alphastern
Sehr aktives Mitglied
Lieber @alphastern
Du hast mir gerade ein sehr schönes, verspätetes Weihnachtsgeschenk gemacht mit Deinen wertvollen Beiträgen. Ich finde es schön, wie Du Brücken schlägst und es verstehst, die christlichen Inhalte in einer Weise neu zu betrachten, wodurch dem Leser auf einmal klar wird, dass diese Art von verantwortungsvoller Christenliebe eigentlich viel schwerer ist als einfach zu sagen: Hey, ich muss nicht darüber nachdenken. Ich bin erlöst. Gott tut es für mich. So leicht ist es eben nicht. Sonst sähe die Welt anders aus, auch in den dogmatischen Kirchen, die ich auch kenne.
Hallo LynnCarme, das freut mich sehr, dankeschön!
Ich bin von Haus aus katholisch erzogen worden und daher mit dem "Grundgerüst" des kirchlich/christlichen Glauben schon ein Stück verbunden. Jedoch hatte mich das von klein auf nie komplett überzeugt, daß man, wie du es selbst genauso siehst, es ausreicht, einfach nur an einen Erlöser zu glauben, mehr oder weniger oft seine (kleinen) Sünden zu beichten und vor allem regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen..
Das mag alles jeder gerne so tun, mit der rechten Absicht sind Gottesdienste auch ein fruchtbringendes Miteinander. Ich bin getrieben durch eine innere Sehnsucht bzw. dem Gespür dafür, was eben nicht so wirklich passt und was dann doch eher stimmt, in die spirituellen "Welten" getaucht, habe viele, viele Bücher von verschiedensten Autoren gelesen, auch z.B. in den Buddhismus geschnuppert und hier vor allem das Stille-Werden gelernt und den Blick in sich selbst.
Nur da findet man schlußendlich Klarheit und eine Vertrauensbasis, die einem wirklich tragen kann und dann geht eigentlich das Abenteuer des Lebens erst richtig los... Da sind dann manche Gebote wie man sie in der Bibel oder auch anderen religiösen Schriften liest, eine Selbstverständlichkeit z.B. möchte man eigentlich seinen Nächsten nie wirklich weh tun oder ihn beleidigen sondern versucht auch stets das Gute in ihm zu sehen und das zu stärken, was man im anderen gut findet, anstelle immer zu kritisieren und sich nur die Punkte heraussuchen, die einem gerade nicht passen...
Gewohnheiten sind oftmals schwer zu durchbrechen, das fordert eben auch harte Arbeit mit sich selbst und das sehe ich als den Weg an, den auch Jesus selbst gegangen ist.. nicht umsonst hatte er sich von der Außenwelt komplett abgewendet und sich für eine zeitlang in die Wüste zurückgezogen.. der Rückzug in die Stille und manchmal auch Einsamkeit ist richtig genutzt, sehr fruchtbringend, denn man kommt so wieder viel mehr zu sich selbst und kann das dann auch wiederum in den Alltag zurückbringen.. man wird achtsamer, bewußter, aufmerksamer, gibt anderen mehr Raum für sich anstelle diesen nur für sich selbst ohne Rücksicht auf die Mitmenschen einzunehmen usw...
Dafür brauche ich jedoch nur die richtigen Impulse und oft auch Motivation, die man aus vielen guten spirituellen Schriften sich ziehen kann anstelle eben an eine direkte Anbindung an das komplette Werk der Bibel (also die reine 1:1 Interpretation), ohne den eigenen Geist und die eigene innere Wahrheit, die man irgendwann schon deutlicher spüren kann und dem Glauben, (was eben ein reiner Glaube ist) nur die Bibel hätte als einzigste auf der Welt die 100%ige Wahrheit beschrieben - was jeder Laie und Mensch mit ganz normalem Menschenverstand schon nach einigen wenigen Zitaten daraus in Frage stellen würde... selbst Schreib stellte ja klar, daß er die Bibel als von Menschen geschrieben sieht, die von Gott oder Jesu Leben inspiriert wurde. Das sehe ich durchaus auch so, doch jeder Mensch schreibt in menschlicher Sprache und die damalige Zeit hatte eine ganz andere Gesellschaftsform, die man auf die heutige Zeit auch so niemals 1:1 übertragen kann - nur genau das versuchen seit Jahrhunderten uns die Kirchen zu vermitteln und kommen daher heutzutage nicht mehr allzuweit damit. Es gibt eben nicht nur mehr das Volk Israel sonder mittlerweile über 8 Milliarden Menschen in den unterschiedlichsten Intelligenz und Entwicklungsstufen, mit den unterschiedlichsten Lebensumständen und auch Glaubensformen...
Daher ist es weise, trotzdem einen gemeinsamen Nenner zu suchen und zu finden und der besteht in den zeitlosen Weisheiten, die auch in der Bibel zu finden sind (wenn auch nicht überall und auch nur bei manchen Passagen), die vor allem die Nächstenliebe, die Toleranz, die Gemeinsamkeiten aller Menschen betonen und suchen und deren Erlösung (nicht nur von Jesus Leben alleine) von vielen weisen Menschen in der Vergangenheit bereits auch so vorgelebt wurde. Die Erlösung kann nur im Hier und Jetzt stattfinden, dann ist es für einen Menschen ein echte und tatsächliche Erlösung.. Wenn ich mich als spirituell Suchender dann in diese Richtung weiterentwickeln möchte, dann schaue ich genau auf die Punkte, die eben uns in der heutigen Zeit so sehr fehlen und wonach jeder (egal welcher Religion zugehörig) Mensch sich schlußendlich ja auch sehnt: die allumfassende Liebe, das Erlösen vom menschlichen Leiden, Krankheiten, Kummer, Armut usw. - also alles was ein wirkliches, lebendiges Leben verhindert.
Wenn Jesus davon Sprach, "ich bin der Weg, die Wahrheit und das LEBEN", dann interpretiere ich das (damit bin ich übrigens gar nicht alleine damit) als eben den "inneren" Weg in das ganz persönliche Glücksempfinden, das aus der wahren "Urquelle", dem göttlichen Kern in jedem Menschen, entspringt. Dieser göttliche Kern ist jedoch von vielem über Jahre verschüttet worden... jeder Hass, jede Angst, jeder Neid und auch jede Ablehnung des eigentlichen Lebens entfernt uns innerlich ein Stück davon... so macht dann wieder auch das Gebot der Nächstenliebe wirklich Sinn, denn wenn ich andern Gutes tue, tue ich es indirekt mir selbst an, denn in der göttlichen "Essenz" sind wir innerlich alle EINS. Es gibt hier nur ein "Gottesbewußtsein", das man erfahren kann und in diesem Bewußtsein spürt man dann auch die Einheit die z.B. bereits Mystiker (auch christliche !) im Mittelalter schon beschrieben haben..
Wer sich einmal in seinem Leben damit ein Stück verbunden hat, wird das niemals mehr vergessen und spürt so auch stets, wie weit ist ein anderen Mensch in sich selbst noch davon entfernt und versteht somit auch, je weiter jemand von sich selbst "entfernt" ist, desto "irdischer" und menschlicher sind auch seine Verhaltensformen und sein Tun im Leben... So kann ich aber auch niemanden wirklich böse sein, auf wenn er noch so negativ auf mich wirkt, da ich jetzt verstehe, der andere ist deshalb nur so sehr negativ, weil er sich so stark innerlich verloren hat und eigentlich durch das negative Handeln Aufmerksamkeit, Beachtung und schlußendlich Liebe und Erlösung erhofft...
Leider ist das ein sehr schmerzhafter Weg den viele gehen und so ist es auch wieder sehr weise, sich selbst immer wieder mal zu hinterfragen und zu reflektieren, bin ich heute wirklich da wo ich sein möchte, oder weiß ich insgeheim, nunja, ich folge doch wieder mehr meinen alten Gewohnheiten anstelle von bewußter, eigenverantwortlicher Lebensgestaltung...
Richtig verstandene Spiritualität und Esoterik führt genau auf diesen befreienden, selbst verantwortlichen Weg und integriert aber jede andere Richtung, die zumindest im Kern diese gespürte Wahrheit auch verfolgt.. so ist es auch zweitrangig ob jemand sich streng an Bibelzitate klammert und den nächsten die Tür auf hält oder ob er einfach "nur" die Tür aufhält und beide somit den gleichen Zweck und Ergebnis damit erreichen... um das mal kurz bildlich zu umschreiben...
Ich sehe immer die einfache, ganz praktische und in den Alltag integrierbare Spiritualität am fruchtbringensten, denn man bleibt so an Ort und Stelle, flüchtet nicht aus dem Leben in irgendwelche "höheren" Aufstiegswelten oder auch Hoffnungen auf eine Erlösung nach dem Tod sondern versucht genau im Hier und Jetzt ein Stück vom "Himmel" herunterzubringen... das was Jesus selbst ja ebenfalls getan und vorgelebt hat.
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