Mahabharata

Mahabharat 3. Buch Kapitel 85-4

Die Tirthas Prayaga, Pratisthana, Kamvala, Ashwatara und Bhagabat sind die Opferplattformen des Schöpfers (des zweiten Teil der Schöpfung) (Brahmaa). Hier verehren die Veden und Opfer in ihrer verkörperten Form und auch die an Askese reichen Rishis Brahmaa (das erste bedingte Lebewesen in diesem Universum), wie auch die Götter und Herrscher der Territorien ihre Opfer zelebrieren. Die Gelehrten sagen, daß von all diesen Tirthas Prayag die heiligste und sogar die vorzüglichste in den drei Welten ist. Wer zu ihr pilgert, ihr Loblied singt oder ein wenig Erde von ihr aufnimmt wird von jeder Sünde gereinigt.

Und wer in dieser gefeierten Mündung ein Bad nimmt, erlangt den Verdienst von Rajasuya und Pferdeopfer zugleich. Diesen Opferplatz ehren die Götter besonders, so daß eine geringe Gabe an diesem Ort sich tausendfach vergrößert. Oh Kind, mögen weder theoretische Schriften noch die Meinungen der Menschen deinen Geist vom Wunsche abbringen, in Prayag sterben zu wollen. Man sagt, daß sechshundert Millionen und zehntausend Tirthas in Prayag existieren.

Wer im Zusammenfluß von Ganga und Yamuna badet, erhält den Verdienst, der am vierfachen Wissen und an der Wahrheit hängt. In Prayag gibt es die hervorragende Tirtha von Vasuki namens Bhogabati, die den Verdienst eines Pferdeopfers schenkt. Ramaprapatana in der Ganga gewährt den Verdienst von zehn Pferdeopfern. Wer auch immer in die Ganga eintaucht, der gewinnt denselben Verdienst, als ob er nach Kurukshetra pilgern würde. Zugunsten Kanakhala jedoch gibt es eine Ausnahme, wobei der Verdienst bezüglich Prayag der Größte ist. Wer hundert Sünden begangen hat, verbrennt alle seine Sünden mit einem Bad in der Ganga, wie ölgetränkte Baumwolle vom Feuer verbrannt wird.

Man sagt, daß im Satya Yuga alle Tirthas heilig waren, während im Treta Yuga Pushkar allein geheiligt war, im Dwapara Yuga Kurukshetra und im Kali Yuga einzig allein die Ganga. In Pushkar sollte man Enthaltsamkeit üben, und in Mahalya sollte man geben. In den Malaya Bergen sollte man den Scheiterhaufen besteigen und in Bhrigutunga seinem Körper entsagen, in dem man die Nahrung aufgibt.

Ein Bad in Pushkar, Kurukshetra, Ganga und dem Zusammenfluß (von Ganga und Yamuna) heiligt das eigene Geschlecht bis ins siebte Glied in beide Richtungen. Wer den Namen der Ganga rezitiert, wird gereinigt. Wer sie betrachtet, erhält Wohlstand. Wer in ihr badet und ihr Wasser trinkt, heiligt seine Familie für sieben Generationen. So lang die eigenen Knochen in Verbindung mit der Ganga bleiben, so lange verweilt man im Himmel, genauso wie man im Himmel weilt, wenn man sich durch fromme Pilgerreisen zu heiligen Orten Verdienst gewonnen hat.

Keine Tirtha gleicht der Ganga. Kein Gott gleicht Keshava (Krishna der Zerstörer von Keshi).
Und niemand ist höher gestellt als die Brahmanen. Dies hat sogar der Große Vater (Brahmaa) gesagt. Das Gebiet, durch welches die Ganga fließt, sollte als fromme Einsiedelei betrachtet werden, und jeder Flecken an ihrem Ufer kann der Erlangung asketischen Erfolgs dienen.
 
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Mahabharat 3. Buch Kapitel 85-5

Diese wahrhafte Beschreibung (der Tirthas) sollte man nur den Zweifachgeborenen, den Frommen, seinen Söhnen, Freunden, Schülern und Untertanen erzählen. Die Aufzählung ist heilig, gesegnet und ohnegleichen und führt in den Himmel (paradiesische Welte. ober der Erde, aber nicht jenseits des materiellen Universums - wo die spirituelle Welten sind).

Tika:
Die Natur der spirituellen Welten ist Reine Tugend – shuddha sattva,
und die Natur der materiellen Welte ist von der Illusorischen Energie - Maya vorherrscht durch
1. Tugend über die paradiesischen Welten, die ober der Erde liegen (der „Himmel“)
2. Leidenschaft
über
die irdische Planeten
3. Unwissenheit über die paradiesische Welten, die unter der Erde liegen, wo die Asura-Götter wie Daytias und Danavas leben.

In diesem Zusammenhang werden die Worte des Schöpfers innerhalb eines Universums - Brahmaa,
wo die zweite Teil der Schöpfung stattfindet,
in Srimat Bhagavatam (Bhagavat Puran) Kanto 3, Kapitel 3 zitiert

brahmovāca
mānasā me sutā yuṣmat- pūrvajāḥ sanakādayaḥ
cerur vihāyasā lokāl lokeṣu vigata-spṛhāḥ 10
ta ekadā bhagavato vaikuṇṭhasyāmalātmanaḥ
yayur vaikuṇṭha-nilayaḿ sarva-loka-namaskṛtam
vasanti yatra puruṣāḥ sarve vaikuṇṭha-mūrtayaḥ
ye 'nimitta-nimittena dharmeṇārādhayan harim
yatra naiḥśreyasaḿ nāma vanaḿ kāma-dughair drumaiḥ
sarvartu-śrībhir vibhrājat kaivalyam iva mūrtimat 16
sa-lalanāś caritāni śaśvad gāyanti yatra śamala kṣapaṇāni bhartuḥ
antar-jale 'nuvikasan-madhu-mādhavīnāḿ gandhena khaṇḍita-dhiyo 'py anilaḿ kṣipantaḥ
pārāvatānyabhṛta-sārasa-cakravāka dātyūha-haḿsa-śuka-tittiri-barhiṇāḿ yaḥ
kolāhalo viramate 'cira-mātram uccair bhṛńgādhipe hari-kathām iva gāyamāne
mandāra-kunda-kurabotpala-campakārṇa-
punnāga-nāga-bakulāmbuja-pārijātāḥ
gandhe 'rcite tulasikābharaṇena tasyā
yasmiḿs tapaḥ sumanaso bahu mānayanti 19


Brahmā (der Schöpfer innerhalb eines Universums) sagte - brahmā uvāca
Die Söhne, die vor euch aus meinem Geist geboren sind - sutāḥ pūrva-jāḥ yuṣmat mānasāḥ me
Geführt von Sanak reisten ohne einen materiellen Wunsch - sanaka-ādayaḥ vigata-spṛhāḥ
in verschiedenen Himmeln (Paradiesische Welten die über der Erde liegen) - vihāyasā ceruḥ
zu verschieden Gebiete und Völker, - lokān lokeṣu

Einmal (vor lange Zeit) gingen sie in der spirituellen Welt, Vaikuṇṭha genannt - ekadā te yayuḥ vaikuṇṭha-nilayam
Wo alle Residenten, reine Seelen sind (nicht durch das Falsche Ego bedeckt, siehe Die Seele und die 8 materielle Einteilungen
welches durch die drei Gunas: Tugend (sattva), Leidenschaft (Raja) und Ignoranz (Tama) gefärbt ist) - sarva-loka amala-ātmanaḥ
und den Transzendentalen Herrn, der spirituellen Welt Vaikuntha lobpreisen - namaskṛtam bhagavataḥ vaikuṇṭhasya.

Alle Persönlichkeiten, die dort leben - sarve puruṣāḥ vasanti yatra
Haben Formen die spezifisch der spirituellen Welt Vaikuṇṭha sind - ye vaikuṇṭha-mūrtayaḥ
Ohne den Wunsch ihre eigene Sinne zu befriedigen - animitta
sind sie von den eigenen (wahre) Natur gelenkt (welche dem Reinen Tugend - shuddha sattva - entspricht) - nimittena dharmeṇa
den Höchsten Herrn Hari (Derjenige welcher die Geweihten beschützt) zu preisen - ārādhayan harim

Da (in der spirituellen Welt - Vaikuntha) die Formen sind absolut und die Namen sind glückverheißend - yatra mūrtimat kaivalyam nāma naiḥśreyasam
alle Wälder sind aus Bäumen, welche die Wünsche (eines jeden) erfüllen - sarva vanam drumaiḥ kāma-dughaiḥ
und in allen Jahreszeiten sind mit Blumen und Früchte geschmückt - iva ṛtu śrībhiḥ vibhrājat
vaimānikāḥ

Da (in der spirituellen Welt - Vaikuntha) sind sie und ihre Frauen - yatra sa-lalanāḥ
obwohl mit untreue Geister - api dhiyaḥ khaṇḍita
ewig in der Lobpreisung des Erhalters - śaśvat caritāni gāyanti bhartu
dessen (Lobpreisung in der materiellen Welt) die unglückverheißende Eigenschaften zerstören - kṣapaṇāni śamala
Aus ihren Flugobjekten streuen sie geknospten und duftende mādhavī Blumen - vaimānikāḥ kṣipantaḥ anuvikasat madhu gandhena mādhavīnām
welche durch süße Brisen am Ufer der Seen getragen sind - anilam antaḥ-jale

Tika:
Die Frauen haben „untreue Geister“, weil sie immer am Transzendentalen Herr Narayan denken und nicht an ihren Männer.
 
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Mahabharat 3. Buch Kapitel 85-6

Diese wahrhafte Beschreibung (der Tirthas) sollte man nur den Zweifachgeborenen, den Frommen, seinen Söhnen, Freunden, Schülern und Untertanen erzählen. Die Aufzählung ist heilig, gesegnet und ohnegleichen und führt in den Himmel. Sie reinigt und gibt Verdienst und hohen Wert. Sie ist ein Geheimnis, welches vor Sünde schützt und von den großen Rishis sorgfältig bewahrt wird. Wer sie inmitten von Brahmanen aufsagt, wird von allen Sünden gereinigt und steigt in den Himmel auf (siehe Paradiesische Welten).

Die Beschreibung der Tirthas ist glücksverheißend und bezwingt die Feinde. Sie ist die Beste aller Beschreibungen, denn sie schärft den Intellekt. Wenn der Sohnlose sie liest, bekommt er einen Sohn,
der Arme gelangt zu Reichtum,
der Edle aus königlichem Hause erobert die ganze Erde,
der Vaisya wird wohlhabend,
der Shudra erlangt die Erfüllung all seiner Wünsche,
und der Brahmane überquert den Ozean (der Welten).

Wer täglich den Verdiensten der verschiedenen Tirthas lauscht, nachdem er sich gereinigt hat,
der erinnert sich schließlich an viele frühere Geburten und erfreut sich am Himmel.

Von den Tirthas, die ich dir aufgezählt habe, sind manche einfach und andere schwer zu erreichen. Doch wen der Wunsch inspiriert, alle Tirthas zu sehen, der sollte in Gedanken reisen. Die Vasus, Siddhas, Adityas, Maruts, Aswins und die himmlischen Rishis haben alle in diesen Tirthas gebadet, um sich Verdienst zu gewinnen. Und so folge auch du den Traditionen, wie ich sie dir beschrieben habe, und pilgere mit gezähmten Sinnen zu diesen Tirthas, um deinen Verdienst zu vergrößern, oh du mit den hervorragenden Gelübden.

Fromme und gelehrte Menschen sind in der Lage, die Tirthas zu sehen, denn sie haben ihre Sinne gereinigt, vertrauen an die Gottheit und sind mit den Veden vertraut.
Wer keinen Gelübden folgt,
seine Seele nicht unter Kontrolle hat,
unrein oder ein Dieb ist und einen hinterhältigen Geist hat
badet nicht in Tirthas.

Doch du, oh Kaurava, achtest die Tugend und hast einen reinen Charakter. Mit deiner Tugend hast du schon Vater, Großvater und Urgroßvater erfreut, sowie die Götter und Rishis mit Brahma an ihrer Spitze. Du gleichst Vasava, wirst ewigen Ruhm auf Erden gewinnen und in die himmlischen Bereiche der Vasus eingehen.

Narada fuhr fort:
So sprach der ruhmreiche Rishi Pulastya (einer der ersten 10 Söhne Brahmas) voller Freude zu Bhishma, verabschiedete sich dann höchst zufrieden und verschwand. Und Bhishma, dieser Tiger unter den Männern, verstand sehr wohl die wahre Bedeutung der Shastren und pilgerte über die Erde, den Worten Pulastyas folgend. In der Tirtha Prayaga, welche alle Sünden vernichten kann, beendete er seine höchst verdienstvolle Pilgerreise.

Der Mensch, der nach diesen Anweisungen die Erde durchwandert, erhält die besten Früchte von hundert Pferdeopfern und hernach Erlösung. Auch du, oh Sohn der Pritha, wirst dir damit achtfachen Verdienst gewinnen, gerade wie Bhishma ihn einst gewann. Und wenn du diese Asketen zu den Tirthas führst, wird dein Verdienst sogar noch größer sein. Denn in den Tirthas wimmelt es von Rakshasas und niemand außer dir kann dorthin pilgern.

Wer sich zeitig erhebt und die heilige Aufzählung des himmlischen Pulastya rezitiert, wird von allen Sünden befreit. Die besten Rishis wie Valmiki, Kasyapa, Atreya, Kundajathara, Vishvamitra, Gautama, Asita, Devala, Markandeya, Galava, Bharadvaja und Vasishta, auch Uddalaka, Saunaka und sein Sohn, Vyasa, Durvasa und der enthaltsame Javali erwarten dich. Begegne ihnen, oh mächtiger König, indem du Tirthas besuchst. Ein großer Rishi mit unermeßlicher Energie, Lomasa mit Namen, wird zu dir kommen. Folge ihm und mir, und besuche eine Tirtha nach der anderen, oh Tugendhafter.

Damit wirst du wie König Mahabhisha großen Ruhm gewinnen. Du wirst wie der tugendhafte Yayati, siehe
Das Gespräch zwischen Indra und Yayati
Indra wirft Yayati aus dem Himmel
Disput zwischen Yayati und Ashtaka
und König Pururavas in Reinheit erstrahlen. Unter den Königen wirst du sonnengleich glänzen wie Bhagirathi und der ruhmreiche Raam. Und du wirst in der Welt berühmt sein, oh großer König, wie Manu, Ikshvaku, der berühmte Puru und Vainya. Und wie der Vernichter von Vritra vor langer, langer Zeit alle seine Feinde schlug und nun die drei Welten mit sorglosem Geist regiert, so wirst du über deine Untertanen herrschen, nachdem du all deine Feinde besiegt hast. Denn wenn du die Erde gemäß den Bräuchen deiner Kaste beherrschst, oh Lotusäugiger, wirst du aufgrund deiner Tugend Ruhm ernten wie Karttaviryaryuna.

Und Vaisampayana fuhr fort:
Oh großer König, so beruhigte der ruhmreiche Rishi Narada den Monarchen, bat um seinen Abschied und ging wieder seiner Wege. Yudhishthira dachte über das Thema sorgfältig nach und berichtete den ihn begleitenden Asketen vom Verdienst, der an Tirthas gebunden ist.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 86

Yudhishthira spricht zu Dhaumya über Arjuna

Vaisampayana fuhr fort: Yudhishthir wußte nun um die Meinung des klugen Narad, befragte auch seine Brüder und wandte sich dann an Dhaumya, der dem Großen Vater selbst glich:
Um Waffen zu erlangen, habe ich Jishnu (Arjuna), diesen Tiger unter den Männern fortgesandt, ... der Held ist mir zugetan, ergeben, äußerst fähig und waffengeübt, wie der hohe Vasudev (Krishna) selbst. Ich kenne beide, Krishna und Arjuna, diese Vernichter von Feinden mit ihrer heldenhaften Kraft, genau wie der mächtige Vyasa sie kennt.

Ich weiß, daß Vasudev und Dhananjaya (Arjuna) niemand anders sind, als Vishnu selbst. Auch Narad weiß es und hat es mir gesagt. Ich erkenne sie als die Rishis Nara und Narayana. Und weil ich um dies und seine Fähigkeiten weiß, habe ich meinen Bruder auf diese Mission gesandt. Er ist Indra nicht unterlegen und völlig geeignet. Deshalb habe ich den Sohn eines Gottes ausgeschickt, um vor den Herrn der Himmlischen (Indra alias Iehova) zu treten und ihn um Waffen zu bitten...

Nur die große Wolke Arjuna mit dem helfenden Krishna als mächtigem Sturm kann mit himmlischen Waffen wie mit schrecklichen Blitzen die lodernde Flamme Karna löschen, mit seinen weißen Pferden, als segelnde Kraniche im Wind, dem unerträglichen Gandiva als Regenbogen und seinen Pfeilen als Regenschauer, die er mit unermüdlicher Standhaftigkeit entlassen wird.

Mein Bruder Arjuna, wird ganz gewiß erfolgreich sein und von Indra alle himmlischen Waffen voller Leben und Größe erlangen. Nur er ist dazu in der Lage, so meine ich. Sonst wird es für uns unmöglich, alle unsere Feinde zu schlagen, welche in all ihren Plänen so erfolgreich waren. Wir werden Arjuna wieder sehen, und er wird all die himmlischen Waffen tragen, und nach Vollendung seiner Aufgabe nicht unter ihrem Gewicht schwanken. Doch ohne diesen Helden, diesen Besten der Männer, können weder wir Brüder noch Draupadi ruhig in Kamyaka verweilen.

Oh nenne uns einen anderen Wald, der heilig und angenehm ist, der viele Früchte und Nahrung bietet und von frommen Menschen bewohnt wird. Dort mögen wir einige Zeit verbringen und auf den kriegerischen und heldenhaften Arjuna warten, wie ein Chataka auf die Regenwolken wartet (ein Vogel, der mit aufgerichtetem Schnabel fallende Regentropfen trinkt, und dessen Ruf den Worten „ein klarer Wassertropfen“ auf Sanskrit ähnelt). Oh erzähle uns von Einsiedeleien der Zweifachgeborenen, und von Teichen und Strömen und schönen Bergen. Oh Brahmane, ohne Arjuna mag niemand von uns hierbleiben. Wir möchten woanders hingehen.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 87

Dhaumya erzählt von den Tirthas im Osten

Vaisampayana fuhr fort:
Da sprach Dhaumya beruhigend auf die von Sorgen geplagten und niedergeschlagenen Pandavas ein:
Oh Bullen des Bharata Geschlechts, hört mir zu, und ich erzähle euch von einigen heiligen Einsiedeleien, Rückzugsorten, Tirthas und Bergen, welche die Brahmanen loben. Höre oh König, höre auch du, Tochter von Drupada, und ihr Brüder, denn es wird euch von eurem Kummer befreien. Schon wenn ihr von diesen Orten hört, wird es euch Verdienst bringen. Und wenn ihr sie besucht, gewinnt ihr euch hundertfachen Verdienst, oh bester Mann. So laß mich zuerst vom schönen Osten des Landes erzählen, sofern ich mich erinnere, denn diese Gegend wird von den königlichen Rishis höchst geachtet.

Dort liegt ein Ort namens Naimisha, von den Himmlischen geliebt. Es gibt in dieser Gegend viele heilige Tirthas, die zu verschiedenen Göttern gehören. Dort fließt auch die geheiligte und schöne Gomati, die von den himmlischen Rishis verehrt wird. Man findet dort den Opferplatz der Götter und den Opferpfahl von Surya. In dieser Gegend befindet sich auch dieser Beste aller Berge, der heilige und hochgeachtete Gaya. Auf ihm befindet sich der glücksverheißende See Brahmasara, den die himmlischen Rishis ehren.

Die Alten sagen, man möge viele Söhne bekommen, so daß wenigstens einer unter ihnen
Gaya besuchen kann, ein Pferdeopfer feiern oder einen Nila Bullen verschenken,
denn damit errettet man seine Familie für zehn Generationen in Vergangenheit und Zukunft.

Es gibt auch diesen großen Fluß und einen Ort namens Gayashira, wo ein Banian Baum wächst, den die Brahmanen ewig heißen.
Denn wer hier seinen Ahnen Nahrung opfert, versorgt sie in Ewigkeit mit Nahrung. In der Nähe fließt der große Strom Phalgu, dessen Wasser höchst heilig sind. Dort findet man auch die Kausiki, deren Wasserstellen mit reichen Früchten und Wurzeln gesegnet sind, und wo der askesereiche Vishvamitra die Brahmanenschaft erlangte.

Weiter östlich strömt die heilige Ganga, an deren Ufer Bhagiratha viele Opfer mit reichen Geschenken zelebrierte. Es wird gesagt, daß es im Land der Panchala einen Wald namens Utpala gibt, wo Vishvamitra aus dem Geschlecht des Kushika mit seinen Söhnen viele Opfer durchführte. Und als Raam, der Sohn des Jamadagni, die Relikte von Vishvamitras übermenschlichen Kräften sah, rezitierte er die Lobgesänge seiner Ahnen. In Kamyaka trank Kushikas Sohn mit Indra Soma Saft. Danach verließ er die Kaste der Kshatriyas und sprach: „Ich bin ein Brahmane.“

In dieser Himmelsrichtung, oh Held, liegt auch der geheiligte Zusammenfluß von Ganga und Yamuna, der in aller Welt gefeiert wird. Diese Tirtha ist heilig und vernichtet Sünden, so daß die Rishis sie sehr achten. Hier richtete die Seele aller Dinge, der Große Vater (Brahmaa), vor langer, langer Zeit seine Opfer aus, und seither wird der Ort Prayag (Opferplatz) genannt. In dieser Richtung liegt auch die wunderbare Einsiedelei Agastyas und der von vielen Asketen bewohnte Wald Tapasa.

Hier liegen die große Tirtha Hiranyavinda auf den Kalanjara Bergen und der nach Agastya benannte schöne, glücksverheißende und heilige Berg. Der Berg Mahendra befindet sich ebenfalls hier, der dem ruhmreichen Raam aus dem Geschlecht des Bhrigu heilig ist. Der Große Vater führte in dieser Gegend einst viele Opfer durch. Die heilige Bhagirathi fließt in den See (Manikarnika) und auch der heilige Fluß mit dem Namen des segenspendenden Brahmashala, an dessen Ufern Menschen leben, die ihre Sünden abgewaschen haben, und deren Anblick allein schon Verdienst spendet.

Weiter in diese Richtung liegt die vorzügliche Einsiedelei des hochbeseelten Matanga, welche Kedara genannt wird, und die heilig, glücksverheißend und in der Welt gefeiert wird. Auch der Berg Kundoda ist hier zu finden, der so entzückend ist und reich an Früchten, Wurzeln und reinem Wasser. Hier löschte einst Nala, der König der Nishadas seinen Durst und ruhte sich für eine Weile aus. In dieser Gegend befindet sich der malerische Devavana, welcher mit Asketen geziert ist. Die Flüsse Vahuda und Nanda strömen an der Flanke des Berges. So habe ich dir alle Tirthas und heiligen Orte des Ostens genannt, oh mächtiger König. Höre nun die heiligen Tirthas, Flüsse, Berge und geheiligten Orte in den anderen drei Himmelsrichtungen.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 88

Die Tirthas im Süden

Dhaumya fuhr fort:
So laß mich dir nun von den mir bekannten, heiligen Tirthas im Süden berichten. In dieser Richtung liegt der geheiligte und glücksverheißende Fluß Godavari, der reich an Wasser, Hainen und Asketen ist. Die Flüsse Vena und Bhima-rathi sind beide in der Lage, sowohl Ängste als auch Sünden zu zerstreuen. Ihre Umgebung ist voller Vögel und Rehe und mit den Heimstätten von Asketen geschmückt.

Die entzückende und wasserreiche Tirtha des königlichen Asketen Nriga liegt am Strom Payoshni und wird oft von Brahmanen besucht. Hier sang der ruhmreiche Markandeya mit dem großen asketischen Verdienst das Loblied von König Nrigas Geschlecht in schönen Versen. Wir haben vernommen, daß das Opfer des Königs Nigra tatsächlich stattfand und zwar in der wunderschönen Tirtha Varahana am Ufer der Payoshni. In diesem Opfer trank Indra soviel Soma Saft, daß er ganz benommen war, und die Brahmanen waren ebenso trunken von den vielen Reichtümern, die sie geschenkt bekamen. Das Wasser der Payoshni kann einen Menschen von jeder Sünde reinigen, die er bis zu seinem Tode begehen mag, sei es, man schöpft das Wasser, es fließt über den Boden oder es wird vom Wind zerstäubt.

Es gibt hier ein Bild von Mahadeva, welches rein und höher als der Himmel selbst ist, und vom Träger des Dreizacks erschaffen und übergeben wurde. Der Sterbliche, der dieses Bild schaut, geht in die Bereiche Shivas ein. Würde man die Ganga und alle anderen Flüsse und ihre Wasser auf einer Skala miteinander vergleichen, dann steht für mich die Payoshni bezüglich ihres Verdienstes über allen anderen.

Auf dem Berg Varunasrotasa gibt es den heiligen und glücksbringenden Wald von Mathara, der neben vielen Früchten und Wurzeln auch einen Opferpfahl birgt. Es wird gesagt, daß es in der Gegend nördlich von Praveni und nahe der heiligen Einsiedelei des Kanwa viele Laubhütten von Asketen gibt.
An der Tirtha Surparaka gibt es zwei Opfertribünen des ruhmreichen Jamadagni, welche Pashana und Punaschandra heißen.

Die Tirtha Ashoka ist voller Laubhütten nebst ihrer asketischen Bewohner. Die Tirthas Agastya und Varuna liegen im Land der Pandyas. Dort gibt es auch die Tirtha namens Kumaris. Und nun erzähle ich dir, oh Sohn der Kunti, von Tamraparni. In dieser Einsiedelei unterwarfen sich die Götter schwerer Buße, denn sie strebten nach Erlösung. Der segenspendende See Gokarna ist in allen drei Welten berühmt, heilig, voll kühlen Wassers und äußerst glücksverheißend. Doch für Menschen mit unreinen Seelen ist er extrem schwer zugänglich.

Nahebei ist die heilige Einsiedelei eines Schülers von Agastya am Berge Devasabha, der voller Bäume und Gras, Früchte und Wurzeln ist. Dort ist auch der Vaidurya Berg, der malerisch und reich an Edelsteinen ist und großen Verdienst verleihen kann. Auf ihm befindet sich die mit viel Nahrung ausgestattete Einsiedelei von Agastya selbst. Nun höre von den heiligen Plätzen, Einsiedeleien, Flüssen und Seen im Surashtra Lande, oh Herr der Menschen.

Die Brahmanen sagen, daß Chamasodvedana und Prabhasa am Ufer des Ozeans liegen und von den Göttern sehr geachtet werden. Pindaraka wird von den Asketen gern besucht und kann viel Verdienst verleihen. Der gewaltige Berg Ujjayanta führt zu schnellem Erfolg, und dazu hat der himmlische Rishi Narada mit großer Klugheit einst einen alten Vers gesungen. Höre ihn, oh Yudhishthir: Wer inmitten der vielen Tiere auf dem heiligen Berge Ujjayanta in Surashtra Buße übt, wird im Himmel geachtet.

Dwaravati kann viel Verdienst gewähren, denn hier lebt der Vernichter des Madhu, der Uralte in verkörperter Form, die ewige Tugend. Die in den Veden gelehrten Brahmanen und alle Menschen, die in Philosophie bewandert sind, sagen, daß der ruhmreiche Krishna die ewige Tugend ist. Von Govinda wird gesagt, daß er das reinste aller reinen Dinge ist, der Gerechteste unter den Gerechten und der Glücksverheißende unter allen Glücksbringern. Er ist in allen drei Welten. Dieser Lotusäugige ist der Gott der Götter. Er ist ewig und die reine Seele. Er ist das aktive Prinzip des Lebens. Er ist das Höchste Brahma und der Herr von allem. Hier lebt der Vernichter von Madhu, Hari mit der unbeschreibbaren Seele.
 
Mahabharat 3.89

Die Tirthas im Westen

Dhaumya fuhr fort: Nun werde ich dir von den heiligen Orten im Westen, im Lande Anarttas (oder Avantis) erzählen, die in der Lage sind, Verdienst zu schaffen. Oh Bharata, gen Westen fließt der geheiligte Fluß Narmada, den Priyangu und Mango Bäume zieren und der von dichtem Schilf umkränzt wird. Alle Tirthas und heiligen Plätze, Flüsse, Wälder und Berge in den drei Welten, alle Götter mit dem Großen Vater (Brahmaa), die Siddhas, Rishis und Charanas kommen immer zu den heiligen Wassern der Narmada, um hier zu baden. Es wurde von uns vernommen, daß die wunderbare Einsiedelei des Muni Vishrava einst hier war und daß der Herr der Schätze, Kuvera, hier geboren wurde, der heute Menschen als seine Fahrzeuge hat.

Der Beste der Berge, der heilige und glücksverheißende Vaiduryya ist voller grüner Bäume, die immer Früchte und Blüten tragen. Auf seinem Gipfel gibt es eine besondere Wasserstelle, die mit voll entfalteten Lotusblüten geschmückt ist und von den Göttern und Gandharvas gern besucht wird. Viele Wunder kann man hier sehen, oh mächtiger Monarch, auf diesem heiligen Berg, der dem Himmel gleicht und von den himmlischen Rishis besucht wird.

Der heilige Fluß namens Vishvamitra ist mit dem königlichen Weisen selben Namens verbunden und verfügt über viele wunderbare Tirthas. Am Ufer dieses Flusses fiel Yayati, der Sohn von Nahusha, vom Himmel unter die Tugendhaften und gewann sich noch einmal die ewigen Bereiche der Gerechten, siehe.
Indra/Jehova wirft Yayati aus dem Himmel
Yayati trifft auf Ashtaka - Tugend, Schicksal, gegenwärtige Bemühungen

Der wohlbekannte See Punya, der Mainaka Berg und der Asita genannte Gipfel sind voller Früchte und Wurzeln. Die geheiligte Einsiedelei von Kashasena und die von Chyavana sind in allen Ländern berühmt, oh Sohn des Pandu. Hier gelangen Menschen zu außergewöhnlichem asketischen Erfolg ganz ohne schwere Enthaltsamkeit.

Das Land Jamvu-marga ist von Vögeln und Rehen bevölkert und der beliebte Rückzugsort der Asketen, die ihre Seele unter Kontrolle und ihre Sinne gezügelt haben. Gleich daneben liegen Ketumala und Medhya, die immer voller Asketen und höchst heilig sind.

Auch in Ganga-dwara und dem wohlbekannten Wald Saindhaba leben die Zweifachgeborenen auf heiligem Land. Die gefeierte Wasserstelle des Großen Vaters, Pushkar genannt, ist die geliebte Heimstatt der Vaikhanasas (jene Asketen, welche in reine Betrachtung eingetreten sind und allen Handlungen oder Riten entsagt haben), Siddhas und Rishis. Mit dem tiefen Wunsch, sie zu beschützen, sang der große Vater (Brahmaa) diesen Vers über Pushkara:
Wenn ein Mensch mit reiner Seele die Reise nach Pushkara auch nur in seinem Geiste plant, wird er von allen Sünden gereinigt und erfreut sich am Himmel (die paradiesische Planeten, die über die Erde liegen).
 
Mahabharat 3.90

Die Tirthas im Norden

Und Dhaumya sprach weiter:
Oh Tiger unter den Männern, höre nun aufmerksam auf die heiligen Tirthas des Nordens, denn das achtsame Zuhören gewährt einen ehrfurchtsvollen Zustand des Geistes, der zu viel Gutem führt. Im Norden fließt die höchst heilige Sarasvati mit ihren sanft abfallenden Ufern und vielen Tirthas. Die Yamuna eilt ungestüm dem Ozean entgegen, und die Tirtha Plakshavatarana ergießt großen Verdienst und Wohlstand.

Dort badeten einst die Zweifachgeborenen, nachdem sie das Sarasvata Opferritual durchgeführt hatten. Die wohlbekannte, himmlische Tirtha Agnishiras verleiht großen Verdienst, denn hier führte einst König Sahadev ein Opfer durch, wofür er den Opferplatz mit dem Wurf eines Camya ausmaß. Dafür lobte ihn Indra in gesungenen Versen, welche immer noch in dieser Welt von den Zweifachgeborenen rezitiert werden: An der Yamuna ehrte Sahadeva das Opferfeuer mit hunderttausend Gaben an die Brahmanen. Hier führte der ruhmreiche Bharat, dieser außergewöhnliche König, fünfunddreißig Pferdeopfer durch.

Oh Kind, wir haben auch vernommen, daß Swara-bhanga damals die Wünsche der Brahmanen vollends befriedigte. In dieser Gegend befindet sich auch seine segenspendende Einsiedelei. Am verehrten Ufer der Yamuna führten die Valakhilyas,
(siehe Indra, der Führer der Himmlischen und die Valakhilyas) vor langer Zeit ihre Opfer durch.

Der Fluß Drishadwati gibt großen Verdienst, und die heiligen und gefeierten Einsiedeleien Nagrodha-khya, Panchalya, Punyakhya, Dalbhyaghosha und Dalbhya gehören zum ruhmreichen Anandayashas, welcher vorzüglichen Gelübden folgte und große Energie besaß. In dieser Gegend übten sich die ruhmreichen Etavarna und Avavarna in den Veden, in vedischen Traditionen und Riten und verdienstvollen Opfern.

Auch kamen die Götter mit Varuna und Indra einst nach Vishakhayupa, um asketische Enthaltsamkeit zu praktizieren, so daß der Ort noch heute äußerst heilig ist. In Palashaka führte der große, ruhmreiche und gesegnete Rishi Jamadagni seine Opfer durch. Und dazu versammelten sich alle großen Flüsse in ihren Verkörperungen um den weisen Rishi und brachten ihm ihr Wasser dar. Als Vibhavasu (Agni - der Feuergott) die Weihe des Hochbeseelten sah, da sprach er folgenden Sloka: Die Flüsse kommen zum ruhmreichen Jamadagni, während er den Göttern opfert und die Brahmanen mit Gaben von Honig erfreut.

Oh Yudhishthir, der Ort, an dem die Ganga vorübereilend diesen Besten der Berge zerteilt, an dem die Gandharvas, Yakshas, Rakshasas und Apsaras oft verweilen und den die Jäger und Kinnaras bewohnen, der wird Ganga-dwara (Tor zu Ganges) genannt. Sanat-kumar (einer der ersten vier Söhne Brahmas) erachtete den von Brahmarshis besuchten Ort und auch die nahe Tirtha Kanakhala als heilig. Auf dem Berge Puru leben die großen Rishis. Hier wurde Pururava geboren (siehe Stammväter des Universums), und Bhrigu praktizierte asketische Buße, (siehe das Erscheinen Bhrigu aus dem Opferfeuers Varunas).

Deshalb wurde dieser Rückzugsort auf dem hohen Gipfel auch unter dem Namen Bhrigu-tunga bekannt. Nahebei ist die heilige und weitläufige Tirtha Vadari, eine höchst segenspendende Einsiedelei, die in allen drei Welten bekannt ist und zu ihm gehört, der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ist, der Narayan genannt wird, Herr Vishnu, der Ewige und Beste aller männlichen Wesen und überragend Ruhmreiche.

Nicht weit von Vadari waren die kühlen Fluten der Ganga einst warm, und ihre Ufer waren mit goldenem Sand bedeckt. Hier treten die Götter und Rishis mit dem hohen Glück und dem großen Glanze vor den spirituellen Herrn Narayan hin und ehren ihn alle Zeit.

Das ganze Universum und alle heiligen Orte sind da, wo der göttliche und ewige Narayana lebt, diese Höchste Seele. Denn
er ist Verdienst, er ist das höchste Brahma, er ist Tirtha,
er ist der asketische Zufluchtsort,
er ist der Erste und Beste der Götter und der Herr aller Kreaturen.
Er ist ewigwährend und der große Schöpfer.
Er ist die höchste Seligkeit.

Gelehrte Menschen, welche die Schriften kennen, gelangen zu größter Glückseligkeit, wenn sie ihn erkennen.
Wo der Vernichter von Madhu (Krishna) lebt,
diese erste Gottheit,
der mächtige Yogi,
sind die himmlischen Rishis, die Siddhas und wahrlich alle anderen Wesen.

Möge kein Zweifel in dein Herz eintreten, daß dieser Ort der heiligste ist. Nun, oh Herr der Erde, habe ich dir die Tirthas und heiligen Orte auf Erden beschrieben. Sie werden beständig von den Vasus, Saddhyas, Adityas, Maruts, Aswins und ruhmreichen Rishis besucht, welche den Himmlischen selbst gleichen. Wenn du mit deinen gesegneten Brüdern, den Brahmanen und Asketen, die hier mit dir leben, zu diesen Orten pilgerst, oh Sohn der Kunti, wirst du von deinen Sorgen und Nöten befreit.
 
Mahabharat 3.91

Ankunft von Rishi Lomasa

Vaisampayana sprach:
Noch während Dhaumya sprach, gesellte sich Rishi Lomasa mit der großen Energie zu den Versammelten. König Yudhishthira mit seinen Brüdern, Gefolgsleuten und Brahmanen setzte sich rund um den Gerechten nieder, wie die Himmlischen rings um Shakra Platz nehmen. Dann begrüßte er den Gast und erkundigte sich nach dem Grund seinen Kommens und seinen Wanderungen. Zufrieden antwortete da der ruhmreiche Asket mit lieben Worten, welche die Pandavas erfreuten:

Ich wandere nach Belieben in allen Welten umher, oh König. Und als ich in Shakras (Indras) Heimstatt kam, da sah ich den Herrn der Himmlischen mit deinem heldenhaften Bruder (Arjuna), welcher den Bogen auch mit der linken Hand bedienen kann. Er saß auf dem selben Thron wie Shakra, was mich sehr verwunderte, oh Tiger unter den Männern. Da sprach der Herr der Himmlischen zu mir: „Geh zu den Söhnen des Pandu.“ Auf sein Geheiß und auch auf Bitten des hochbeseelten Arjuna kam ich eilends her, um dich und deine jüngeren Brüder zu treffen. Und nun, mein Sohn, werde ich euch etwas erzählen, was euch sehr erfreuen wird. Hört mir zu, auch du Draupadi und ihr Brahmanen.

Oh du Bulle des Bharata Geschlechts, Arjuna erhielt von Rudra die unvergleichliche Waffe, für die du ihn in den Himmel gesandt hast. Es ist die schreckliche Waffe mit Namen Brahmashira, welche sich nach dem Amrit aus dem Ozean erhob und die Rudra durch seine asketische Buße erhielt. Arjuna kennt sie nun zusammen mit allen nötigen Mantras, um sie zu schleudern und auch wieder zurückzuholen nebst den Riten ihrer Auslöschung und Wiederbelebung.

Doch Arjuna hat noch viel mehr erhalten: die Waffen Vajras und Dandas und andere himmlische Waffen von Yama, Kuvera, Indra und Varuna. Auch hat er gründlich Musik, Gesang und Tanz und die angemessene Rezitation der Sama Veda von Vishwavasus Sohn erlernt. So lebt dein Bruder Arjuna glücklich im Himmel und ist Meister der Waffen und der Gandharva Veda.

Doch höre nun die Botschaft von Indra. Er hat mir befohlen:
Begib dich in die Welt der Menschen und richte Yudhishthira meine Worte aus: „Schon bald wird dein Bruder Arjuna wieder bei dir sein, nachdem er die Waffen bekommen und eine große Aufgabe für die Himmlischen gemeistert hat, welche sie selbst nicht ausführen können. Widme du dich in der Zwischenzeit mit deinen Brüdern der asketischen Enthaltsamkeit.
Es gibt nichts Besseres als Askese, denn durch Askese erlangt der Mensch große Erfolge
.

Wir wissen sehr wohl, oh Bulle des Bharata Geschlechts, daß in Karna (Sohn des Sonnen-Gottes) großer Eifer, Energie, Stärke und Heldenmut leben, welche nicht vereitelt werden können. Wir wissen sehr wohl, daß er jedem schrecklichen Konflikt gewachsen ist und keinen Ebenbürtigen in der Schlacht hat. Der Held ist ein mächtiger Bogenschütze. Er kann furchtbare Waffen beherrschen und trägt die Beste aller Rüstungen. Wir wissen sehr wohl, daß dieser überragende Sohn des Aditya (Sonnengott) dem Sohn des Maheshvara selbst gleicht.

Doch wir wissen auch um den höchst natürlichen Heldenmut des breitschultrigen Arjuna. Im Kampf kommt Karna nicht an den sechzehnten Teil von Arjuna heran. Die Furcht vor Karna in deinem Herzen, oh Feindebezwinger, werde ich auflösen, wenn Savyasachi (Arjuna) den Himmel wieder verläßt. Doch was deine Absichten anbelangt, oh Held, auf eine Pilgerreise zu gehen: Der große Rishi Lomasa wird dazu zu dir sprechen. Und was dieser Zweifachgeborene dir über Tirthas und den Verdienst der Askese erzählen wird, dem solltest du mit Respekt zuhören.“
 
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Mahabharat 3.92

Ohne Tugend keine Glückseligkeit

Und Lomasa sprach weiter:
Höre nun, oh Yudhishthir, was Dhananjay zu mir gesagt hat: „Führe meinen Bruder Yudhishthira zur Tugend und damit zu Glückseligkeit. Du bist reich an Askese, kennst die höchste Moral und alle Arten von asketischer Enthaltsamkeit, auch die ewigen Pflichten eines mit Wohlstand gesegneten Königs und den hohen und heiligenden Verdienst, den Menschen aus Tirthas erlangen können.

Beschwöre die Pandavas, nach dem Verdienst zu streben, der mit Tirthas verbunden ist. Überzeuge mit ganzer Seele den König, auf Pilgerreise zu gehen und viele Gaben darzubringen.“ Das hat Arjuna zu mir gesagt. Und weiter hat er gesagt: „Möge er von dir beschützt zu allen Tirthas reisen. Du wirst ihn vor Rakshasas bewahren und sicher durch gefährliche Gegenden und rauhe Bergesschluchten führen. Wie Dadhicha den Indra und Angiras die Sonne beschützt hat, so beschütze du die Söhne der Kunti vor all den vielen, bergesgroßen Rakshasas, du bester Zweifachgeborener. Wenn du bei ihnen bist, werden die Rakshasas die Söhne der Kunti nicht berühren können.“

So kam ich auf Geheiß Indras und Bitten Arjunas her, um euch vor Gefahren zu bewahren. Ich werde mit euch gehen. Wisse, oh Sohn der Kunti, ich war schon zweimal auf Pilgerreise zuvor. So werde ich mit euch ein drittes Mal pilgern. Oh Yudhishthira, bedenke, daß auch Manu und andere königliche Rishis voller verdienstvoller Taten auf Pilgerreisen gingen. So eine Wanderung von Tirtha zu Tirtha kann allen Ängste zerstreuen, oh König.

Wer hinterhältig und unbeherrscht ist, verdorben und faul, taucht niemals in Tirthas ein. Doch du hast immer eine tugendhafte Haltung gezeigt, bist in der Moral bewandert und beständig in deinen Versprechen. Du wirst sicher in der Lage sein, dich von der Welt zu befreien. Denn du gleichst König Bhagiratha, Gaya oder sogar Yayati und jedem, der ihnen ebenbürtig ist.

Yudhishthira antwortete:
Ich bin so von Freude überwältigt, oh Brahmane, daß ich keine Antwort für dich finde. Wer kann von besserem Schicksal sprechen, als einer, an den sich der Herr der Himmlischen erinnert? Wer kann glücklicher sein als einer, der mit deiner Gesellschaft gesegnet ist, Arjuna zum Bruder hat und dem Vasavas Gedanken gelten? Und was deine Worte zu dieser Pilgerreise betrifft, oh Ruhmreicher, so war mein Entschluß bereits durch Dhaumyas Erzählung gereift. Oh Brahmane, ich werde zu jeder Stunde lospilgern, die du benennst. Ja, ich bin fest entschlossen.

Da sprach Lomasa:
Oh mächtiger König, sei genügsam, was dein Gefolge betrifft, denn so kannst du dich leichter bewegen.

Da sprach Yudhishthira:
Mögen die Diener, Yogis und Brahmanen zurückbleiben, die keinen Hunger und Durst, weder Müdigkeit und die Entbehrungen der Reise noch die Härten des Winters ertragen können. Mögen auch die Brahmanen sich von uns trennen, die von Fleisch und süßen und gekochten Speisen leben und somit von Köchen abhängen. Mögen die Bürger, die mir aus Loyalität folgten und die ich bis jetzt großzügig unterhielt, zu König Dhritarashtra zurückkehren. Er wird sie angemessen unterstützen, und wenn nicht, dann wird der König der Panchalas dies für uns tun.

Vaisampayana fuhr fort:
So verließen alle Bürger und die meisten Brahmanen und Yogis traurig den Wald und machten sich auf den Weg nach Hastinapura. Aus Zuneigung zu Yudhishthira empfing sie König Dhritarashtra angemessen und erfreute sie mit seiner Unterstützung. Und ermuntert von Lomasa blieb Yudhishthira mit einer kleinen Zahl von Brahmanen nur noch für drei Nächte in Kamyaka.
 
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