Hi Bibo!
Du hast ein paar sehr interessante Antworten gegeben, auf die ich mal eingehen möchte. Vielleicht hilft Dir das auch noch Dir über manches klarer zu werden.
Was Du hier schreibst, finde ich hochinteressant, weil es auf vieles eingeht was ich selbst herausgefunden zu haben glaube. Weiß nur nicht, ob ich es vernünftig in Worte fassen kann.
2) Worunter leide ich gegenwärtig am meisten?[/B]
Mangel an letzter Zufriedenheit. Da steckt Hoffnung dahinter. Und das zeigt, daß ich mich auf einem Weg befinde und noch nicth am ZIel bin (rational zerpflückt: auf einem Weg zu befinden glaube.) ALso ist die Antwort noch besser ausgedrückt: daß ich mich auf dem WEg zur letzten Zufriedenheit befinde, ohne zu wissen, ob dieser WEg überhaupt je ein Ende haben wird. Also unter der Ungewissheit, wie es am Ende ausgeht, daraunter leide ich am meisten. Vielleicht ist das dasselbe wie ANgst vor dem Tod
Genau jetzt aber leide ich an gar nichts. Aha, ich denke also, daß ich leide, aber wenn ich das mal ganz konkret anschaue, wie es jetzt grade wirklich ist, leide ich überhaupt nicht. Ist doch intressant.
Du sagst zusammengefasst:
- Mangel an Zufriedenheit
- Hoffnung, aber nicht wirklich wissen in was
- Zeit... keine Ahnung wann das Ziel je erreicht sein wird
- Ungewissheit
Wenn Du Dir wiederum den jetzigen Moment sehr bewusst machst, Dich fragst worunter Du genau jetzt leidest, kommst Du zu dem Schluß, das Du unter nichts leidest.
Und Du hast da die absolut wesentlichen Punkte zusammengefasst. Ich versuche mal es mit meinen Worten zu beschreiben:
Es gibt innerhalb des Bewusstseins einen Bereich, der sozusagen nicht der eigenen Kontrolle unterliegt, der selbst denkt... eine Art Automatismus. Jedes mal, wenn man ein Thema "anstößt" das für einen selbst hohe Bedeutung hat, und hohe Bedeutung hat immer das was man als Ursache für Leid/Freude ansieht, ist es so als ob "Funktionen" ausgelöst werden, dieser Automatismus zu denken anfängt und damit eine ganze mentale Realität erzeugt, weil man von diesen Gedanken vollkommen überzeugt ist.
Ich glaube mittlerweile das die Basis dieses Negativ-Mechanismus (oder wie auch immer man das nennen will) ein "Nichts" ist. Eine Vorstellung die darauf hinausläuft, das "etwas anderes existieren könnte, das negativen Einfluss nimmt"......absolut unkonkret... Eigentlich nur ein Gefühl von Unsicherheit, ohne zu wissen warum, eine latente Bedrohung oder Machtlosigkeit. Es ist wie ein dunkler Raum der lediglich vorgestellt wird, nicht mal wirklich existiert, nur möglicherweise existieren könnte. Dazu kommen dann all die Projektionen was denn nun konkret so bedrohlich und negativ und leiderzeugend sein könnte. Es ist dann sozusagen so, das man diese negative Leere, eine Art negatives Potential über das man nichts weiß, nicht mal ob es existiert, mit Spekulationen füllt. Es erzeugt das Gefühl das etwas noch nicht vollkommen stimmt, das man da etwas nicht weiß, man unsicher ist, es etwas zu suchen und zu finden gibt.
Genauer gesagt:
Ein grundlegender Mangel. In der Basis absolut ungreifbar. Schaut man genauer hin wird er teilweise konkreter:
Mangel an Wissen
Mangel an Sicherheit
Mangel an Kontrolle/Macht
Und im Alltag zeigen sich diese Mängel dann in vollkommen konkreter Form. Mangel an Geld, Mangel an Gesundheit usw.
Was ich v.a. interessant fand bei dem was Du geschrieben hast war, das Du auf das Thema Zeit eingegangen bist. Denn das spielt auch m.A.n. eine absolut wesentliche Rolle.
Die Unsicherheit ist auf die Zukunft gerichtet, erzeugt eine latente Sorge "Opfer zu werden", die man zu kontrollieren versucht. Der erste Kontrollversuch besteht im Denken, im Verstehen wollen. Das wiederum führt dazu, das man nicht nur nicht zu Ergebnissen kommt, sondern im Gegenteil: Man erschafft negative Möglichkeiten, man stellt sich negative Ursachen vor, man erzeugt sozusagen Kausalitäten, weil man damit versucht das Unerklärliche zu erklären und zu verstehen. Das kann man überall sehen. Negative Kausalitäten als Rechtfertigungen für die eigene Machtlosigkeit werden überall und ständig wie aus dem Nichts herbeigezaubert und zu starken Überzeugungen, die dann die eigene Machtlosigkeit zu erklären scheinen. Die komplette Vergangenheit ist wie ein Speicher für diese Überzeugungen, die umso wahrer wirken, je mehr Wirkung sie mal entfaltet haben. Eine materielle Erfahrung über längere Zeit erscheint absolut wahr. Dagegen kann man nicht mehr andenken, denn dann kommt sofort der mentale Mechanismus ins Spiel, der einem aufgrund der Vergangenheit erklärt wie die Zukunft ablaufen wird.
Und einer der wichtigsten Punkte ist: Dieser Mechanismus ist immer wie ein Schritt nach vorne. Man hat sozusagen den eigenen Standpunkt im Jetzt, mental geht man einen Schritt nach vorne in die Unsicherheit, die man wiederum auf der Basis der Vergangenheit zu erklären versucht, was zu ständigen Wiederholungen genau der Themen führt, die man als leidvoll erfährt... sie wollen nicht enden oder erstehen in neuer Form immer wieder auf. Und dieser mentale Schritt nach vorne bringt dann auch das Gefühl des "Wann werde ich es endlich schaffen?" mit sich. Das ist eine Essenz der Unsicherheit.
Und das Interessante ist: Es ist sowohl unkontrolliert wie auch trotzdem selbsterschaffen. Man könnte es so zusammenfassen: Der mentale Schritt nach vorne lässt einen Unsicherheit und absolut ungreifbaren Mangel und Sorge fühlen. Diese Wahrnehmung erzeugt den sofortigen Wunsch das irgendwie zu kontrollieren und der Verstand setzt ein. Aber er versteht, wie schon gesagt, nicht... sondern er erzeugt aus dem Nicht-Verstehen heraus negative Spekulationen, Kausalitäten die das Leiden erklären sollen.. in allen Bereichen, von mysteriös/tiefsinnig bis hin zu profansten Problemen des Alltags. Es werden also ganz wirklich Probleme selbst erschaffen und das alles sozusagen aus dem Nichts. Dann werden Strategien entworfen um sie zu lösen oder damit zurechtzukommen oder davor zu fliehen...
Alles baut auf dem Wunsch nach Kontrolle auf, der durch den gefühlten Mangel an Sicherheit entsteht. Und dieser erste Mangel ist schon selbst erzeugt und bildet die komplette Grundlage für das was wir "Persönlichkeit" nennen. Im Grunde ist unser gesamtes psychologisches System auf Mangel begründet. All das Positive, das natürlich auch da ist, ist aber nicht Persönlichkeit sondern tatsächlich das was man als "Seele" bezeichnen könnte. Es ist die Abwesenheit dieser Mängel und ablehnenden Tendenzen, und den Versuchen das zu kontrollieren, sondern eine ruhige Macht, Liebe, Freiheit. Das ist was man ist und das ist es was durch die Mangel-Persönlichkeit immer wieder unterbrochen und auf falsche Wege geführt wird. Denn wenn man mal genau darauf achtet ist es so, als ob man für den Bruchteil wo die Aufmerksamkeit in den Mangelbereich gezogen wird, man vollkommen unbewusst ist. Es sind wie verschiedene Bewusstseinsräume. Der eine ist wirklich bewusst und das was man wirklich ist, der andere ist dieser Mangelbereich, der einen immer wieder mit negativen Überzeugungen "bombardiert".... wie ein Virusprogramm das das normale Bild auf Deinem Monitor immer mal wieder unterbricht. Und sobald Du anfängst das kontrollieren zu wollen, darauf zu reagieren, dem Bedeutung zu geben, wird es stärker... denn dann denkst Du auf dessen Basis.
@Berlinerin: Falls Du das hier lesen solltest... Das ist übrigens auch die Antwort zu Deiner Frage, ob es wirklich so ist dass das was man ablehnt bestehen bleibt. Es ist so, weil Ablehnung zumindest mental immer auch "damit umgehen" bedeutet. Und da Energie/Bedeutung der Aufmerksamkeit folgt, wie auch Aufmerksamkeit sich immer auf das mit der höchsten Energie/Bedeutung ausrichtet, erhält man alles aufrecht das man bedeutsam macht, weil man es für bedeutsam hält und "damit umgeht". Egal ob negativ oder positiv und im Falle von Ablehnung natürlich negativ. Und man lehnt nur etwas ab, das negative Bedeutung hat. Und negative Bedeutung hat nur etwas, dem man sich in irgendeiner Form nicht gewachsen/unterlegen fühlt. Etwas das Ursache über das eigene Leid sein könnte. Und jedes mal wenn man das denkt, ist das als ob man das Programm der eigenen Machtlosigkeit aktualisiert. Eine Art Wahl oder Einverständniserklärung, dass "etwas anderes"... oder auch "jemand anders", Macht über Dich ausüben kann, fähig ist Dich zum Opfer zu machen.
So... ich muss mal aufhören. Eigentlich wollte ich gar nicht soviel dazu schreiben, aber dafür noch etwas zu ein paar anderen Antworten von Dir (Bibo). Denke, ich verschiebe das auf morgen. Finde aber wirklich sehr interessant, das Du sozusagen aus dem Bauch heraus eine Beschreibung ablieferst, die sehr mit dem übereinstimmt, was ich durch Beobachtung und Analyse herausgefunden zu haben glaube.
VG,
C.