Alltag und Spiritualität

Schönen Guten Morgen! :kiss3:

@fckw und @inti:

Eure Beiträge sind sooo toll, es ist wirklich ein Genuss, Euch zu lesen, danke dafür!

@Alle:

Ich war auch lange Zeit Agnostiker, und das Paradoxe daran war, dass, je weiter ich mich von allen Glaubensrichtungen entfernte, desto mehr spürte ich, dass alle auf ihre Art Recht haben.

Heute gehts mir meistens so, dass wenn ich den "inneren Faden" verliere (was in Stresssituationen passieren kann), irgendetwas "passiert", das mich, manchmal auch auf schmerzhafte Weise, wieder zu mir zurückbringt. Bin offensichtlich ein ganz sturer "Lehrling" des Lebens....aber ich gebe die Hoffnung nicht auf :)

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Inti schrieb:
Ddas seh ich ja auch so - aber da ich in der Dualität inkarniert bin kann ich mir das Innen und das Außen anschauen.
Hier bist du zu vorschnell. Es ist sehr wichtig, sich GENAU vor Augen zu halten, warum es kein Aussen und Innen geben kann - das hat nix mit Dualität zu tun und dass alles auf einer höheren Ebene ja doch nur zwei Seiten derselben Sache sind, jedenfalls nicht wirklich. Dieses Argument ist ein bisschen Scheibenwischerei. Der entscheidende Punkt ist: Wir glauben dauernd, es gäbe ein Aussen und ein Innen. Aber wir machen uns nie Gedanken darüber, nach welchem Kriterium wir diese Unterscheidung zu treffen imstande sind! Wir wissen also gar nicht, nach welchem Kriterium wir eigentlich Dinge den beiden Kategorien zuteilen, wir tun es einfach ohne zu hinterfragen und ohne nachzudenken. Wer sich mal 5 Minuten Zeit nimmt und genauer darüber nachdenkt, kommt aber zum erstaunlichen Schluss, dass er gar nicht weiss, was das eigentliche Unterscheidungskriterium ist.
davon bin ich nicht überzeugt - von mir aus kann man das Leben, die Dualität als Leiden bezeichnen, weil sie trennt, aber ich muss das nicht so FÜHLEN
Das Leben ist deshalb Leiden, weil so lange es eine Instanz gibt, der das Attribut "Leben" zugeschrieben wird, diese Instanz von einer Umwelt und von Erfahrungen gedanklich getrennt werden muss. Durch diese Abspaltung gibt es dann immer zwangsläufig Anteile im Leben, die nach dem Aufteilungskriterium "nicht dazugehören", die also unerwünscht sind. Das ist gleichbedeutend mit dem Term "Leiden". So lange also überhaupt die Idee eines Menschen vorhanden ist, der in der Welt lebt, wird dieser Mensch unweigerlich leiden müssen. Anders ausgedrückt: In der Nicht-Dualität (falls es denn eine solche überhaupt gibt, aber das ist ein anderes Thema) ist einfach niemand da, der leiden könnte, und also gibt es weder Leid noch Freude. Dies wird im Buddhismus als die endgültige Befreiung aus dem Karma bezeichnet - da ist einfach niemand mehr, der noch dem Ursache-Wirkungs-Prinzip ausgeliefert ist, weil jede Unterschiede aufgehoben sind und selbst das Ursache-Wirkungs-Prinzip auf seine inhärente Leerheit zurückgeführt wurde.

Hm, ich weiss nicht, ob das klar verständlich ist.
das erinnert mich an ein Gespräch zwischen Castaneda und D.Juan wo letzterer ihm erzählt - Er kann dem Leben nicht entfliehen solange er sich darin befindet, aber er hat die Freiheit das anzuschauen was er anschauen will.
Hier ist aber etwas anderes angesprochen, oder sagen wir mal, eine andere Ebene. Hier wird bereits davon ausgegangen, dass es einen Menschen gibt und also ein Leben und also Trennung und also abgespaltene Aspekte und also unerwünschte Aspekte und also Leiden. Darum sagt Don Juan, dass man dem Leben nicht entfliehen kann. ABER: Selbst IN der Dualität, also selbst unter der Voraussetzung von Trennung und abgespaltenen Aspekten kann einer noch immer seine innere Haltung wählen. Dies entspricht ungefähr der Vorstellung der Existentialisten, welche behaupten, dass die grundsätzliche Situation des Menschen zwar die des Absurden sei, dass der Mensch aber innerhalb dieses Absurden durchaus seine Einstellung frei wählen kann. Er kann sich durch seinen Willen den Fokus der Aufmerksamkeit auf freudvolle oder leidvolle Erfahrungen lenken. Aber all dies geschieht unter der bereits getroffenen Annahme, dass da ein Ich sei, dass es einen gäbe, dem all diese Dinge zustossen. Das ist bereits die Dualität.

Mit anderen Worten: Die Lösung für alles Leiden ist Nirvana. Das ist die absolute Freiheit. Aber selbst wenn wir uns in Samsara aufhalten, was unweigerlich der Fall ist, können wir immer noch den achtfachen Pfad beschreiten, der uns aus irgendwann vom Leiden befreien wird. Diese Freiheit ist eine relative und sie steht jedem offen. (In der letzten und endgültigen Realität, hinter welche nichts mehr weiter zurückgeführt werden kann, ist aber sogar Samsara und Nirvana nicht-zwei.)

ps: Die Castaneda-Bücher stehen mir als Lektüre noch bevor, hab erst das erste gelesen. :) Bin momentan an Gurdjieff's "Beelzebub's Erzählungen für seinen Enkel".
 
fckw schrieb:
ps: Die Castaneda-Bücher stehen mir als Lektüre noch bevor, hab erst das erste gelesen. :) Bin momentan an Gurdjieff's "Beelzebub's Erzählungen für seinen Enkel".

Auch unter P.S.: Sind tolle Bücher, ich hab sie alle verschlungen...doch da ich ein Weiblein bin, waren mir die Bücher von Taisha Abelar (auch eine "Azubi") wesentlich sympathischer, weil hier ohne den Aspekt Angst gearbeitet wurde....absolut lesenswert!

Liebe Grüße
Reinfriede
 
fckw
Hier bist du zu vorschnell. Es ist sehr wichtig, sich GENAU vor Augen zu halten, warum es kein Aussen und Innen geben kann - das hat nix mit Dualität zu tun und dass alles auf einer höheren Ebene ja doch nur zwei Seiten derselben Sache sind, jedenfalls nicht wirklich. Dieses Argument ist ein bisschen Scheibenwischerei. Der entscheidende Punkt ist: Wir glauben dauernd, es gäbe ein Aussen und ein Innen. Aber wir machen uns nie Gedanken darüber, nach welchem Kriterium wir diese Unterscheidung zu treffen imstande sind! Wir wissen also gar nicht, nach welchem Kriterium wir eigentlich Dinge den beiden Kategorien zuteilen, wir tun es einfach ohne zu hinterfragen und ohne nachzudenken. Wer sich mal 5 Minuten Zeit nimmt und genauer darüber nachdenkt, kommt aber zum erstaunlichen Schluss, dass er gar nicht weiss, was das eigentliche Unterscheidungskriterium ist.
Da geb ich dir recht wir leben hier mit Hilfskonstrukten aber erstens Provisorien halten ewig;) und was ist daran schlecht? Hauptsache ich kann auch hinter die Kulissen schauen und dass ich nicht alles hinter den Kulissen sehen kann ist doch auch ok. ich hab meine Ungeduld abgelegt. Scheiben zu wischen kann übrigens sehr nützlich sein:)
So lange also überhaupt die Idee eines Menschen vorhanden ist, der in der Welt lebt, wird dieser Mensch unweigerlich leiden müssen.
ich bin der Meinung das muss nicht so sein
 
fckw
Mit anderen Worten: Die Lösung für alles Leiden ist Nirvana. Das ist die absolute Freiheit.
Was du so sagst ist für mich eine Nummer zu philisophisch ich such immer praktische Aspekte. Es geht nicht nur darum positive Situationen zu suchen sondern auch darum im Negativen sich nicht von dem Negativen "gefangen" zu nehmen, sondern den Blick auf etwas positives im Neagtiven zu lenken. So gibt es eine Geschichte die wird sich von Jesus erzäht - Er ging mit seinen Jüngern durch die Gegend und sie kamen zu einem toten Hund, der da wohl schon lange lag und stank, die Jünger drehten sich angewidert weg, Jesus aber sagte was dieser Hund doch für schöne Zähne.

Was im Buddhistischen als Leid der Existenz bezeichnet wird sehe ich nicht so absolut wie du - für mich ist das eher "die Begrenzung des Lebens" und ich kann daran verzweifeln oder das Beste draus machen - Leiden hört sich immer nur nach Trauer Schmerz und Pein an, aber vielleicht kann man es ja auch nur mit Widrigkeit übersetzen oder mit Prüfung oder mit Aufgabe oder so.
Die Castaneda-Bücher stehen mir als Lektüre noch bevor, hab erst das erste gelesen
das erste Buch ist eher ein Anthropologisches Buch, die schönen Teile kommen in den späteren Büchern.

Liebe Grüße Inti
 
Hi,

Bis vor kurzem hatte ich häufig Momente, in denen ich gespürt habe, dass das Leben einen tieferen Sinn hat, fast wie eine göttliche Offenbahrung. Nur, dass ich keinen übermächtigen Gott, sondern eine alles-umfassende Energie gespürt habe.
Jetzt - mit wesentlich mehr Alltagsstress belastet - ist das wieder weg und prompt taucht das Schreckgespenst Nihilismus vor mir auf, ich empfinde das Leben wieder als unbedeutsamen, zynischen Witz.
Kennt ihr das? Kann man sich diese Momente retten?

Ja, kenne ich gut. Aber keine Sorge. Das ist nicht "schlimm", sondern mit "im Plan". Diese allumfassende Energie steckt auch im Alltagsstress. Je weniger Du Dich dagegen wehrst, desto mehr leuchtet "die andere Seite" wieder durch. Das Fundament ist da. Du wirst nichts verlieren.

Katarina :)
 
@ fckw und Inti:
Danke, das ist eine tolle Diskussion!
Leider bin ich zu müde und konnte sie nur anlesen, werd sie mir aber mit Zeit und Energie nochmal reinziehen!

@ Niemand:
Respekt für die Rummelplatzmeditation!
Da muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir da total doof bei vorkommen würde. Hast Du das spontan gemacht oder war das geplant?

LG von Sansara, fast schon :sleep2:
 
@ Niemand:
Respekt für die Rummelplatzmeditation!
Da muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir da total doof bei vorkommen würde. Hast Du das spontan gemacht oder war das geplant?



@Samsara

Du meinst doof, weil es die Regel ist, auf dem Rummel nur herumzulaufen, wie ein aufgescheuchtes Huhn ? Tja, da hätte Niemandchen ja glatt einen Regelbruch begangen. Er sollte sich was schämen :lachen:
 
Niemand schrieb:
@ Niemand:
Respekt für die Rummelplatzmeditation!
Da muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir da total doof bei vorkommen würde. Hast Du das spontan gemacht oder war das geplant?



@Samsara

Du meinst doof, weil es die Regel ist, auf dem Rummel nur herumzulaufen, wie ein aufgescheuchtes Huhn ? Tja, da hätte Niemandchen ja glatt einen Regelbruch begangen. Er sollte sich was schämen :lachen:

Hast Du den Regelbruch begannen, um stolz darauf zu sein oder weil Dir bei Deinem Handeln die Gedanken der anderen WIRKLICH ganz egal sind?

Ich käme mir dabei nicht doof vor, weil ich damit den gesellschaftlichen Spielregeln ganz plakativ nicht folgen würde, weil ICH es nicht so will, sondern wegen der anderen.

Weil ich mich damit als scheinbar Verrückte präsentiere. Wieviele Menschen mögen wohl denken, dass da jemand gerade einen psychotischen Schub hat und Stimmen hört, die ihm dieses und jenes einflüstern? Oder Drogen genommen hat oder was-weiß-ich-was? An ernsthafte Meditation und Verführung zu spirituellem Leben denken da nur Leute, die eh schon so wie Du leben!

Vielleicht ist unter den aufgescheuchten Hühnern auch mein Chef darunter, eine Mutter aus der Kita meines Sohnes - und beides hätte Konsequenzen für mich? Zwar kann man jetzt sagen "Na und - vielleicht kommen die Spießer dadurch irgendwann ans Denken", aber wenn ich oder mein Sohn dann gemobbt werden, dann ist es das für mich nicht wert.

Ich bin nicht so frei, dass ich tun und lassen kann, was ich will. Bzw. ich will die Konsequenzen dafür nicht tragen.

Allerdings gehe ich nie auf eine Kirmes, ich finde das dort ziemlich langweilig. Und ungewöhnliches Verhalten in der Öffentlichkeit ist generell nicht so mein Ding, das ist auch eine Typfrage.

Zu den aufgescheuchten Hühnern: Vielleicht gehen manche Leute ja einfach auf die Kirmes, weil sie dort gern sind? Das Sein im Hier und Jetzt erfahren scheinbar unspirituelle Menschen ganz einfach und gelassen - u.U. am Autoscooter ;).


LG von Sansara
 
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Hllo Sansara - alle Achtung du weißt was du willst und vor allem - du weißt warum du etwas nicht willst - ich finde es völlig in Ordnung irgend etwas nicht zu tun, wenn ich weiß, daß daraus Konsequenzen folgen , die ich nicht will. Allerdings könnte es sein, daß die Kitamutter oder der Chef ganz anders reagieren als du denkst. Und es ist die Frage wie ich zu meinem Verhalten stehe und ob ich das vor der Welt vertreten kann, denn eigentlich geht das niemand etwas an was ich in meiner Freizeit mache. Ich denke man könnte sich auf dem Rummelplatz sogar so postieren, daß keiner was merkt. Ich hab mal in Worpswede gelebt einem Künstlerort, dort lieferten sich einige Künstler einen Konkurrenzkampf die ausgefallensdsten Dinge in der Öffentlichkeit zu machen. Da war ein Künstler nix wert, der nicht irgendwie exaltiert war.
Liebe Grüße Inti
 
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