alles geprüft ist und verschiedene Artikel meiner Meinung entsprechen erst dann bildet sie sich : meine Meinung .

mfg
 
Dein Nachbar hatte nicht das Recht dich anzubrüllen.

und doch hat er es getan, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten. Vielleicht hatte er Angst, fühlte sich mißverstanden, ungehört, bedroht ?

Wenn du dir zu nem Thema eine Meinung gebildet hast dann musst du wahrscheinlich noch lernen zu dieser zu stehen und diese Notfalls auch verteidigen. Das ist in den seltensten Fällen leicht ... mfg

da stimme ich zu, aber kann man sich eine qualifizierte Meinung ausschließlich aus etwas nur Gelesenem bilden ? da finde ich praktische Erfahrungen überzeugender.
 
Meinungsbildung ist ein nie endender Prozeß, das steckt schon im Wort drin : etwas bildet sich, von einem Ende ist im Wort selbst nicht die Rede.

Ich überlege, welche Konsequenz das eigentlich hat, was du über den Begriff "Bildung" sagst. Da wird etwas gebaut oder gebildet. Aber ist dass wirklich ein fortdauernder Prozess? Kann die Bildung nicht auch irgendwann abgeschlossen sei? Die Vorstellung, immer lernen zu müssen und nie ausgelernt zu sein, würde uns ja gewissermaßen eine ewige Jugend schenken. Aber man muss doch auch einmal zu einem Schluss kommen können, oder?
 
Ein Problem ist, wenn man sich von etwas überzeugen lässt, ohne es selbst verstanden zu haben. Das sehe ich hier im Forum extrem oft; anstatt dass Diskussionen entstehen, wo einer Argumente bringt, die der andere behirnt und dann was zurückschreibt, ist es eher so: A sagt Meinung, B verlinkt ein Youtube-Video auf die Art "dieses Video hat mich überzeugt, also soll es dich auch überzeugen". Aber wenn man andere für sich argumentieren lässt, indem man seitenlange Links schickt und stundenlange Youtube-Videos verlinkt, zeigt das doch auch irgendwie, dass man sich mit seiner eigenen Position nicht genügend auseinander gesetzt hat - zumindest auf faktischer Ebene.
Ich finde weiters, dass die faktische Ebene absolut am meisten zählen sollte, zumindest bei Menschen die ein Fünkchen Verstand haben. Man kann ein faktisches Argument nicht vom Tisch wischen, nur weil man ein "Gefühl" hat, dass etwas anders sein sollte oder anders ist, aber ohne jegliche argumentative Grundlage.
 
Ich überlege, welche Konsequenz das eigentlich hat, was du über den Begriff "Bildung" sagst. Da wird etwas gebaut oder gebildet. Aber ist dass wirklich ein fortdauernder Prozess? Kann die Bildung nicht auch irgendwann abgeschlossen sei? Die Vorstellung, immer lernen zu müssen und nie ausgelernt zu sein, würde uns ja gewissermaßen eine ewige Jugend schenken. Aber man muss doch auch einmal zu einem Schluss kommen können, oder?
Es ist ein stetiges Lernen, und es hört auch nie auf, jedenfalls solange das Hirn funktioniert. Ich habe mir selbst auch Meinungen gebildet, wovon ich einen Grossteil dessen wieder verwerfen musste, weil sie nicht mehr meinem Weltbild entsprochen haben, das sich ja auch immer wieder ändern kann. Jede Meinung die ich mir bilde oder die mir gebildet werden zu scheint, unterziehe ich immer einer strengen Prüfung. Wenn ich mit jemanden diskutiere, und er sinnvolle und glaubwürdige Argumente vorbringt, die sich mit meinen nicht decken, überlege ich ob er nicht recht haben könnte, und unterziehe gleichzeitig auch seine Meinung einer Prüfung.
 
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Ein Problem ist, wenn man sich von etwas überzeugen lässt, ohne es selbst verstanden zu haben. Das sehe ich hier im Forum extrem oft; anstatt dass Diskussionen entstehen, wo einer Argumente bringt, die der andere behirnt und dann was zurückschreibt, ist es eher so: A sagt Meinung, B verlinkt ein Youtube-Video auf die Art "dieses Video hat mich überzeugt, also soll es dich auch überzeugen". Aber wenn man andere für sich argumentieren lässt, indem man seitenlange Links schickt und stundenlange Youtube-Videos verlinkt, zeigt das doch auch irgendwie, dass man sich mit seiner eigenen Position nicht genügend auseinander gesetzt hat - zumindest auf faktischer Ebene.

Da ich mir solche Verlinkungen gewöhnlich nicht ansehe, weil mir der Grund nicht geliefert wurde, sie mir anzusehen zu sollen, weiß ich nicht, inwiefern jene sich genügend auseinander gesetzt haben.
Mir scheint es jedenfalls ein Hinweis zu sein, einige Grundregeln in der Kommunikation zu missachten, wenn lediglich gesagt wird: Schaut mal hier, was haltet ihr davon? - Aber eine solche eher emotionale Reaktion kann durchaus ein Hinweis sein, das Thema in der Tat mehr emotional angegangen zu haben, was dem Motto obliegt: Es hat mich überzeugt, nun lasst euch auch überzeugen. - Das ist natürlich wenig geeignet, sich ernsthaft eine Meinung bilden zu können.
 
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