Wenn ein Nein nicht akzeptiert wird

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Als es mir mal passiert ist, dass jemand mich für die (Seelen)Liebe seines Lebens gehalten hat, ich das aber nicht sein wollte, habe ich mir die Mühe gemacht ihn davon zu überzeugen, dass ich das anders sehe. Ich habe mir die Zeit genommen, ihn ernst genommen und bin auf seine Argumente eingegangen, bis es bei ihm *klick* gemacht hat und er kapiert hat, dass ich ihn zwar sehr gerne mag, aber eben nicht liebe und sich daran auch nichts ändern wird.

Jemanden so abzukanzeln nach dem Motto "wenn Du ein Nein nicht kapierst biste selbst schuld" finde ich im höchsten Maße respekt- und lieblos. So möchte ich nicht behandelt werden und so behandele ich auch niemanden.

Du sprichst aber von jemandem, der nach Erklärungen versteht, dass es ein entgültiges Nein ist und warum Du nein sagst.

Es gibt aber noch die Spezies, die jede Minute Erlärung als Beweis dafür nimmt, dass eben doch ein Interesse von deiner Seite aus besteht und du in Wirklichkeit gar nicht nein meinst. Und so lange man im Gespräch bleibt, geht der Andere dann auch nicht.
 
Ich habe das auch mal erlebt.

Ich arbeitete mit zwei Freundinnen im gleichen Krankenhaus. Beide zogen dann zusammen eine Stunde Autofahrt entfernt in eine andere Stadt, um dort eine Zusatzausbildung zu absolvieren. Als ich sie an einem Wochenende besuchte war auch ein Kollege von ihnen bei den Unternehmungen dabei. Es war ein schönes Wochenende und ich fand ihn sehr nett.

Als ich wieder zu Hause war rief er mich an und wollte mich besuchen. Ich freute mich, da ich an ihm interessiert war und ihn gern näher kennenlernen wollte. An dem Wochenende verliebte er sich entgültig in mich. Ich dagegen bekam immer mehr ein unwohles Gefühl und hatte den Eindruck, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt, konnte es aber nicht so ganz klar benennen. Als er fuhr war ich froh.

Am nächsten Tag rief er an und in einem vierstündigem Gespräch habe ich ihm sehr nett und behutsam zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht in ihn verliebt habe. Das Gefühl, etwas stimme nicht mit ihm habe ich nicht angesprochen. Ich fand, dass ich ihm ja nicht noch eins reinwürgen musste. Mich nicht in ihn verliebt zu haben reichte ja auch schon als Begründung.

Er bat immer wieder darum noch mal im persönlichen Kontakt zu reden. Ich stimmte zu und wir trafen uns wieder bei mir. Nach einem achtstündigem Gespräch, in dem ich sehr geduldig immer wieder freundlich erklärte, dass ich mich nicht verliebt habe und dieses Gefühl ja auch r nicht herbeizwingen kann, waren seine Worte (fast wörtlich) folgende:

"Es tut mir weh wenn Du mir sagst, dass Du mich nicht liebst und ich will das nicht mehr hören. Ich habe meine Mutter von Dir erzählt, sie freut sich sehr und möchte Dich gern kennenlernen. Sollen wir an Deinem nächsten freien Wochenende zu ihr fahren?"

Und ab da war Schluß und ich habe ihn sehr schnell und unmißverständlich rausgeschmissen. Er rief noch wochenlang mehrmals täglich an, ich ging aber nicht ans Telefon. Irgendwann hörten die Anrufe auf. Meine Freundinnen erzählten mir, dass er ihnen schon erzählt habe, wir wollten heiraten und bei ihnen, als ihm dämmerte dass ich wirklich Nein gesagt habe, so sehr getobt hat, dass sie Angst vor ihm bekommen haben.

Zum Glück hatte er kein Auto. Meine Freundin hatte ihm vorher ihr Auto geliehen, sie wollte ja unserem Glück nicht im Wege stehen. Nun verweigerte sie es ihm und wurde von ihm übelst beschimpft. Ich bin mir sicher, wenn er gekonnt hätte wäre er sonst bei mir aufgetaucht.

Wer so etwas nicht selbst oder im Freundeskreis erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, dass Erklärungen und Gespräche manchmal nichts bringen.
 
Wer so etwas nicht selbst oder im Freundeskreis erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, dass Erklärungen und Gespräche manchmal nichts bringen.
So ist es!
Und oftmals bewirken sie nur noch mehr Verdruss auf beiden Seiten.
Auf der einen, weil sie weiter hofft und spekuliert.
Auf der anderen, weil sie nicht verletzen, aber auch konsequent sein will.
(Ich habe im persönlichen Umfeld auch von der Bitte um ein "letztes Gespräch" erfahren, das tödlich endete, da Mann nicht akzeptieren wollte...)
Mal ganz abgesehen davon, dass man/frau sich mit diesem Ausdruck von Bedürftigkeit und Erwartungshaltung komplett selbst ins Aus schießt.
 
Also mit Aggressionen.. Das hat schon wieder mehr was mit stalkern zu tun. . Das ist eine andere Geschichte. .
 
Also mit Aggressionen.. Das hat schon wieder mehr was mit stalkern zu tun. . Das ist eine andere Geschichte. .
Nein. Das kann völlig aggressionsfrei ablaufen, subtil strategisch und egozentriert.
Es geht darum, wie generell mit Ablehnung umgegangen wird.
Auf Beziehungsebene ist das dann noch mal eine ganz andere Kiste.
Ob man sie akzeptiert, missdeutet, zu den eigenen Gunsten interpretiert ("Sie/er will bestimmt, dass ich kämpfe!" oder "Sie/er weiß nur nicht, was sie/er an mir hat!" etc.) oder boykottiert.
Ein großes Ego kann darauf sehr verletzt reagieren.
Und mit Liebe hat das ohnehin nichts zu tun.
 
Also mit Aggressionen.. Das hat schon wieder mehr was mit stalkern zu tun. . Das ist eine andere Geschichte. .
Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht ob es sich um jemanden handelt, der*die wahnhaft ist, oder um jemanden, der*die sich nur normal in etwas verrannt hat.

So oder so würde ich mir trotzdem erst einmal die Mühe machen und mein Bestes geben es verständlich zu machen - erst wenn ich merke, dass meine Worte absolut nicht ankommen, dann ist Kontaktabbruch bzw. das nicht-Reagieren der nächste Schritt, klar. Ich habe allerdings oft beobachtet, dass für viele aus Bequemlichkeit oder peinlichem Berührtsein das nicht-Reagieren der erste und einzige Schritt ist - sogar komplett ohne eine einzige klare Aussage.
 
In diesem Thread geht es aber nicht um diejenigen, die sich nur normal in etwas verrant haben sondern um die, die ein Nein in keiner Phase akzeptieren. (Wenn ich @Tagmond richtig verstanden habe.)

Es geht auch nicht nur um diejenigen, die dann aggressiv werden. Ein Nein kann auch nicht akzeptiert werden und derjenige ist total nett, wirkt auch nicht bedrohlich oder angsteinflößend.
 
@Tagmond , bei denjenigen, die ein Nein nicht akzeptieren, aber weder stalken noch aggressiv sind, habe ich mir oft überlegt, dass der Grund der sein könnte, dass sie vielleicht glauben, ihre Gefühle noch nicht richtig rüber gebracht zu haben. Oder nicht mit dem Verlust umgehen können. Eine nicht erwiederte Liebe tut ja verdammt weh. Da ist es vielleicht weniger schmerzhaft weiter zu kämpfen und sich die Hoffnung zu erhalten.
 
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In der Überschrift steht`s - Stichwort ausbleibende Akzeptanz. :)
Eine nicht erwiederte Liebe tut ja verdammt weh. Da ist es vielleicht weniger schmerzhaft weiter zu kämpfen und sich die Hoffnung zu erhalten.
Gewiss.
Womit wir wieder bei Eigenverantwortung und Selbstwert wären. Denn wer (sich und andere) liebt, lässt frei!
Ganz ähnlich verhält es sich in vermeintlichen Seelenpartnerschaften als auch unerreichbaren, einseitigen, destruktiven Phantasien:
einer fühlt für beide.
Während der Andere nicht mal ahnt, dass er Teil einer Hochstilisierung wurde.
Wenn dann irgendwann klar wird, dass es nie Resonanz gab, kann das zusammenfallende Kartenhaus einen Orkan auslösen.
Man nehme sich unbedingt in Acht vor Egozentrikern, die Ent-Täuschung erfahren.
 
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