Ist die Astrologie eine kosmische Sprache?

ELi7

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Immer wieder wird gewerweist, wie denn wohl die Astrologie funktioniert, z.B. im diesem Forum unter https://www.esoterikforum.at/forum/showthread.php?t=198711

Es wird an anderer Stelle das Kausalitätsprinzip hervorgehoben, dieses auch als Irrtum verneint, es werden Sätze gefunden wie, die Sterne machen nichts, sie machen nur geneigt und so fort.

Da stellt sich aber die Frage, ob es sich nicht doch um eine kosmische Sprache handelt, für die ein bestimmtes Verständnis unseres eigenen Wesens als ein spirituelles Wesen erforderlich ist.
LG von Hans Joachim
 
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Hi mein Lieber,

Deine Beiträge auf den genannten Link sind sehr schön und Deine Aussage:
„Astrologie setzt ein Weltbild voraus, nach dem alles miteinander verbunden ist, in unserem geistig-göttlichen Wesen sind wir mit allem, auch mit dem Wesen des Kosmos verbunden“ … ist genau die Ansicht die ich selbst erlebe.

Meiner Ansicht nach ist es sehr wichtig, Dieses für sich selbst zu entdecken.
Genau dort, wo sich die Quelle auch befindet.
Der kürzeste Weg geht über das eigene Verständnis und es nährt zudem die eigene Größe.
Deshalb sind Fragestellungen ohne Quellenangaben ein sehr liebevoller Weg.

Meiner Wahrnehmung nach sind wir nicht nur verbunden, sondern letztlich „Eins“.
Und aus dem „Einssein heraus betrachte, sind wir „Gleich“, wie Bruder und Schwester.
Die Welt wäre vielleicht dem Himmel näher, wenn wir lernen so miteinander umzugehen.
 
Ich meine, diese kosmische Sprache ist eine Bildersprache mit Seins- Charakter.
Wie viele andere mache auch ich oft den Fehler, die Bedeutung von z.B. Venus im Skorpion mental und wortreich erklären zu wollen, so, als ob eine solche Konstellation mental erfassbar wäre. Dabei kann wohl etwas Erlerntes zusammenkombiniert werden, Aber solch eine Konstellation ist ein Seins-Prinzip, das sich mythologisch in der Bildersprache ausdrückt.

Bei z.B. Venus im Skorpion spricht sich eine wunderschöne, wertvoll gekleidete erotische Frau so aus, dass sie von einem eifersüchtigen herrschsüchtigen Mann wie eine Marionette in einem Käfig gehalten wird. Dieses Bild ist schon dadurch einprägsam, dass eigentlich jeder sofort dieselbe Inspiration in sich spürt.

Der Wert einer astrologischen Beratung besteht also darin, die mythologischen Bilder, die im Radix der Klientin verborgen sind, ans Licht der Welt zu bringen.
Alles Liebe von ELi
 
Für mich ist Astrologie auf jeden Fall eine Sprache, die ich auch ohne Radix u.ä. anwenden kann. Ebenso betrachte ich Mathematik auch als Sprache. Interessant ist, daß nun mein Sohn beginnt Allg. Linguistik zu studieren. Bin gespannt, wie Gelehrten eine Sprache definieren.

Statt "kosmisch" würde ich die Astrologie eher als archetypische Analogiesprache bezeichnen - meine Sicht.

Andererseits hat jedes Gebiet ihre Fachsprache.

D.
 
Ich finde es wichtig - gerade als Astrologe - im Kopf zu behalten, dass es auch andere "kosmische Sprachen" gibt. Die Physik etwa. Oder Tanz. Oder Musik. Oder auch die Kochkünste. (Man sei hier kurz beispielsweise an Gurdjieffs Werk erinnert, welcher ein Meister darin war, diverse solche kosmische Sprachen in den Erfahrungsraum des Menschen zu übersetzen.) Ich halte Astrologie nicht für "gültiger" oder "aussagekräftiger" als andere solche kosmische Sprachen, bloss weil sie sich offener mit einem esoterischen Anspruch umgibt.

Für mich im Zentrum steht nach wie vor die Frage der Nützlichkeit. Astrologie ist für mich sehr nützlich, wenn es um das Erkennen innerpsychischer Vorgänge geht (die Psychoanalyse übrigens auch). Für andere Zwecke benutze ich andere Sprachen, da sie mir für den jeweiligen Zweck nützlicher erscheinen.

Was mir immer wieder auffällt, ist, dass die Leute liebend gerne "kosmische Ordnung" haben. Irgendein System, welches den Anspruch hat, möglichst alles erklären zu können. Diese Idee war vermutlich schon bei den Babyloniern (oder noch früher) sehr beliebt - und sie schlägt auch heute noch nicht ganz überraschend konsequent fehl. Denn eine "kosmische Ordnung" steht in ziemlichem Widerspruch zur konstruktivistischen Sicht der Postmoderne, welche die Realität nicht mehr als monolitisches System auffasst. Da die absolute Mehrheit der Menschen noch nicht in der Postmoderne angekommen ist, ja sogar noch nicht einmal in der Moderne (man schaue beispielsweise nach Afrika, wo noch immer Leute "verhext" werden), ist also der Anspruch auf "kosmische Ordnung" noch längst nicht aufgegeben.

Eine konstruktivistische, also postmoderne, Sicht setzt aber zuerst das Beherrschen der modernen Sicht notwendig voraus. Und da hat man bei der Astrologie schon mal eine ganze Menge zu tun. (Abgesehen davon ist mir bis heute kein einziger Autor bekannt, der Astrologie aus einer wirklich postmodernen Perspektive heraus betreibt. Gewisse Elemente finden sich da zwar schon, beispielsweise Selbstreferenz und Fraktalität, aber eben nur gewisse Elemente.)

Wenn ich sage, Astrologie schlägt konsequent fehl, wenn es um das Beschreiben einer "kosmischen Ordnung" geht, dann schmeckt das vermutlich manchen Astrologen nicht. Weil sie gerne an das Vorhandensein der kosmischen Ordnung glauben möchten. Aber der Selbsttest ist wirklich ganz einfach: Man investiere eine beträchtliche Summe Geld in die Finanzmärkte basierend auf rein astrologischen Prinzipien. Und schaue dann mal, wie man sich dabei fühlt. Oder man erkläre die Funktionsweise eines Autos auf astrologische statt physikalische Weise. Kann es eine kosmische Ordnung geben, die weder Finanzmärkte noch die Funktionsweise von Autos erklärt? In Indien gibt es eine ganze Menge (recht eingebildeter) Vedanta-Gelehrte, welche behaupten, die Veden würden sämtliche Dinge im Universum erklären. Auch hier derselbe Allgemeinheitsanspruch. Dabei sind die Veden nur eine von vielen möglichen Sprachen.

HJ schreibt das sehr richtig:
Da stellt sich aber die Frage, ob es sich nicht doch um eine kosmische Sprache handelt, für die ein bestimmtes Verständnis unseres eigenen Wesens als ein spirituelles Wesen erforderlich ist.
"...für ein bestimmtes Verständnis unseres eigenen Wesens...". Das erscheint mir hier zentral: Es geht um ein bestimmtes Verständnis des eigenen Wesens, nicht um ein unbestimmtes oder allgemeingültiges. Mit anderen Worten: Astrologie ist eine (kosmische?) Sprache, aber nicht die (kosmische?) Sprache.
 
So mancher mystischer Orden verwendet Astrologie als "kosmische Sprache". Ich denke da als Beispiel A. Bailey oder Heindel (Rosenkreuzer). Wer meine früheren Beiträge kennt, weiß daß nun "Astrologie läßt vieles zu" kommt.

Fiktiv - also in der Annahme, es wäre so - weiß ich, daß dies auch funktioniert. D.h. ich muß nicht einmal daran glauben.

Nur meine agnostische Ader - Wissensstand heute - warnt mich vor zur schneller Verallgemeinerung bzw. Dogmatisierung.

D.
 
Hallo fckw,
ich finde deinen Beitrag ausgesprochen konstruktiv und treffend, besten Dank.
Du hast "kosmisch" mit einem Fragezeichen versehen, also versucht, zu hinterfragen. Aber auch der Begriff "Sprache" selbst ist zu hinterfragen. Wo und wie findet "Sprache" statt?

Wenn wir ein Buch lesen, so ist in diesem Buch nur Druckerschwärze enthalten, nicht aber die Geschichte, die wir uns beim Lesen verinnerlichen. Letzteres kommt uns beim Entziffern der Hieroglyphen aus einem kosmischen Raum zu, der nicht in diesem Buch vorhanden ist. Bereits Platon hat diese Ideenwelt erkannt und benannt. Diese Ideenwelt ist für mich der kosmische Raum, um den es auch beim Entziffern der astrologischen Hieroglyphen geht.

Wenn wir uns entschliessen können, den Begriff kosmisch in diesem Sinne ideell zu verwenden, und nicht im materiellen Sinne, so liesse sich die von mir postulierte kosmische Sprache in einem bestimmten ideellen Sinne gebrauchen. So gesehen liegen die Inhalte einer astrologischen kosmischen Sprache nicht in den materiellen Erscheinungen von Planeten und Zeichen, sondern in der allem zugrunde liegenden Ideenwelt, der auch wir Menschen als spirituelle Wesen angehören und zu der auch wir einen Zugang haben sollten und haben können.
Alles Liebe von ELi
 
@ELi7:
Ich hatte deshalb dem Begriff "kosmisch" mit einem Fragezeichen versehen, weil mir ehrlich gesagt nicht ganz klar ist, wie du den Begriff meinst.
 
Zitat von einsseinerleben:

Deine Beiträge auf den genannten Link sind sehr schön und Deine Aussage:
„Astrologie setzt ein Weltbild voraus, nach dem alles miteinander verbunden ist, in unserem geistig-göttlichen Wesen sind wir mit allem, auch mit dem Wesen des Kosmos verbunden“ … ist genau die Ansicht die ich selbst erlebe.

Meiner Ansicht nach ist es sehr wichtig, Dieses für sich selbst zu entdecken.
Genau dort, wo sich die Quelle auch befindet.
Der kürzeste Weg geht über das eigene Verständnis und es nährt zudem die eigene Größe.
Deshalb sind Fragestellungen ohne Quellenangaben ein sehr liebevoller Weg.

Meiner Wahrnehmung nach sind wir nicht nur verbunden, sondern letztlich „Eins“.
Und aus dem „Einssein heraus betrachte, sind wir „Gleich“, wie Bruder und Schwester.
Die Welt wäre vielleicht dem Himmel näher, wenn wir lernen so miteinander umzugehen.

Das hast du wirklich wunderschön ausgedrückt, herzlichen Dank. Ja, das ist die Basis der Astrologie, dass wir mit dem Kosmos verbunden sind. Das hat schon Hermes Trismegistes aufgeschrieben in seiner Tabula Smaragdina, von mir kommentiert im Blog http://kosmischesymbole.blogspot.com/

Alles Liebe von ELi
 
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Zitat von einsseinerleben:


Das hast du wirklich wunderschön ausgedrückt, herzlichen Dank. Ja, das ist die Basis der Astrologie, dass wir mit dem Kosmos verbunden sind. Das hat schon Hermes Trismegistes aufgeschrieben in seiner Tabula Smaragdina, von mir kommentiert im Blog http://kosmischesymbole.blogspot.com/

Alles Liebe von ELi

Ja lieber ELi, so seh ich das auch.:)
Ich möchts noch ein bischen erweitern: nach meiner Sicht sind wir nicht nur mit dem Kosmos verbunden, sondern Teil des Kosmos (und das kann wörtlich genommen werden) und demzufolge sind wir durchdrungen von den Gesetzen, Rhythmen und Zyklen, die universell sind. Wir schwingen sozusagen im kosmischen Takt. Und genau das macht sich die Astrologie ja auch zu Nutze.

lg
Gabi
 
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