Hallo Wyrm
Wyrm schrieb:
hallo opti
das problem ist das leistungssystem (bei uns auch), welches krass im gegensatz zum mystischen hinduismus steht und es pervertiert hat in die heute überwiegend praktizierte form (vergleichbar mit der alten christlichen mystik und dem heute verbreiteten katholizismus, wobei der heutige hinduismus aber immer noch ursprünglicher ist).
eine weitere schwierigkeit besteht darin, dass aufklärung/bildung/emanzipation eben von diesem leistungssystem geprägt ist. wie wir wissen, bedeutet leistungssystem hierarchie und kontrolle, ausbeutung natürlicher ressourcen und kriegerische auseinandersetzungen neben der überbewertung von materie.
wyrm
Du siehst die Frauenfeindlichkeit offensichtlich im wirtschaftlichen System. Das sehe ich etwas anders. Die Unterdrückung der Frauen gab es schon immer in Indien. Schon lange bevor es eine moderne Marktwirschaft gab. In der modernen Industriegesellschaft hat sich nur fortgesetzt, was es in Indien immer schon gab, die Unterdrückung der Frauen. Die Wurzeln dafür sehe ich allerdings im Hinduismus. Auch deshalb konnte sich der Buddhismus in Indien, dem Mutterland des Buddhismus, nicht ausbreiten, weil er die patriarchalische Struktur in Indien in Frage gestellt hätte.
Die Rolle der indischen Frau um 100 - 200 n. Chr: Die Frau kann nicht einmal Schülerin werden, da die Veden ihr das Lesen verbieten. Selbst 1900 können erst 1 Prozent aller indischen Frauen lesen!
Laut Manusmrti (indisches Rechtsbuch) soll die ideale Ehefrau die eigene Persönlichkeit verneinen. Der Ehemann muss von einer treuen Ehefrau immer wie ein Gott verehrt werden. Männer sollen ihre Frauen niemals zu stark schlagen, denn die Götter nehmen das Opfer eines solchen Mannes nicht an. Zum Gebären sind die Frauen geschaffen, zur Fortpflanzung des Geschlechtes die Männer.
Die Frau ist also Monopolistin der Fortpflanzung. Vor allem aber hat sie Söhne zu gebären, denn nur diese führen den Familiennamen weiter und können die Todesrituale für das Bekenntnis des Vaters sprechen. (Wenn ich mich recht erinnere, sollte nach Möglichkeit der älteste Sohn den Scheiterhaufen des Vaters entzünden.)
Das mittelalterliche Indien setzt die Polarisierung der Geschlechter fort. Die Geburt einer Tochter wird als Unglück angesehen. Deshalb werden heimlich viele Töchter nach der Geburt getötet. Kinderheirat wird zur verbindlichen Norm. Weibliche Mitglieder der Familie sind nicht erbberechtigt. Das Heiratsalter wird immer weiter herabgesetzt, Jungfräulichkeit wird ein wesentlicher Aspekt. Eine Frau zu töten ist ein kleines Vergehen. Dieser Vers ist nur mehr die fast logische Spitze dieser restriktiven, frauenverachtenden Gesetze.
Das traditionelle System gesellschaftlicher Ordnung besteht weitgehend fort. Vor allem für die Frauen und die Unberührbaren sollten bessere Gesetze geschaffen werden. Mit Gesetzen allein ist Kinderheirat, das Töten von Mädchen, die Bigamie (Doppelehe), der Bräutigampreis (die Brautfamilie zahlt bis zu fünf Jahresgehälter an den Bräutigam), das Brautbrennen (Angeblich erfolgt in Delhi alle 12 Stunden ein Brautmord. Die Kunststoff-Sahri brennen eben so leicht.) und die freiwillige Witwenverbrennung, die jahrhundertelang üblich war, nicht beizukommen.