Gewalt

Ja, ja. Jeder kennt da jemanden, der wieder jemanden kennt und schon glaubt er, er kennt sich aus.
Tatsache ist, daß jeder, der darüber redet, nichts weiß. Der, der Gewalt erfahren hat, der redet nicht drüber.
Laßt es doch einfach. Ihr könnt jahrelang drüber reden und werdet dennoch nie etwas verstehen.
 
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Ja, ja. Jeder kennt da jemanden, der wieder jemanden kennt und schon glaubt er, er kennt sich aus.
Tatsache ist, daß jeder, der darüber redet, nichts weiß. Der, der Gewalt erfahren hat, der redet nicht drüber.
Laßt es doch einfach. Ihr könnt jahrelang drüber reden und werdet dennoch nie etwas verstehen.

Warum soll man nicht darüber reden ?
Wie kann man sonst verstehen ?
Wie kann man sonst verarbeiten ?
Warum sollte man das mit sich alleine abmachen ?
Dauert das nicht viel länger und mit sehr ungewissem Ergebnis ?
 
Ja, in meiner früheren Nachbarschaft gab es eine kleine Familie. Die Frau wurde quasi in eine Sekte hineingeboren. Seit mehreren Generationen bereits gehörte ihre Familie wiederum einer bekannten Glaubensgemeinschaft an. Als sie sich endlich von ihrem Mann trennen wollte, der über Jahre gewalttätig war, kehrten ihr sämtl. Angehörige den Rücken. Obwohl sie mit Einreichen der Scheidungsklage alle Bezugspersonen verlor, hatte sie die unglaubliche Kraft, sich zu lösen.
Infolgedessen litt sie an schweren Depressionen
...

Das ist ein unglaublich wichtiger Punkt, den ich nun nicht aus der Sektenproblematik her kenne, aber allgemein.

Man verliert ja in dem Fall nicht nur eine Beziehung, sondern es geht unter Umständen ein ganzes Beziehungsgeflecht verloren. z.B. Die Kinder verlieren nicht nur den Vater, sondern auch Grosseltern, Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen und Bekannte der Familie, die Partei ergreifen.

Neulich habe ich einen Satz gelesen: Ich wollte doch nicht die Beziehung aufgeben, ich wollte doch nur dass die Gewalt aufhört.
Es ist oft viel komplexer als es auf Anhieb erscheint.

Ich habe meine Ursprungsfamilie vollständig aufgeben müssen und das ist so wie sich vollständig die Wurzeln abschneiden zu müssen. Man ist nicht nur sprichwörtlich entwurzelt, sondern ganz real.
Ein Verlorensein in der grossen weiten Welt...niemanden zu haben...alleine vollkommen bei Null anfangen.
Da ist es wohl nicht ungewöhnlich dass man damit überfordert sein kann und Depressionen bekommt.
Therapien können diese menschliche Lücke nicht füllen.
 
Die Kampagne ist gar nicht soo aus dem Nichts entstanden, Teil dieser Kampagne ist zb die Joyful Heart Foundation die sich seit über 10Jahren für die Opfer von Gewaltverbrechen einsetzen, gegründet wurde sie von der Schauspielerin Mariska Hargitay (aus der Serie Law & Order Special Victims Unit die sich eben auch genau mit diesen Themen befasst) Die haben in 10Jahren schon viel erreicht unter anderem dass endlich die "Rapekits" aufgearbeitet werden wenn schon die Opfer mutig genug sind eine Anzeige zu machen, damit die Fälle nicht Jahre vor sich hinwarten und in der Zwischenzeit auch neue Opfer entstehen weil Täter nicht ermittelt wurden. Mit der "No more" Kampagne haben sie nur nochmal einen drauf gesetzt, da viele Stars mitmachen ist es eben relativ schnell bekannt geworden, auch dass die ganzen Football Spieler mitmachen nach dem Skandal den sie erst hatten ist eben ein großer Erfolg und erzielt viel Aufmerksamkeit. Schade dass es bei uns nichts vergleichbares gibt.

Danke für die zusätzlichen Infos.

Du sprichst ein wichtiges Thema an mit der Frage des Anzeige erstattens.
Ich habe ein einziges mal versucht wegen Jugendgewalt eine Anzeige zu machen und wurde abgewimmelt.
Der Beamte hatte offensichtlich keine grosse Lust irgendwelche Arbeit zu machen oder selbst nur einen Bericht zu tippen.
Ich hätte die Namen der Beteiligten wohl noch selber ermitteln müssen und das kann es ja wohl nicht sein.

Zwei Mal habe ich eine versuchte Vergewaltigung erlebt, mit Messer am Hals, und konnte nur entkommen weil ich bereit gewesen wäre eher zu sterben.
Ich habe damals nicht versucht Anzeige zu erstatten, weil ich gewusst habe ich könnte sowieso nix beweisen...selbst eine Täterbeschreibung ist ja schon schwierig.
Zum Glück bin ich mit dem Schrecken und einer Schnittwunde davon gekommen.
Als ich es im Umfeld erzählt habe hat man das nicht sonderlich ernst genommen, als ob sowas relativ normal wäre...passiert eben.

Und was passiert nun mit den echten Opfern ?
Wodurch müssen sie zusätzlich noch durch ?
Einfach grauenvoll !
Sie brauchen von Anfang an rechtliche und emotionale Unterstützung, doch wer gibt ihnen diese ?
 
Ich finde, dass die folgenden Links gut beschreiben, worum es geht , dass familiäre Gewalt, oder Gewalt in einer Beziehung nicht nur aus grober körperlicher Gewalt oder schlimmsten sexuellen Missbrauch besteht, sondern Gewalt viele Facetten hat und schon viel früher beginnt und sich dann über mehrere Jahre verstärkt.

Nur das Wissen darüber ist nicht so weit verbreitet, die Opfer denken einfach, dass es von allein eines fernen Tages besser wird, aber unbehandelt wird die Gewalt immer schlimmer, bis eben die Familientragödien passieren, die in der Zeitung oder im Fernsehen gezeigt werden!

Aber das hilft den Opfern dann nicht mehr, deshalb finde ich es wichtig für das Thema sensibel zu werden, und einzuschätzen, was Gewalt ist und wo sie bereits anfängt, aber natürlich ohne Situationen überzudramatisieren.

Einfach mal lesen :

https://erkennepsychopathie.wordpress.com/2013/11/18/was-ist-missbrauch

https://erkennepsychopathie.wordpress.com/2012/01/27/wie-erkennt-man-dass-man-sich-in-einer-beziehung-mit-einem-psychopathen-befindet/

Danke für die Links.
Als Hintergrundwissen und auch als Allgemeinwissen für alle, die schon einmal in Täter-Opfer-Spiralen waren unglaublich wertvoll.
Gleichzeitig darf man nicht den Fehler machen nun in allem und jedem gefährliche Täter/Psychopathen/Narzissten zu sehen.
Die eine oder andere dieser genannten Verhaltensweisen benutzt jeder von uns in höherem oder geringerem Ausmass oder nur in besonderen Stresssituationen.

Was mir da fehlt sind konkrete Strategien mit diesen Menschen umzugehen.
Denn wenn es nun grad dein Boss/Arbeitskollege/Vermieter ist, der dich so behandelt...dann kannst du nicht jedes mal gleich den Arbeitsplatz/Wohnung wechseln.
Auch angeheiratete Verwandtschaft ist schwierig austauschbar und stellenweise muss man einfach lernen mit ihnen leben zu können.
 
Was mir da fehlt sind konkrete Strategien mit diesen Menschen umzugehen.
Denn wenn es nun grad dein Boss/Arbeitskollege/Vermieter ist, der dich so behandelt...dann kannst du nicht jedes mal gleich den Arbeitsplatz/Wohnung wechseln.
Auch angeheiratete Verwandtschaft ist schwierig austauschbar und stellenweise muss man einfach lernen mit ihnen leben zu können.

Geht mir genauso, mir hilft es etwas, wenn ich reflektiere, dass diese Leute ein echtes psychisches Problem haben.
Aber anders als bei anderen psychischen Erkrankungen lassen sie ihre Umwelt darunter leiden, eine echte Krankheitseinsicht oder ein Leidensdruck ist nicht gegeben, außer vielleicht bei Extremtätern, weil denen dann halt irgendwann in der Forensik eine Therapie "aufgezwungen" wird, was meist leider auch nicht viel hilft.

Man sollte den Kontakt deshalb auf ein Mindestmaß beschränken, falls es nicht möglich sein sollte den Kontakt sofort abzubrechen- und was besonders wichtig ist, dass man sich niemals einschüchtern lässt, oder Angst zeigt und auch, dass man natürlich bei körperlicher Gewalt sofort Anzeige erstattet und nicht denkt, dass es irgendwann von alleine aufhört, oder sich irgendwann bessert.

Das Schlimme ist dabei, dass ein Gewalttäter alles mögliche versucht dem Opfer seine Taten in die Schuhe zu schieben, das Opfer soll am Ende glauben, dass es selbst schuld sei und es nicht anders verdient hat, als schlecht behandelt zu werden.

Mir ist es auch schon mal passiert, dass mich jemand von hinten geschubst hat und ich deshalb hingefallen bin, er hätte locker rechts oder links an mir vorbeigehen können, oder mich kurz bitten, dass ich ihn vorbeilasse, für das Schubsen hatte er zig Ausreden und es nicht eingesehen, dass so ein Verhalten einfach nicht geht, deshalb ist es absolut sinnlos mit solchen Irren zu diskutieren.

Das Ganze ist schon ein gesamtgesellschaftliches Problem, denn es gibt Untersuchungen die belegen, dass der Anteil der Psychopathen in Führungspositionen überdurchschnittlich hoch ist :

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-05/psychopathen-interview-psychologe-jens-hoffmann
 
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Danke für die zusätzlichen Infos.

Du sprichst ein wichtiges Thema an mit der Frage des Anzeige erstattens.
Ich habe ein einziges mal versucht wegen Jugendgewalt eine Anzeige zu machen und wurde abgewimmelt.
Der Beamte hatte offensichtlich keine grosse Lust irgendwelche Arbeit zu machen oder selbst nur einen Bericht zu tippen.
Ich hätte die Namen der Beteiligten wohl noch selber ermitteln müssen und das kann es ja wohl nicht sein.

Zwei Mal habe ich eine versuchte Vergewaltigung erlebt, mit Messer am Hals, und konnte nur entkommen weil ich bereit gewesen wäre eher zu sterben.
Ich habe damals nicht versucht Anzeige zu erstatten, weil ich gewusst habe ich könnte sowieso nix beweisen...selbst eine Täterbeschreibung ist ja schon schwierig.
Zum Glück bin ich mit dem Schrecken und einer Schnittwunde davon gekommen.
Als ich es im Umfeld erzählt habe hat man das nicht sonderlich ernst genommen, als ob sowas relativ normal wäre...passiert eben.

Und was passiert nun mit den echten Opfern ?
Wodurch müssen sie zusätzlich noch durch ?
Einfach grauenvoll !
Sie brauchen von Anfang an rechtliche und emotionale Unterstützung, doch wer gibt ihnen diese ?

Ja die Opfer sind ja auch in der Beweispflicht, werden vor Gericht teilweise auseinander gepflückt und zu guter letzt bekommen die Täter oft sogar nur Bewährungsstrafen, da ist es kein Wunder dass sich viele das erst gar nicht antun wollen mit einer Anzeige. Natürlich ein großer Vorteil für die Täter.
Und so wie dein Umfeld reagiert hat reagieren leider viele, oft hagelt es ja auch noch Vorwürfe, das typische Victim Blaming.
Wenn man sich die Kommentare drunter mal durchliest braucht man sich echt nicht mehr wundern...

Und zur rechtlichen und emotionalen Unterstützung, das gibt es in Deutschland wohl durch den Weissen Ring: https://www.weisser-ring.de/internet/
 
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