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An den schönen Wochenenden holten wir auch unser Meerschweinchen in den Garten und liessen es frei herumspringen. Doch sobald es von dem Gehege befreit war, wollte es kein frisches Gras mehr fressen, sondern verkroch sich - gar nicht zu unserer Freude - sofort in der nächsten Blumenrabatte! Es machte sich in den nächsten Stunden nur noch ab und zu durch ein lautes, glückliches Quieken bemerkbar oder zeigte gnädigerweise sein Gesicht für eine Weile - fröhlich kauend - zwischen zwei kleinen Pflänzchen. Unter dem Schutz des Blätterdaches von Rosen, Phlox und Tagetes fand es wohl ein Stückchen Heimat. Weißt du noch, Buckelmännchen?- es frass eine Unmenge von Tagetes, so dass ich manchmal fürchtete, es würde davon vergiftet werden. Es machte fast den Eindruck, als würde es sich an den Blättern der Totenblume berauschen! Jedem Tierchen sein Plaisierchen, pflegte unsere Mutter dann gerne zu sagen.
Am Abend mussten wir uns ziemlich anstrengen, das flinke Meerschweinchen wieder einzufangen. Das konnte unmöglich jemand alleine tun, wir hatten einander dazu gebraucht! Viele Male mussten wir es im langen Blumenbeet hin und her jagen, bis endlich ein Paar Hände von uns das gehetzte Tier um seinen Bauch packen konnten, um es dann an unsere Brust zu drücken und sein wild klopfendes Herz zu spüren. Nach dem Schmusen mit dem dicken Tierchen, das mit seinem Atem den penetrant aromatischen Geruch von Tagetes verströmte, brachten wir es dann in sein Nachtquartier im Keller, wo es sich sofort mit mehrmaligen zuckenden Bewegungen unter dem Heu verkroch, dazwischen still und stocksteif verharrte, darauf wartend, bis wir Riesen endlich gegangen waren.
(aus:Zeppelin)