Hallo DayaLina,
ich bin auf deinen Thread aufmerksam geworden durch deine Überschrift.
"Zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen..."
Ich habe dasselbe erlebt, als ich 19 Jahre alt war. Ich habe es nie überwinden können, da mich die Schuld nicht losgelassen hat. Auch bei mir war es ähnlich, wie bei dir: Die ganze Familie hat einen ungeheuren Druck auf mich ausgeübt und ich habe mich dadurch jahrelang in dem Glauben gewiegt, dass sie "schuld" sind an dem Tod meines ersten Kindes. Erst als ich in solche Depressionen verfiel, dass ich garnicht anders konnte, habe ich den Schritt getan und eine Gesprächstherapie begonnen, die mir letztendlich diese Last wenigstens teilweise nehmen konnte.
Das allerwichtigste für den Therapeuten war, dass diese "Schuldfrage" mal aus dem Weg geräumt wird, weil sie sinnlos ist.
Und das zweitwichtigste war, DASS ICH DIE VERANTWORTUNG FÜR MEIN TUN ÜBERNOMMEN HABE!
Denn ich war damals, wie du, auch volljährig und somit für das Leben dieses Kindes alleine verantwortlich....da kann man sich einfach NICHT herausreden! Und auch erst dann findet die Seele Ruhe, weil man ja doch unbewusst weiss, dass es ein Fehler ist, jemand anderem die Schuld für sein eigenes Tun zuzuschreiben. Damit findet man seinen Frieden nicht!
Ich habe im Laufe dieser Therapie meinem verstorbenen Kind Gedichte und Briefe geschrieben und es um Verzeihung gebeten. Ich habe mich ganz innig mit diesem nie geborenen Kind auseinandergesetzt und dadurch ist es doch auf eine ganz bestimmte Weise ein Teil meines Lebens geworden. Und ich habe es "öffentlich" gemacht: ich habe es meinen drei Kindern erzählt, dass da noch ein Geschwisterchen war, das ich leider abgetrieben habe. Und, das ist mir ganz besonders wichtig: Jetzt stehe ich zu diesem Kind und dazu, was ich getan habe! Wenn ich heute gefragt werde, wieviele Kinder ich habe, dann sage ich: vier! und wenn ich gefragt werde, wo denn das vierte sei, dann sage ich die Wahrheit! DAS ist für mich Aufrichtigkeit und die Sühne, die dieses Kind verdient hat!
Und von solchen Sachen distanziere ich mich total, da ich mich frage, mit welcher Anmassung Menschen SO ETWAS behaupten können:
crossfire schrieb:
"PS: Seelen verbinden erst im vierten Schwangerschaftsmonat wirklich mit dem entstehenden Körper. Bis zu diesem Zeitpunkt ist eine Abtreibung kein Eingriff in den freien Willen des entstehenden Lebens. Auch hier gibt es keinerlei Grund für Schuld oder sich schuldig fühlen."
Einfach nur entsetzlich, so etwas zu lesen!
LG nina