Alchemie in der Astrologie

ELi7

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In der Astrologie wird die Alchemie durch die vier Elemente vertreten. Hierbei werden die vier Grundtrigone abgebildet: Feuertrigon, Wassertrigon, Lufttrigon und Erdtrigon.
Über das Herrscher-System können diese Elemente auch dynamisch auf die Planeten als innere Protagonisten übertragen werden. So erhalten Mars, Sonne, Jupiter eine feurige Dynamik, Venus-Morgenstern, Merkur-Abendstern, Saturn eine erdige, Merkur-Morgenstern, Venus-Abendstern, Uranus eine luftige und Mond, Pluto, Neptun ein wässrige Dynamik.

So trifft dann z.B. bei Merkur-Morgenstern in Schütze ein luftiger Merkur auf ein feuriges Element. Alchemistisch ergibt sich schon aus dieser Dynamik Luft in Feuer eine hohe Redegewandtheit und Begeisterungsfähigkeit. Ist der Merkur nun stark gestellt, also zwischen etwa 10 und 18 Grad Schütze, so wäre hieraus auf eine sprachbegabte, rethorisch mitreissende Persönlichkeit zu schliessen. Wäre der Merkur aber schwach gestellt, so könnte auf eine zwar redegewandte, aber eher auf Luftschlösser bauende Persönlichkeit geschlossen werden.

Bei dieser Betrachtung ist zudem interessant, dass sich hier eine Schnittstelle zum Tarot öffnet. Denn hinter Luft in Feuer verbirgt sich der König der Stäbe.

Ich würde gerne in einen Diskurs eintreten über die Frage, wie denn andere Astrologinnen und Astrologen solche alchemistische Fragen in ihre astrologischen Beurteilungen einbringen.
Liebe Grüsse von ELi7
 
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Hallo Eli,

...Jupiter eine feurige Dynamik...

nun, Jupiter ist klassisch gesehen kein Feuer-Planet sondern ein Luft-Planet, da er seiner essentiellen Natur nach warm + feucht ist, auch wenn der warme Anteil ein wenig überwiegt - das gibt ihm aber eine gemäßigte Natur und macht ihn nicht zum Feuer-Planeten. Sein Zeichen Schütze dagegen ist feurig (warm + trocken), sein Zeichen Fische ist wässrig (kalt + feucht). Merkur nimmt unter allen Planeten eine Sonderstellung ein, da er sehr stark die Qualitäten der Zeichen und Planeten annimmt, mit denen er verbunden ist.

Eine Elementenzuordnung für die Transsaturnier zu geben ist schwierig und es gibt dazu sicher unterschiedliche Anschauungen. UR z.B. werden zurecht auch feurige Anteile zugeschrieben ebenso wie PL. Ich denke dass hier eine eindeutige Zuordnung nicht möglich ist, ebensowenig wie eine eindeutige Zuordnung zu den Zeichen.

LG
Jogi
 
Hallo Eli,

Denn hinter Luft in Feuer verbirgt sich der König der Stäbe.

wäre das nicht König der Schwerter?

Um zu solchen Betrachtungsweisen gelangen zu können, muss man erstmal um eine Morgen- und Abendstern wissen und als weiteres diese Begebenheiten in der Deutung mit berücksichtigen. Soweit mir bekannt geht einzig Bernd A. Mertz darauf ein. Einst hat mir diese Betrachtung sehr gut gefallen. In den Schulen, die ich besuchte, haben der Morgen- oder Abendstern nie eine Rolle gespielt. Darum habe ich dann die differenziertere Deutung auch sein lassen.

Meine Konstellationen sind z.B.
Sonne in Feuer (Schütze)
Mond in Erde (alle kommenden Steinbock)
Merkur in Erde als Morgenstern
Venus in Erde als Morgenstern
Mars in Erde
Jupiter in Feuer (Widder)

Wie sähe es mit meinen kommunikativen Fähigkeiten aus?

pluto
 
Danke Yogi und Pluto, für Eure Antworten. Es ist natürlich richtig, dass Luft in Feuer dem König der Schwerter entspricht.

Es ist ja mein Anliegen, die alchemischen Eigenschaften der inneren Protagonisten beim Hineinspüren in ihre wirkende Dynamik mit einzubeziehen. Stark- oder Schwachstellung eines Planeten finden hier ihre Aussagekraft.

Ich bin mir bewusst, dass die Morgen- und Abendstern-Thematik bei Merkur und Venus allgemein zu wenig berücksichtigt wird. Dies kann uns aber eigentlich nicht davon abhalten, ihr nachzuspüren.

Über die Doppel-Thematik bei Jupiter und Saturn lassen sich eigentlich gut Aussagen treffen, indem Jupiter auf der Trigonstufe des Fische-Zeitalters steht und Saturn auf der Quinkunx-Stufe der Wassermann-Zeitalters. Alchemisch gesehen steht sich die feuchtwarme Qualität des Jupiter als eine lebendigmachende Energie innerlich schöpferisch gegenüber. Bei Saturn scheint es mir wie ein inneres Kreuz genau entgegengesetzt. Die herbbittere Qualität dieses Saturn ist wie ein stetes Sterben, ein ständiges Beseitigen von Altem, um Neues erst zu ermöglichen. So gräbt der Gärtner, zu dem auch alle Würmer, Bakterien und Aasverzehrer gehören, ständig das Alte, Überholte unter, um daraus neues Leben möglich zu machen.

Interessant ist es immerhin, dass in den Gestaltbildungsenergien der Venus in ihren Begegnungen mit der Sonne bei der 'Zeichnung' eines Pentagramms ans Firmamant auf die solivenusische Feuer-Begegnung stets die solivenusische Wasser-Begegnung folgt (warmfeucht) und auf die Luft-Begegnung stets die Erd-Begegnung (herbbitter).

In Analogie hierzu sei angemerkt, dass bei Merkur und Venus zuerst immer der Abendstern und erst hernach der Morgenstern folgt. In der christlichen Folge der Jahresfeste finden wir ebenso zuerst am 15. August Mariä Himmelfahrt und erst hernach am 8. September Marä Geburt.

Dem Gesagten kann entnommen werden, dass auf den jupiterisch-feuchten Charakter der Fische hernach der jupiterisch-warme (oder heisse) Charakter des Schützen folgt. Auf den saturnisch-herb-luftigen Charakter des Wassermann folgt der saturnisch-bitter-erdige Charakter des Steinbock.

Natürlich ist es einfacher, nicht die klassischen Planeten bis Saturn, sondern auch die Transsaturnier mit einzubeziehen. Ich selbst halte das eher für eine Geschmacksfrage.
Viel wesentlicher ist es, die Stark- oder Schwachstellung eines Planeten und deren Zwischenabstufungen durch die alchemischen Betrachtungen überhaupt in die Bewertung mit einzubeziehen.
Alles Liebe von ELi
 
Stark-, Schwach- und weitere Zwischenstellungen von Planeten im Horoskop

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie oft bedenkenlos Stark- und Schwachstellungen von Planeten, sagen wir mal bei einem Mars auf 15 Grad Löwe und einem solchen auf 29 Grad Löwe, insbesondere bei maschinellen Beratungsausdrucken einander gleichgestellt werden. Aus diesem Grunde habe ich diesen Thread eingestellt.

Die Alchemie ermöglicht es ohne weiteres, solche Unterschiede, selbst bei maschinellen Ausdrucken zu berücksichtigen. Es genügt, ein wenig mehr Kenntnisse in der Alchemie von, sagen wir mal, einem Jakob Böhme zu haben. Wer aufmerksam sein 'Aurora, Morgenröte im Aufgang' liest, der kann gewahr werden, wie selbst die einfachsten alchemischen Zwischentöne, den einigermassen gebildeten damaligen Menschen bereits bekannt waren, z.B. siehe
http://12koerbe.de/lapsitexillis/aurora.htm .

Auszug:

Aurora oder Morgenröte im Aufgang
das ist:
Die Wurzel oder Mutter der Philosophiae, Astrologiae und Theologiae, aus rechtem Grunde
oder
Beschreibung der Natur, wie alles gewesen und im Anfang worden ist:
wie die Natur und Elementa kreatürlich worden sind,
auch von beiden Qualitäten, bösen und guten;
woher alle Ding seinen Ursprung hat, und wie es jetzt stehet und wirket, und wie es am Ende dieser Zeit werden wird;
auch wie Gottes und der Höllen Reich beschaffen ist,
und wie die Menschen in jedes kreatürlich wirken.
Alles aus rechtem Grunde und Erkenntnis des Geistes und im Wallen Gottes mit Fleiß gestellet
durch
Jakob Böhmen in Görlitz, im Jahr Christi 1612, seines Alters 37 Jahr


Diese Art von Alchemie gehört für mich, in der rechten Weise bedacht, zum gedanklichen und sprachlichen Verständnis bei einer astrologischen Bewertung und Beratung.
Liebe Grüsse von ELi
 
Hallo Pluto,

Soweit mir bekannt geht einzig Bernd A. Mertz darauf ein
Fast alle hellenistischen und arabischen Autoren gehen darauf ein ebenso wie die Astrologen der Renaissance. Nur die Modernen waren wohl fast ausnahmslos der Meinung, dass diese Gesichtspunkte vernachlässigt werden können. Ich finde es interessanter und folgerichtiger, sich zunächst wieder mit den (zugegebenermaßen manchmal komplexen) Systemen der essentiellen und akzidentellen Würden der Planeten zu beschäftigen, als sich vorschnell auf die Transsaturnier und alle möglichen diversen Asteoriden oder Nebenaspekte zu stürzen bzw. zu stützen.

Die Phasenstellung der Planeten zur Sonne oder zum Mond war, ebenso wie die Mondphasen, immer wichtig bei der Deutung. Die oberen Planeten Mars, Jupiter und Saturn können sich besser entfalten, wenn sie oriental zur Sonne stehen, d.h. vor der Sonne aufgehen und die inneren Planeten Venus und Merkur stehen besser, wenn sie nach der Sonne aufgehen, also in okzidentaler Stellung.

LG
Jogi
 
Hallo jogi,

Die oberen Planeten Mars, Jupiter und Saturn können sich besser entfalten, wenn sie oriental zur Sonne stehen, d.h. vor der Sonne aufgehen und die inneren Planeten Venus und Merkur stehen besser, wenn sie nach der Sonne aufgehen, also in okzidentaler Stellung.

wo hast du all das gelernt?

Die Mondphasen zu berücksichtigen hatte ich auch einst gelernt, wie ich dieses Wissen dann wenden soll ist mir ein Rätsel.

viele Grüße Pluto
 
Hi Pluto,

das kann man in Büchern nachlesen, man kann Kurse belegen und sich mit anderen klassisch arbeitenden Astrologen austauschen. Eigene Erfahrungen ergänzen alles.

LG
Jogi
 
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welche Bücher zum Beispiel?
Das kommt darauf an 1.) für welche Bereiche der klassischen Astrologie du dich interessierst und 2.) wie tief du in die Materie eintauchen willst und in dem Zusammenhang wie gut deine Englischkenntnisse sind. Wenn du tiefer graben und mehr ins Detail gehen willst, kommst du ohne Literatur in Englisch nicht mehr aus.

- ein ganz gutes Grundlagenwerk mit passabler Gesamtübersicht (wenn auch mit einigen kleinen Schwächen) bietet das "Lehrbuch der klassischen Astrologie" von Rafael Gil Brand, 424 Seiten, Chiron Verlag
- ein sehr gutes Buch über die klassische Deutungs- und Determinationslehre bietet das Buch von Jean Baptiste Morin de Villefranche, "Astrologia Gallica - Buch XXI", 182 Seiten, Chiron Verlag
- die "Tetrabiblos" von Ptolemäus sind zwar ein Klassiker, aber für Anfänger in der klassischen Astrologie mit Vorsicht zu genießen. Ptolemäus war kein praktizierender Astrologe, die von ihm beschriebenen Techniken gehen nicht konform mit den Methoden seiner Zeitgenossen (z.B. Dorotheus, Valens) und man braucht m.E. etwas Erfahrung mit dem klassischen Vokabular, um zu wissen, was er mit dem einen oder anderen Begriff meint - Häuser sind einmal Zeichen und einmal mundane Häuser/Felder.
- "Traditionelle Astrologie" von Robert Hand befasst sich mit dem Thema der Ganzzeichenhäuser und den Tag- und Nachthoroskopen. Sehr interessant und anregend, 182 Seiten, Chiron Verlag
- das kleine Büchlein von Erik van Slooten, "Der klassische Tierkreis und sein Bewohner" bietet ebenfalls eine kurze, übersichtliche Einführung in die Wechselbeziehungen zwischen den Planeten und ihren Domizilen bzw. den anderen Zeichen, 94 Seiten, Chiron Verlag
- empfehlenswert auch das Werk "Geschichte der Astrologie" von Kocku von Stuckrad, 412 Seiten, Verlag C.H. Beck. Man findet darin viele Parallelen zu dem Buch von James Herschel Holden, "A History of Horoscopic Astrology"

Das wären zunächst einmal die deutschsprachigen Werke. Falls du Interesse an englischer Literatur hast, sag Bescheid. Da gibt es eine ganze Menge mehr.

LG
Jogi
 
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