DruideMerlin
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Asketische und zölibatäre Lebensentwürfe gab es schon lange vor dem Christentum und war auch in anderen Kulturen weit verbreitet. Hintergrund war dazu der Gedanke der Reinheit und Unantastbarkeit mit dem Priester und Priesterinnen dem Göttlichen gegenübertraten (z. B. die germanische Seherin Veleda). Die Essener grenzten sich deshalb auch stark von den Frauen ab. An und für sich waren die jüdischen Kleriker jedoch verheiratet (siehe Zacharias in der Geburtsgeschichte bei Matthäus).Weiss jemand, wann das Zölibat genau eingeführt wurde?
Ich habe mal gehört, dass dies beim ersten Konzil geschehen sein soll - weiss aber nicht, ob es stimmt.
Im Evangelium nach Matthäus nimmt auch Jesus indirekt Stellung zu diesem Thema:
Matthäus 19[11] Er (Jesus) sprach zu ihnen: Das Wort fasst nicht jedermann, sondern jenen, denen es gegeben ist. [12] Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus dem Mutterleibe so geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten werden; und sind etliche verschnitten die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!
In der Christenheit war das Zölibat schon sehr früh ein umstrittenes Thema und wurde deshalb auch im Konzil von Nicäa thematisiert:
Kanon 3: Das Konzil verbietet absolut, dass Bischöfe, Priester und Diakone mit einer Frau zusammenleben, ausgenommen natürlich ihre Mutter, Schwester oder Tante oder eine über jeden Verdacht erhabene Frau.
In der Praxis hatte sich dieser Kanon jedoch nicht wirklich durchgesetzt und so beschränkte sich das Zölibat lediglich auf die Bischöfe und Mönche. Eine Praxis, die auch heute noch in den orthodoxen Kirchen praktiziert wird. Das Thema wurde in der Folgezeit von der römisch-katholischen Kirche immer wieder aufgenommen. Erst im 11. Jahrhundert wurde das Zölibat von Papst Benedikt VIII verbindlich für alle Kleriker festgelegt.
Interessant dürfte dazu sein, dass sich die niedere Priesterschaft vehement gegen dieses Edikt gestellt hatte, während die meisten Befürworter aus den Reihen der Gläubigen kamen. Einer der Gründe lag darin, dass die Priester in jener Zeit von den Gemeinden bezahlt werden mussten. Der Unterhalt eines einzelnen Priesters war jedoch günstiger, als ein Priester mit Frau und Kinder. Das schlechte Einkommen der Priesterschaft hielt sich noch sehr lange und so mussten sie sich in kleinen Gemeinden oft mit Nebenverdiensten ein Zubrot verdienen.
Es gibt auch heute noch unter dem Klerus Hardliner, die sich vehement gegen die Lockerung des Zölibates stemmen. Erst die Tage hatte ich ein Interview mit einem solchen Bischof gesehen, in dem er seine Haltung darlegte. Es ist also augenblicklich weniger der Papst ein Hindernis, sondern ein unversöhnliches Lager der Bischöfe und Kardinäle.
Es gibt aber auch innerhalb der Gläubigen, ein sehr großes Lager, das sich gegen die Lockerung des Zölibates ausspricht. Es gibt sogar Länder, in denen für die Gläubigen, ein solches Ansinnen für undenkbar erscheint. Das nun alles unter einen Hut zu bringen und eine erneute Aufspaltung der römisch-katholischen Kirche zu vermeiden, dürfte eine wahre Sisyphusaufgabe sein.
Merlin