Wenn jemand kein Bewusstsein dafür hat ...

Wenn ich deinen Text richtig interpretiere, wünscht du dir Einsicht und Verantwortung von der Person. Ich glaube, dass wird nie passieren.
Ich glaube, den Wunsch habe ich sogar schon aufgegeben. Im Gegenteil, ich hätte Angst um den Menschen, weil ich glaube, dass er im Grunde dermaßen traumatisiert ist, dass es für ihn viel zu schmerzhaft wäre, sich sich selbst und seinen Gefühlen zu stellen. Ich habe Angst, dass er das nicht überlebt. Ich glaube, davor will ich ihn beschützen. Verrückt!
 
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Das tu ich tatsächlich schon seit Längerem. Und ich merke auch an mir selbst, wie heilsam die Distanz ist. Jeder Kontakt triggert mich stark, und seit ich den nicht mehr habe, komme ich immer mehr in meine Mitte. Es tut mir gut, und mein Leben hat sich seit ich diese Entscheidung getroffen und es durchgezogen habe außerordentlich positiv entwickelt. Dieser Tage kann ich zum ersten Mal in mein Bewusstsein lassen, dass ich eben extreme Schuldgefühle habe, weil ich mich zurückgezogen habe. Und die werde ich nicht los. Das ist das Problem: wenn ich mich und mein Leben und mein Wohlergehen wähle, fühle ich mich wie ein Unmensch. Weil ein Teil von mir glaubt, dass mir das nicht zusteht - gesund und glücklich zu leben. Mein Leben zu leben. Toxische Beziehung, kaputte Familiendynamik. Es fühlt sich an, als hätte der Mensch das Recht mich zu besitzen und über mich zu verfügen. Und dieses Gefühl werde ich nicht los. Darum gehts hier.

Es ist ein Fortschritt, dass Du merkst, wie heilsam Deine Schritte sind, dass Du Dich positiv entwickelst, dass Du erkannt hast, was das Toxische ist, denn das bringt Dir Klarheit.

Die Gefühle, dass jemand anderes mehr Recht über Dein Leben hat als Du, ist eine antrainierte Haltung, die in dem toxischen Umfeld entstanden ist und sich angehängt hat, durch Wiederholung von Gedanken und Gefühlen.

Die Wiederholungskette hast Du schon mit Erkenntnis, Heilung, neuem Verhalten unterbrochen. Du hast ein neues Mindset, das ist nur noch nicht so oft eingeübt, wie das alte Mindset eingeübt wurde.

Ständig wiederholte Gedanken und Verhaltensweisen wirken sich physisch aus.
Hier ein banaler Vergleich: Stell Dir vor, Du wärst jahrzehntelang nur auf einem Bein rumgehopst, da sind die Muskeln dick und kräftig, die Muskeln am anderen Bein sind unterentwickelt (wer mal Gipsbein hatte, hat das an sich selbst erlebt).

Der Körper speichert viel und aus dem Körper und dem Körperbewusstsein, das Rückwirkung auf das Gemüt zeigt, das ist jetzt die Baustelle, vor der Du stehst.

Die Gefühle kommen immer wieder mal hoch, solange noch das alte Muster und Denken im Körper ist, das lässt allerdings mit dem Training nach.

Gib Dir Zeit und lass nicht nach, sich umzutrainieren dauert eine Weile und wenn "Rückfälle" kommen oder Rückschritte, dann wird Dich Dein Körper drauf aufmerksam machen.

Der Körper ist auch das Maß an Glück noch nicht gewöhnt, was Du nach und nach erfährst. Es ist ein Übergangsprozess.
Vertrauf drauf, wenn Du bei der Stange bleibst, also bei Dir bleibst, und trotz manch nicht so guter Tage Dir sagst, dann geht es morgen leichter, dann wird es auch mit der Zeit leichter.

Manche Menschen brauchen ein paar Monate und sammeln dabei neue Erfahrungen, die gut sind und das alte "überschreiben" können, manche Menschen brauchen Jahre, und beides ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so, dass jeder seine Weile braucht.

Doch mit jedem Schritt vorwärts werden die Täler, in denen Du mal warst, immer leichter, also nicht mehr so tief wie sie mal waren.

Sieh immer auf Deine Fortschritte und lenke Dich dahin, hab Geduld, der Körper und das, was Tolle "Schmerzkörper" nennt, das kann einem mal noch dazwischenkommen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Du wie der Eckhart Tolle oder Byron Katie eines Morgens wachwirst und Du bist den alten Kram los. Das geht, auszuschließen ist es nicht.
Es kann so gehen, auf jeden Fall geht es aber, wenn Du weiter in die Richtung gehst.

Aufgeben ist nicht. ;)
 
Eltern nähren die Kinder, nicht umgekehrt - energetisch betrachtet. Alles was über die Kindheit hinausgeht, ist eine freiwillige Beziehung.

Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen, deshalb kannst du ihnen nichts schuldig sein. Familiensysteme gehen von oben nach unten (der Ahnenreihe nach).

Ein Familiensystem funktioniert immer durch Ordnung - Klarheit - Ausgleich.
Wenn du Verantwortung übernimmst, welche gegen die Ordnung ist, schadest du dir und dem Elternteil.

Dir ist das bewusst, aber etwas kognitiv zu wissen und etwas fühlen - bzw die innere Haltung sind zwei Paar Schuhe. Deshalb habe ich nach einer Aufstellung gefragt. Wobei ich die Tipps von @Miramoni auch echt gut finde
 
Mein Verständnis von Eltern und Kindern wird von Rumi beschrieben: Eure Kinder
Den Text kenn ich natürlich, und er fällt mir immer wieder ein, wenn ich über mein Problem nachdenke. Ich selbst handhabe es auch so, nach meinen Möglichkeiten. Aus irgendeinem Grund aber glaube ich eisern, dass das für mich (in der Position des Kindes) nicht gilt.
Eltern nähren die Kinder, nicht umgekehrt - energetisch betrachtet. Alles was über die Kindheit hinausgeht, ist eine freiwillige Beziehung.
Ja, so sollte das sein.
 
Ich glaube, den Wunsch habe ich sogar schon aufgegeben. Im Gegenteil, ich hätte Angst um den Menschen, weil ich glaube, dass er im Grunde dermaßen traumatisiert ist, dass es für ihn viel zu schmerzhaft wäre, sich sich selbst und seinen Gefühlen zu stellen. Ich habe Angst, dass er das nicht überlebt. Ich glaube, davor will ich ihn beschützen. Verrückt!

Ich kann das gut verstehen, was Du hier schreibst, denn dieser Situation bin ich auch ausgesetzt gewesen. Ich denke auch, dass die andere Person das psychisch nicht verkraften kann, zu erkennen, dass ich und wie ich lebe. Ich will niemanden zerstören.

Nächstenliebe kann sogar so aussehen: man lässt einem Menschen, der nicht mehr erreichbar ist im Geist und Herzen, dessen verzerrtes gestörtes Bild von einem selbst, weil man erkannt hat, dass der Mensch das verzerrte Bild einfach "braucht" um zu überleben - und weil man erkannt hat, dass das Bild eines anderen Menschen über einen selbst rein gar nichts aussagt.

Das ist Freiheit und es ist Liebe, denn es verlangt von keinem was, was derjenige nicht leisten kann, lässt die Wahl und jedem die Weise zu leben, für die sich der Mensch entschieden hat.

Ich rede hier natürlich von erwachsenen Personen, das ist ja der Kontext.

Und ich meine natürlich auch keine Personen, die einen stalken oder zu diffamieren versuchen und sich übergriffig in das eigene Leben einmischen - solchen Dingen muss man dann Einhalt gebieten. Auch das ist hier nicht der Kontext, ich schreibe es nur dazu.
 
Und ich meine natürlich auch keine Personen, die einen stalken oder zu diffamieren versuchen und sich übergriffig in das eigene Leben einmischen - solchen Dingen muss man dann Einhalt gebieten. Auch das ist hier nicht der Kontext, ich schreibe es nur dazu.
Darum geht es leider schon in gewisser Weise, in meinem Fall. Ich habe das Gefühl, dass ich eben dazu gedient habe, um bestimmte unerträgliche Gefühle zu kompensieren. Ich glaube mittlerweile, dass ich zu diesem Zweck in die Welt gesetzt wurde. In gewisser Weise ist das meine Bestimmung. Nicht, dass ich ein eigenes, glückliches, erfülltes Leben leben soll/kann. Deshalb habe ich auch seit je her das Gefühl, dass ich das gar nicht darf.
Und wenn ich mich aus diesem "Spiel", das mein Lebenszweck ist, herausnehme, dann dekompensiert der Mensch womöglich, oder tut sich womöglich was an. Also fühle ich mich zutiefst verantwortlich. Weil sein Leben davon abhängt, dass ich mich zur Verfügung stelle. So fühle ich das.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Jetzt hab ich es: Dankbarkeit.
Ich fühle mich schuldig, dass ich die nicht aufbringen kann.

Hab Geduld, auf einem Umweg kommt die Dankbarkeit, doch erst dann, wenn Du ganz viel Glück erfahren konntest und es Dir insgesamt und rundherum besser geht, wenn Du erkannt hast, was alles in Dir steckt und Dich aus einer neuen Perspektive sehen kannst und merkst:
Boah!
Das bin ich!

Dann überlegst Du vielleicht, wie kommt das eigentlich, dass ich diese Eigenschaften ( .... was auch immer an Positiven) habe.

Vielleicht ist es ja eine besondere Fertigkeit, deren Feststellung Dich begeistert.
Beispiel: Ich stellte fest, dass ich außergewöhnlich schnell und präzis einschätzen kann, wie es einem Menschen geht, was der Mensch für Motive hat, ob derjenige lügt oder nicht, was in Kürze wohl für ein Verhalten zu erwarten ist - also eine große Spürnase, sozusagen.

Wie kommt das, nun ja, wenn ich nicht diese Spürnase entwickelt hätte schon in Kindertagen, dann wäre ich von meinem inneren Alarm nicht schnell genug gewarnt worden und hätte mich nicht in Sicherheit bringen können. Also durch das Drama damals habe ich diese Fertigkeit entwickelt.

Da sagte ich in Gedanken "Danke, Familie, die Du mich so trainiert hast".

Ein zweites Beispiel:
Meine Eltern brachten mich zur Verzweiflung in der Vergangenheit, weil sie zielgerichtet destruktiv handelten, in fast allen Kontexten, es war nicht fassbar für mich.
Dann fiel mir auf, wenn ich mir immer das Gegenteil von dem vornahm, was die Eltern taten, gelang es mir, Glück zu finden.
Also war ich den Eltern dafür dankbar, dass sie mir Orientierung und Halt gegeben haben, nur so: Die Eltern waren der Kompass, der nach Süden statt nach Norden zeigte, das war zuverlässig immer so; und Halt hab ich in mir gefunden, denn da war keiner.

So hab ich ein gutes Alarmsystem, einen guten Inneren Kompass und ein Zuhause in mir.
Dafür bin ich - auf Umwegen - den Eltern sehr dankbar, wären sie nicht so gewesen, wie sie waren, wäre ich ja nicht so geworden, wie ich bin. Dafür muss ich nichts gut finden, was sie gemacht haben. Nur erkennen, was es letztlich mir gebracht hat und zu erkennen, die hatten im Krieg ihren Frieden und ich hab im Frieden meinen Frieden.

Vielleicht findest Du auch an Dir wertvolle Eigenschaften wieder, die Du erschaffen musstest, weil Du es nicht direkt erhalten hast damals. Aber dieses Wertvolle ist jetzt bei Dir, und auch in Zukunft. Die Vergangenheit kann Dich nicht zurückholen und niemand kann Dir was mehr tun.

Das ist großartig, dafür kannst Du Dir dankbar sein und Dir selbst vergeben, dass Du so lange damit gekämpft hast. Es ging nicht anders.
 
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