Ich find da jetzt aber nichts neues. Gibts doch alles schon
Ausbildung im Knast...gibt es doch schon...
...und auch studieren kann man von der Zelle aus...
Das ist schon richtig, eine Ausbildung machen oder sich weiterbilden kann man heute auch schon. Aber was bringt einem das wirklich. Man kommt raus und trägt den Makel >vorbestraft< mit sich herum, was die Chance, seine Ausbildung wirklich nutzen zu können auf ein Minimum reduziert. Und selbst wenn man einen toleranten und verständnisvollen Chef findet, der einen einstellt, so werden er und die Kollegen einen stets auf dem Kieker haben und wenn was schief läuft, steht der Vorbestrafte an erster Stelle der Verdächtigen, egal wie geläutert und ehrlich er inzwischen ist.
Oder er ist ein willkommenes Opfer für Kollegen oder vermeintliche Freunde die seine Vergangenheit ausnutzen um ihm was in die Schuhe zu schieben. Wer wird
so einem dann schon glauben, dass er diesmal unschuldig ist.
Der Exkriminelle ist also nun zwar wieder frei, aber es ist nur eine Pseudofreiheit, denn er bleibt ein Gefangener in einem Netz von Vorurteilen und Vorverurteilungen.
Wer will sich da noch über die hohe Rückfallrate von Kriminellen wundern.
Dieses Übel ist in meinem Modell von vornherein vom Tisch, denn dort läuft alles gaanz anders.
Ich habe bisher nur das Grundprinzip geschildert, weil das Gesamtkonstrukt viel zu komplex ist. Die Details müssen so nach und nach erarbeitet werden. Und die eine oder andere Vorstellung mag da durchaus mal naiv klingen, weil ich allein sicher nicht das ganze notwendige Wissen habe, um ein komplettes Weltverbesserungskonzept aufzustellen, oder auch nur, wie hier begonnen, zunächst mal unseren Strafvollzug zum Wohle aller zu reformieren.
Man müßte da so eine Art Businessplan aufstellen und ich glaube nicht, dass das so einfach ist, weil einer allein den dazu nötigen Gesamtüberblick gar nicht haben kann.
Und so heiße ich jeden hier willkommen, seine Ideen mit einzubringen.
Ich möchte mich auch gar nicht weiter damit aufhalten, die ganze Logistik, von der Grundsteinlegung bis zur endgültigen Fertigstellung und Inbetriebnahme eines solchen Knastes zu beleuchten, deshalb knüpfe ich nun mal an der oben beschriebenen Grundidee an.
Das Knastgelände ist, wie gesagt, von einer hohen, unüberwindlichen Mauer umgeben, aber innerhalb des Geländes können sich die Gefangenen frei bewegen. Es gibt keine Zellen, sondern jeder hat eine Art Ein-Zimmer Apartment und bestimmt selbst, wann er seine Tür verschließt.
Viele werden Schwierigkeiten haben, sich allein schon mit einem solchen Gedanken anzufreunden, weil eine solche Freiheit so ganz und gar nicht nach der Strafe oder Bestrafung aussieht, die so ein Verbrecher verdient hat.
Ich höre direkt, wie einige schreien..."ist die bescheuert oder was?!!!
Womit wir bei einem wichtigen Knackpunkt angekommen sind.
Der erste, vermutlich schwierigste, aber wohl auch wichtigste Schritt, wenn wir wirklich etwas zum Besseren verändern wollen ist, die eigene Denkstruktur vollkommen zu reformieren.
Unser ganzes Denken in Bezug auf unsere sog. Gesellschaft ist auf das Schuld/Sühne Prinzip ausgerichtet.
...ich habe für Täter null Verständnis,ohne jegliches Wenn und Aber.
Genauso denken viele Menschen.
Solange es uns aber nicht gelingt, uns von solchen Vergeltungsgedanken zu lösen, kommen wir kein Stück weiter, sondern bleiben in unserem Hamsterrad gefangen.
In meinem Gefängnismodell geht es nicht um das Schuld/Sühne, sondern um das Ursache/Wirkung Prinzip.
Es geht darum, dass wir alle begreifen, dass ein Dieb, ein Betrüger, ein Mörder nicht als solche geboren werden. Es geht um das auch hier diskutierte Thema Eigenverantwortung und zwar auch um die Eigenverantwortung der sog. Gesellschaft jedem einzelnen Mitbürger gegenüber.
Und wer ist die Gesellschaft? Jeder einzelne von uns ist die Gesellschaft. Es geht darum zu begreifen, dass jeder von uns mit seinem Handeln ein Stück dazu beiträgt, dass es überhaupt Diebe, Betrüger und Gewaltverbrecher gibt.
Auch wenn nun sicher einige schreien, "wieso iiich, was mach ich denn?! Ich sach keinem, dass er einen umbringen soll!
O.k. ich verleihe Euch, kraft meines königlichen Amtes
den Titel "Ausnahme" welche die Regel bestätigt
Unser ganzes System hat sich inzwischen so entwickelt, dass es die immer mehr um sich greifende Kriminalität, die, was zunehmend offenbar werdend, bis in die obersten Etagen unserer desolaten Gesellschaft reicht, geradezu herausfordert und schürt.
Da ist es schon fast anmnaßend, dass Leute, die durch unser System auf die schiefe Bahn getrieben werden, dafür auch noch bezahlen sollen und am Ende durch oft unzumutbare Knastverhältnisse, allein dafür büßen sollen.(Man bedenke auch Gewalt und Missbrauch unter den Gefangenen selbst. Irgendwo muss der Frust ja hin.Und in dieser Welt kommen eben nur die Harten in' Garten)
>Menschen die richten brauchen die Schuld der anderen. Sie ist für sie wie eine Versicherung gegen die eigenen Gefühle.<
Aus der Serie >Ein Engel auf Erden Ausspruch von Engel Jonathan
Selbstverständlich soll das nun kein Freibrief für kriminelle Handlungen sein. Es soll auch die Taten nicht mildern oder entschuldigen. Deshalb werden Täter ja auch in meinem Model nach wie vor weggesperrt.
Aber nicht um sie zu bestrafen, sondern um ihnen während ihres Knastaufenthaltes die Chance zu geben, sich selbst zu entdecken, ihrem eigenen Potenzial auf die Schliche zu kommen und in Ruhe und unbehelligt von Vorurteilen zurück und nach vorn zu schauen und Wege auszuprobieren ihre Begabungen und Talente effizient und konstruktiv zu nutzen und nochmal bei Null anzufangen.
Wer seine eigenen Talente kreativ ausleben kann, erlangt innere Zufriedenheit und braucht dann kein "Ventil" mehr um seinen Frust an anderen abzulassen.
Und dahin zu kommen ist das Ziel in meinem Knast.
Bevor ein Neuzugang nun sein künftiges Apartment beziehen und sich frei auf dem Gelände bewegen kann, ist nur eine Bedingung in Form einer kleinen Aufgabe zu erfüllen. Bis das erledigt ist, kommt er in Einzelhaft.
In der Zelle steht ein Schreibtisch mit Schreibmaterial. Die Aufgabe besteht darin, alles auzfzuschreiben, was ihn seiner Meinung nach zu dieser Tat getrieben hat und warum er glaubte nicht anders handeln zu können, und was für ein Leben er sich gewünscht hätte oder wie sein Leben seiner Meinung nach hätte verlaufen sollen, um diese Tat zu verhindern, bzw. die vermeintliche Notwendigkeit zu vermeiden.
Allein diese Auseinandersetzung mit sich selbst, um die er nicht herumnkommt, wenn er aus der Einzelhaft raus will, wird seinen Selbstfindungs- und Läuterungsprozess ein gutes Stück vorantreiben.
So, hier unterbreche ich erst mal, denn das wird hier schon wieder viel zu lang.
Wer will kann sich derweil ja mal mit der Frage auseinandersetzen, woran es liegen mag, dass sich Gewalt und Kriminalität in unserer Gesellschaft immer mehr ausbreiten.
Was treibt Menschen auf diese Bahn?
LG
emze