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SunnyAfternoon
Guest
Hallo Alex,
Deine kleine Schwester ist übersiedelt nach K. Sie hat sich von U. getrennt, nach 7 Jahren. Du hast ihn ja nie besonders gemocht, weil er Dir immer ein wenig suspekt war.
Aber sie haben sich im Guten getrennt, er hat ihr noch beim Siedeln geholfen, sehr anständig haben sie alles abgewickelt.
Deine Schwester will jetzt einmal allein und auf eigenen Füßen stehen. Zeit wirds ohnehin. Und für ihr Studium ists auch unbedingt notwendig, dass sie in der Stadt wohnt und nicht ständig pendelt. Jetzt, wo sie Chancen auf einen Orchesterplatz hat, muß sie die Gelegenheit beim Schopf packen.
Du hast ihr nie besonders viel zugetraut, aber jetzt ist sie auf dem besten Weg, Karriere zu machen. Mit ziemlich viel Verzögerung, keine Frage, aber sie hat (im Gegensatz zu vielen anderen) nie an sich und ihrem Potential gezweifelt und jetzt macht es sich bezahlt, dass sie durchgehalten hat (und auch ich )
Irgendwie wandelt sich vieles momentan in unserer (Rest)Familie. Papa ist jetzt fast 7 Jahre tot (Mensch, wo sind die Jahre geblieben ?) und gerade bei Deiner Schwester kann ich das jetzt sehr gut nachvollziehen, dass es Zeit ist, weiterzugehen. Sie war ja jahrelang total im Loch nach Papas und Deinem Tod. Sie brachte keinen Ton heraus aus ihrem Instrument, alles war tot und blockiert. Sie trug am schwersten von uns allen, kommt mir vor, weil sie keinen Weg fand, da herauszukommen. Und was tat sie? Sie kümmerte sich um ihren psychisch schwer angeschlagenen Freund, damit der wieder Boden unter den Füßen kriegt. Wahrscheinlich hat sie das von ihrem eigenen Trauma abgelenkt, keine Ahnung.
Doch plötzlich (oder doch nicht so plötzlich) kam der Befreiungsschlag. Sie sagte eines Tages: Mum, mir reichts! Ich will nicht mehr das Kindermädchen für andere spielen, jetzt bin ICH dran. Jetzt kümmere ich mich nur mehr um mich und um meine Musik.
Ich habe aufgeatmet!!
Ja, das ist wieder mein Mädchen, wie ich es gekannt habe! Mit all ihrer Energie und ihrem Tatendrang und ihrem Optimismus und mit ihrer Kreativität, die jahrelang vollkommen darnieder lag. Dieser bedrückende Schleier, der sie so lang umgab, ist vollkommen weg. Und auch ihr Asthma ist fast zur Gänze verschwunden.
Ich hab sie jetzt besucht in ihrem neuen Nest - sie strahlt nur - und ich freu mich so wahnsinnig mit ihr!
Gestern abend saßen wir beisammen bei einem Fläschchen Wein und haben herzlich gelacht über alte Geschichten von Dir - ja, auch sie kann jetzt frei und aus ganzem Herzen lachen - und ich hoffe, Du hast mitgelacht.
Ich hab Dich lieb
Mum
Deine kleine Schwester ist übersiedelt nach K. Sie hat sich von U. getrennt, nach 7 Jahren. Du hast ihn ja nie besonders gemocht, weil er Dir immer ein wenig suspekt war.
Aber sie haben sich im Guten getrennt, er hat ihr noch beim Siedeln geholfen, sehr anständig haben sie alles abgewickelt.
Deine Schwester will jetzt einmal allein und auf eigenen Füßen stehen. Zeit wirds ohnehin. Und für ihr Studium ists auch unbedingt notwendig, dass sie in der Stadt wohnt und nicht ständig pendelt. Jetzt, wo sie Chancen auf einen Orchesterplatz hat, muß sie die Gelegenheit beim Schopf packen.
Du hast ihr nie besonders viel zugetraut, aber jetzt ist sie auf dem besten Weg, Karriere zu machen. Mit ziemlich viel Verzögerung, keine Frage, aber sie hat (im Gegensatz zu vielen anderen) nie an sich und ihrem Potential gezweifelt und jetzt macht es sich bezahlt, dass sie durchgehalten hat (und auch ich )
Irgendwie wandelt sich vieles momentan in unserer (Rest)Familie. Papa ist jetzt fast 7 Jahre tot (Mensch, wo sind die Jahre geblieben ?) und gerade bei Deiner Schwester kann ich das jetzt sehr gut nachvollziehen, dass es Zeit ist, weiterzugehen. Sie war ja jahrelang total im Loch nach Papas und Deinem Tod. Sie brachte keinen Ton heraus aus ihrem Instrument, alles war tot und blockiert. Sie trug am schwersten von uns allen, kommt mir vor, weil sie keinen Weg fand, da herauszukommen. Und was tat sie? Sie kümmerte sich um ihren psychisch schwer angeschlagenen Freund, damit der wieder Boden unter den Füßen kriegt. Wahrscheinlich hat sie das von ihrem eigenen Trauma abgelenkt, keine Ahnung.
Doch plötzlich (oder doch nicht so plötzlich) kam der Befreiungsschlag. Sie sagte eines Tages: Mum, mir reichts! Ich will nicht mehr das Kindermädchen für andere spielen, jetzt bin ICH dran. Jetzt kümmere ich mich nur mehr um mich und um meine Musik.
Ich habe aufgeatmet!!
Ja, das ist wieder mein Mädchen, wie ich es gekannt habe! Mit all ihrer Energie und ihrem Tatendrang und ihrem Optimismus und mit ihrer Kreativität, die jahrelang vollkommen darnieder lag. Dieser bedrückende Schleier, der sie so lang umgab, ist vollkommen weg. Und auch ihr Asthma ist fast zur Gänze verschwunden.
Ich hab sie jetzt besucht in ihrem neuen Nest - sie strahlt nur - und ich freu mich so wahnsinnig mit ihr!
Gestern abend saßen wir beisammen bei einem Fläschchen Wein und haben herzlich gelacht über alte Geschichten von Dir - ja, auch sie kann jetzt frei und aus ganzem Herzen lachen - und ich hoffe, Du hast mitgelacht.
Ich hab Dich lieb
Mum