SYS41952
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Wenn man über Zeit philosophiert, muss man zwangsläufig auch über Raum reden und darüber, dass unterschiedliche Dinge nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort seinen können, bzw. das gleiche Ding zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten. Ob Zeit linear abläuft, ist stark damit verbunden, wie nah unser Betrachtungsraum ist. Je lokaler..je näher wir uns sind , um so linearer läuft die Zeit ab.Uh... sehr schwieriges Thema, was auch physikalisch noch nicht ganz durchdrungen ist. Ich versuche mal ein paar Antworten zu skizzieren, so weit ich die Fragen überhaupt verstanden habe und ich dazu überhaupt etwas sagen kann...
Unsere Vorstellung von Zeit ist ganz sicher begrenzt. Alleine schon die Relativitätstheorien von Einstein werfen ein paar Konzepte über die Zeit über Bord, an die wir uns in unserem Alltag gewöhnt haben.
Zeit ist die einzige Dimension, die wir kennen, die "vergeht". Und sie vergeht dabei in eine bestimmte Richtung, und zwar in die Richtung zunehmender Entropie. Dieser Zeitpfeil ist das, was unser Erleben bestimmt und bewirkt.
Die metaphysische Frage, die sich daraus ergibt, ist, ob die Zeit wirklich vergeht, oder ob alles quasi gleichzeitig schon existiert bzw. vor-determiniert ist. Da kratzen wir dann auch Fragestellungen über den freien Willen an. So gibt es dann auch Physiker, die klar argumentieren, dass die gesamte Zeit-Achse schon vor-determiniert ist, und wir somit auch keinen freien Willen haben. Aus rein irrationalen Gründen meinerseits schließe ich mich deren Argumentation aber nicht vollumfänglich an. (Da muss ich wirklich mal zugeben, dass ich ein Weltbild alleine deswegen ablehne, weil es mir nicht gefällt).
Daneben gibt es auch die Vorstellung, dass die Zeitlinie sich baumartig aufteilt und ausdifferenziert. Für uns würde sich das nur als linear darstellen, weil wir jeweils linear diesem Baum entlang-gehangelt sind. Zu jeder (physikalischen) Möglichkeit gäge es dann einen Zeitbaum-Zweig, wo das Realität ist. Wenn das wahr wäre gäbe es dann irgendwo in den Weiten dieses Zeitbaumes auch einen Joey, der im Lotto gewonnen hat. Der steht nur (leider) in keinerlei Wechselwirkung mit mir hier, der gerade diese Zeilen schreibt. Ich wüsste nicht, wie diese Vorstellung eines Zeitbaumes überprüfbar wäre, insofern bleibt es vorerst nur eine nicht-falsifizierbare metaphysische Vorstellung, die ebenfalls den freien Willen in Frage stellt.
Harald Lesch hat über die Zeit aus physikalischer Sicht auch einige Videos gemacht. Die habe ich selbst noch nicht alle vollständig gesehen, aber da gibt es bestimmt auch interessante Gesichtspunkte, die Deine Fragen berühren könnten:
... und einige Videos mehr
Durchreist man das Universum von einem Ort zu einem anderen, mit unterschiedlicher Gravitation, dann verläuft Zeit zwar an jedem individuellen Ort schneller oder langsamer , aber immer noch linear. Der Zeitverlauf der gesamten Reise wäre aber nicht liniear...aber die Änderung wäre kontinuierlich. Eigentlich müsste die Frage heißen, ob Zeit kontinuierlich abläuft und nicht ob sie linear ist.