Zeit und Augenblick

Uh... sehr schwieriges Thema, was auch physikalisch noch nicht ganz durchdrungen ist. Ich versuche mal ein paar Antworten zu skizzieren, so weit ich die Fragen überhaupt verstanden habe und ich dazu überhaupt etwas sagen kann...



Unsere Vorstellung von Zeit ist ganz sicher begrenzt. Alleine schon die Relativitätstheorien von Einstein werfen ein paar Konzepte über die Zeit über Bord, an die wir uns in unserem Alltag gewöhnt haben.

Zeit ist die einzige Dimension, die wir kennen, die "vergeht". Und sie vergeht dabei in eine bestimmte Richtung, und zwar in die Richtung zunehmender Entropie. Dieser Zeitpfeil ist das, was unser Erleben bestimmt und bewirkt.

Die metaphysische Frage, die sich daraus ergibt, ist, ob die Zeit wirklich vergeht, oder ob alles quasi gleichzeitig schon existiert bzw. vor-determiniert ist. Da kratzen wir dann auch Fragestellungen über den freien Willen an. So gibt es dann auch Physiker, die klar argumentieren, dass die gesamte Zeit-Achse schon vor-determiniert ist, und wir somit auch keinen freien Willen haben. Aus rein irrationalen Gründen meinerseits schließe ich mich deren Argumentation aber nicht vollumfänglich an. (Da muss ich wirklich mal zugeben, dass ich ein Weltbild alleine deswegen ablehne, weil es mir nicht gefällt).

Daneben gibt es auch die Vorstellung, dass die Zeitlinie sich baumartig aufteilt und ausdifferenziert. Für uns würde sich das nur als linear darstellen, weil wir jeweils linear diesem Baum entlang-gehangelt sind. Zu jeder (physikalischen) Möglichkeit gäge es dann einen Zeitbaum-Zweig, wo das Realität ist. Wenn das wahr wäre gäbe es dann irgendwo in den Weiten dieses Zeitbaumes auch einen Joey, der im Lotto gewonnen hat. Der steht nur (leider) in keinerlei Wechselwirkung mit mir hier, der gerade diese Zeilen schreibt. Ich wüsste nicht, wie diese Vorstellung eines Zeitbaumes überprüfbar wäre, insofern bleibt es vorerst nur eine nicht-falsifizierbare metaphysische Vorstellung, die ebenfalls den freien Willen in Frage stellt.



Harald Lesch hat über die Zeit aus physikalischer Sicht auch einige Videos gemacht. Die habe ich selbst noch nicht alle vollständig gesehen, aber da gibt es bestimmt auch interessante Gesichtspunkte, die Deine Fragen berühren könnten:



... und einige Videos mehr
Wenn man über Zeit philosophiert, muss man zwangsläufig auch über Raum reden und darüber, dass unterschiedliche Dinge nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort seinen können, bzw. das gleiche Ding zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten. Ob Zeit linear abläuft, ist stark damit verbunden, wie nah unser Betrachtungsraum ist. Je lokaler..je näher wir uns sind , um so linearer läuft die Zeit ab.

Durchreist man das Universum von einem Ort zu einem anderen, mit unterschiedlicher Gravitation, dann verläuft Zeit zwar an jedem individuellen Ort schneller oder langsamer , aber immer noch linear. Der Zeitverlauf der gesamten Reise wäre aber nicht liniear...aber die Änderung wäre kontinuierlich. Eigentlich müsste die Frage heißen, ob Zeit kontinuierlich abläuft und nicht ob sie linear ist.
 
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Das erkennen wir nicht einfach so, weil wir ein zweigeteiltes Bewusstsein haben, getrennt in ein Ich mit der äußeren Wahrnehmung und den innerseelischen Teil, der aber nicht das bekannte Unterbewusstsein ist. Dieser Zweiteilung unseres Bewusstseins entspricht die Dualität, die uns überall erscheint.
Ah, danke
Den Augenblick als solchen gibt es nur innerhalb der Zeitwahrnehmung. Die Nicht-Existenz von Zeit, also die Gleichzeitigkeit aller Zeit,
Das war eine meiner Ideen - dass es kein Nacheinander gibt, sondern nur Gleichzeitigkeiten.... Unsere Sprache erlaubt uns kaum, das richtig auszudrücken. Wir leben in linearen Zeitangaben.....
Es gibt natürlich weder den Augenblick noch Jahrhunderte oder Jahrtausende. Alles ist jetzt.
Jetzt....ohne Augenblick.... Darüber muss ich nachdenken.... "jetzt" war f mich immer eine Zeitangabe des Augenblicks... (klingt doof, ich weiss)
Unsere Geburt, unser Leben, unser Tod – alles ist jetzt. Das aber von einem geistigen IST gesehen, das dem Menschen nicht fassbar ist. Wir sind in der Illusion der Wahrnehmung von Raum und Zeit ziemlich gefangen.

Aber nur „ziemlich“. Tatsächlich können wir auch das überwinden, also hier und jetzt in unserem Erdenleben.
Danke Dir!
 
*Wobei, nach "angloamerikansichem Maßsystem" (Wiki) dauert ein Moment 90 Sekunden. Ziemlich lange...*
Das finde ich sehr interessant. Der Augenblick als Zeitraum.....
Es gibt Studien, wissenschaftliche!, wonach Leute, die sich permanent jünger fühlen und sich das auch sagen,
biologisch tatsächlich jünger sind als kalendarisch, und dann auch länger leben.
Leider hinter Paywall, aber Überschrift sagt ja auch was:
Danke
 
Sowohl die Zeit als auch der Raum sind ein geistiges Konstrukt, also letztlich Illusion (aber nicht abwertend "nur" Illusion). Sie stellen den wahrnehmbaren Rahmen dar für die Existenz des Menschen.

Das erkennen wir nicht einfach so, weil wir ein zweigeteiltes Bewusstsein haben, getrennt in ein Ich mit der äußeren Wahrnehmung und den innerseelischen Teil, der aber nicht das bekannte Unterbewusstsein ist. Dieser Zweiteilung unseres Bewusstseins entspricht die Dualität, die uns überall erscheint.


Den Augenblick als solchen gibt es nur innerhalb der Zeitwahrnehmung. Die Nicht-Existenz von Zeit, also die Gleichzeitigkeit aller Zeit, das ist etwas, das sich der Mensch mit seinem getrennten Bewusstsein letztlich nicht wirklich vorstellen kann. Welche Überlegungen wir dazu auch anstellen mögen, wir landen doch immer wieder bei einem „Davor“ und einem „Danach“.


Sag ich doch;) Wir haben enorme Schwierigkeiten, uns die Nicht–Existenz von Zeit begreiflich zu machen.
Es gibt natürlich weder den Augenblick noch Jahrhunderte oder Jahrtausende. Alles ist jetzt.

Unsere Geburt, unser Leben, unser Tod – alles ist jetzt. Das aber von einem geistigen IST gesehen, das dem Menschen nicht fassbar ist. Wir sind in der Illusion der Wahrnehmung von Raum und Zeit ziemlich gefangen.

Aber nur „ziemlich“. Tatsächlich können wir auch das überwinden, also hier und jetzt in unserem Erdenleben.
Wäre schön, wenn du nicht so schreiben würdest, als wärst du Gott/Göttin in Person, die von oben exclusiv DIE Wahrheit mitteilt.
Sondern mehr "ich meine (denke, glaube)"....das macht einen großen Unterschied, finde ich.
Denn letztlich sind das alles nur Annahmen, Theorien, Konzepte, so gut sie auch zu sein scheinen.
Ich glaube das zwar auch alles so ungefähr, aber es ist halt doch ungewiss, was wirklich IST.
Ich finde, das sollte man nicht vergessen.
*Kann jetzt kleinlich von mir sein, weil du die o.g. genannte Haltung gar nicht hast, aber es fällt mir auf.*
 
Die hab ich nie verstanden. In Physik war ich immer eine Niete

Auch viele Physiker haben die Relativitätstheorien nicht voll durchdrungen. Sie sind nicht einfach zu kapieren bzw. sich eine gute und korrekte Vorstellung davon zu machen.

Könnte man statt "vergehen" auch sagen, sie "bewegt" sich? Oder sie "entwickelt" sich?

Ja, könnte man auch sagen. Zumindest erleben wir es so. Ob das tatsächlich so ist... wie gesagt: Da wird diskutiert.

Entropie habe ich gegoogelt und verstehe den Begriff nicht wirklich. Bedeutet er in diesem Fall, dass Zeit sich in zunehmend "chaotische" Richtungen sich entwickelt? Also zB räumlich (statt linear)?

Entropie wird gerne salop als "Maß der Unordnung" beschrieben. Diese Beschreibung ist etwas irreführend. Entropie ist ein Maß dafür, wieviele Möglichkeiten es gibt, einen beobachtbaren Zustand zu verwirklichen. Als ganz saloppes Beispiel könnten wir zwei Spielwürfel betrachten. Es gibt dabei sechs Möglichkeiten, insgesamt 7 Punkte zu würfeln: 1:6, 2:5, 3:4, 4:3, 5:2 und 6:1. Demgegenüber gibt es nut eine Möglichkeit 12 Punkte zu realisieren. In der Sprache der Thermodynamik hat damit der Zustand "Gesamtergebnis 7" eine höhere Entropie als der Zustand "Gesamtergebnis 12". So als saloppes Beispiel.

dann kann man dann auch herleiten, dass die allgemeine Entwicklung die Gesamt-Entropie vergrößert oder gleich hält. Eine Verkleinerung der (Gesamt-)Entropie des Universums ist zwar physikalisch betrachtet streng genommen auch möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Nun ist es so, dass auch unser Denken, unsere Erinnerung etc., auch thermodynamische Prozesse sind. Auch alleine damit vergrößern wir Entropie. So wird dann argumentiert, dass unser Denken und Erleben, unser Gedächtnis, dem thermodynamischen Zeitpfeil folgt, wir also die Zeit so erleben, dass sie mit diesem thermodynamischen Zeitpfeil eine Richtung erhält.

Als Menschen, ja.... Aber kosmisch....?

Das ist die große Frage, ja. Und wie gesagt: Da gibt es Leute, die sagen (und auch gut begründen können), dass Zeit eine Illusion ist und das ganze Universum schon vor-determiniert ist - quasi alle Zeitpunkte schon existieren. Ob es wirklich so ist... ich fände es keine sehr schöne Weltsicht.
 
Entropie wird gerne salop als "Maß der Unordnung" beschrieben. Diese Beschreibung ist etwas irreführend. Entropie ist ein Maß dafür, wieviele Möglichkeiten es gibt, einen beobachtbaren Zustand zu verwirklichen. Als ganz saloppes Beispiel könnten wir zwei Spielwürfel betrachten. Es gibt dabei sechs Möglichkeiten, insgesamt 7 Punkte zu würfeln: 1:6, 2:5, 3:4, 4:3, 5:2 und 6:1. Demgegenüber gibt es nut eine Möglichkeit 12 Punkte zu realisieren. In der Sprache der Thermodynamik hat damit der Zustand "Gesamtergebnis 7" eine höhere Entropie als der Zustand "Gesamtergebnis 12". So als saloppes Beispiel.

dann kann man dann auch herleiten, dass die allgemeine Entwicklung die Gesamt-Entropie vergrößert oder gleich hält. Eine Verkleinerung der (Gesamt-)Entropie des Universums ist zwar physikalisch betrachtet streng genommen auch möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Nun ist es so, dass auch unser Denken, unsere Erinnerung etc., auch thermodynamische Prozesse sind. Auch alleine damit vergrößern wir Entropie. So wird dann argumentiert, dass unser Denken und Erleben, unser Gedächtnis, dem thermodynamischen Zeitpfeil folgt, wir also die Zeit so erleben, dass sie mit diesem thermodynamischen Zeitpfeil eine Richtung erhält.
Ich muss darüber nachdenken. Mir schwirrt der Kopf und noch versteh ich es nicht wirklich. Danke Dir!!
Das ist die große Frage, ja. Und wie gesagt: Da gibt es Leute, die sagen (und auch gut begründen können), dass Zeit eine Illusion ist und das ganze Universum schon vor-determiniert ist - quasi alle Zeitpunkte schon existieren. Ob es wirklich so ist... ich fände es keine sehr schöne Weltsicht.
Wegen des freien Willens, der dann fehlen würde?
 
Ich muss darüber nachdenken. Mir schwirrt der Kopf und noch versteh ich es nicht wirklich. Danke Dir!!

Mir fällt leider gerade auf die Schnelle keine einfacherer Möglichkeit ein, das zu erklären, ohne den Fachbegriff Entropie zu benutzen, der leider auch wirklich nicht leicht zu verdauen ist. Im Rahmen dieses Forums kann ich das auch nur grob anreißen und skizzieren.

Wegen des freien Willens, der dann fehlen würde?

Ja.
 
Wichtig scheint mir die Zeit gut zu nutzen und sich seiner Endlichkeit bewusst zu sein.
Der Körper(!) ist endlich. Und auch das nur in seiner Form. Er wandelt sich zu Humus.
Was mit dem IchBewusstsein geschieht, weiss ich nicht. Was sicherlich unabänderlich endet ist die Identifizierung mit dem Körper..... 😊
 
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