Meditation - Matthieu Riccard

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Matthieu Ricard schafft es kurz und prägnant zu erklären was Meditation ist.
Es handelt sich dabei nicht nur um eine kurze Übung die täglich an einem bestimmten Ort durchgeführt werden muss. Meditieren bedeutet für den Autor "sich damit vertraut zu machen, auf eine neue Art und Weise zu sein."

Meditation umfasst:

Kontemplation, Meditation über volle Bewußtheit, Geistesruhe (inklusive Überwindung von Hindernissen), Meditation über selbstlose Liebe, Einsicht und Anwendung im Alltag.
Es geht nicht um eine extreme Haltung (nichts tun, alles tun...), sondern es geht darum im Rahmen dieser Meditation (die das Leben immer mehr erfüllen kann) eine Haltung einzunehmen die der gespannten Seite eines Saiteninstrumentes (z.B. einer Gitarre) entspricht: "Weder zu stramm gespannt noch zu locker, dürfen Sie sein".

Kontemplation:
- der Wert der menschlichen Existenz (lebe den Augenblick so, als würdest du morgen sterben, versuche dankbar zu sein, für das was du hast)
- die Vergänglichkeit der Dinge (nichts ist von Dauer! --> an Dingen krampfhaft festzuhalten kann daher eher Schaden)
- Unterscheidung von nützlichen und schädlichen Handlungen (hierzu habe ich eine Frage, werde Sie unten stellen)
- der unbefriedigende Charakter der gewöhnlichen Welt (Mathieu Ricard meint eine Innerliche Wandlung wäre möglich und sich innerlich wahrhaft Zufrieden zu fühlen mit dem was man hat, wäre möglich indem wir "die wahren Ursachen des Leids von Grund auf beseitigen, während wir zugleich die Ursachen des wahren Glücks kultivieren.

Meditation über volle Bewußtheit:
- In der Gegenwart sein, also mit dem in Berührung sein was unmittelbar geschieht (Übung z.B. kontemplative Betrachtung, S. 67). Jedoch würde volle Bewußtheit nicht bedeuten keine Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen oder keine Zukunftspläne mehr zu schmieden, sondern eine Erfahrung die beides mit einschließen würde

Geistesruhe:
Es ginge darum den Geist erst einmal zu besänftigen und ihn dann zu trainieren "aufmerksam" zu sein. Es geht jedoch nicht um Kontrolle also Gedanken zu kontrollieren, das wäre wie einen Affen zu fesseln, es ginge eher darum den "Affen" frei zu lassen.
- Die Aufmerksamkeit auf die Atmung (z.B.) richten und diesen "beobachten" (S. 76-81). M.R gibt hier mehrere Empfehlungen wie wir das tun können (z.T. auch Kombinationen mit anderen Punkten).
- Den Geist auf ein Objekt richten (psychische Empfindung, Vorstellungsbild oder äußeres Objekt)
- Geistige Sammlung ohne Objekt
- Hindernisse überwinden (wie Zerstreutheit, mangelnde Ausdauer oder auch übertriebenes Bemühen)
Im Rahmen dieses Punktes gibt der Autor einige nützliche Hinweise wie: Wiederholung, nicht Haften an bestimmten meditativen Erfahrungen, Vorsicht vor Identifikation mit emotionalen Zuständen während der Meditation...)
- Die zunehmende Entwicklung von Geistesruhe, vergleicht der Autor mit einem Wasserfall, der in einen Wildbach übergeht und letztendlich dem Ocean als Symbol der vollkommenen Ruhe (das Resultat von viel Training).
 
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Fortsetzung:

Meditation über selbstlose Liebe
Wenn wir das Wohl der anderen bewirken, profitieren wir selbst davon.

- Liebe (Der Wunsch es möge allen Lebewesen gelingen sich vom Leid und seinen Ursachen zu befreien, also sich zu befreien von Hass, Egoismus, starrer Begierde, Unwissenheit u.a. Auch hier wird dieser Wunsch zuerst in Form einer Übung (sozusagen im Trockenen) trainiert.
- Mitgefühl
- sich am Glück der anderen erfreuen (die Fähigkeit sich an den positiven Seiten der anderen zu erfreuen, wäre ein Mittel sich nicht entmutigen zu lassen, "um nicht in Gefahr zu geraten, die Welt und die Mitmenschen aus einem Blickwinkel zu betrachten, aus dem alles düster und hoffnungslos erscheint."
- Unparteilichkeit (der Wunsch alle Wesen sollten frei vom Leid sein sollte nicht von unseren persönlichen Vorlieben abhängen, noch von der Art und Weise wie andere uns behandeln...)
- Verbindung dieser Vier Meditationen (z.B. beginnen über die selbstlose Liebe zu meditieren, dann Übergang zur Meditation der Unparteilichkeit, sich am Glück der anderen erfreuen und Abschluss durch Kontemplation der wechselseitigen Abhängigkeit der Dinge).
- Austausch mit anderen (zuhören, verstehen nicht sofort verurteilen, sondern nachvollziehen, mitfühlen).

körperlicher und geistiger Schmerz lindern

Den Schmerz im vollen Bewusstsein zu beobachten ihn anzunehmen ohne ihn zu deuten und ihm dann allmählich Liebe und Mitgefühl zu schenken. (

Einsicht
- die Wirklichkeit besser verstehen (der dynamische Strom wechselseitiger voneinander abhängiger Geschehnisse)
- mit Gedanken und Gefühlen umgehen (erste Methode: Anwendung von Gegenmittel Bsp.: je mehr Güte wir entwickeln desto weniger Raum bliebt für die Missgunst; zweite Methode: Verlangen erkennen: "Das Verlangen kann uns zu konstruktiven Handeln" anregen. M.R. schlägt bei jenem Verlangen welches eher (langfristig) ungünstige Folgen hat, wie folgt vorzugehen:
a) Da das Verlangen einen Dringlichkeitsaspekt hat (es möchte sofortige Befriedigung erfahren) beruhigen wir es zunächst indem wir unsere Aufmerksamkeit auf den Atem richten.
b) die Vorstellung wie frei wir ohne das Verlangen wären, wie sehr es uns einschränkt
c) zunächst die Vorzüge, dann die unangenehmen Seiten des Objektes der Begierde bewusst machen
- auf der Suche nach dem Ich
- Meditation über die Natur des Geistes
d) dann den Geist ganz entspannen, "im Frieden der vollen Bewusstheit ruhen" lassen.
Bei Wut wäre das Entgegengesetzte: Liebe und Mitgefühl. Dies würde man durch folgende Übung erreichen: Dem Wunsch alle Lebewesen mögen frei sein von der Fixierung, der Identifikation, Projektionen, Gier, Verachtung, übermäßiger Stolz ....
- Auf der Suche nach dem ICH ("Das Ich kann uns lediglich zu einem erkünstelten Selbstvertrauen verhalfen, das auf tönernen Füßen steht: ..."
"Die Abkehr von dieser Fixierung auf das Ich und die Loslösung aus der Identifikation mit ihm verschaffen uns enorme innere Freiheit - Freiheit, die es uns gestattet, jede Begegnung mit anderen, überhaupt jede Situation authentisch, wohlwollend, beherzt und gelassen anzugehen. Da wir nichts gewinnen oder zu verlieren haben, sind wir frei, alles zu geben und alles zu bekommen." (S.163)
 
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Übung: "Wir lassen den Geist sich selbst beobachten." Wir suchen hier nach etwas, was dem Geist Substanzialität verleiht, wenn wir jedoch nichts finden "verweilen wir einige Augenblicke in diesem "Ungefundenen". Es wird dem Leser vermittelt, dass wenn er seine Gedanken beobachten kann, dass die Spanne zwischen den Gedanken sich ggf. vergrößert und sozusagen zwischen den Gedanken ein Zustand des Gewahrseins entsteht. "Frei von Vorstellungen ruhen wir eine Weile in diesem Zustand natürlicher Einfachheit. (S. 166)

Die Früchte unserer Bemühungen dem Wohl aller Wesen widmen


Es geht hier darum eine "Brücke" zwischen Meditationspraxis und Alltag zu bauen.
Durch einfache "wohlwollende Handlungen, Worte und Gedanken" begleitet von dem Wunsch z.B. dass das Leid aller Lebewesen über kurz oder lang gelindert wird ... Durch diesen Wunsch könne "erst die konstruktive Energie, die durch Meditation und positive Handlungen hervorgebracht wurde, Bestand haben".

Meditation und Alltag miteinander verknüpfen

Der Autor räumt ein, dass es zunächst schwierig ist in allen Lebenslagen eine "meditative Haltung" einzunehmen, das ginge nicht, doch daher wäre die Übung so wichtig und die regelmäßige Übung würde zu einer größeren Gelassenheit führen, jedoch nicht zu einer Gleichgültigkeit. Die Grundlage auf der wir die Zukunft aufbauen könnten wäre dann eher eine "selbstlose Motivation und Zuversicht".
 
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