Inti schrieb:
Ddas seh ich ja auch so - aber da ich in der Dualität inkarniert bin kann ich mir das Innen und das Außen anschauen.
Hier bist du zu vorschnell. Es ist sehr wichtig, sich GENAU vor Augen zu halten, warum es kein Aussen und Innen geben kann - das hat nix mit Dualität zu tun und dass alles auf einer höheren Ebene ja doch nur zwei Seiten derselben Sache sind, jedenfalls nicht wirklich. Dieses Argument ist ein bisschen Scheibenwischerei. Der entscheidende Punkt ist: Wir glauben dauernd, es gäbe ein Aussen und ein Innen.
Aber wir machen uns nie Gedanken darüber, nach welchem Kriterium wir diese Unterscheidung zu treffen imstande sind! Wir
wissen also gar nicht, nach welchem Kriterium wir eigentlich Dinge den beiden Kategorien zuteilen, wir tun es einfach ohne zu hinterfragen und ohne nachzudenken. Wer sich mal 5 Minuten Zeit nimmt und genauer darüber nachdenkt, kommt aber zum erstaunlichen Schluss, dass er gar nicht weiss, was das eigentliche Unterscheidungskriterium ist.
davon bin ich nicht überzeugt - von mir aus kann man das Leben, die Dualität als Leiden bezeichnen, weil sie trennt, aber ich muss das nicht so FÜHLEN
Das Leben ist deshalb Leiden, weil so lange es eine Instanz gibt, der das Attribut "Leben" zugeschrieben wird, diese Instanz von einer Umwelt und von Erfahrungen gedanklich getrennt werden muss. Durch diese Abspaltung gibt es dann immer zwangsläufig Anteile im Leben, die nach dem Aufteilungskriterium "nicht dazugehören", die also unerwünscht sind. Das ist gleichbedeutend mit dem Term "Leiden". So lange also überhaupt die Idee eines Menschen vorhanden ist, der in der Welt lebt, wird dieser Mensch unweigerlich leiden müssen. Anders ausgedrückt: In der Nicht-Dualität (falls es denn eine solche überhaupt gibt, aber das ist ein anderes Thema) ist einfach niemand da, der leiden könnte, und also gibt es weder Leid noch Freude. Dies wird im Buddhismus als die endgültige Befreiung aus dem Karma bezeichnet - da ist einfach niemand mehr, der noch dem Ursache-Wirkungs-Prinzip ausgeliefert ist, weil jede Unterschiede aufgehoben sind und selbst das Ursache-Wirkungs-Prinzip auf seine inhärente Leerheit zurückgeführt wurde.
Hm, ich weiss nicht, ob das klar verständlich ist.
das erinnert mich an ein Gespräch zwischen Castaneda und D.Juan wo letzterer ihm erzählt - Er kann dem Leben nicht entfliehen solange er sich darin befindet, aber er hat die Freiheit das anzuschauen was er anschauen will.
Hier ist aber etwas anderes angesprochen, oder sagen wir mal, eine andere Ebene. Hier wird bereits davon ausgegangen, dass es einen Menschen gibt und also ein Leben und also Trennung und also abgespaltene Aspekte und also unerwünschte Aspekte und also Leiden.
Darum sagt Don Juan, dass man dem Leben nicht entfliehen kann. ABER: Selbst IN der Dualität, also selbst unter der Voraussetzung von Trennung und abgespaltenen Aspekten kann einer noch immer seine innere Haltung wählen. Dies entspricht ungefähr der Vorstellung der Existentialisten, welche behaupten, dass die grundsätzliche Situation des Menschen zwar die des Absurden sei, dass der Mensch aber innerhalb dieses Absurden durchaus seine Einstellung frei wählen kann. Er kann sich durch seinen Willen den Fokus der Aufmerksamkeit auf freudvolle oder leidvolle Erfahrungen lenken. Aber all dies geschieht unter der bereits getroffenen Annahme, dass da ein Ich sei, dass es einen gäbe, dem all diese Dinge zustossen. Das ist bereits die Dualität.
Mit anderen Worten: Die Lösung für alles Leiden ist Nirvana. Das ist die absolute Freiheit. Aber selbst wenn wir uns in Samsara aufhalten, was unweigerlich der Fall ist, können wir immer noch den achtfachen Pfad beschreiten, der uns aus irgendwann vom Leiden befreien wird. Diese Freiheit ist eine relative und sie steht jedem offen. (In der letzten und endgültigen Realität, hinter welche nichts mehr weiter zurückgeführt werden kann, ist aber sogar Samsara und Nirvana nicht-zwei.)
ps: Die Castaneda-Bücher stehen mir als Lektüre noch bevor, hab erst das erste gelesen.
Bin momentan an Gurdjieff's "Beelzebub's Erzählungen für seinen Enkel".