Oftmals wird irrtümlicherweise angenommen, das das Buch Abramelin aus unterschiedlichen Ritalen besteht. Das kommt daher, das das alte Ritual später ergänzt wurde. Diese Ergänzungen stehen im Zusammenhang mit der sogenannten solomonischen Zaubererliteratur des Mittelalters und haben rein gar nichts mit dem original Abramelin-Ritus zu tun. Der Abramelin-Ritus ist die Anweisung für eine Zeremonie die während einer Dauer von 6 Monaten an einen abgeschiedenen Ort durchgeführt werden muß.
In magischen Kreises gilt auch heute noch diese Operation, als eines der effektivsten Rituale der westlichen Magie überhaupt.
Aber - und das ist wichtig - es ist ein Ritual das nicht leichtfertig unternommen werden sollte, und das einen hohen Einweihungsgrad beim Aspiranten voraussetzt.
Das Abramelinritual wird oft sehr kritisch betrachtet.
Die Frage ist doch, warum Leute wie Crowley an Abramelin gescheidert sind, während sie durchaus mit solomonischen Ritualen arbeiten konnten?
Ich denke, dass sich der Grundgedanke des Abramelin Rituals von dem des goethischen Rituals unterscheidet. In der goethischen Magie geht es meist um persönliche Macht. Die oft fragwürdig genutzt wird. Im Abramelin Ritual geht es dagegen zuerst um die letztendliche höhere Erfahrung.
Ich will damit nicht generell goethische Arbeit verurteilen. Man muß diese anhand der Motivation des Magiers beurteilen.
Als positives Beispiel kann die berühmte goethische Arbeit Bennetts gesehen werden, die bei Zalewski nachzulesen ist.
Also wie gesagt - In dem Ritual unterwirft man bestimmte negative Kräfte. Aber diese Unterwerfung ist nur ein Teilschritt zum letztendlichen Ziel des Rituals. Nämlich der Kommunikation mit dem heiligen Schutzengel.
Wenn man nun an dem Punkt stehen bleibt, an dem sich die Mächte das erste Mal unterwerfen, dann verliert man sich in der Illusion des eigenen Erfolges. Man muß hier voranschreiten, darf sich nicht vom Versprechen der Macht blenden lassen, weil man sonst sehr tief fällt.
Hier geht es wieder letztendlich um die Frage der Motivation. Wenn die eigene Motivation der Wunsch nach persönlicher Macht ist, dann wird man diese Hürde nicht bewältigen. Ist es aber die Suche nach Gott, dann
sieht die Sache schon anders aus ...
Natürlich ist Macht auch ein Bestandteil desAbramelin Ritus. Warum sonst werden die Fürsten unterworfen? Allerdings ist dieser Aspekt in das "Gesamtkonzept" des Rituals eingegliedert. Und das letzliche Ziel ist, wie oben bereits angeführt, "die Kommunikation mit dem heiligen Schutzengel". Das ist natürlich auch ein dehnbarer Begriff.
Ich denke das der Grund für das Scheitern der Operation in vielen Fällen tatsächlich die Motvation des Magiers ist. Viele Magiere die ein Ritual auf sich nehmen, das sechs Monate lange intensive Arbeit erfordert und in totaler Abgeschiedenheit durchgeführt werden muß, haben eben nicht nur spirituelle Ziele.
Die zu erlangende Macht für viele dieser Aspiranten ein ganz wichtiger Faktor.
Hier muß man natürlich auch vorsichtig sein, Macht an sich ist nichts schlechtes.Positiv gebrauchte Macht kann viele Veränderungen zum Besseren herbeiführen. Das Problem ist dabei nur, dass die Psyche des Magiers
durch eine plötzlich erreichte Macht ganz schön korrumpiert werden kann. Und bevor er sich versieht wird er und seine Motivation durch die Kräfte kontrolliert, die er eigentlich unterwerfen wollte.
Das heißt, daß der härteste Test des Charakters des Magiers erst dann stattfindet, wenn er tatsächliche Macht erreicht hat. Die Frage ist ob er seinen Idealen treu bleibt, oder den Verlockungen der Macht anheim fällt.
Eigentlich eine alte aber immer wieder aktuelle Geschichte, die nicht nur auf dieses Ritual zutrifft...
Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.
Viele Grüße,
Luria