TopperHarley
Sehr aktives Mitglied
Wir suchen spirituelle Lehrer, weil wir so verliebt sind in die Idee, besser werden zu wollen, als wir sind. Das ist irgendwie so faszinierend, dieses Besser-Sein-Wollen.
Besser sein ist gar nicht so einfach, denn wir sind hoffnungslos verloren im Verlangen der Sinne und im Rausch dieser materiellen Welt. Sind wir auch noch so 'spirituell', so neigt die Persönlichkeit des Menschen (sein Ego) unaufhörlich dazu, seine Hoffnung zu suchen in:
- Geld und Besitz (jene Wohnung, jenes Haus, jenes Grundstück, jenes Auto, jene Uhr, jenes Kleidungsstück etc. etc.)
- Rang und Namen (Ruhm, Ansehen, Macht, Achtung => Am liebsten ist es uns wenn wir von anderen Bewunderung bekommen; oder sogar dass wir beneidet werden)
- Sex (wird normalerweise auf einer selbstsüchtigen Ebene ausgeübt ... Luststreben)
- und sogar Partnerschaft und Familie (wir wollen es uns hier dauerhaft einrichten ... aber die tiefe, dauerhafte Glückseligkeit werden wir auch hier nicht finden ... wir veschwenden viel Zeit damit ... spätestens zum Zeitpunkt des Todes müssen wir aber unsere Angehörigen verlassen ... sie können nichts mehr für uns tun ... und in späteren Leben können wir uns an nichts mehr erinnern ... und haben wieder ganz andere Beziehungen & Verhältnisse in diesem verrückten Spiel)
Das alles ist eben kein dauerhafter Gottersatz. Stattdessen halten uns Lust, Ärger, Gier, Verhaftung und Ego davon ab, mit Ihm in Verbindung zu treten. Es gäbe also viele Möglichkeiten sich zu verbessern ... es hat weniger mit Theorie/Wissen als mit Praxis/Tat zu tun ... also einem "reinen" und tugendhaften Leben. Dieses wird von den Mystikern als die Basis von Spiritualität gesehen. Ohne diese Grundlage kann sie ihren Anfang nicht nehmen und nicht gedeihen.
Thomas von Kempen schrieb:3. Was nützt es dir, gelehrt über Gott(1) reden zu können, wenn es dir dabei an Demut mangelt und Gott keinen Gefallen an dir findet? Wahrlich, erhabene Worte(2) machen weder heilig noch gerecht. Allein ein tugendhaftes Leben ist Gott wohlgefällig. Ich möchte lieber Reue spüren, als wissen was sie sei. Und würde man die ganze Bibel [auswendig] kennen und über alle Weisheitslehren Bescheid wissen, was würde es einem nützen, ohne die Liebe und Gnade Gottes? Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist Eitelkeit(3), außer Gott zu lieben und ihm allein zu dienen. Das ist die höchste Weisheit, von der Welt sich abzuwenden(4) und nach dem Himmelreich zu streben.
Thomas von Kempen schrieb:4. Eitel ist es, nach vergänglichem Reichtum zu streben und seine Hoffnung darauf zu setzen. Eitel ist es auch nach Rang und Namen zu streben. Eitel ist es, der Lust des Leibes nachzugeben(1) und dasjenige zu begehren, das schwere Strafe nach sich zieht. Eitel ist es, sich ein langes Leben zu wünschen, sich aber wenig um ein gutes zu bemühen. Eitel ist es, nur das gegenwärte Leben zu betrachten und keinen Blick auf die zukünftigen Dinge zu werfen, die sein werden. Eitel ist es, das zu lieben was in Windeseile vorübergeht und sich nicht dorthin zu wenden, wo ewige Freude wohnt.
Thomas von Kempen schrieb:5. Darum bemühe dich, dein Herz von der Liebe zu den sichtbaren Dingen abzuwenden, hin zu den unsichtbaren. Denn jene die ihren Sinnen folgen beflecken ihr Bewusstsein(1) und verlieren die Gnade Gottes.
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