Spirituelle Aspekte im Kampfsport oder in der Kampfkunst zu vermitteln ist nicht unbedingt leicht, denn vor allem ist dies ja scheinbar ein Weg des Körpers. Wer hierbei den Geist auch noch erreichen will muss schon selbst innerlich ein ziemlich klares Bild davon haben, wo es hingehen soll. Sensei bedeutet schließlich: Der den Weg schon gegangen ist.
Ein Weg hat etwas mit einer Selbsterkenntnis zu tun. Und mit Arbeit. Diese Arbeit spiegelt sich z.B. im Karate darin wieder, gleiche Bewegungen immer und immer wieder zu machen und durch dieses ständige Wiederholen immer wieder neue Erfahrungen mit einer scheinbar bekannten Bewegung zu machen. Alle Meister die man als große Meister bezeichnet sprechen über alle Grenzen jeglicher Kampfkunst hinaus: Beschäftige Dich mit den einfachen Dingen und übe sie so oft wie Du es kannst.
Die Verbindung zur Spiritualität ist hier, sich seine eigenen Themen immer und immer wieder anzuschauen und nicht aufzuhören, nicht aufzugeben sondern zu machen. Genau hier ist der Punkt in beiden Bereichen, an dem die meisten scheitern. Lieber etwas neues finden, eine neue Bewegung, eine andere Sichtweise auf das Thema statt mit dem zu arbeiten was ist. Höhepunkt dieser Philosophie stellt für mich das Tai Chi dar, welches mit nur einer Bewegungsform relativ wenig an Variationen bietet. Wer hier auf der Suche nach Abwechlung ist hat schon verloren. Es geht wie in der Spiritualität auch dort um das Vordringen in die Tiefe der Bewegung und des Selbst.
Der zweite Anteil der Spiritualität zeigt sich in der Tat in der Art und Weise des eigenen Kampfes bzw. im Körpergefühl für eine bestimmte Art. Es geht um Selbstentdeckung, nicht um den Kampf gegen eine andere Person. In den aisatischen Bewegungsformen gibt es fünf Bewegungselemente (Erde, Wasser, Wind, Feuer und Leere). Diese Elemente finden sich bei einer guten Ausbildung auf dem eigenen Weg wieder, meist mit den Schwerpunkten bei unterschiedlichen Gürtelfarben. Auf diese Weise kann man alle Formen entdecken um so die eigenen Form zu finden.
Ich habe meinen Schülern immer gesagt: Du sollst DEIN Karate machen, nicht meins. Wenn ich gelenkig bin und gerne Fusstritte zum Kopf mache oder mich gerne drehen weil mir das entspricht, kann es für Dich total unbrauchbar sein. Finde raus, was Du bist. Ich zeige Dir nur die Möglichkeiten, die Dein Körper hergibt.
Spiritualität bedeutet auch, sich selbst zu entdecken. Ein Lehrer der ein bestimmtes Bild vor Augen hat kann niemanden zu sich selbst führen. Womit wir wieder bei den vielen ausgedachten Licht & Liebe Bildern der Spirits und Esos sind, die aber nichts mit dem Selbst zu tun haben. Womit sich der Kreis schließt, denn diese sind es, die nicht in die Tiefe gehen. Sie bleiben in der Show, im Kampfsport hängen statt sich der Kunst zu widmen...
Frohes Neues Jahr
Andreas