Guten Abend,
dass die Atheisten die friedlichsten sind, muss mir wohl entgangen sein.
Die schlimmsten Kriege und Verbrechen wurden und werden im Namen von Ideologien geführt und begangen, und zwar von Atheisten (Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot u.a.).
Ideologien sind keine Religionen, da ihnen der transzendente Bezug fehlt, sie sind eine rein irdische, positivistische Sache, im Zeitalter nach der Aufklärung.
Natürlich soll damit nicht gesagt sein, dass die "Gläubigen" die reinsten Pazifisten sind. Die Kirchen etwa wussten das Bedürfnis der Menschen nach einem geistigen Halt nicht weniger listig auszunützen wie die Ideologen und Großdemagogen unserer Tage.
Der bestialischen Fundus im Menschen ist heut kein anderer als vor 10.000 und mehr Jahren, er ist nur zur Zeit in weiten Teilen der Welt von einem zivilisatorischen Firnis überzogen, der jederzeit aber wieder aufbrechen kann.
Kein Fortschritt im Humanen also, nirgends, die stolzen Aufgeklärten machen sich etwas vor. Die Gewalt ist dieselbe geblieben, sie hat sich zum Teil nur verlagert.
Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass die Atheisten und Nihilisten dieser Welt einen geringeren Glaubensaufwand betreiben als irgendein Angehöriger einer beliebigen Religion. Sie mögen vordergründig die scharfsinnigeren Argumente haben, wenn es aber philosophisch bis an die letzten Dinge geht, stehen sie mit leeren Händen da.
Der Glaube an ein Sein, das quasi aus dem Nichts entstanden ist, ist nicht weniger metaphysisch als die Annahme einer geistigen Konstruktion.
Alles was jemals war und sein wird, bis in das Wunder der Entstehung des schärfsten Bewusstseins, muss nämlich als Möglichkeit, als Potenz diesem Nichts immanent gewesen sein, wie bei einer großen Lotterie, die zwar auch viele Nieten enthält, deren Treffer es aber in sich haben.
Dies soll keine Predigt sein, ich bekenne mich zu keiner Religion und gehöre auch keiner Kirche an, ich halte die Religion aber keineswegs für obsolet.
Sie werden dem Menschen als transzendierendem Wesen besser gerecht als irgendein Nihilismus, gerade in unseren heuten Wüsten mit ihrer Sinnlosigkeit. Allerdings gibt es derzeit keine Religion, die mit unserer dynamischen Moderne Schritt halten könnte, wir leben in einer Art Interimszustand.
h.