Wenn man sich Situationen ansieht, in der etwas gut läuft, findet man manchmal heraus, was anders gelaufen ist. Und das könnte man mitnehmen und zukünftig in ähnliche Situationen einbauen.
Sehe ich auch so. Also worüber haben wir gesprochen? Wir hatten zwei Tage vorher einen kleinen Streit in dem ich in kürze nochmal unsere Vergangenheit und die Vergangenheit meins Vaters im Bezug auf schlimme Dinge erfragte. Er sah das zum teil als Vorwurf und wehrte ab, dass Psychologie ja nur reines Schuldzuschieben an die Eltern sei, das Freud sich geirrt hätte und das "solches realitätsfernes Denken das nicht durch Erfahrung überprüfbar wäre" schädlich und gefährlich und so ähnlich wie der Kommunismus sei. Ich vermute er hasst den Kommunismus, weil seinem empfinden nach Kommunisten seinen Vater getötet hätten (das frag ich ihn lieber nicht, das könnte ihn triggern). Unter anderem aus dieser Richtung weht bei ihm der Wind.
Nun ich musste dann das "Gespräch" unterbrechen weil ich heim fuhr. Zu Hause fand ich eine Mail mit einem Artikel eines Professors über die Gefährlichkeit von "Denken ohne Erfahrung". Der Artikel war in seiner Sprache (ähnliches tut er öfter), also schrieb ich, dass ich ihn enttäuschen muss, weil ich diese Sprache nicht gut genug verstehe. Ich schrieb aber auch, dass er mir auf der Zugfahrt erzählen könnte, was ihm so wichtig daran ist. Ich schrieb auch, dass sich die Psychologie seit Freud enorm weiterentwickelt hat. Und ich schrieb, dass mich sein Artikeltitel daran erinnert dass ich mein, das "Denken ohne Praktische Erfahrung" das gleiche ist wie wenn man in der Familie keine Auskunft über seine Gefühle geben kann und wenn andere Menschen dann rätseln oder an Stelle von anderen denken oder fühlen. Dort wäre die "Theorie MIT Praktischer Erfahrung" das Fragen und Antworten. Nun, ich weiß nicht, ob er das verstanden hat.
Auf der Fahrt hat er sich über ein Törtchen gefreut von dem ich uns zwei mitgebracht hatte. Er begann dann bald tatsächlich über seine "Praktische Erfahrung" zu erzählen, fand dann aber irgendwie eine Überleitung zu seinem "besten Freund", bei dem er schade findet dass er selten seine eigene Meinung preis gibt. Ich sagte daraufhin, dass ich unter Freundschaft verstehe, wenn man einfach so rede kann, ohne Ansprüche. Er meinte dann er wüsste, dass ich an eine bestimmte "Theorie" von mir denke, etwas das "ich mir ausgedacht" hätte und über die ich gerne mit einem Freund sprechen würde. Ich schoss dazwischen mit "Ja, meine eigene Meinung". Dann erzählte ich das wir in der Tagesstätte eine Gesprächsgruppe haben, wo wir uns Themen vorstellen und aussuchen, über welches wir reden wollen. Mein Vater sagte, solche "administrativen Entscheidungen" findet er langweilig und geht desshalb auch in keinen Verein und keine Partei. Ich erzählte weiter, dass wir im Gesprächskreis zuletzt über Donald Trump und ein andermal über die Freimaurer gesprochen haben. Er sagte dann, fast als wolle er sich einmischen, dass er es nicht gut findet wenn wir über "solche Realitätsfremde Themen" reden, während ich erklärte, dass ich mich im Gesprächskreis wohl und verstanden fühle und dass mit das gut tut dort zu sein und mitzumachen. Dass wir im Gespräch außer unserem Wissen auch unsere Ängste und sorgen bezüglich des Themas mitverarbeiten. Plötzlich fand mein Vater den Gesprächkreis gut, gab mir zu verstehen dass er sich freut dass ich davon gesundheitlich besser dran bin und erzählte ein bisschen etwas über Freimaurer aus seiner Sicht.
Zum Schluss hatte ich dann das Gefühl dass er mir zugehört hat. Ich habe ihm dann gesagt dass ich das Gefühl habe, er ist mir entgegen gekommen und dass mich das freut und dass ich ihm dafür danke.
Dabei ist es dann aber geblieben.