W 3 Wahrscheinlichkeiten
Eine wesentliche Rolle in der Konzeption der pU von Everett spielt die Notwendigkeit, exakte Voraussagen durch Wahrscheinlichkeiten zu ersetzen, deren Realisierung durch den Beobachter erfolgt. Jede Möglichkeit wird in einer anderen Welt zur Wirklichkeit. Werner Heisenbergs Unschärfeprinzip erlaubt zu verstehen, warum die Welt aus Ereignissen besteht, die nicht vollständig im Sinne von Ursache und Wirkung verknüpft werden können. Wenn dieses Prinzip für den Menschen gelten würde, könnte das vollständige Verständnis dazu führen, die Welt als illusionäres Produkt von Geist oder Bewusstsein zu sehen.
W 4 Ein 'unmögliches' Experiment
Die Quantenphysik verträgt sich nicht mit der menschlichen Erfahrung, die Vorstel*lungen sind außerordentlich schwer zu glauben. Das Hauptproblem ist die Deutung. Die Quantenphysik wird in allen Labors der Welt verwendet, obwohl niemand sie wirklich versteht, insbesondere niemand, der an ein objektives, kausales, logisches Universum glaubt. Die Welt ist viel komplexer, als wir sie uns je vorgestellt haben.
John Wheeler - wie andere Wissenschaftler nach ihm in ähnlichen Experimenten - hat nachgewiesen, dass eine spätere Entscheidung zeitlich rückwärts die Bahn eines Photons, eines Lichtteilchens, bestimmt, d.h. die Wirkung tritt vor der Ursache ein, das Jetzt 'macht' die Vergangenheit. Das Paradox lässt sich durch die pU lösen: Das Universum ist nicht länger kausal. Gefordert wird nur die logische Widerspruchsfreiheit. Das Ergebnis lässt sich auf den Kosmos anwenden.
W 5 Der zweifache Zeitstrom
Wenn pU wirklich existieren, muss es einen völlig verwirrenden Zusammenhang von Geist und Zeit geben, und der Geist kommt auf eine neue und unerwartete Weise in die physikalische Welt hinein.
Wolf hat einen einsichtigen Vergleich der Zeit mit einem Fluss vorgelegt, der aus zwei entgegen gesetzten Strömungen besteht. Information fließt aus der Vergangenheit und aus der Zukunft in die Gegenwart. Der Fluss ist voll zahlloser geisterhafter Flaschen, die nur dann in unseren Händen real werden, wenn wir in den Fluss hineingreifen. Jedes Mal fischen wir zwei Flaschen heraus. In unserer so entstehenden Gegenwart verschmilzt die Vergangenheitsflasche mit der Zukunftsflasche zu einer einzigen Flasche, und wie ein Flaschengeist erscheint eine Botschaft. Diese Botschaft kann nicht als absolute Wahrheit gesehen werden. Sie ist nur eine wahrscheinliche Wahrheit. Allein der erlebte Augenblick ist gewiss.
Die pU bedingen einen neuen Zeitbegriff. Dazu gehört die Aussage, dass unsere heutigen Beobachtungen die Vergangenheit bestimmen. In der Theorie der pU gibt es keine feste Vergangenheit. Die Vergangenheit, die wir für die Vergangenheit halten, ist das, was vernunftbegabte, in Gemeinschaft lebende Wesen übereingekommen sind, Vergangenheit zu nennen.
Es gibt unendlich viele andere parallele Vergangenheiten. Die Vergangenheit, die durch die Gegenwart verändert wird, ist nur eine von vielen. Auch die Zukunft ist durch Übereinkunft definiert und steht mit der Gegenwart in Verbindung. Sie kann unendlich viele Formen haben und jede mögliche Zukunft wirkt sich auf die Gegenwart aus. Die Beobachtungseffekte pflanzen sich in beiden Richtungen in der Zeit fort.