Ich sehe das ähnlich, weil einerseits wird von Skeptikern ja vehement behauptet, dass Magie ohnehin nicht funktioniert und Flüche nur funktionieren, wenn Einer dran glaubt, auf der anderen Seite aber, nämlich dann, wenn was schief geht - siehe Deine obigen Beispiele -, das doch nicht die eigene Schuld sein kann und man dahinter einen Fluch vermutet, weil Mensch generell dazu neigt, die Schuld immer beim Anderen zu suchen und nicht bei seinem eigenen Fehlverhalten...
Seit ich mich ein bisschen in die Parapsychologie reingelesen habe, kann ich den Skeptikern da gar nicht mehr wirklich widersprechen. Sie haben vollkommen recht und liegen zugleich völlig falsch, denn der Glaube an den Fluch gehört zum Fluch. Die, die sagen, Glaube sei nicht nötig, sind dieselben, die als Täter oder Beobachter so fest daran glauben, dass es ihnen egal sein kann, ob das Opfer daran glaubt oder nicht. Ein Fluch ist nichts Objektives, wirkt sich aber, wenn es blöd läuft, objektiv aus.
Magie wird gehemmt, wenn bestimmte Hoffnungen oder Erwartungen an sich selbst im Spiel sind; vor allem aber, wenn man bewusst unbedingt will, dass sie wirkt. Fluchmagie ist insofern gefährlich, als sie leicht verstärkt werden kann. In dem Moment, da entweder der Täter glaubt, etwas Monströses entfesselt zu haben, das er nicht mehr kontrollieren kann, oder das Opfer glaubt, einer monströsen Macht schutzlos ausgeliefert zu sein, sind alle Hemmungen weg und die Magie kann ihr volles Potenzial entfalten. Das ist der Grund dafür, dass angst- und kummerbesetzte Leute wie ich eigentlich die Finger von Magie lassen sollten: Wir sind wandelnde Durchlauferhitzer für alles, was Schaden anrichtet.
Eigenes Fehlverhalten so kann mit dem richtigen (oder falschen) Dreh einen richtig üblen Fluchzustand hervorrufen. Wenn ich z.B. den Fehler mache und angesichts eines Unglücks in abergläubische Panik gerate, lautet meine Botschaft an die magische Welt: "Ich bin allein, nackt und verwundet. Wer mir jetzt Angst macht, hat meine gesamte Energie zur freien Verfügung."
Nun sind die Kräfte, die darauf evtl. antworten, immer noch nicht genuin bösartig. Im schlimmsten Fall sind sie aber nicht kompatibel mit einem Menschenleben, werden mich also aus dem zu reißen versuchen, was ich bin und habe. Ist es so weit, kann ich mir nur noch eine angenehmere Form von Unfreiheit suchen, etwa beim christlichen Gott, einer weltlichen Ideologie oder einem Psychopharmakon.
So groß die Gefahren sind, so normal sind sie auch. Tatsächlich kommt das so häufig vor, dass die Chancen gar nicht schlecht stehen, mit "Ich verfluche dich!" jemanden anzusprechen, der bereits hochgradig instabil ist. Dann braucht es nur einen kleinen Stups, das Kartenhaus bricht zusammen und der große Zauberer mit dem noch größeren Zauberstab hat einen weiteren Frechdachs erledigt, der es wagte, ihm nicht zu Füßen zu liegen. Ich glaube, viele User hier wissen wenigstens insgeheim, dass bei ihnen nicht viel fehlt, und neigen daher zur Paranoia, was Flüche und dergleichen angeht.
Das glaube ich nicht, ich gehe einen ziemlich sicheren Weg, der stets begleitet wird, aber man kehrt nicht unverändert zurück, das seh ich anders, weil ich die Veränderungen in mir feststelle und was noch dazu kommt ist ganz stark das Gefühl, dass es gar kein Zurück mehr gibt; einmal den Weg beschritten, gibt es kein Zurück mehr; man sollte nur darauf achten, dass man bei Allem, was man tut, doch immer noch man selbst bleibt...
Das von mir vorhin war nur ein Extrembeispiel; vielleicht auch ein hartnäckiges Klischeebild, das aus meiner Verwunderung über diverse Logen rührt, die sich erst pompös in die Tradition irgendwelcher magischen Pioniere stellen und dann mit zahllosen unnötigen Schismen und kleinlichen Streitigkeiten vor Gericht enden, weil die Herren nie etwas anderes im Sinn hatten, als "Wer hat den längsten?" zu spielen.
"Man selbst bleiben" ist schwierig - und auf Dauer unmöglich, denke ich. Aber sicherlich ist es sinnvoll, sich Grenzen zu setzen. Man will ja auch leben.
Ich kann mir zB nicht vorstellen, dass ich Jemanden verfluchen würde, genauso kann ich mir nicht vorstellen, dass ich Jemandem so ein Dorn im Auge wäre, dass er das Bedürfnis hätte, mich zu verfluchen...
Ach, ich schon. Ich würde z.B. gerne einen Fluch in die Welt setzen, der Jagd auf Tierquäler macht. Hab auch schon mal damit angefangen, aber das war vor fünf Jahren oder so und er hängt immer noch halbfertig herum, da er sich als etwas explosiv herausgestellt hat und ich dermaßen emotional bin, dass er möglicherweise auch auf ein schlechtes Gewissen anspringen, also genau falsch funktionieren würde.
Ist halt blöd: Was emotional motiviert ist, ist meistens keine gute Idee, und wenn keine Emotionen im Spiel sind, hat man oft keinen Bock.