Hmm, weiß nicht, vielleicht liegt es an der Definition von gesellschaftlich "erfolgreich". Als Mensch im Autismus-Spektrum hast du auch mit anderen Herausforderungen zu kämpfen, als ich z.B.. Leider ja auch mit entsprechenden Vorurteilen, da viele Autismus-Spektrum nicht verstehen (können/wollen). Und hier ist es ja genauso. Da obliegen viele lieber ihren Vorurteilen, als den Betroffenen selbst zuzuhören und es zu glauben.
Ok, ist dein Thread, aber da du so viel dazu geschrieben hast, schreibe ich hier dann etwas mehr dazu.
Bin ja nicht diagnostiziert (wurde aber auch nie das Gegenteil oder eine andere Diagnose festgestellt, mangels Interesse der Eltern, war zu gut in der Schule, und wurde nach meiner Mutter sowieso "nicht für die Welt erzogen"), ist eine aus meiner Sicht gut begründete Vermutung allerdings, gerade wenn ich mir mich als Kind anschaue.
Natürlich wurde ich auch ohne jedes Label entsprechend (in die Richtung) gemobbt als Kind, als "Depp" usw., egal wie gut meine Schulnoten zum Teil waren.
Und halte übrigens auch nichts davon Kinder als "anders" (wie "autistisch") zu markieren. Wer anders ist, wird ausgestoßen, oder sogar gemobbt. Gibt sicherlich auch nette soziale Kinder, die so jemanden dann unterstützen (ein paar solche "Anti-Mobber" hatte ich sozusagen auch manchmal), aber da ist man dann auch eher ein Projekt, und kein Freund.
Umgekehrt muss man trotzdem nachhelfen, aber sollte unsichtbar bleiben als Eltern, oder andere Helfer. Wäre meine Empfehlung generell, egal was das Problem nun ist (Asperger, Sozialphobie, andere Krankheiten usw.).
Ich habe Menschen im Autismus-Spektrum sehr zu schätzen gelernt. Auch von euch kann man viel lernen. Vor allem, und das ist vielen fremd, in Punkto Emotionsvielfalt, Sensibilität (nicht Empfindlichkeit), alternative Kommunikation, soziale Beziehungen. Und meine Zeit auf Arbeit mit Menschen mit Autismus, möchte ich niemals missen müssen
. Aber was ich als faszinierend und lehrreich betrachte, ist für dich mühselig und zutiefst anstrengend und kräftezehrend. Du nimmst es mir also hoffentlich nicht übel.
Soweit ich weiß, gibt es tatsächlich einige, die als autistisch diagnostiziert wurden, denen auch innerlich viele Gefühle fremd sind, was ja das Klischee quasi ist. Andere, wie ich (sollte es eben zutreffen) sind emotional, aber nicht notwendig immer nach außen. Wobei ich da ganz unterschiedlich gesehen wurde von außen seit meiner Kindheit, manchmal als weinendes Sensibelchen, teilweise auch als Kopfmensch, dem Gefühle egal sind. Kam alles vor... War jedenfalls ein Grund, warum ich es für mich eher nicht vermutet habe (weil ich innerlich emotional bin, und das Klischee bei Asperger und Autismus eben anders ist), aber dann auch festgestellt, dass es anderen, die so diagnostiziert wurden genauso geht.
Ich bin ein ziemlich extremer Einzelgänger, aber falls ich autistisch bin, ist das sicherlich nicht heftiger als bei manchen, die einigermaßen zurecht kommen (du bist da auf der Arbeit vermutlich eher auf die anderen getroffen?), und für mehr oder weniger normal gehalten werden. Bin insofern wohl selbst für einen Asperger nicht gerade erfolgreich in Bezug auf die Gesellschaft, aber ist dann zumindest nicht mehr wirklich überraschend, warum ich so bin, und vieles entsprechend gelaufen ist. Zu viel Kontakt mit Leuten ist definitiv anstrengend für mich, real speziell. Forum muss sich da keiner Gedanken machen, dass er/sie mich überfordern könnte.
Mobbing ist mir auch nicht fremd. Es war schon immer schwierig "anders" zu sein. Seien es Aussehen, Herkunft, Wahrnehmung, Religion, andere Kommunikationsweisen, Krankheit.... Es gab eine Zeit in meiner frühen Jugend, da habe ich auch nicht gesprochen. Es war kein selektiver Mutismus, klar. Aber ich hatte einfach niemandem etwas zu sagen, da es eh keinen zu interessieren schien. Man lehnte mich ab, egal was ich tat und sagte, also konnte ich es auch lassen. Heute quake ich dafür um so mehr
Ja, das war nach meiner Wahrnehmung auch der Fall, dass anders sein gefährlich ist (nicht nur für mich) und siehe meinen Kommentar oben. Problem war, dass ich von meinen Eltern noch mehr anders gemacht wurde, durch übertriebene christliche Religion, billige Klamotten (obwohl sie Geld hatte, und sich selber ständig was gekauft hat), keine Videospiele und keine normalen Kinderfilme und andere Dinge.
Ist auch bei mir komplex mit dem Reden, bzw. Schweigen. Teilweise bekam ich in manchen Situationen tatsächlich kein Wort (oder nur einsilbigen Nonsens, man kann sich denken wie peinlich das wird) heraus. In anderen Fällen kann man es wohl damit vergleichen, dass jemand ohne Erfahrung vor Publikum auftreten soll (anstrengend, aber wirkte normal genug). Und zuletzt war ich auch halbfreiwillig still, weil ich entweder froh war, dass sie sich nicht mit mir beschäftigten (mich zu ignorieren war besser als mich zu mobben), weil ich die Kinder nicht mochte (auch wegen Mobbing zuvor, oder weil sie bestimmte Dinge taten, wie "böse" Worte benutzen usw. inklusive vermeintlich teuflisches Zeug), oder weil ich nichts dazu sagen konnte, da ich eben von Videospielen, TV-Comics, Sport usw. lange Zeit keine Ahnung hatte dank Eltern. Und klar, auch weil ich sowieso ignoriert wurde, wie du es auch erwähnt hast, was es zur Gewohnheit machte. Und naja, ich wusste wohl lange auch nicht wirklich wie man überhaupt mit den anderen erfolgreich kommuniziert...
Selbst in der Klasse, in der ich dann als Jugendlicher nach Sitzenbleiben nicht gemobbt wurde, habe ich kaum mit den Leuten gesprochen, wobei ich da dann zumindest außerhalb der Schule ein paar Freunde hatte. In Bezug auf Mädchen (und speziell Liebe halt) war das aber größtenteils immer noch selektiver Mutismus (oder komplette Blockade, was auch immer man dazu sagen will), und konnte dann eben auch nichts werden.
Ich kann/konnte tatsächlich auch längere Monologe halten, so wie es für autistische Kinder typisch ist, zu irgendwelchen Themen, die mich interessierten. Insofern kam es auch mal vor, dass mir gesagt wurde, dass ich zu viel rede.
Sonst allerdings rede und redete ich wohl nicht viel, denke ich mal.
Mir ist nicht wohl dabei zu bewerten, ob es jemandem schlechter oder besser ging/geht. Das lässt sich alles schwer vergleichen. Du hattest/hast ein Leben mit deinen Hürden und Herausforderungen, deinem Kummer und deinem Leid. Aber auch mit deinen Erfolgen und freudigen Erlebnissen und ebenso guten Momenten. Und das lässt sich nicht abwerten.
Objektiv gesehen würden vermutlich nicht so viele Leute mit meinem Leben tauschen wollen, oder sie denken vielleicht sie bekommen die Telepathie-Sache (falls sie davon wissen), und stellen sich schlicht nicht mehr so blöd an wie ich.
Aber ja, man kann es schwer vergleichen, und einige meiner Probleme wären sofort Non-Probleme, wenn jemand, wie in einem entsprechenden Film mit mir tauschen würde, und teilweise auch umgekehrt (zum Beispiel würde ich bei Übergewicht einfach wenig essen und trainieren, das wäre subjektiv für mich nicht schwierig). Aber ist halt jeweils alles nicht so simpel.
Auf der anderen Seite gehe ich davon aus, dass ich weniger darunter leide ein Einzelgänger zu sein als viele andere. Daher fühle ich mich vermutlich auch nicht ganz so schlecht wie es zu erwarten wäre.
Mein Punkt war ja, dass nicht jeder Depressive alles hinwerfen muss (und sonst sei es keine Depression), und dass ich mich, auch wenn mein Leben vielleicht eher nach dem Ergebnis von Depression aussieht, dank Fitness-Training (könnte ich da übrigens auch empfehlen, aber weiß nicht ob deine Gesundheit da mitmacht, tut mir auch leid, dass das nicht gut läuft, obwohl du sogar jünger bist als ich) und natürlicher autistischer Introvertiertheit vermeintlich nicht so schlecht fühle, wie es für mich aus deinen Beiträgen umgekehrt hervorgeht. Ist aber natürlich auch nur dieses simple Gefühl, dass ich das so nicht sagen würde, was ich von dir lese.
Nicht dass ich jetzt glücklich bin, und zu viel Nachdenken ist keine gute Idee, wenn man gescheitert und letztlich allein ist, weshalb ich auch nur ins Bett gehe, wenn ich wirklich müde bin. Aber merke es nicht immer, mein Fokus ist gut genug dafür die größere Realität zu einem guten Teil zu vergessen. Und das Training setzt wiederum ein paar Hormone frei sicherlich. Beides zusammen bringt mich über die rote Linie meistens, die Linie wo es einem mehr und mehr besch... geht wenn man darunter ist. Keine Ahnung ob so eine Linie existiert, aber ich sehe es für mich ein wenig so.
Wünsche jedenfalls dass das bei dir besser läuft bald.
Und musst auch nicht umfangreich auf das antworten was ich hier geschrieben habe. Ist ja wie oben gesagt dein Thread. Vielleicht ist es sogar minimal hilfreich auf der Arbeit, aber andere Autisten (falls ich überhaupt einer bin, wie gesagt) sind natürlich auch nicht "gleich".
LG PsiSnake