Es zeugt schon von geistiger Proletenhaftigkeit, immer wieder die Floskel wiederzukäuen, wonach die Überzeugung von der Wirklichkeit des Übersinnlichen mit dem Grad der intellektuellen Bildung korellieren soll. Will man jenen, die diesen Unsinn vertreten, nicht gerade Verlogenheit unterstellen, müssen sogleich sie selber als Dummköpfe verifiziert werden, wenn sie nicht einmal von den großen Geistern der Kulturhistorie wissen, die tatsächlich zutiefst religiös waren und ihre gesamtes Leben, ja das Leben ganzer Völker danach ausrichteten. Goethe, der sein gesamtes Forschen und Fragen dem Ur-Geistigen zuwandte, als ungebildet zu bezeichnen, wäre nicht mehr als ein schlechter Witz, und selbst ein eingefleischter Materialist wie Albert Einstein wagte nicht, an der Existenz eines Göttlichen zu zweifeln.
Dass Menschen unabhängig von ihrem Bildungsgrad an einen göttlich-geistigen Weltengrund glauben und von einem solchen überzeugt sein können, macht deutlich, dass die innerseelische Empfänglichkeit für das Übersinnliche zumindest im natürlichen Entwicklungsplan unserer Gattung angelegt sein muss. Wissen und Erkenntnis können erst und nur im Verlauf des individuellen Werdeganges erworben werden; das Übersinnliche aber ist bereits für jedes kleine Kind erfahr- und erlebbar. Und wenn Hochgebildete ihren Glauben daran nicht verlieren oder ihn hierdurch sogar wiedergewinnen, zeigt dies, wie mächtig jenes ur-menschengemäße Charakteristikum nach wie vor wirksam ist.
Einerseits schaffen Bildung und tiefgängige Gedanken- und Meditationsarbeit geradezu die Grundlage zur folgerichtigen Annahme einer wesenhaften übersinnlichen Intelligenz; zum Anderen hingegen führt die einseitige intellektualistisch-materialistische Indoktrination unserer "Bildungsanstalten" unmittelbar zur völligen Abstumpfung der Organe für das Übersinnliche. Sofern man unter Bildung jene geistige Un-Gebildetheit und Verstümmelung versteht, haben die Zweifler selbstverständlich recht: Je "gebildeter" die Menschen, desto "religiöser" sind sie. Somit hieße es wirklichkeitsgemäß: Je verbildeter, desto geistig blinder und unempfänglicher, und: Je gebildeter, desto freier bleibt der Sinn für das Göttlich-Geistige...
...meint
Werdender