Tommy
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Hallo Joey,
Selbst wenn wir annehmen, wir befänden uns in einem Film, wären also zweidimensionale Flächenwesen, wäre es für uns gar nicht möglich uns an irgendwas "entlangzuhangeln", denn "entlanghangeln" ist ein Vorgang in der Zeit, und sofern uns keine zur Verfügung stünde, gäbs da auch nichts, was hangeln könnte; d.h. wir wären Bestandteil eines Standbildes und ein *Hangeln* zum nächsten Standbild wäre eo ipso ausgeschlossen. Wir "erleben" auch nicht Zeit, sondern die Zeit ist apriorische Voraussetzung dafür, daß wir überhaupt etwas erleben können. Ein Erlebnis ist bereits ein Vorgang in der Zeit; sehe nicht, wie man dem Begriff "erleben" irgendeine Bedeutung zuschreiben könnte, ohne Zeit vorauszusetzen, innerhalb derer etwas erlebt werden könnte. "Zeit ist eine Illusion" ist demnach auch eine contradictio in adjekto, denn eine Illusion bildet sich ja, ist ein Vorgang des Erlebens, das, ohne Zeit anzunehmen, nicht sinnvoll gedacht werden kann.
Hawking diskutiert die Gerichttheit der Zeit im Rahmen der Thermodynamik. Man wird ihn nicht für die These "Zeit ist eine Illusion" in Beschlag nehmen können, es sei denn, man wollte behaupten, Anwachsen von Entropie in einem von Zeit strukturierten Universum sei eine Illusion. Denn nach Hawking weisen der thermodynamische und der psychologische Zeitpfeil in ein und dieselbe Richtung, d.h. unsere intuitive Erfahrungswelt stimmt mit der Zeitrichtung überein, der aus der Thermodynamik hervorgeht:
Hawking zeigt sogar in diesem Kapitel, daß es drei Zeitpfeile gibt, welche die Vergangenheit von der Zukunft unterscheiden:
- der thermodynamische Zeitpfeil (Unordnung wächst)
- der psychologische Zeitpfeil (wir sind fähig, Vergangenheit von Gegenwart zu unterscheiden)
- der kosmologische Zeitpfeil (das Universum expandiert, statt zu kontrahieren).
Sehe keine Chance, ihn für eine These wie "Zeit ist eine Illusion" einzuspannen.
Gruß Tommy
P.S.: Lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen, bin immer offen für eine radikale Kehrtwendung um 180°, wenns erforderlich ist.
Stell Dir einen Film vor. Alle Bilder existieren da schon. Die Zeit ist für den Film die dritte Dimension, und wir erleben das erst dadurch, dass der Film abgespielt wird. Analog dazu könnte sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit schon vollkommen fix sein, und wir erleben nur eine Zeit dadurch, dass wir und an dieser Dimension entlanghangeln (automatisch).
Selbst wenn wir annehmen, wir befänden uns in einem Film, wären also zweidimensionale Flächenwesen, wäre es für uns gar nicht möglich uns an irgendwas "entlangzuhangeln", denn "entlanghangeln" ist ein Vorgang in der Zeit, und sofern uns keine zur Verfügung stünde, gäbs da auch nichts, was hangeln könnte; d.h. wir wären Bestandteil eines Standbildes und ein *Hangeln* zum nächsten Standbild wäre eo ipso ausgeschlossen. Wir "erleben" auch nicht Zeit, sondern die Zeit ist apriorische Voraussetzung dafür, daß wir überhaupt etwas erleben können. Ein Erlebnis ist bereits ein Vorgang in der Zeit; sehe nicht, wie man dem Begriff "erleben" irgendeine Bedeutung zuschreiben könnte, ohne Zeit vorauszusetzen, innerhalb derer etwas erlebt werden könnte. "Zeit ist eine Illusion" ist demnach auch eine contradictio in adjekto, denn eine Illusion bildet sich ja, ist ein Vorgang des Erlebens, das, ohne Zeit anzunehmen, nicht sinnvoll gedacht werden kann.
Die Hypothese, dass das Zeitempfinden alleine aufgrund irreversibler Prozesse entsteht, habe ich aus dem Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" von Steven Hawking. Ich weiß jetzt aber nicht, ob er generell die Zeit für eine Illusion hält. Es wird nur wieder deutlich, dass die mathematische Beschreibung der Naturgesetze das derzeit erlaubt.
Hawking diskutiert die Gerichttheit der Zeit im Rahmen der Thermodynamik. Man wird ihn nicht für die These "Zeit ist eine Illusion" in Beschlag nehmen können, es sei denn, man wollte behaupten, Anwachsen von Entropie in einem von Zeit strukturierten Universum sei eine Illusion. Denn nach Hawking weisen der thermodynamische und der psychologische Zeitpfeil in ein und dieselbe Richtung, d.h. unsere intuitive Erfahrungswelt stimmt mit der Zeitrichtung überein, der aus der Thermodynamik hervorgeht:
Stephen Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit, Hamburg 1991, S. 186Folglich wird unser subjektives Empfinden für die Richtung der Zeit, der psychologische Zeitpfeil, im Gehirn vom thermodynamischen Zeitpfeil bestimmt. Wie ein Compurter müssen wir uns an die Dinge in der Reihenfolge erinnern, in der die Entropie anwächst. Die Unordnung wächst mit der Zeit, weil wir die Zeit in der Richtung messen, in der die Unordnung wächst.
Hawking zeigt sogar in diesem Kapitel, daß es drei Zeitpfeile gibt, welche die Vergangenheit von der Zukunft unterscheiden:
- der thermodynamische Zeitpfeil (Unordnung wächst)
- der psychologische Zeitpfeil (wir sind fähig, Vergangenheit von Gegenwart zu unterscheiden)
- der kosmologische Zeitpfeil (das Universum expandiert, statt zu kontrahieren).
Sehe keine Chance, ihn für eine These wie "Zeit ist eine Illusion" einzuspannen.
Gruß Tommy
P.S.: Lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen, bin immer offen für eine radikale Kehrtwendung um 180°, wenns erforderlich ist.