Fragen halte ich für eine sehr gute Methode zur Selbsterkenntnis.
Das sind die, die mir persönlich am meisten gebracht haben:
1) Was würde ich mir wünschen, wenn alle meine Wünsche vollkommen in Erfüllung gingen?
2) Worunter leide ich gegenwärtig am meisten?
3) Wovor habe ich Angst?
4) Was verabscheue ich an mir selbst so sehr, das andere es auf keinen Fall erkennen dürfen?
5) In welchen Bereichen neige ich zu Stagnation, einem Mangel an Handeln, obwohl kein Mangel an Wissen besteht, wie zu handeln wäre?
6) Womit/Wie kann mich eine andere Person verletzen?
7) Für was fühle ich mich schuldig?
8) Was sind die Gründe, warum das was ich wünsche nicht in Erfüllung gehen wird?
9) In was setze ich meine Hoffnung?
10) Was ist der gemeinsame Faktor in den Antworten zu all diesen Fragen?
Das Wesentliche dabei ist, das es diesen gemeinsamen Faktor wirklich gibt und sehr enge Verbindung zwischen all diesen Fragen bestehen.
Das worunter man leidet und wovor man Angst hat, ist das Gegenteil zu dem was man sich wünscht bzw. motiviert es den Wunsch/die Wünsche.
Das, wofür man sich so sehr schämt, das man dem nicht mit Aufrichtigkeit begegnen kann, bringt einen in Situationen die Leid erzeugen und die man nicht meistern kann, ohne anzunehmen, das man Schuld auf sich lädt.
Dieser Aspekt ist das Gegenteil von gutem Selbstbewusstsein und innerer Stärke und fühlt sich schwach und erbärmlich, ist besessen davon das in irgendeiner Form auszugleichen, ist daher Wunschmotivierend. Die Wünsche haben dann sehr oft etwas mit "Macht über andere" zu tun, im Sinne von "Euch zeige ich es noch mal allen, ihr werdet schon noch sehen." Gedanklich geht "er" dabei ins Extrem, im Handeln wiederum ist er vollkommen inkonsequent, neigt zur Flucht und Aufschieben, beides durch Ablenkung.
Das wiederum ist der Bereich, wo man zu Untätigkeit neigt, die man konkret im Alltag sehen kann, Flucht vor dem was man eigentlich als richtig und notwendig empfindet.
Dafür fühlt man sich schuldig und verurteilt sich selbst und ist eng verwandt mit dem Aspekt aus Frage 4). Und das ist auch der Bereich auf den man verletzt reagiert, wenn man durch andere damit konfrontiert wird, worauf dann wiederum mit Angriff (Schuldzuweisungen) oder Flucht (Rechtfertigungen) reagiert wird, in aller Regel beides zusammen: Rechtfertigung durch Schuldzuweisung.
Da dieser Teil ständig auf der Flucht oder auf Angriff aus ist, sich entweder mit Wünschen nach Macht (Angriff) beschäftigt oder Gedanken/Überzeugungen, warum man nichts für den Zustand kann, Rechtfertigungen (Flucht), ist das auch der Bereich der krassesten Selbstdemütigung und ein ständiges Schwanken zwischen Selbstverurteilung (Ich mache immer alles falsch), Schuldzuweisungen nach außen (Der/die/das hat mir das angetan) Rechtfertigung des eigenen Opferstatus (Der/die/das hat mehr Macht als ich). Das alles führt zu starken Überzeugungen, warum der Status Quo auf keinen Fall jetzt von einem selbst verändert werden kann.
Die Hoffnung auf Verbesserung wird daher auf die Zukunft projeziert und in irgendeinen unbekannten Faktor gelegt. Etwa irgendein Wissen, das Rettung bringen wird und zu dem man wie durch Zufall oder positives Schicksal kommt. Oder die Hoffnung das man vielleicht endlich mal Glück haben wird, Gott oder das Schicksal endlich einsehen werden, das genug gelitten wurde usw. Der wesentliche Aspekt dabei ist: Zukunft... Hier und jetzt wird nichts getan, da man noch nicht bereit ist.
Und all das weist auf eine Grunddynamik innerhalb der eigenen Persönlichkeit hin, die eine Art negativen Willen zu haben scheint. Es werden zwar oberflächlich gesehen Wünsche und Ziele vorgegeben, aber dafür wird nichts getan. Die Haupteigenschaften dieses Negativ-Willens ist Schuldig fühlen und Schuldig sprechen, Verantwortung von sich weisen und das auf der Basis der Vergangenheit rechtfertigen, Machtprojektionen in die Zukunft, Schwäche und Inkonsequenz im Jetzt. Unterm Strich genau das erhalten worunter man leidet und das erzeugen was man fürchtet. Und zusammengehalten wird alles durch den Kleber "Überzeugungskraft", die dasselbe ist wie Identifikation, Bedeutung und Zeitgefühl. Umfassend gesehen ein ständiges Gleichgewicht, als Ausschnitt gesehen ständiger Konflikt.
VG,
C.