Gnostizismus

FIST

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Schalom Alechem

Manichäer, Katharer, Albigenser, Simonäer... alles Gnostiker, aber was macht der Gnostizismus aus????

Zuert... der Begriff Gnosis heisst in etwa Innenschau, erläuchtung, versenkung und wurde vom Urchristentum oft und gerne gebraucht um ihre Heiligen zu bezeichne...

Der Begriff des Gnostizismus aber ist etwas älter als das Christentum und entstammt dem Spätantiken "Religionssuchen", einem ähnlichen Phänomen wie wir es heute kennen (esoterik)... man suchte ein bischen hiervon und ein wenig davon, hier ein Isiskult, dort der Apisstier und das alles durchtränkt vom Parsentum.. aus dieser Melange von verschiedenen Weltanschauungen und Religionen kristalisierte sich der Gnostizismus heraus, in seiner Grundtendenz stark geprägt vom parsentum (Zoroaster, Dualismus usw.) und übernahm sehr schnell die Christlich/Jüdische Sprache...

Die Ideen des Gnostizismus:

Es gibt zwei Prinzipien in der Welt... das absolut gute, der Geist, Gott, die Liebe und das absolut Böse, also die Materie, der Teufel, die Dunkelheit... Nun geht die (christianisierte) Gnosis davon aus, dass das absolut gute (also Gott) nicht das absolut böse (also die Welt) geschaffen haben kann, da dies eine Befleckung des guten gleichkäme... die Welt ist also geschaffen von einem Demiurgen, einem bösen, bösen die menschen hassenden Gott... im Zuge der Aufkeimenden Judenfeindlichkeit der Christianisierten Welt hat man auch schnell mal ein Name für den Bösen Demiurgen Gefunden - IHWH... Dieser Gott der Juden also ist der schuldige und hat nix gemein mit dem Wirklichen und wahrhaftigen Gott des Lichtes, er ist ein Schurke, der die Welt und die Menschen anlügt und ins verderben bringt (man konnte als beweis dafür die "entarteten Lebensformen des Judentums" anbringen)... nun aber hatte der gute Lchtgott mittleid mit den Menschen und schickte seinen Sohn, Jesus natürlich, in die Welt um die Menschen dem Bösen IHWH abzuluchsen und für das gute zu ködern (eben der Lichtgott)

Um sich der bösen Materie abzuwenden hatten die gnostiker eine Strikte Ortnung... kein Sex, kein fleisch, möglichst kein Kontakt mit der Welt, Meditation und auch die eine oder andere Magische Praxis (z.b. die von den Pythagoräern übernommene Zahlen und Buchstabenmystik welche in ihrem Heiligen Gottesname ABRAXAS (Besser aber ABRASAQ, berechne und verstehe *gg*) mündete (oder im allgemein bekannten Abrakadabra)

Nun, die meisten Gnostischen Ideen sind schnell ad absurdum geführt, aber eines sollte man nicht vergessen... die Kirche (katholische, Römisch-apostolische) hat sich leider zu sehr auf ihren erzfeind "Gnostiker" gestürzt, als dass dies spurlos an ihr vorübergehen hätte können...viele der Mittelalterlich lächerlichen Vorstellungen des Teufels, der Hölle, der Sündhaften Welt usw sind vom Gnostizismus übernommen worden, so stark und so grüntlich, dass man kaum sagen kann, wo die Gnosis aufhört und wo der Katholizismus beginnt, so dass man heute stellenweise auch kaum mehr verstehen kann, warum die Kirche den Gnostizismus so sehr gehasst hat....

Im esoterischen ist die Gnosis natürlich noch weit verbreitet, zum einen dadurch dass wir wieder Zugang zu einer der Gnosischen Urquellen gefunden haben (Taoismus, Yin-Yang), zum anderennatürlich von der Kabbala, der Hermetik, der Alchemie usw, welche alle mehr oder weniger Gnostische Ideen in sich tragen (also Selbsterlösung aus einer Dunkeln und gar üblen Welt)

Als Katholik muss ich leider sagen, dass die (Christianisierte und stellenweise auch von der Kirche übernommenen) Ansichen der Gnostiker zu den Gefährlichsten der Welt gehören, eben die Weltvertäufelung, der "Theologische Antisemitismus", aberkehr von allen Sinnesfreuden bis hin zu Weltabgeschiedenheit als Dogma und gesetz)...
es ist zwar Tragisch, wie die Kirche, vorallem in Frankreich gegen die Gnostiker vorgegangen ist (und noch trauriger ist, was aus diesem "Krieg" entstand - Inquisition), und noch tragischer ist es, dass die Kirche zu viel von ihnen übernommen hat, aber eine solche lehre, die die Welt vertäufelt (ich spreche von der Manichäisch/Katharischen ausrichtung des Gnostizismus) und zudem noch diese Macht erlangt (das ganze Lanquedoc, die ganze Provance und die Atlantikküste hinauf bis hin zur Normandie), aber was währe geschehen, hätte man sie nicht bekämpft?????

mfg

FIST
 
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Hi FIST
Nicht in überschiessender Schnelligkeit kann ich auf deinen geballten Text, der Vergangenen Religion schreiben
Das Heilige soll Heilend bleiben und nicht in Verboten und SINNLOsigkeit sich krönen.(Heilig ist doch ein GANZ gewordener Mensch)
Der Erdenkönig hiess mal GNOM
und daher soll eine Verbindung zum Gnostiker entstanden sein
Ist der Erdgnom nicht der Wahrer der Sinne und der Freude
Irdisch fruchtbar und zeugend-in aller dreifaltigkeit
Das MATER-IELLE zumSchutz
und nicht ausbeutung und Sintflutdenken(nach mir..)
zum heroischen Leben erklärt?
Wie Kirchenfürsten verballhornt haben
bleibt unser Geschichte
da gibt es kein
Was Wäre WEnn
.....................................................................................................

Die Nacht zum Gruss
und auf ein mehr Austausch:)
Gnostika
 
Das zentrale Werk der Gnosis ist die Pistis Sophia (Gläubige Weisheit)
Diese Pistis Sophia war ein Weib, das ursürünglich mit ihrem spirituellen Ebenbild, ihrem unsichtbaren Gatten vereint war.
Sie stürtzte jedoch vom 13. Äon in das 12. Äon, da sie das Licht von einem Löwenköpfigen Dämon für ihren Gemahl nehmen wollte.
Durch diese Fall wurde sie Gefangen im 12. Äon und war von da an an die Dämonen des Stoffs gekettet, die sie bedrängten und ihr ihr Licht und ihre Kraft nahmen. Sie konnte nicht mehr in das 13. Äon zurück.

Stufe um Stufe sandte sie Ihre Reuegesänge hinauf zu ihrem unsichtbaren Gemahl. Dieser war Christus. der ihr Schritt um Schritt wieder aus ihrer Ohnmacht half. Jedoch bedurfte es dazu beider Kräfte. Einerseits sollte sie selbst durch ihre stufenweise Reue zur Einsicht gelangen, andererseits konnte ihr Christus nur soweit helfen, wie ihre "Reue" also ihre Einsicht es zuließ.

Am Ende wurde sie durch Christus befreiht, der sich als ihr göttlicher Gemahl zu erkennen gab.

Die Gnosis unterscheidet sich also nicht alleine durch den dialektischen Gegensatz von Stoff und Geist, Gut und Böse, sondern auch dadurch dass es in der Gnosis einen göttlichen Eros gibt. Eine Sophia(Weisheit) in Gestanlt eines Weibes, das sich mit Christus vermählt. So wie es die christlichen Nonnen ja heute noch tun, wenn sie ins Kloster eintreten.
Auch in der Offenbarung ist von der Braut Christi, der Braut des Lammes die Rede, dem neuen Jerusalem. Daher spricht Christus auch, bevor er in Jerusalem einzieht von den Töchtern Zions, welchen er sich ankündigt. Auch die Marienverehrung dürfte gnostische Züge aufweisen.
So sind also noch die Reste der Gnosis im Christentum verankert.

Ich könnte mir vorstellen, dass die damalige Kirche ein göttliches Paar Christus-Sophia nicht akzeptieren wollte, denn diese göttlichen Paare gab es in nahezu allen Reiligionen.

Ich kenne aber die Rezeptionsgeschichte des Gnostizismus nicht und kann dazu nichts sagen.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass Anima und Animus (Christus und Sophia) in jedem Menschen wohnen und dass durch den Fall in die Materie, beide voneinander getrennt wurden, was dazu geführt hat, dass dieser "gefallene" Mensch sein Ebenbild immer im andern Geschlecht sucht. Die Erotik besitzt hier ihre wahre Quelle, was im Hohen Lied ja deutlich zum Ausdruck kommt. Hildegard von Bingen, Therese von Avila, Jakob Böhme, Johannes von Kreuz sind Zeugen dieser Liebesmystik, die in der Gnosis verwurzelt ist. Das Emblem der Rosenkreuzer trägt die Figur Christi und ein Zitat aus dem hohen Lied. "Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Tal"

Gruß Willibald
 
Hallo Astroharry!
Herzlich Dank für deinen Beittrag.
Habe nach" DIE SOPHIA JESU CHRISTI"
geschaut und diesen Text gefunden.

http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node207.html

Die Sprache dreht sich um
Der mannweibliche, unbekannte, unnennbare und unfaßbare Gott, der Vorvater, ist vor allem. Aus ihm geht alles Entstandene wie aus einer Quelle hervor

Und
Der Paargenosse der Pistis Sophia, der Erlöser, sendet einen Lichttropfen in die Seele des Menschen, so daß dieser aus seiner Unwissenheit erwacht und Jaldabaoth und sein Reich entlarvt und beschämt. Die Seele des Menschen kann jedoch den Lichtfunken nicht halten, so daß der Mensch erneut in Erkenntnisunfähigkeit verfällt, welche im Geschlechtsverkehr ihren Ausdruck findet.

Persönlich zweifle ich stark an einer Ganzwerdung die Anziehung und Geschlechtlichkeit verleugnet.

Natur zeigt uns immer wieder das locken,empfangen ,blühen ,fruchten ,ernten.
Siehe die Pflanzen und Tiere
Sind aber alles unfertige Gedanken zumThema Gnosis, die so alt, ist Wie der ungeteilte Gott
Gruss
Gnostika
 
(...)

Ich kenne aber die Rezeptionsgeschichte des Gnostizismus nicht und kann dazu nichts sagen.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass Anima und Animus (Christus und Sophia) in jedem Menschen wohnen und dass durch den Fall in die Materie, beide voneinander getrennt wurden, was dazu geführt hat, dass dieser "gefallene" Mensch sein Ebenbild immer im andern Geschlecht sucht. Die Erotik besitzt hier ihre wahre Quelle, was im Hohen Lied ja deutlich zum Ausdruck kommt. Hildegard von Bingen, Therese von Avila, Jakob Böhme, Johannes von Kreuz sind Zeugen dieser Liebesmystik, die in der Gnosis verwurzelt ist. Das Emblem der Rosenkreuzer trägt die Figur Christi und ein Zitat aus dem hohen Lied. "Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Tal"

Gruß Willibald


kannst du die Stellen zitieren, aus denen du auf Erotik statt auf Liebe schließt?
 
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Bezüglich der Aussagen zur Geschlechtlichkeit möchte ich zu bedenken geben, dass damals die Städte bestimmt aus den Nähten platzten, und man sich Gedanken machte über Überbevölkerung. Da wird dann in die klerikale Kultur gerne mal so etwas aufgenommen- das ist in allen Teilen der Welt so, sich da ein gnostisches Spiegelei draus zu backen ist zwar typisch, ist aber wenig übersichtlich.:clown: Wenn der klerikale Einfluss dann wegfällt, der die Häufigkeit des Geschlechtsverkehres regelt, muss das der Staat tun, so ist das nun einmal Praxis. Es geht halt nicht ohne weil sonst vielleicht alle nur ficken würden wie die Hasen. Keine Ahnung. Man verhindert das ja auch durch Nachrichten über Geschlechtskrankheiten, über massenhaft um sich greifende Impotenz und so weiter und so fort.

Worauf mein Innere Gnosiker immer auf der Suche ist, das ist die Essenz, die hinter jedem Einzelnen dieser gnostischen Philosophien steckt. Und dann entdecke ich immer: ich hab ein Buch in der Hand. Und so spiegeln halt die Gnostiker mit ihren Themen die essenziellen Halbwahrheiten durch die Augen in die Menschen hinein und erhalten so den gemeinen Sinnenden. Und das wird dann leider oft genug mit dem "Einen Sinn" verwechselt.

Ist aber nicht so, der ist unbewortet.
 
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