Das tu ich tatsächlich schon seit Längerem. Und ich merke auch an mir selbst, wie heilsam die Distanz ist. Jeder Kontakt triggert mich stark, und seit ich den nicht mehr habe, komme ich immer mehr in meine Mitte. Es tut mir gut, und mein Leben hat sich seit ich diese Entscheidung getroffen und es durchgezogen habe außerordentlich positiv entwickelt. Dieser Tage kann ich zum ersten Mal in mein Bewusstsein lassen, dass ich eben extreme Schuldgefühle habe, weil ich mich zurückgezogen habe. Und die werde ich nicht los. Das ist das Problem: wenn ich mich und mein Leben und mein Wohlergehen wähle, fühle ich mich wie ein Unmensch. Weil ein Teil von mir glaubt, dass mir das nicht zusteht - gesund und glücklich zu leben. Mein Leben zu leben. Toxische Beziehung, kaputte Familiendynamik. Es fühlt sich an, als hätte der Mensch das Recht mich zu besitzen und über mich zu verfügen. Und dieses Gefühl werde ich nicht los. Darum gehts hier.
Es ist ein Fortschritt, dass Du merkst, wie heilsam Deine Schritte sind, dass Du Dich positiv entwickelst, dass Du erkannt hast, was das Toxische ist, denn das bringt Dir Klarheit.
Die Gefühle, dass jemand anderes mehr Recht über Dein Leben hat als Du, ist eine antrainierte Haltung, die in dem toxischen Umfeld entstanden ist und sich angehängt hat, durch Wiederholung von Gedanken und Gefühlen.
Die Wiederholungskette hast Du schon mit Erkenntnis, Heilung, neuem Verhalten unterbrochen. Du hast ein neues Mindset, das ist nur noch nicht so oft eingeübt, wie das alte Mindset eingeübt wurde.
Ständig wiederholte Gedanken und Verhaltensweisen wirken sich physisch aus.
Hier ein banaler Vergleich: Stell Dir vor, Du wärst jahrzehntelang nur auf einem Bein rumgehopst, da sind die Muskeln dick und kräftig, die Muskeln am anderen Bein sind unterentwickelt (wer mal Gipsbein hatte, hat das an sich selbst erlebt).
Der Körper speichert viel und aus dem Körper und dem Körperbewusstsein, das Rückwirkung auf das Gemüt zeigt, das ist jetzt die Baustelle, vor der Du stehst.
Die Gefühle kommen immer wieder mal hoch, solange noch das alte Muster und Denken im Körper ist, das lässt allerdings mit dem Training nach.
Gib Dir Zeit und lass nicht nach, sich umzutrainieren dauert eine Weile und wenn "Rückfälle" kommen oder Rückschritte, dann wird Dich Dein Körper drauf aufmerksam machen.
Der Körper ist auch das Maß an Glück noch nicht gewöhnt, was Du nach und nach erfährst. Es ist ein Übergangsprozess.
Vertrauf drauf, wenn Du bei der Stange bleibst, also bei Dir bleibst, und trotz manch nicht so guter Tage Dir sagst, dann geht es morgen leichter, dann wird es auch mit der Zeit leichter.
Manche Menschen brauchen ein paar Monate und sammeln dabei neue Erfahrungen, die gut sind und das alte "überschreiben" können, manche Menschen brauchen Jahre, und beides ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so, dass jeder seine Weile braucht.
Doch mit jedem Schritt vorwärts werden die Täler, in denen Du mal warst, immer leichter, also nicht mehr so tief wie sie mal waren.
Sieh immer auf Deine Fortschritte und lenke Dich dahin, hab Geduld, der Körper und das, was Tolle "Schmerzkörper" nennt, das kann einem mal noch dazwischenkommen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Du wie der Eckhart Tolle oder Byron Katie eines Morgens wachwirst und Du bist den alten Kram los. Das geht, auszuschließen ist es nicht.
Es kann so gehen, auf jeden Fall geht es aber, wenn Du weiter in die Richtung gehst.
Aufgeben ist nicht.