Eine Studie zeigt nun: Die Urahnen der Gibraltar-Makaken stammen aus mehreren Affenpopulationen in Algerien und Marokko. Herausgefunden hat das eine Forschergruppe von den Universitäten Zürich und Konstanz sowie vom Field Museum in Chicago. Über die Ergebnisse ihrer genetischen Analysen berichten die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe des Journals Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Um die Herkunft der Tiere zu bestimmen, untersuchte das Team um die Studienleiterin Lara Modolo vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich die DNA von speziellen Zellbestandteilen, den Mitochondrien (mt-DNA). Von den getesteten Tieren stammten 96 aus Algerien, 116 aus Marokko und 68 aus Gibraltar. Die Mitochondrien besitzen ein eigenes Erbgut, das unabhängig von der DNA im Zellkern weitergegeben wird. Zudem vererbt nur die Mutter die mt-DNA an die Nachkommen. Darum lassen sich mütterliche Abstammungslinien besonders gut aus mitochondrialen Gen-Sequenzen herauslesen.
Die Analysen zeigten zunächst, dass einige Gruppen von Berber-Makaken, die heute noch wild in kleineren Waldgebieten in Nordafrika vorkommen, sich in ihrer Mitochondrien-DNA deutlich unterscheiden. "Vor allem zwischen den Populationen aus Algerien und Marokko gibt es eine verhältnismäßig große genetische Kluft", sagt Walter Salzburger, Populationsgenetiker an der Universität Konstanz. Die untersuchten Gensequenzen zeigten so deutliche Abweichungen, dass beide Linien nach den Berechnungen der Forscher bereits seit etwa 1,6 Millionen Jahre vollkommen getrennt voneinander leben.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Linien auf Gibraltar wieder zusammen kamen. Denn die Proben des Erbgutes der dortigen Makaken offenbarten eine für die Forscher erstaunlich große genetische Bandbreite. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Affenpopulation von Gibraltar auf Muttertiere zurückgeht, die sowohl aus algerischen als auch marokkanischen Linien stammen. Aus dieser Mischung erklärt sich die genetische Vielfalt", sagt Lara Modolo.
Eigentlich war erwartet worden, dass sich die Gibraltar-Makaken in ihrer Gen-Ausstattung stark ähneln. Schließlich umfasst die Gruppe nur rund zweihundert Tiere, und sie lebt schon lange isoliert auf den Felsen. Doch in den Daten konnten die Forscher keinen Beleg für die These entdecken.
