Manchmal fragen unsere Leser, ob wir "nicht mal wieder etwas Schönes" auf dieser Seite drucken können. Irgendetwas "ohne Krieg und Fundamentalisten". Es ist eine gute Frage, ein verständlicher Wunsch. Doch wöchentlich erreichen uns Hiobsbotschaften über vertriebene, verschleppte, gefolterte, ermordete Gläubige aller Konfessionen. Wie sollten wir nicht über sie berichten? Allein im Irak wurden seit Mitte letzten Jahres, seit der "Islamische Staat" sein Kalifat des Schreckens ausrief, über drei Millionen Menschen vertrieben. Manchmal ist aber auch das Glaubensressort kriegsmüde und möchte etwas "Schönes" drucken.
Dann ruft Pater Emanuel Youkhana aus dem Nordirak an. Ein Herbsttag, ein europäischer Flughafen, das Handy klingelt. Wenn man abnimmt und sich die miese, knackende Verbindung zwischen der Kriegsregion und dem Friedenskontinent aufbaut, ahnt man schon, dass schlechte Nachrichten kommen. Emanuel Youkhana ist Archimandrit, also Erzdiakon der Assyrischen Kirche und Direktor der größten christlichen Hilfsorganisation Capni im Irak. Er ist einer unserer wichtigsten Gesprächspartner in der Region. Er sagt: Der IS hat drei Christen vor laufender Kamera ermordet.
Später wird er das Video schicken. Drei Männer in orangefarbenen Exekutionskitteln knien in einer leeren Wüstenlandschaft. Wir kennen das Szenario schon von der Enthauptung amerikanischer Journalisten, es wirkt auch jetzt wieder unwirklich. Aber die Opfer sind echt. Sie nennen ihre Namen und das Dorf, aus dem sie stammen:
"Ich bin der assyrische Christ Aschur Brairam Rostom Abraham aus Tel Dschasira."