danke, das gibt stoff zum sinnieren.
ich kenne wenige menschen, deren ängste ans pathologische grenzen. aber diese wenigen stehen alle nicht dazu, dass sie ängste haben. das fällt mir des öfteren mal auf. und dasselbe kann man, meine ich, auch bei jenen beobachten, die ein problem mit "ausländern" haben. ängste werden da mit viel aufwand negiert und es wird ein ein anderer grund mir großer geste in den vordergrund geschoben. sichtschutz? zum selbstschutz?
Eng mit dem Thema Angst ist auch das Thema Verantwortung und Schuld verknüpft. Jeder Mensch hat die Tendenz, dort wo er in irgendeiner Form leidet, Verantwortung von sich zu weisen und an deren Stelle eine Schuldprojektion zu setzen. Oft sind das Bereiche, wo man sich selbst in irgendeiner Form schuldig fühlt... mit sich nicht im Reinen ist. Ein Beispiel: Jemand der keinen Job findet, aber möglicherweise auch nicht sehr konsequent auf der Suche ist, vieles ablehnt was er eigentlich machen könnte usw., und sich deshalb auch irgendwie schuldig fühlt, wird umso drastischer reagieren wenn dieser Punkt berührt wird. Mit "drastischer" meine ich, dass er sehr konkrete Gründe präsentieren wird, Rechtfertigungen, Schuldige... und das könnten dann z.B. Ausländer sein die uns die Arbeit wegnehmen.
Selbstschutz ist es insofern, als dass dieser Automatismus davor schützt das schmerzende Punkte angeschaut werden müssen oder sogar von anderen offengelegt werden könnten. Die größte Angst betrifft genau diese Punkte... Das wofür sich ein Individuum schämt, wo sein persönlicher Status Quo weit entfernt vom Idealtbild ist. Das sind in gewisser Weise innere Demütigungen, die immer auch die Dynamik erzeugen Schuldige/Feinde zu finden und zu bekämpfen.
Man kann das sehr deutlich an sich, aber auch an anderen erkennen, wenn man weiß worauf man achten muss.
weil das leben bunt und die menschen so wunderbar unterschiedlich sind, gibt es ja auch jene gruppe, die sich "vom fremden", von anderen (man könnte nun auch mal sagen "exotischen") menschen und ländern regelrecht angezogen fühlt.
nun müsste man schlussfolgern, dass jene, die sich sehr für andere kulturen, für andere lebensentwürfe, menschen und länder interessieren (und einfach auch gefallen daran finden und es ins eigene leben integrieren) kein großes sicherheitsbedürfnis haben.
oder schlägt in solchen fällen dann die neugierde der angst ein schnippchen?
Doch, das Sicherheitsbedürfnis ist bei allen da. Aber Angst ist ja sowieso nie vollkommen objektiv und betrifft teilweise sehr unterschiedliche Bereiche/Themen, und die Macht der Angst liegt nur genau darin, Objektivität und absolute Wahrheit vorzutäuschen. Wenn in einem bestimmten Bereich aber gar keine Angst vorhanden ist, ist die Sicherheit ja da, ist das Vertrauen da. Die Ängstlichen nennen das dann schnell mal "naiv", aber das trifft den Punkt nicht. Denn Ängste basieren auf Überzeugungen und Überzeugungen zu haben, aber sie nicht zu kennen, ist deutlich naiver.
Man kann übrigens am Beispiel Islam und Terror usw. sehr genau erkennen was ich meine, weil kaum noch jemand frei von Angst-Assoziationen ist. Denk Dir mal Du sitzt in einem Flugzeug und ein anderer Passagier ist nicht nur Muslim, sondern kleidet sich auch so, plus langem Bart usw. Auch wenn Du da sicher nicht gleich eine Panikattacke bekommst... Die Assoziation von Muslim zu Terror wird kommen. Und worauf basiert das? Bei 99,99% schon mal in keinster Weise auf Erfahrung.