hi Leopoldine,
...hihi, wie meinst denn das?
"wirklich mal ein guter beitrag." - von mir?
oder
"wirklich mal ein guter beitrag." - allgemein....
aber jetzt spass beiseite - hier kommt schon der nächste: "wirklich mal ein guter beitrag."
"bei einem freudenmädchen"
zwei junge studierende spazierten eines abends, voll von lebensfreude, durch die glänzend beleuchtete hauptstraße einer großen stadt, als sie ein junges freudenmädchen bemerkten, das ihnen öfter nahe kam und mit den augen und liebreizendem lächeln zuwinkte.
"dieses mädchen täuscht uns nicht," sagte der eine, "sie ist wirklich so schön, wie sie uns jetzt erscheint; ich kenne sie. gönne dir, freund, das vergnügen und gehe mit ihr."
der andere freute sich ob dieser mitteilung, dankte seinem freunde, empfahl sich von ihm und folgte dem mädchen, das ihn sogleich hinter sich bemerkte und ihm mit elastischen und schnellen schritten vorausging.
während sich das mädchen entkleidete, durchrieselte den jungen mann schon das vergnügen beim anblick ihres von schönheit und kraft strotzenden körpers; er küßte ihren nacken, ihre augen, ihren busen; als sie ihre arme entblößte, küßte er ihre arme und vor wonne biß er leicht in das schön geschwellte fleisch.
"erlaube mir das!" sprach er zu ihr, "wenn es dir auch wehe tun sollte; ich weiß ja nicht, wie ich deinen schönen arm genießen soll."
"freue dich nur" antwortete das mädchen lächelnd, "freue dich nur und genieße mich."
"mein freund rühmte mir deine schönheit," fuhr der junge mann fort, "er hatte wirklich allen grund dazu; und ich will dich ebenfalls, meine schöne, allen meinen freunden und bekannten gegenüber rühmen; sie sollen alle sich mit dir erfreuen," und dabei küßte er sie wieder recht lebhaft, bald dahin, bald dorthin. das mädchen lächelte vergnügt über dieses versprechen und sagte mit schalkhaftem ernst: "du bist am ende in mich verliebt?"
"gewiß!" gab der student lachend zur antwort. "nimmst du mich etwa nicht als liebhaber an? du wirst mich doch wohl einlassen, wenn du mich schmachten siehst?"
"ich schwöre dir's" sagte das mädchen mit feierlichem tone und spitzbübischem blicke; und so sprachen und lachten sie weiter, und erst spät in der nacht verließ der junge mann das reizende mädchen, von der leidenschaftlosen wonne an gemüt und leib erfrischt.
das mädchen sperrte sodann die zimmertüre ab, überzählte mit heiterer miene das erhaltene geld und legte es vergnügt in die schublade. kaum war das geschehen, als es an ihrer türe klopfte. sie öffnete, und es trat ein bejahrter mann in das zimmer, der ein sehr würdiges aussehen hatte und dem zugleich güte und menschenfreundlichkeit aus dem gesichte leuchteten.
das mädchen, an die verschiedenartigsten besuche gewohnt, lud ihn ein, sich auf das sofa zu setzen, nahm neben ihm platz und machte ihrem gaste die liebenswürdigste miene.
"ich bin nicht gekommen," begann der fremde, "deine reize zu genießen, mein schönes kind; ich komme in viel edlerer absicht zu dir, und wenn du sie kennen wirst, magst du dich wohl dein leben lang mir zu dank verpflichtet fühlen - obwohl ich nicht des dankes wegen tue was ich eben an dir tun will."
das mädchen blickte dem manne mit sehr neugieriger miene ins angesicht, und dieser fuhr fort: "du weißt, wie sündhaft bisher dein lebenswandel war und in welchem grade du von allen menschen verachtet wirst. nun denn, ich will mich deiner annehmen, will dich unterstützen und wieder auf den pfad der tugend führen. glaube aber ja nicht," setzte er hinzu, als er bemerkte, daß ihn das mädchen jetzt schalkhaft mit großen augen ansah, "glaube nur ja nicht, in mir einen bruder-scheinheiligen zu finden, der in dich vernarrt ist und dich gerne allein genießen möchte. was ich tun will, soll nur aus mitleid mit deiner schwäche geschehen und bloß in der absicht, dich wieder vor gott und menschen wohlgefällig erscheinen zu lassen!"
der ton, in dem er dies alles sagte, war so rührsam, seine haltung und sein gesichtsausdruck waren so milde, daß das mädchen überzeugt wurde, daß ihr besucher dies alles tiefernst nehme; und während sie in nicht unterdrückbare aufregung geriet, kreuzte sie ihre arme, richtete ihren kopf stolz in die höhe, beugte sich dann ein wenig zurück und sagte mit lauter stimme und fester betonung: "erklärt euch näher!"
"vor allem, mein kind," fuhr der mann fort, "sei dir alles bisherige aus aufrichtigem herzen verziehen; ich selbst verzeihe dir schon heute, und alle anderen werden, wenn du meinen ratschlägen folgen und deinen bisherigen lebenswandel aufgeben wirst, dir gewiß ebenfalls verzeihen."
das mädchen erbleichte, schüttelte, die arme noch immer gekreuzt, ihren kopf, schoß blitze aus ihren augen und sprach mit heiserer stimme und vor zorn bebenden lippen: "erklärt euch näher, ich verstehe euch noch immer nicht!"
der fremde sah sie einen augenblick erstaunt an und knickte ein wenig zusammen; er begann, sich klein zu fühlen, ohne zu wissen warum, und bekam beinahe furcht vor diesem mädchen. er nahm alle seine kraft zusammen und sagte: "fasse zutrauen zu mir! wenn auch die menschen in der regel unnachsichtig sind, ich, der ich seit langem die sünder aufsuche, um sie auf den rechten weg zu bringen, ich kenne die schwache und sündhafte neigung unserer natur - ich verdamme dich nicht, wie es die anderen tun; ich sehe dir alles bisherige nach, es ist für mich, wie nicht geschehen und aus vollem herzen vergebe ich dir!"
"wa-a-a-a-as?" schrie, wütenden blickes, das mädchen, schnellte vom sofa empor und sprang, mit beiden füßen zugleich aufstampfend, auf den fußboden, daß die scheiben klirrten und der fremde erschreckt zusammenfuhr. "was? frage ich nochmals! was hat man mir zu vergeben? wer hat mir etwas zu verzeihen?" - und hierbei gab sie dem heiligen mann eine ohrfeige um die andere, "wer hat, frecher mensch, dir das recht gegeben, mir zu verzeihen? zum teufel!" schrie sie immer lauter, stampfte mit dem fuße und gab dem fremden unaufhörliche backenstreiche bei jedem ihrer leidenschaftlich hervorgestoßenen sätze. "was habt ihr mir zu verzeihen? ihr dummköpfe, ihr lumpenseelen! habe ich gemordet? gestohlen? gelogen? betrogen? verleumdet? geheuchelt? geschmeichelt? was habe ich getan? du, alberner mensch, willst mich bessern? wodurch habe ich gesündigt? ...weil ich euch vergnügen mache? bringe ich schaden oder unglück in die welt? besucht man mich etwa, um zu trauern? stifte ich unfrieden unter euch? habe ich meine eltern und geschwister weniger lieb, als ihr die eueren? schadet es jemandem, wenn sich die ledigen leute bei mir erfreuen? hindere ich die verheirateten männer, ihre familien so gerne zu haben, wie sie nur wollen, weil sie eine halbe stunde vergnügt bei mir zubringen? rede ich ihnen in irgend etwas drein? schwätze ich böses von euch? bin ich nicht zufrieden und froh, wenn ihr tölpel mich nur nicht beleidigt? was habt ihr elende wichte mir zu verzeihen? ihr hundeseelen, die ihr in meinem zimmer freundlich tut und euch liebkosen laßt, wenn die vorhänge herunter sind, mich aber nicht ansehen wollt, wenn ihr mich auf der straße trefft und euch in den wirtsstuben über unsereins nicht genug lustig machen könnt ich... ich habe euch zu verzeihen, nicht ihr mir! hier hast du eins für deine nachsicht, hier eins für dein mitleid mit mir und hier für deine verzeihung! hinaus aus meinem zimmer, die türe ist offen, hinaus, frecher dummkopf, hinaus! sogleich mir aus den augen! hinaus!" und damit stieß sie den fremden mit dem fuße aus dem zimmer, schloß die türe und warf sich, erschöpft, auf das sofa.
aber nachdem sich ihre heftige aufregung besänftigt hatte, bemächtigte sich ihrer ein tiefer gram, und sie begann krampfhaft zu weinen und zu schluchzen....