Natürlich möchte ich mich Skorpina anschliessen, jeder Fall ist anders. Doch an den Erzählungen in den Märchen und dem "Stiefkind des Glücks" ist wohl etwas dran.
Ich bekam etwa im Alter von 7 Jahren einen Stiefvater. Die ganzen Zusammenhänge bekam ich damals gar nicht mit, vieles wurde mit jetzt mit 53 klar, als ich Zeit hatte darüber nachzudenken.
Sie hatten sich wohl in einer Einkaufspassage kennengelernt, bei einem fingierten Zusammenstoss. Es war Geilheit auf den ersten Blick. Er wollte mir ihr ins Bett. Und sie hatte gerade Keinen. Als ich ihn zum ersten Mal sah hatte ich schon den Eindruck, dass er in mir ein lästiges Anhängsel sah. Dann zog sich das über die Jahre weiter so hin. Ich war immer nichts weiter als ein Störfaktor für ihn.
Der Stiefvater bekommt das nie aus den Gedanken heraus. Es ist nicht sein leibliches Kind und wird es nie sein. Es ist das Kind von dem "Anderen", dem Nebenbuhler, der vor ihm da war. Und so behandelt er es auch, auch wenn er offiziell noch so sehr behauptet es wie ein Eigenes anzunehmen. Im Nachhinein glaube ich, er und auch meine Mutter wollten mich immer bestrafen für das was mein Vater vermeintlich getan hatte, was aber eigentlich meine Mutter zu verantworten hatte, denn sie hatte ihn betrogen und verlassen.
Ein Kind aufzuziehen erfordert sehr viel Opferbereitschaft. Schon wenn es das Eigene ist. Doch auch noch ein Fremdes aufzuziehen, das ist dann wohl etwas viel verlangt. Ich denke, es stiess ihm sauer auf, arbeiten zu gehen, harte Arbeit, um mich zu ernähren. Zumal es mir wesentlich besser ging als ihm. Erst recht ihm, als er in meinem Alter war. Da war Nachkriegszeit. Inzwischen hatten wir zu Dritt eine eigene Wohnung bezogen. Ich hatte ein eigenes Zimmer, er nicht. Ich konnte mich schön mit meinen Hobbys befassen, während er schuften musste um Geld für uns Drei zu verdienen. Das passte ihm sicher nicht so richtig.
Inzwischen kriselte es gewaltig in der Ehe. Meine Mutter war auch so eine undiplomatische und intrigante Kuh, die keine Gemeinheit ausliess, die sie ihm unter die Nase reiben konnte. Dann fühlte sie sich mächtig. Einmal kam mein leiblicher Vater aus dem Ausland vorbei, er war Deutscher, zog aber überall in der Welt herum. Er sah aber bald, dass es nun zu spät war um etwas zu ändern und fuhr wieder ab.
Jetzt überlegten sie sich ein zweites Kind zu bekommen um die Ehe zu kitten. Dieser Bruder war 9 Jahre jünger als ich. Ihm gegenüber hatte der Stiefvater dann wohl die Vatergefühle, nach denen er sich sehnte. Mein Bruder war nicht so ein "Kuckuckskind" wie ich. Allmählich begann alles aus dem Ruder zu laufen. Der Stiefvater wechselte die Stellungen und soff immer mehr.
Dann liessen sie sich scheiden. Das Ergebnis: Vier verpfuschte Leben.