Wege der Poesie

Böse Saat

Schon öffnet sich die böse Saat,
entlässt sie ihren wilden Keim,
was lange still verborgen lag,
dringt rasch in unser Leben ein.

Drängt seine Wurzeln, Fesseln gleich,
hinein in alle Menschlichkeit,
um diese, da ja viel zu weich,
nun aufzulösen mit der Zeit.

Nimmt allem, was uns noch an Wert,
den letzten Platz, die Luft zum Leben,
derweil sie gänzlich ungestört,
Gewalt und Hass versucht zu geben.

Und jeder nimmt. Und keiner denkt.
Zu stark ist wohl des Keimes Kraft.
Er hat, nicht nur, dass er uns lenkt,
auch längst zu Lemmingen gemacht.

Zu Wesen, denen nicht mehr eigen,
den Weg des Handelns zu begeh’n.
Die lieber Hang zum Selbstmord zeigen,
als jene böse Saat zu seh’n.

H.G.W.
 
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Ein kleines Bild

Ein Bild, mehr ist mir nicht geblieben,
von jener Liebe die da war
und ein paar Zeilen, hingeschrieben,
die heute noch so wunderbar.

Mit Worten die so lang zurück,
doch immer noch als schön empfunden,
war auch das jugendliche Glück,
nur ein Geschenk für ein paar Stunden.

Für Stunden, die zum ersten Mal
die Leidenschaft erkennen ließen,
ja Schlag auf Schlag, in wilder Zahl,
das Herz im Leibe pochen hießen.

Und heute noch, nach all den Jahren,
wo alles man, nur nicht mehr jung,
lebt weiter was man einst erfahren,
im Mantel der Erinnerung.

Ein kleines Bild, schon stark vergilbt,
es hilft die Glut noch zu entfachen,
die einst man für ein Wunder hielt,
doch nötig war, um zu erwachen.

H.G.W.
 
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