Hallo A.,
Ahorn,
was die schlagenden Väter aus meinem Erfahrungshorizont angeht (und nur über die kann ich sicher etwas sagen): da gab es zwei Gruppen bisher.
Bei den Einen stellte sich heraus, dass sie einer systemischen Dynamik unterlagen. Sie hatten sich ohne es zu wissen in das Familiensystem der Frau "eingeklinkt" und jemanden aus ihrer Familie vertreten aus Liebe zu ihr - z. B. ihren Vater der verachtet wurde und Grund zu Zorn gehabt hätte...
Bei den Anderen war es so, dass die Frau sie bis zur Weißglut gereizt hatte und mit ihrer Verachtung so lange provoziert, bis sie deren Bild nur noch bestätigen konnten.
Haben die Väter kein eigenes System? Ein Mann, der Gewalt in seiner Kindheit erlebt hat, wird eher schlagen, als einer, der sie nicht erlebt hat. Wieso sollte es nur am System der Frau liegen, wenn sie geschlagen wird. Das ist mE unlogisch und widerspricht allem, was ich bisher gehört habe.
So genannter "Missbrauch" wo fängt der an? Der ist heute sehr in Mode gekommen. Alle Welt will angeblich "missbraucht" worden sein. Ich bin da seeehr vorsichtig. Vor allem schaue ich bei "wissenschaftlichen" Untersuchungen wer die wie angefertigt hat.... (Ich sach nur 68er!)
Ich kenne keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu. Ich habe Freundinnen, die das erlebt haben. Oft war es der Opa, manchmal der Vater, manchmal der Onkel. Stiefväter hatten meine Freundinnen alle nicht.
Und dort wo es in meinem Erfahrungsfeld tatsächlich inzestuöse Handlungen oder gar Beziehungen gab, waren es eher die Stiefväter als die Väter. Und die Mütter haben die Töchter (um die ging es mit einer Ausnahme zumeist) den Stiefvätern zum Ausgleich zugeführt
Und wieder schiebst Du der Frau die Schuld in die Schuhe. Merkst Du das? Vielleicht war der Mann nicht einfühlsam, dass sie einfach keinen Bock mehr auf Sex mit ihm hatte, wollte aber ihren Kindern einen Vater bieten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Mutter ihre Kinder dem neuen Partner anbietet, sondern dass er sie nimmt, wenn die Frau keine Lust auf ihn hat.
Inzestuöse Beziehungen von leiblichen Vätern mit ihren Töchtern hab ich selbst noch nicht so oft in Aufstellungen erlebt
Ich nenne so etwas nicht Beziehung, sondern krank. Ich würde z.B. nicht behaupten, dass ich eine inzestuöse Beziehung mit meinem Vater gehabt habe, trotzdem hat er mich missbraucht. Meine Mutter konnte seine Berührungen nicht ertragen, da hat er eben die Tochter genommen. Wäre er zärtlicher gewesen, wäre das warscheinlich nicht passiert...
Ich hab mal eine Frau gekannt, die hat ihren Sohn jahrelang missbraucht. Sie wurde durchaus geachtet. Sie stand sogar unter dem Schutz der Gemeinschaft, denn keiner wollte es wahrhaben. Die Wirkungen dieses Missbrauches sind mir nicht genau bekannt. Der Sohn hat allerdings eine mörderische Wut gegen Schwächere und soll sehr gewalttätig geworden sein.
Genauso geht es auch missbrauchenden Männern: gesellschaftlich geachtet ("der soundso würde so etwas doch nie tun, der ist doch so angesehen!") und von den Opfern verachtet. Warum sollte es dieser Frau anders gehen als den Männern, die das tun?
Noch eine Anmerkung zum weiblichen und männlichen Frustrationsverhalten (zum Frust zähle ich auch Übergriffe, wo Kinder keine Wahl hatten):
Mädchen und Frauen richten die Aggression eher gegen sich selbst (Essstörungen, Ritzen) und Männer eher gegen andere, wodurch diese dann häufig auch zu Tätern werden ("Ich bin nun ein Mann, keiner kann mir mehr was, jetzt bin ich der Starke").
Deswegen wird ein missbrauchter Junge eher zu Gewalt gegenüber anderen neigen, als ein missbrauchtes Mädchen.