Hilfe... eine etwas längere Geschichte

Monia

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24. April 2006
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135
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im Schwoabeländle
Hallo zusammen,

ich weiss nicht, ob ich in diesem Unterforum richtig bin- falls nicht, entschuldige ich mich schonmal.

Zu meiner Geschichte: Ich habe im Jahr 2003 meine Mutter gepflegt, die an Krebs erkrankt war. Die ganze Familie (mein Vater, mein Bruder, mein Freund und die Oma hauptsächlich) haben sie begleitet und ich habe ihre Hand gehalten, als sie gestorben ist. Ich habe in der Zeit der Pflege nicht geweint, weil ich wusste, dass ich nicht wieder aufhöre, wenn ich einmal anfange.
Nach ihrem Tod ging es meinem Vater sehr schlecht und ich habe wiederum immer weiter gemacht, um für ihn da zu sein.
So konnte ich nie richtig trauern. Zwar war und ist der Schmerz in mir, der unbeschreiblich ist, aber ich konnte ihn fast nie nach aussen bringen, keine Trauerarbeit leisten. Ich habe oft gedacht, ich kann nicht mehr atmen und es reisst mir das Herz heraus.
Nach einem Jahr kam, was kommen musste: der Zusammenbruch. Und als hätten sich meine Gedanken 1:1 übertragen, kam ich per Notarzt ins Krankenhaus, weil ich keine Luft mehr bekam.
Ich lag 2 Tage auf der Intensivstation (insgesamt 3 Wochen im Krankenhaus) und bekam 2,5 Wochen Mengen an Sauerstoff (3- 4 x soviel wie normal eingestellt wird).
Die Ärzte stellten eine Lungenentzündung und eine Herzbeutel-/Herzmuskelentzündung fest. Die Ursache und den genauen Auslöser konnten sie nicht "greifen" und es blieben viele Fragezeichen.
Ich habe mich davon erholt, habe als Überbleibsel Asthma behalten.
Nach der Entlassung hätte ich eigentlich auf die Warnung hören sollen, das weiss ich.
Aber 4 Wochen nach meiner Entlassung stand mein Examen an, das ich unbedingt bestehen wollte. Also ging es weiter im Gallopp.
Vor etwas über einem Jahr bin ich dann mit meinem Freund 400 km weit weg gezogen, weil ich hier Arbeit gefunden habe. Wir fühlen uns hier sehr wohl.
Im März diesen Jahres dann die niederschmetternde Diagnose:
Mein Freund hat Hodenkrebs. Ich dachte, es zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Gemeinsam haben wir diese schwere Zeit mit Operationen, Chemotherapien und schwersten Nebenwirkungen durchgestanden.
Übernächste Woche werden wir erfahren, ob die Lymphknoten (die befallen waren und durch die Chemotherapie leider nicht kleiner wurden) weiter gewachsen sind. Ich versuche, erstmal nicht daran zu denken.
Ich habe versucht, immer für meinen Freund da zu sein- ihm alle Kraft zu geben.. und habe meine Kraft und mich selbst dabei irgendwie verloren.
Als ich meine Mutter gepflegt habe, habe ich hinterher festgestellt, dass ich gar nicht mehr wusste, was mir gut tut.. was ich mir wünsche etc.
Und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich meine Gefühle (aus Selbstschutz?) so sehr weggesperrt habe, dass ich sie nicht erreichen kann.
Ich war kurz davor, zu verzweifeln, obwohl ich eigentlich so ein optimistischer Mensch bin.
Ich war in der Zeit oft so allein. Wir haben hier liebe Bekannte, aber das ist etwas anderes.
Unsre Freunde und Familie sind weit weg und über Telefon geht das nicht.
Das Angebot, her zu kommen, habe ich aber auch ausgeschlagen.
Ich weiss, dass ich "funktioniere" solange es sein muss und solange mich jemand braucht.
Leider kann ich für mich selber nicht so stark sein.
Und ich habe große Angst, einen ähnlichen Zusammenbruch zu erleben wie beim letzten Mal.
Ich möchte meine Gefühle wieder leben können ohne Angst..

Das ist jetzt sehr lang geworden. Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand Tipps für mich hat- ich bin für alles offen.

Herzliche Grüße,
Monia
 
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Liebe Monia,
diese Forum hier ist doch schon mal ein guter Anfang, ein wenig an sich selber zu denken. Ich denke mir Du wirst hier viel Hilfe und Unterstützung finden. Es wird Dir helfen auf Deinem Weg, und auf der Suche nach Dir selbst.
Wann immer Dir danach ist, komm her, hier wird immer einer für DICH da sein.

lg Senfkorn
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Da hast du ja eine sehr schwere Zeit durchzustehen, liebe Monia. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Geduld. :liebe1:

Einen ganz ernsten Rat gebe ich dir auch: sprich mit deinem Hausarzt, dass er die eine Überweisung für eine Verhaltenstherapie schreibt. Hausärzte haben auch Adressen von guten Therapeuten, mit denen sie zusammenarbeiten.
Die Krankenkasse übernimmt in deinem Fall die Kosten! Das wäre eine passende Ergänzung für dich. Du hast dann eine feste Zeit, in der es NUR um DICH geht und kannst in aller Ruhe deine Probleme aufarbeiten.

Alles Gute! Alice
 
Liebe Monia,

wenn man das so liest, dann fällt es einem schwer , dir irgendeinen guten Rat zu geben . Denn du kannst ja nicht einfach sagen, mir reichts jetzt und gehen.
Was Unterwegs geschrieben hat, das klingt für mich recht gut, denn es ist schon möglich, daß dir das Kraft zurückbringen könnte, wenn du wenigstens einmal nur von dir sprechen könntest bzw. über dich und deine Sorgen.

Meine ältere Schwester hat das auch durchgemacht, zurerst unsere Mutter gepflegt, bis sie starb, dann unseren Vater, bis auch er starb. Sie fiel dann erst mal in ein tiefes Loch und kam doch wieder heraus. Wir haben täglich telefoniert, damit sie sich nicht so alleine fühlte. Dann lernte sie tatsächlich mit 54 noch eine neue Liebe kennen und es geht ihr jetzt sehr gut. Fast so, wie bei dir, nur mit einem glücklicheren Ausgang.

Ich drück dich ganz fest und wünsche dir alle Kraft , die du brauchst, für dich selbst und für andere.

liebe Grüsse
 
Liebe Monia,

erst einmal einen festen drücker:trost: !!! Ist ja eine schlimme Zeit die du da schon seit Jahren durchmachst. Es ist eine typische reaktion, pflegende Angehörige haben dies sehr oft. Ich kann mich da nur anschließen, das du zum Hausarzt gehst und mit ihm darüber sprichst, den ich denke eine Psychotherapie wäre hier jetzt dringend angesagt. Du lädst dir zuviel auf deine Schultern(Mutter und Vater),bist immer die Starke und nimmst dich immer zurück. Eine psychotherapie würde erst einmal bedeuten, das du ein bis zwei(je nach dem) Stunden die Woche Zeit nur für dich hast, den dann geht es nur um dich!! Außerdem lernt man sehr gut auf sich zu hören. Den eine Psychtherapie ist nichts anderes als eine Selbst erkenntnis, also man lernt sich selber kennen. Du kannst auch noch zusätzlich hier im Forum schreiben was dir sicherlich auch gut tut. So jetzt wünsche ich dir und deinem Schatz erst einmal, das daas Untersuchungsergebnis positiv ausfällt, und ich wünsche euch vom Herzen viel Kraft, Licht und Liebe!!!!!!!:liebe1:


lg

Bastit
 
Liebe Monia,

Ich weiss, dass ich "funktioniere" solange es sein muss und solange mich jemand braucht.
Leider kann ich für mich selber nicht so stark sein.
Und ich habe große Angst, einen ähnlichen Zusammenbruch zu erleben wie beim letzten Mal.
Ich möchte meine Gefühle wieder leben können ohne Angst..

Das ist jetzt sehr lang geworden. Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand Tipps für mich hat- ich bin für alles offen.

Ersteinmal meine Anerkennung für Deine Leistungen. Ich kenne es übrigens sehr gut, wie es ist, unter "übermenschlichen" Anstrengungen über einen langen Zeitraum hinweg funktionieren zu wollen.
Mit Deiner großen Stärke korrespondiert auch eine große Schwäche und wenn du Dir nicht erlaubst, schwach zu sein, dann übernimmt es eben Dein Körper für dich. Angst musst du davor eigentlich nicht haben. Allerdings mußt Du es auch gar nicht erst so weit kommen lassen.
Du möchtest Deine Gefühle wieder leben können ohne Angst und fragst nach Tipps. Dazu gibt es eigentlich nur zu sagen: just do it! Nun weißt du gar nicht mehr wie das richtig geht und hast auch ein wenig den Zugang zu Deinen Gefühlen verloren. Aber keine Sorge: das funktioniert mit "Learning by doing".

Ein erster Schritt ist z.B. so etwas wie ein öffentliches Eingeständnis oder Bitte um Hilfe, so wie Du es jetzt hier im Forum getan hast. Und nun werden die Dinge weiterhin ihren Lauf nehmen; je mehr Du mit Deiner Konzentration auf "Ich will meine Gefühle angstfrei leben können" am Ball bleibst und dabei schön aufmerksam beobachtest wie du mit Deinen Gefühlen umgehst, desto näher kommst du an den Punkt. Und dabei wirst du bemerken wie sehr du Dich selber immer wieder entfernst und wie sehr Du - umgekehrt - Deine Gefühle überhaupt nicht leben möchtest. Du oszillierst zwischen den beiden Polen von "wollen" und "Nicht wollen" hin und her und das verursacht auch Leid (neben den vielen schönen Erfahrungen).
Für den Anfang wäre es vielleicht hilfreich, wenn Du Dein Engagement im Außen mal ein wenig zurücknehmen würdest oder zumindest aufmerksam beobachtest, inwiefern dieses auch einen Weg darstellt, vor Dir selber und Deinen Gefühlen zu flüchten.

Katarina :)
 
Hallo Ihr Lieben,

ich danke Euch von Herzen für Eure lieben Antworten und die guten Tipps.
Ihr habt Recht, ich werde mich mal mit meinem Hausarzt beraten.
Ich hatte nach dem Schreiben des Textes schon ein schlechtes Gewissen, weil es sich anhörte, als würde ich mir selber furchtbar leid tun und gar nicht an die Menschen um mich rum denken, denen es ja viel schlechter geht.

Ich denke, dass noch ein ziemlicher Weg vor uns liegt und ein großer Schritt wird hoffentlich nach den kommenden Untersuchungen kommen.

Habt ihr vielleicht noch Ideen, was ich selber in "Energie"- Hinsicht tun kann?

liebe Grüße,
Monia
 
Monia, jammern muss ab und zu sein, einfaches Abjammern. Aber bei dir ist der Fall anders: es gibt mehr als einen handfesten Grund dafür, dass es dir schlecht geht.

google doch mal nach Internet-Selbthilfegruppen. Dort findest du ganz viele Menschen, denen es ähnlich geht. :)
 
Liebe Monia,

und da soll nochmal jemand kommen und sagen "das schwache Geschlecht" ...!!!

Du hast nach enegetischem Aufladen gefragt: Stell dir vor, deine Füße bekommen Wurzeln bis tief in die Erde rein (falls es nicht klappt, wickle diese Wurzeln um Baumwurzeln, dort halten sie immer) dann öffne dein Kronenchakra (genau die Spitze des Oberkopfes) und bitte um göttliches Licht und Liebe. Dann kommt ein Lichtstrahl durch dieses Chakra in dich rein, lass deinen Körper wie ein leeres Faß mit diesem Licht auffüllen.

Wenn du abgefüllt bist, bedanke dich und mach alle "Öffnungen" wieder zu.

Kannst du täglich machen, auch wenn du jemandem Kraft geben willst, dass du nicht immer deine eigene Energie weitergibst - sie fehlt dir irgendwann.

Alles Liebe
Indigomädchen
 
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Hallo und vielen Dank :liebe1:

@ Indigomädchen:
Ich werde deinen Tipp direkt ausprobieren. Das hört sich wirklich gut an.

Ich habe mich in letzter Zeit viel mit meiner Geschichte auseinander gesetzt und dabei wieder mehr Zugang zu mir selber gefunden.
Und auch, wenn ich immer noch das Gefühl habe, "kraftlos" zu sein, so bin ich doch wieder mehr bei mir.

Ich habe immer wieder festgestellt, dass sich die Dinge ineinander fügen und dass das Meiste auch irgendetwas Gutes hat.

Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt- ich fühle mich gut aufgehoben hier-:umarmen: DANKE
 
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