Gibt es `das richtige` Häusersystem?

Mit "Ad hominem" bzw. "Ad virum/feminam" Argumenten kommen wir leider nicht weiter. Genderthemen sollten bei der Häuserfrage nichts zu suchen haben.

So kann sich leider keine sachliche Diskussion entwickeln. Schade. Dennoch einen schönen Tag!
 
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Der Witz ist ja nur, daß der Aszendent nördlich des Polarkreises um den Frühlingspunkt herum rückwärts durch den Tierkreis läuft. Wird dann das 12. Haus zum 1. Haus und umgekehrt?

Das ist in der Tat ein mögliches Problem selbst für GZH+Äqual.

Interessant ist ja auch die Tatsache, dass bei "rückläufigem AC" sich der MC/Kulminationsgrad unter dem Horizont befindet anstatt darüber. Das stellt die übliche Vorstellung vom MC als "höchstem Punkt im Horoskop" völlig auf den Kopf. Manche Befürworter eines inäqualen Häusersystems definieren dann einfach den Antikulminationsgrad (normalerweise IC) als "MC", aber das macht auch keinen Sinn, weil das ja den tiefsten Punkt der täglichen Laufbahn darstellt.

Nehmen wir das Phänomen der arktischen Mitternachtssonne auf 0° Krebs, um den 21. Juni herum. Sonne antikulminiert am IC, hat also ihren tiefsten Punkt in 24H erreicht - gleichzeitig steht sie aber am oberen Nonagesimal, das heißt dem Teil des Tierkreises, der sich gerade am höchsten über dem Horizont befindet. Denn immer wenn der MC auf 0° Krebs steht, befindet sich überall in der Arktis der rückläufige AC auf 0° Widder (im exakten Quadrat zum MC).

Wie soll man diesen Widerspruch astrologisch auflösen? Hat die arktische Mitternachtssonne auf 0° Krebs mehr mit den Themen des 4. Hauses zu tun weil sie am IC antikulminiert, ihren tiefsten Punkt erreicht hat - oder aber mit dem 10. Haus, weil sie trotzdem am oberen Nonagesimal (soll heißen höher als alle anderen Planeten über dem Horizont) steht?​

Ähnliche Frage ist ja, ob sich auf der Südhalbkugel der Tierkreis 180° umdreht?

Dies wäre ein gutes Thema für einen anderen Thread. Die Tierkreisfrage - tropisch, tropisch gedreht, siderisch (Ayanamsha?), drakonitisch, tatsächliche Sternbilder inkl. Ophiuchus - ist im Grunde unabhängig von der Häuserfrage, kann sich aber als ebenso vielfältig erweisen.​
 
Mit "Ad hominem" bzw. "Ad virum/feminam" Argumenten kommen wir leider nicht weiter.
Das ist wahr.
Ich werde auch schnell garstig bei dem Thema...zugegeben.

Auch wahr ist allerdings, dass Astrologie immer nur eine Erfahrungswissenschaft ist, bis heute gibt es nicht einen
einzigen, objektiven Beweis für ihr Funktionieren.
Dann also zu sagen "it works for me" sei keine Argumentationsgrundlage für eine Diskussion ist mindestens anmaßend, wenn nicht (grundlos) arrogant. Denn alles, was in der Astrologie funktioniert, gründet nur auf Beobachtungen und Erfahrungswerten.
Die Schein-Objektivität, in die deine Aussagen also eingebunden ist, ist eben Schein und sonst nichts.

Wieviele Astrologen sind sich überhaupt im Klaren darüber, dass das obere Nonagesimal den tatsächlich höchsten Tierkreisgrad im Horoskop darstellt - und nicht das MC, welches von inäqualen Häusern präferiert wird?
Das hier z.B. kann man sagen, aber es impliziert, dass es eine messbare Objektivität gäbe, die schwerer wiegt als
die Erfahrungen mit der Stimmigkeit der MC´s bei inäqualen Häusern. Das ist nicht haltbar in der Astrologie, das macht man in der Wissenschaft, aber hier kann man das nicht, weil es einfach keine solche ist.
Es gibt keine Grundlage auf Erfahrungswerte herabzusehen.
 
Das hier z.B. kann man sagen, aber es impliziert, dass es eine messbare Objektivität gäbe, die schwerer wiegt als
die Erfahrungen mit der Stimmigkeit der MC´s bei inäqualen Häusern. Das ist nicht haltbar in der Astrologie, das macht man in der Wissenschaft, aber hier kann man das nicht, weil es einfach keine solche ist.
Es gibt keine Grundlage auf Erfahrungswerte herabzusehen.

Astrologie beruht nunmal auf objektiv beobachtbaren astronomischen Fakten. Es ist objektiver astronomischer Fakt, dass das obere Nonagesimal derjenige Tierkreisgrad im Horoskop ist, welcher gerade am höchsten über dem Horizont liegt, und nicht etwa das MC. Es ist auch Fakt, dass dies bislang nur wenigen Astrologen bewusst ist. Die meisten Astrologen kennen weder das Nonagesimal, noch haben sie eine klare Vorstellung davon, was das MC bzw. der Kulminationsgrad eigentlich ist, und beschreiben es daher ungenau als "höchsten Punkt im Horoskop".

Bis letztes Jahr wusste ich selbst nichts über die astronomische Relevanz des Nonagesimals, obwohl ich mich schon weitaus länger hobbymäßig mit Astrologie beschäftige. Dann allerdings bin auf ich den Artikel von Anthony Louis "The Neglected Nonagesimal" gestoßen und habe mich nach dessen Lektüre gefragt: Warum hat mich eigentlich keiner früher auf diese simple Tatsache hingewiesen? Auch die Definition und Bedeutung des MC wurde mir im Kontrast zum Nonagesimal viel klarer.

Die Unterscheidung zwischen Nonagesimal und MC ist extrem wichtig für die Kategorisierung der Häusersysteme, denn äquale Häusersysteme integrieren das Nonagesimal in ihr 10. Haus, während inäquale Systeme das MC für das 10. Haus präferieren. Erst indem man über den symbolischen Unterschied zwischen höchstem Grad und Kulminationsgrad reflektiert, kann man eine informierte Entscheidung darüber treffen, welchen Typ Häusersystem man benutzen möchte.

Vor GZH+Äqual war ich übrigens selbst ein Anhänger von "It Works For Me"™. Ich habe Placidus benutzt, weil das der "Standard" war und es "alle" empfohlen haben. Ich habe Placidus einfach blind übernommen und gar nicht erst versucht, mich selber über die einzelnen Häusersysteme zu informieren. Folgendes englischsprachiges Video von Chris Brennan mit Luis Ribeiro hat mir übrigens sehr geholfen, die einzelnen Häusersysteme zu verstehen:

 
Hallo zusammen,
es gibt in jedem Astroforum einige sehr hitzige Diskussionen über das "richtige" Häusersystem. Ich möchte mal einen Schritt zurücktreten und für einen Moment die "technischen" Aspekte beiseitelassen.

In jedes Geburtshoroskop geht ein:

Name
Geburtstag/-zeit (zeitlicher Aspekt)
Geburtsort (räumlicher Aspekt)

Wir haben also bereits Raum und Zeit erfaßt. Die nächste Frage ist: Wollen wir den Raum oder die Zeit betonen oder ein äquales System verwenden?

Für Zeitsysteme (Placidus, Koch) könnten wir uns entscheiden, wenn wir (zeitliche) Prozesse untersuchen wollen - Transite, stundenastrologische Fragen, Mundanastrologie, ... Damit betonen wir die Zeit als etwas besonders Wichtiges im Horoskop, sozusagen eine doppelte Gewichtung.

Für Raumsysteme (Regiomontanus, Campanus, ...) könnten wir uns entscheiden, wenn wir den (Himmels-)Raum über dem Geburtsort betonen wollen. Das kann religiöse, esoterische, philosophische ... Gründe haben - oder auch, dass wir der Umwelt (regionale Bezüge, Dialekte, etc.) eine besondere Bedeutung einräumen.

Für äquale Systeme spricht u. a., dass jedes Haus gleich groß ist, somit die Wahrscheinlichkeit, dass Planet X in ein bestimmten Haus fällt, gleich groß ist als wenn ein Haus nur 10 Grad und das andere 50 Grad breit ist.

Es gibt natürlich noch eine Vielzahl anderer Argumente, die hier ja schon genannt wurden.

Vor dem Einsatz von Computern hing das Häusersystem davon ab, welche Ephemeriden zur Hand waren (als gedruckte Bücher): Der berühmte englische Astrologe William LILLY (17. Jahrhundert) hatte Regiomontanus-Tabellen, also hat er Regiomontanus bevorzugt. Vielleicht war es ihm auch wichtig, das "neue" Weltbild mit der Sonne als Zentrum zu berücksichtigen.

Im Deutschland der Nachkriegszeit waren die Tabellen von Koch und Placidus am verbreitesten - deshalb haben alle Astrologieprogramme der ersten Generationen vor allem Koch und Placidus als Häusersysteme zur Verfügung gestellt - und deshalb sind Koch und Placidus auch heute noch in Deutschland so "beliebt" (das soll keine Kritik an den beiden Systemen sein, sondern nur ein Hinweis darauf, warum die meisten Astrologen und Astrologinnen diese beiden Systeme präferieren). In den USA ist vor allem durch Chris BRENNAN und dem Projekt Hindsight das äquale Häusersystem verbreitet - und es gab ja letztes Jahr einen heftigen Disput zwischen Chris BRENNAN und Deborah HOULDING über die Häusersysteme.

Da jedes Häusersystem mathematisch "richtig" berechnet ist, gibt es keine richtige oder falsche Wahl. Niemand kann objektiv-wissenschaftlich die "Richtigkeit" eines Häusersystems "beweisen".

Für mich wäre aber die eingangs gestellte Frage wichtig: will ich lieber zeitliche Prozesse untersuchen oder nicht? Macht ein Zeitsystem Sinn, wenn ich nur ein Geburtshoroskop betrachte und keine Transite, etc. brauche? Will ich den Raum betonen? Oder geht nicht beides bereits in das Horoskop ein und ich wähle ein äquales System?

Ich bin für mich so vorgegangen, dass ich mir diese Frage beantwortet habe und dann einige Horoskope von Menschen, die ich sehr gut kenne (darunter mein eigenes) mit unterschiedlichen Häusersystemen angesehen habe. So bin ich zu meinem für mich "stimmigen" Häusersystem gelangt. Diese Entscheidung wird immer subjektiv sein und somit macht es auch wenig Sinn, darüber zu diskutieren.

Schönen Sonntag

vergnuegt
 
@vergnuegt
Hört sich zumindest schlau an.:)

Für äquale Systeme spricht für mich dennoch gar nichts, weil die unterschiedliche Größe der Häuser samt der Möglichkeit von eingeschlossenen Zeichen immer sehr viel aussagt.
Auch das "Esoterik"- ("Philosophie"- etc....) -Thema zieht für mich genau aus dem Grund überhaupt nicht, denn die spirituellen Themen der aktuellen Inkarnation spiegeln sich auch darin, wie unterschiedlich die Häuser beschaffen sind. Denn, und das ist der Punkt, die höhere Seele, also, die unveränderbare Identität, die durch die Inkarnationen im Hintergrund präsent ist, spiegelt sich ohnehin nie im Horoskop.
*Man kann darüber streiten, ob es die überhaupt gibt oder immer nur das reine Sein, aber das würde auch nichts ändern in der Betrachtung und macht für mich keinen Sinn*
Oder was genau sollten Philosophie und/oder Esoterik im individuellen (!) Radix sonst spiegeln?
Was genau findet man denn objektiv Philosophisches im äqualen Häusersystem, was sich auf die Umgebung bezieht?

Alles im Radix ist immer erdbezogen, denn das ganze System Astrologie ist geozentrisch, und auch das ist kein Zufall.

Die Umgebung lässt sich also m.M. nach nicht "objektiviert" durch äquale Häuser sozusagen abbilden, weil das gar nicht geht. Das ganze Radix zeigt, wer der Mensch ist, und wie seine Prägungen sind, das heißt, wie seine Umgebung in ihm ist, und wenn er drei Geschwister hat, dann ist dieselbe Umgebung in ihnen eine ganz andere.
Wie man einen Dialekt im äqualen Häusersystem finden soll, das weiß ich auch nicht recht...;)
Astrologie kann spirituelle Bezüge spiegeln, aber immer bezogen auf diese eine Inkarnation, auch wenn es Ausblicke in frühere gibt. Das wiederum liegt in der Natur der Sache, denn was jetzt ist, ist das Ergebnis von früher.
* Man kann auch darüber streiten, ob es Reinkarnation gibt, aber mit mir persönlich nicht*

Die Erdbezogenheit im individuellen Radix ist Spiegel für seine völlige Ich-Bezogenheit, im positivsten Sinne.
Das ist sein Sinn.
Es sei denn, es dreht sich um mundane Ereignisse, Staatsgründungen etc. Da könnte ich es noch nachvollziehen,
wobei auch das nicht, denn auch das Kollektiv eines Staates und eines Ereignisses hat spezielle, "individuelle" also wiederum sehr erdbezogene Themen zu lösen.
 
Hallo zusammen,
es gibt in jedem Astroforum einige sehr hitzige Diskussionen über das "richtige" Häusersystem. Ich möchte mal einen Schritt zurücktreten und für einen Moment die "technischen" Aspekte beiseitelassen.

In jedes Geburtshoroskop geht ein:

Name
Geburtstag/-zeit (zeitlicher Aspekt)
Geburtsort (räumlicher Aspekt)

Wir haben also bereits Raum und Zeit erfaßt. Die nächste Frage ist: Wollen wir den Raum oder die Zeit betonen oder ein äquales System verwenden?

Für Zeitsysteme (Placidus, Koch) könnten wir uns entscheiden, wenn wir (zeitliche) Prozesse untersuchen wollen - Transite, stundenastrologische Fragen, Mundanastrologie, ... Damit betonen wir die Zeit als etwas besonders Wichtiges im Horoskop, sozusagen eine doppelte Gewichtung.

Für Raumsysteme (Regiomontanus, Campanus, ...) könnten wir uns entscheiden, wenn wir den (Himmels-)Raum über dem Geburtsort betonen wollen. Das kann religiöse, esoterische, philosophische ... Gründe haben - oder auch, dass wir der Umwelt (regionale Bezüge, Dialekte, etc.) eine besondere Bedeutung einräumen.

Für äquale Systeme spricht u. a., dass jedes Haus gleich groß ist, somit die Wahrscheinlichkeit, dass Planet X in ein bestimmten Haus fällt, gleich groß ist als wenn ein Haus nur 10 Grad und das andere 50 Grad breit ist.

Es gibt natürlich noch eine Vielzahl anderer Argumente, die hier ja schon genannt wurden.

Vor dem Einsatz von Computern hing das Häusersystem davon ab, welche Ephemeriden zur Hand waren (als gedruckte Bücher): Der berühmte englische Astrologe William LILLY (17. Jahrhundert) hatte Regiomontanus-Tabellen, also hat er Regiomontanus bevorzugt. Vielleicht war es ihm auch wichtig, das "neue" Weltbild mit der Sonne als Zentrum zu berücksichtigen.

Im Deutschland der Nachkriegszeit waren die Tabellen von Koch und Placidus am verbreitesten - deshalb haben alle Astrologieprogramme der ersten Generationen vor allem Koch und Placidus als Häusersysteme zur Verfügung gestellt - und deshalb sind Koch und Placidus auch heute noch in Deutschland so "beliebt" (das soll keine Kritik an den beiden Systemen sein, sondern nur ein Hinweis darauf, warum die meisten Astrologen und Astrologinnen diese beiden Systeme präferieren). In den USA ist vor allem durch Chris BRENNAN und dem Projekt Hindsight das äquale Häusersystem verbreitet - und es gab ja letztes Jahr einen heftigen Disput zwischen Chris BRENNAN und Deborah HOULDING über die Häusersysteme.

Da jedes Häusersystem mathematisch "richtig" berechnet ist, gibt es keine richtige oder falsche Wahl. Niemand kann objektiv-wissenschaftlich die "Richtigkeit" eines Häusersystems "beweisen".

Für mich wäre aber die eingangs gestellte Frage wichtig: will ich lieber zeitliche Prozesse untersuchen oder nicht? Macht ein Zeitsystem Sinn, wenn ich nur ein Geburtshoroskop betrachte und keine Transite, etc. brauche? Will ich den Raum betonen? Oder geht nicht beides bereits in das Horoskop ein und ich wähle ein äquales System?

Ich bin für mich so vorgegangen, dass ich mir diese Frage beantwortet habe und dann einige Horoskope von Menschen, die ich sehr gut kenne (darunter mein eigenes) mit unterschiedlichen Häusersystemen angesehen habe. So bin ich zu meinem für mich "stimmigen" Häusersystem gelangt. Diese Entscheidung wird immer subjektiv sein und somit macht es auch wenig Sinn, darüber zu diskutieren.

Schönen Sonntag

vergnuegt
Allen gebräuchlichen inequalen Häusersystemen gemeinsam ist eben, daß sie im Bereich der Polarkreise versagen, komplett. So gut sie hier in unseren Breiten auch funktionieren mögen. Dabei gibt es aber auch jenseits der Polarkreise noch Siedlungen, teilweise Großstädte, mit Menschen und deren typischen hausspezifischen und funktionierenden Lebensbereichen, also z.B. Bankkonto(2), Auto(3), Wohnung(4), Kindern(5), Arbeit(6).
Insofern ist es doch vielleicht hilfreich einmal von dort aus zu denken.

Du unterscheidest zwischen zeitlichen und räumlichen Aspekten des Radix. Das ist interessant, denn die zeitlichen Aspekte sind ja üppig abgefrühstückt (Transite, Progressionen, Direktionen), während die räumlichen Aspekte des Radix (also z.B. wo liegt die Wohnung relativ zum Geburtsort) bisher literaturmäßig und in der Kommunikation sehr vernachlässigt werden. Das fände ich ein sehr interessantes Thema für einen eigenen Thread!
 
Das ist in der Tat ein mögliches Problem selbst für GZH+Äqual.

Interessant ist ja auch die Tatsache, dass bei "rückläufigem AC" sich der MC/Kulminationsgrad unter dem Horizont befindet anstatt darüber. Das stellt die übliche Vorstellung vom MC als "höchstem Punkt im Horoskop" völlig auf den Kopf. Manche Befürworter eines inäqualen Häusersystems definieren dann einfach den Antikulminationsgrad (normalerweise IC) als "MC", aber das macht auch keinen Sinn, weil das ja den tiefsten Punkt der täglichen Laufbahn darstellt.

Nehmen wir das Phänomen der arktischen Mitternachtssonne auf 0° Krebs, um den 21. Juni herum. Sonne antikulminiert am IC, hat also ihren tiefsten Punkt in 24H erreicht - gleichzeitig steht sie aber am oberen Nonagesimal, das heißt dem Teil des Tierkreises, der sich gerade am höchsten über dem Horizont befindet. Denn immer wenn der MC auf 0° Krebs steht, befindet sich überall in der Arktis der rückläufige AC auf 0° Widder (im exakten Quadrat zum MC).

Wie soll man diesen Widerspruch astrologisch auflösen? Hat die arktische Mitternachtssonne auf 0° Krebs mehr mit den Themen des 4. Hauses zu tun weil sie am IC antikulminiert, ihren tiefsten Punkt erreicht hat - oder aber mit dem 10. Haus, weil sie trotzdem am oberen Nonagesimal (soll heißen höher als alle anderen Planeten über dem Horizont) steht?



Dies wäre ein gutes Thema für einen anderen Thread. Die Tierkreisfrage - tropisch, tropisch gedreht, siderisch (Ayanamsha?), drakonitisch, tatsächliche Sternbilder inkl. Ophiuchus - ist im Grunde unabhängig von der Häuserfrage, kann sich aber als ebenso vielfältig erweisen.​
Die Unterscheidung zwischen höchstem (bzw. tiefstem) Punkt der Ekliptik und den Schnittpunkten mit dem Meridian ist sicher sehr bedeutend.

Vielleicht hängen die Antworten damit zusammen, daß in hohen Breiten der tageszeitliche Rhythmus gegenüber dem jahreszeitlichen Rhythmus zurücktritt. Den jahreszeitlichen Rhythmus haben wir allerdings auch schon in unseren Breiten in nicht unerheblichem Ausmaß zu berücksichtigen.

Eine besonders merkwürdige Konstellation haben wir übrigens genau auf dem Polarkreis, genau einmal täglich, dann, wenn die Ekliptik (ringsherum!) genau mit dem lokalen Horizont zusammenfällt.

Die Frage mit dem etwaigen umklappen des Tierkreises auf der Südhalbkugel hängt ja doch sehr eng mit den Begrifflichkeiten Aufsteigung und Absteigung und insofern wieder mit den Häusern zusammen.
Wobei, was vielen vielleicht noch gar nicht aufgefallen ist: unsere Häuser (egal welches System) korrespondieren mit gegenüberliegenden Zeichen, also z.B. X. und IX. Haus, wo die Gestirne im täglichen Lauf am höchsten stehen zu Steinbock und Schütze, wo die Gestirne im jährlichen Lauf am tiefsten stehen.
Also mal angenommen, auf der Südhalbkugel würde der Tierkreis umklappen, dann würden dort Zeichen und Häuser sogar richtigherum korellieren.

Was die Qualität der Zeichen angeht, denke ich, im wesentlichen eine tropische Eigenschaft, also Hauptachsenaspekte. Markante Fixsterne haben einen Einfluss, allerdings auf wenige Grad beschränkt. Vermutlich spielt bei unserem intuitiven Verständnis der fixen Zeichen (und korrespondierenden Häusern) auch das Halbquadrat auf die Hauptachsen eine Rolle.
 
Hallo, FreeStar, hallo Berthi,

@vergnuegt
Hört sich zumindest schlau an.:)

:)

Naja, es gibt in Foren seitenlange Diskussionen die sich stets um die technischen Aspekte der Häuserbildung drehen. Da aber jedes (seriöse) Häusersystem korrekt rechnet, führt die Diskussion zu nichts. Man muss entweder ohne Häuser arbeiten oder sich für eines entscheiden. Dabei spielt es ja eine Rolle, welche Fragen man mit seiner Form der Astrologie beantworten möchte - außer man greift zu einer astrologischen "Schule", die ein bestimmtes Häusersystem vorschreibt (z. B. Huber, Hamburger Schule, etc.).

Eine weitere Rolle kann spielen, welche Form der Astrologie wir anwenden möchten. Ein Koch-System für die hellenistische Astrologie halte ich - zumindest aus historischem Kontext - für problematisch. Vielleicht funktoniert es aber auch. Da ich eher in der Renaissanceastrologie unterwegs bin (einschließlich ein wenig hellenistische Grundlagen) bieten sich hier auch bestimmte Systeme an.
Wie man einen Dialekt im äqualen Häusersystem finden soll, das weiß ich auch nicht recht...;)
Ich denke, es macht einen Unterschied, ob Du in den bayerischen Bergen oder am Meer in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen geboren bist. Es sind ja nicht nur die Berge oder das Meer, es ist die ganze Mentalität, die verschieden ist. Wenn mir das wichtig ist, wäre m. E. ein Raumsystem meine erste Wahl. Die Kritik daran ist, wenn ein Kind in München geboren ist und im Hamburg aufwächst ... aber das weiss man ja in der Regel ...

Für äquale Systeme spricht für mich dennoch gar nichts, weil die unterschiedliche Größe der Häuser samt der Möglichkeit von eingeschlossenen Zeichen immer sehr viel aussagt.
Das klingt nach karmischer Astrologie?

Bei äqualen Häusern verschieben sich die Planeten häufig stärker als bei Zeit- oder Raumsystemen. Stehen zum Beispiel Sonne, Merkur und Venus zwischen 5 und 25 Grad eines Zeichens (z. B. Fische), der AC ist auf 28 Grad Fische, dann wandern beim äqualen Ganzzeichenhäusersystem die drei Planeten/Licht von H12 in H1. Das ist m. E. schon mal ein gewaltiger Unterschied. Da sich die weiteren Häuser analog bilden (2. Haus = Widder, 3. Haus = Stier, ...) kann es sein, dass die Planeten ein Haus weiter wandern als bei einem Raum- oder Zeitsystem. Das hängt natürlich auch immer von der Größe der Häuser ab. Mein Ding ist das nicht, da auch der MC irgendwo zwischen Haus 8 und Haus 12. Somit hat der MC keine eigentliche Bedeutung.

Allen gebräuchlichen inequalen Häusersystemen gemeinsam ist eben, daß sie im Bereich der Polarkreise versagen, komplett. So gut sie hier in unseren Breiten auch funktionieren mögen. Dabei gibt es aber auch jenseits der Polarkreise noch Siedlungen, teilweise Großstädte, mit Menschen und deren typischen hausspezifischen und funktionierenden Lebensbereichen, also z.B. Bankkonto(2), Auto(3), Wohnung(4), Kindern(5), Arbeit(6).
Insofern ist es doch vielleicht hilfreich einmal von dort aus zu denken.
Das ist grundsätzlich richtig. Es liegt aber auch daran, dass für die Häuserbildung "nur" der AC berechnet wird und vom AC aus ohne Berücksichtigung von weiteren Raum- oder Zeitaspekten die Häuserbildung erfolgt. Das soll keine grundsätzliche Kritik sein, aber bei einem solchen Häusersystem kann nichts "schiefgehen" - jedes Haus ist 30 Grad breit.

Welche Bedeutung hat aber dann der MC und der IC? Die hängen irgendwo zwischen den Häusern 2 und 6 bzw. 8 und 12. Eine Interpretation als eine Art "sensitiven Punkt" oder Beginn eines Quadranten haben sie nicht.

Für mich kommt noch o. g. Argument dazu, dass viele Planeten in anderen Häusern stehen, was für mich häufig nicht stimmig ist. Aber das ist meine Erfahrung, die ich keinesfalls als Wahrheit hinstellen möchte. Auch Chris BRENNAN ist ein überzeugter Befürworter des GZH.
Du unterscheidest zwischen zeitlichen und räumlichen Aspekten des Radix. Das ist interessant, denn die zeitlichen Aspekte sind ja üppig abgefrühstückt (Transite, Progressionen, Direktionen), während die räumlichen Aspekte des Radix (also z.B. wo liegt die Wohnung relativ zum Geburtsort) bisher literaturmäßig und in der Kommunikation sehr vernachlässigt werden.
Das ist ja ein Aspekt. Wenn wir uns die Entwicklung der Häusersysteme ansehen, haben wir ja zu Beginn vor allem Ganzzeichenhäuser oder eine Häuserbildung die beim AC beginnt. Alcabitus (Zeitsystem) war, glaube ich, auch noch ein frühes System.

Erst im Spätmittelalter kamen Campanus und dann Regiomontanus (das war schon nach dem Mittelalter), etwas später dann Placidus. D. h., bis ins späte Mittelalter haben Ganzzeichenhäuser sicherlich dominiert. Ich vermute mal, dass es vielleicht auch an den mangelnden mathematisch-astronomischen Kenntnissen fehlte? D. h., auf die äqualen Systeme folgten Raumsysteme, danach Zeitsysteme (Placidus und Koch). Das sind jetzt natürlich nur die wichtigsten, aber vor allem im 20. Jh. ist hier die Entwicklung neuer Häusersysteme geradezu explodiert.

Die Teilung des Himmelsraums bei den Raumsystemen könnte auch der "Nähe zu Gott" geschuldet sein, bezogen auf den Geburtsort. Das ist jetzt natürlich reine Spekulation von mir ("Wie unten so oben"), also eine spezifische Qualität oder Energie zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort.

Viele Grüße
vergnuegt
 
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Die Entartung auf und jenseits der Polarkreise betrifft nun aber nicht nur jedes Haussystem sondern sogar den Aszendenten selbst. Bestimmte Aszendentengrade werden gar nicht mehr erreicht, bestimmte Aszendentengrade werden rückläufig im Tierkreis, Aszendent und MC können zusammenfallen, wodurch Aszendent und Deszendent nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind.
 
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