@tarbagan,
Sehe ich genau so und die meisten Menschen haben das Bedürfnis so zu handeln und tun das auch aus sich heraus. Dein Artikel beinhaltet nämlich eine andere Defintion von Arbeit und die Erwerbsarbeit ist nur ein Punkt unter vielen. Deshalb mein Zitat aus dem Brandbrief dazu:
Eine Gesellschaft, die nur auf Erwerbsarbeit setzt, schaufelt sich ihr eigenes Grab, weil sie die wesentlich ursprünglicheren und bedeutenderen (!) seelischen und geistigen Antriebe zur Arbeit missachtet und schon das Denken der Mutter über die Erziehung ihrer Kinder, nicht weniger die Arbeit eines Menschen, der in Liebe einen hilfsbedürftigen Freund oder Angehörigen pflegt, noch unter das Produzieren und Verkaufen von Klopapier und Gummibärchen stellt!"
Es geht letztlich um die Frage kann und darf Erwerbsarbeit, die ja aus sich heraus nur am Markt orientiert sein kann, über alle anderen Formen von Arbeit gestellt werden. Oder muss Arbeit nicht eine andere Bedeutung bekommen, wenn die Erwerbsarbeit immer mehr durch Maschinen ersetzt wird und sich in ihrer Bandbreite an Möglichkeiten immer mehr einengt.
War die Arbeit meiner Schwiegermutter in ALG 2 - bezug (sie hatte schon 35 Erwerbsarbeitsjahre hinter sich), indem sie ihre Mutter rund um die Uhr gepflegt hat, dem Staat dadurch viel Geld gespart hat, weniger wert als "normale Erwerbsarbeit" und war es gerechtfertigt, dass so jemand erst all sein Erspartes aufbrauchen musste, all seine private Rentenvorsorge auflösen musste, all seine Konten offenlegen und gegen falsche Bescheide klagen musste - hohem Existenzstress ausgesetzt war, weil zu kurzfristig angesagten Terminen beim Job-Center zu erscheinen - nicht so einfach möglich war, da die Betreuung für ihre Mutter fehlte ?! Übrigens trug u.a. das Job-Center dazu bei, dass sie heute mit chronischer Depression in Frührente ist - sie hatte kurz vor der Frühverrentung richtig Panik bei dem Gang zum Job-Center.
War es in Ordnung einem Freund von mir, welcher es nach viel Persönlichkeitsarbeit und Therapie an sich selber geschafft hat einen Ausbildung als Krankenpfleger durchzuziehen, dass diesem zu Beginn des 3. Lehrjahres die Unterstützung vom Job-Center entzogen wurde, wegen einer Gesetzesänderung beim Bafög, weil er plötzlich theoretisch einen Anspruch auf Bafög gehabt hätte, was real aber dann nicht so war ! Ich habe ihm Essen vorbei gebracht, dass er nicht verhungern musste und um seine Miete zu bezahlen hat er bei Bekannten Schulden gemacht !
Die Menschen welche in meinem Umfeld ALG 2 bekommen arbeiten gerne, einige davon sind selbstständig z.B. als freie Künsterlin mit Projekten an Schulen und Kindergärten - mit einem behinderten Kind, eine Dipl. Theaterpädagogin, eine Fußpflegerin - Alleinerziehend mit autistischem Kind <<, Dipl. Kunsthistorikerin und Tagesmutter - Alleinerziehend <<,eine dipl. Künsterlin - Alleinerziehend <<, Heilpraktikerin die ihren Großvater pflegt <<, Betriebswirtin die sich jetzt versucht als rechtliche Betreuerin selbstständig zu machen <<, eine Heilpraktikerin welche sich mit 400 Euro-Jobs durchschlägt und mit Praktikas schaut eine Lehrstelle zur Floristin zu bekommen <<, ein Maurer mit Familie der sich mit Ernte-Saisonarbeit durchschlägt <<, eine Pädagogin und ein Pädagoge mit drei Kindern - selbstständig mit einem Natur-und Wildnispädagogikprojekt << und so könnte ich fortfahren.
Alle von denen arbeiten gerne, kommen jedoch aus dem Aufstockerdasein nicht raus. Gibt Dir das nicht zu denken ???
LG Siegmund