Gewalt

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Hi,

damals habe ich solche Literatur verschlungen, wollte verstehen, verändern, handhaben können... sodass ich natürlich unverletzt aus solchen Situationen herauskomme oder erst gar nicht hineingerate.

Bis ich begriff, dass dies nicht erforderlich ist.

Was ist es denn, was mich aufschrecken und dann aufrüsten lässt? Meine eigene Angst. Nichts sonst.

Ich wollte nicht akzeptieren "das Menschen so sind". Friede, Freude, Eierkuchen for everyone und das muss umgesetzt werden. Punkt. Es hätte mir mein Leben erleichtert - dachte ich.

Dabei ist die Lösung, die für mich richtig war, unendlich einfach:

Ich kann mich nicht für jede Lebenssituation präventiv vor Gewalt schützen, weil ich das Verhalten anderer Menschen nicht bestimmen oder verändern kann. Es gibt immer Situation oder Menschen, die mich überwältigen oder mich verletzen können. Menschen verhalten sich, wie sie es tun, weil sie es können. Es ist folglich irrelevant, ob sie etwas unbewusst, bewusst, unbeabsichtlich, aus Versehen oder mit voller Absicht tun. Wesentlich ist für mich: wie gehe ich damit um? Wie komme ich damit klar?

Auch die Reaktion des Umfeldes ist dabei irrelevant. Wenn wer meint, ich habe selbst Schuld... so what?

Es gilt für mich, die Möglichkeiten auszuloten, die für mich zufriedenstellend sind oder zumindest mir den Raum geben, zufrieden leben zu können. Manchmal bedeutet es etwas auszuhalten. Manchmal bedeutet es sich aufzuregen. Manchmal zu gehen. Manchmal auch tatsächlich gegenzuhalten oder zu kämpfen. Manchmal sich Hilfe zu holen. Je nachdem. Nach den Möglichkeiten und nach meinem Wollen ausgerichtet.

Mitgefühl und Verständnis sind nette Gesten der Mitmenschen, verändern aber nicht das, was geschah, noch einen selbst. Und heilen tun diese Gesten auch nicht. Sie machen allenfalls den Boden etwas weicher, auf dem man dann liegt. Wichtig, keine Frage, aber nicht essentiell. Wichtiger finde ich, sich selbst zu verstehen, sich selbst zu trösten und sich selbst dabei helfen wieder aufzustehen. Habe ich das nur ein Mal geschafft, stärkt es mich für den Rest meines Lebens. Es kann mich nicht davor schützen nicht wieder zu Boden gebracht zu werden, aber eben wieder und wieder aufzustehen.

Lg
Any
 
Ja die Opfer sind ja auch in der Beweispflicht, werden vor Gericht teilweise auseinander gepflückt und zu guter letzt bekommen die Täter oft sogar nur Bewährungsstrafen, da ist es kein Wunder dass sich viele das erst gar nicht antun wollen mit einer Anzeige. Natürlich ein großer Vorteil für die Täter.
Es ist einfach nur schrecklich, die Täter bekommen oftmals nur eine Bewährungsstrafe, wobei die Opfer lebenslänglich haben.
Niemand kann auch nur im entferntesten nachempfinden, was ein gequälter Mensch für den Rest seiens Lebens mit sich herumträgt.
Doch es gibt recht gute Strategien um mit dem ganzen Mist fertig zu werden.
Es wurden hier schon einige genannt - ein sehr wichtiges Thema - Danke chocolade
 
Ja, ja. Jeder kennt da jemanden, der wieder jemanden kennt und schon glaubt er, er kennt sich aus.
Tatsache ist, daß jeder, der darüber redet, nichts weiß. Der, der Gewalt erfahren hat, der redet nicht drüber.
Laßt es doch einfach. Ihr könnt jahrelang drüber reden und werdet dennoch nie etwas verstehen.

Und genau das ist der Punkt: man redet nicht drüber !

Und da liegst du m.E: falsch, denn es wird immer mehr darüber geredet, und das ist gut so ! Und wie ich das lese, haben hier doch einige selbst Gewalt erlebt, also wissen sie worüber sie schreiben /reden.

Aber das ändert sich immer mehr und die Gewaltopfer sind bereit zu reden, sehr viele sogar und es gibt gaanz interessante Dokumentationen, Interviews etc.; von Personen /Menschen egal ob Mann/Frau die Gewalt in jeglicher Form erlitten haben. Aber auch von so manchen ehemaligen Tätern. Ich denke , es wird so nach und nach bewusster gemacht. Auch bei uns in der Schule ist es ein rießen Thema ! Und ich bin auch ein sogenanntes Gewaltopfer ( lange her ) und ich bin der Meinung, man kann es schaffen sich davon zu lösen, erstens mit guter professioneller Hilfe und dem wirklichen Verarbeiten dessen. Wichtig ist sich nicht zu schämen und offen darüber zu reden. Das dies nicht jeder kann, ist mir bewusst.
Und das Gewalt jeden wiederfahren kann, ebenso, desewegen gehört darüber das Tabu, des " nicht darüber redens" gebrochen !!!

GLG Asaliah
 
..., denn es wird immer mehr darüber geredet, und das ist gut so ! Und wie ich das lese, haben hier doch einige selbst Gewalt erlebt, also wissen sie worüber sie schreiben /reden.
Sicher für Viele ein langer, schmerzhafter Weg bis das Schweigen gebrochen werden kann. Das Thema ist mit großer Scham behaftet - in vielen Fällen wird das Trauma nie bewältigt.
 
Einen weiteren Aspekt wollte ich noch einbringen:

Sexismus und sexuelle Gewalt bilden die Basis aus der sich andere Formen von Gewalt, so auch die homophobe, konstituieren.
 
Ich habe mit einigen Menschen zusammen sehr lange beobachtet, was mit traumatisierten Menschen geschieht, wie wir selbst z.T. heilen konnten und warum nicht und dass es für diese Menschen weder die Umgebung gibt um heilen zu können, noch die Zeit dazu vorhanden ist, noch genügend sinnvolle Begleitung irgendwo in bezahlbarer Form da ist.
Anders gesagt haben alle Therapiekonzepte bisher versagt, ausser dass sie in Einzelfällen geholfen haben und öfter Linderung geschaffen haben.
Auch der Bewußtwerdungsprozeß in der Gesellschaft hat bisher in keiner Weise eine Umgebung geschaffen, in der sich Traumatisierte (egal welcher Art) wohl fühlen könnten.
Daher forschen einige daran, wie dieser Mangel behoben werden kann. Über den Fortschritt der Forschung läßt sich nur soviel sagen, dass es einen Raum geben muß, vielleicht ab ca. 100 ha bis etwa 200 ha, in dem nur extrem gut geschulte Menschen, die ihre eigenen Traumata wirklich überwunden haben, für einen Schutzraum sorgen, in dem die, die zur Heilung dort sind, selbst bestimmen können, wann, wie, wo und mit wem sie heiler werden. Kein Druck, keine Vorstellung. Zur gleichen Zeit ist die Familie zuhause versorgt.
Es braucht wirklich einen Raum, in dem es keine Gewalt mehr gibt, um zu heilen.
Hört sich wie Zukunftsmusik an, ist noch Zukunftsmusik.
Wird Wahrheit und Alltag werden.
 
Ich habe mit einigen Menschen zusammen sehr lange beobachtet, was mit traumatisierten Menschen geschieht, wie wir selbst z.T. heilen konnten und warum nicht und dass es für diese Menschen weder die Umgebung gibt um heilen zu können, noch die Zeit dazu vorhanden ist, noch genügend sinnvolle Begleitung irgendwo in bezahlbarer Form da ist.
Anders gesagt haben alle Therapiekonzepte bisher versagt, ausser dass sie in Einzelfällen geholfen haben und öfter Linderung geschaffen haben.
Auch der Bewußtwerdungsprozeß in der Gesellschaft hat bisher in keiner Weise eine Umgebung geschaffen, in der sich Traumatisierte (egal welcher Art) wohl fühlen könnten.
Daher forschen einige daran, wie dieser Mangel behoben werden kann. Über den Fortschritt der Forschung läßt sich nur soviel sagen, dass es einen Raum geben muß, vielleicht ab ca. 100 ha bis etwa 200 ha, in dem nur extrem gut geschulte Menschen, die ihre eigenen Traumata wirklich überwunden haben, für einen Schutzraum sorgen, in dem die, die zur Heilung dort sind, selbst bestimmen können, wann, wie, wo und mit wem sie heiler werden. Kein Druck, keine Vorstellung. Zur gleichen Zeit ist die Familie zuhause versorgt.
Es braucht wirklich einen Raum, in dem es keine Gewalt mehr gibt, um zu heilen.
Hört sich wie Zukunftsmusik an, ist noch Zukunftsmusik.
Wird Wahrheit und Alltag werden.
Heilung, ja das wäre ein Traum naglegt - doch lässt sich Erinnerung tatsächlich löschen?
Du regst einen Schutzraum an, welch wundervolle Idee - doch schützt er wirklich vor der Erinnerung, die ganz subtil bei jedem triggern an die Oberfläche krabbelt?
Ein Traumatisierter muss lernen mit seiner gefühlten Wahrheit ein halbwegs normales Leben aus der Sprachlosigkeit heraus zu führen.
Immer wieder wird das Entsetzen über das Gewesene einen Raum in seinem Leben einnehmen, doch mit jedem neu Durchleben wird das Erlebte erträglicher.
Irgendwann, mit jedem intensiven Gespräch, schrumpfen die Schatten mehr und mehr - sie sind zwar noch immer präsent - doch werden weitaus erträglicher.
Unsagbar viele Gespräche sind nötig um zu verarbeiten und ganz langsam wieder zu einem gesunden Selbstwertgefühl zu finden.
Ich wünsche allen die nötige Kraft wieder zu sich selbst zu finden und aus sich selber heraus neu zu erwachsen.
 
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Ich weiß nicht, ob sich die Erinnerung löschen lässt.
Doch der Trigger löst sich auf, wenn ich die Sicherheit in mir gefunden habe.
Ich habe eine Freundin, die in sehr vielen Leben Prophet oder Prophetin war und in fast allen Leben dafür umgebracht worden ist.
Ich meine, das alleine ist der Hammer.
Und obwohl sie sehr reif und sehr alt als Seele ist, bereitet es ihr immer wieder Mühe, sich nicht nur zurück zu ziehen, sondern ihres zu sagen, auch öffentlich.
Sie hat 30 Jahre daran gearbeitet und ist viele emotionale und mentale Tode gestorben und auch einige reale Tode, nachdem sie von allen wiederauferstanden ist, hat sie etwas mehr Vertrauen darein gefunden, hier auf dieser Welt doch friedlich leben zu können und "nur" eines natürlichen Todes zu sterben, dann, wenn Gott es will.


Vielleicht werden wir, alle die wir heilen wollen und später dann alle die wir geheilt sind, so weit, dass echter Frieden möglich ist, immer mehr solcher Schutzräume aufbauen, bis wir schließlich ganz normal in solchen geschützten Räumen leben, die auch Raum der Liebe genannt werden.

Früher oder später kommt das.
Auch wenn es noch ein gutes, langes Stück Wegs ist.
 
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