Liebe Birgit,
Gut das du das ansprichst
Ungeduldig sicher ja, verbittert nicht mehr, nein.
Ich war zutiefst traurig, so traurig, dass ich von meinem Unterbewußtsein gefragt wurde, ob ich nicht gehen will, zum ersten mal in meinem Leben. Hätt ich vorher nie für möglich gehalten. Ist nen bescheuertes Gefühl.
Ich hatte fast Alles, was ich besaß aufgegeben für diesen Mann, wirklich Alles und natürlich regte sich nach einiger Zeit die Verbitterung in mir. Und damit konnte ich mich auch nicht leiden, nicht genug dass ich alles aufgegben hatte (widder meine innere Stimme), einen großen Fehler gemacht hatte (Schuldgefühle), war ich auch noch dazu verbittert. Bääh, ich mochte mich gar nicht.
Dazu kam die Existenz-Angst, die ich vorher auch nie so gekannt hatte, seitdem ich für meine eigenen Geschicke die alleinige volle Verantwortung übernommen hatte. Und dies war meine nächste Erkenntnis, die ich zu verdauen hatte: Ich hatte mich freiwillig in Abhängigkeit ausgeliefert, wie Blöd muß man dazu sein, hmmm? Obwohl ich es ganz genau anders gewußt und gelernt habe und auch in mir gespürt habe, dass es falsch war, was ich tat.
Hat eine Zeit gedauert, bis mir, im Nachhinein, der Sinn des ganzen klar wurde: Meine Heimat ist in mir und hängt an keinem Besitz mehr. Ich ehre mich nun zutiefst selbst und höre auf meine innere Stimme, wenn sie flüstert. Freiheit und totale Selbstverantwortung sind keine scheinenden Wörter mehr und an der völligen finanziellen Autonomie wird wieder mal gearbeitet, nur anders wie früher (da geht es nicht mehr um Besitz und Reichtum in erster Linie, sondern um Erfüllung).
Und ungeduldig wurde ich deshalb, da wie du selbst im nächsten Post von Lylou lesen kannst (und ich es vorher schon zwischen den Zeilen gemerkt habe), es einfach nur ein dummes Gewäsch einer Frau ist, die einfach an ihrer Situation gar nix ändern will, ihren Besitz als den größten Reichtum sieht und einfach mal Langeweile hatte, im Gegensatz zu vielen, denen es wirklich schlecht geht, wie eben Frauen, die schon seit ewigen Zeiten von ihren Männern abhängig sind, nie eine eigene Pension haben werden (außer der vermaledeite Alte kratzt ab) es nie anders gekannt und gelernt haben und auch mein größtes Mitgefühl und inneres Verstehen haben.
Ich hoffe ich konnte mich dir wenigstens teilweise

erklären,
Alles liebe
Iza.
Liebe IZA,
ich verstehe dich sehr gut, hatte von Anfang an das Gefühl, dass auch du schon viel gekämpft und gelitten hast und wahrscheinlich keinen Tag ohne Sorgen kennst.
Ich merke auch, du hast dich innerlich auf den Bewusstseinsstand gehoben, der dir einen gewissen Schutz vor allen unguten Dingen gibt, du hast viel gelernt.
Das Schicksal führt uns durch Prüfungen und legt uns vieles auf, eben um zu lernen.
Aber niemand kann das vorher wissen, wir können uns also erst einmal vor nichts schützen und hinterher sind wir doch immer klüger.
Wenn man mehrmals draufgezahlt hat, gibt es dann schon meist eine Stimme, die uns warnt, im Hinterkopf, aber wir wollen es nicht hören und wissen, eben weil wir an das Gute glauben und unser Vertrauen oft grenzenlos ist.
Selbst wenn es nicht grenzenlos ist, wir schon eine gute Portion Vorsicht walten lassen, passiert es uns immer wieder, dass wir auf jemand oder etwas hereinfallen.
Das sind eben die verschiedenen Charaktere, man darf im Grunde keinesfalls von sich ausgehen, Vertrauen und Gutgläubigkeit wird meist ausgenützt.
ich selbst habe ähnliches erlebt wie du, hatte aber keine (kleinen) Kinder mehr, dafür war ich sehr krank.
Keine Existenz, kein Geld und keine Hoffnung, jemals wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, so ging ich bei Nacht und Nebel mit ein paar persönlichen Sachen aus (meinem) Haus, das ich gemeinsam mit meinem Mann geschaffen und gezahlt habe. Mann hat sich nie um Kinder oder Haushalt gekümmert, war immer unterwegs, hat teilweise weniger verdient wie ich und dafür durfte ich auch noch an seinem ausladenden Hobby mitarbeiten, viele Jahre lang.
Ein gesellschaftlicher Status, der mir von klein auf anerzogen worden war und später einfach aufgezwungen.
Warum ich nicht früher ging? Hätte ich schon können, aber da lagen so viele Hindernisse auf dem Weg, mein Verdienst hätte allein nicht gereicht, das Umfeld und das Klischee, (wohne in einem kleinen Ort)...dazu die emotionale Bindung, die Angst und nicht zuletzt die Hoffnung, es möge sich zum Guten wenden...
sagen wir mal, es fiel mir unendlich schwer, mich von meinem Haus zu verabschieden, es hatte mir doch viele Jahre eine Heimat geboten usw, die Liste wäre lang....
Das ist die eine Seite der Schicksalswege, die andere Seite erlebt Lylou.
Sie verdient sich ihr eigenes Geld und könnte jeden Tag gehen,
trotzdem verstehe ich sie sehr gut.
Es ist nicht allein das Geld, welches da zählt, sie kann nur froh sein, dass sie im Ernstfall nicht so dumm dasteht, wie du oder ich oder viele andere Menschen.
Bei ihr ist es auch ein emotionaler Weg, sie kann sich noch nicht befreien aus inneren Gründen, es ist ihre Seele, die sich dagegen wehrt.
Auch das müssen wir annehmen und verstehen, sie müsste wahrscheinlich auch fortgehen und ein neues Leben anfangen, ab einem gewissen Alter fällt einem das Loslassen aber sehr schwer.
Es ist auch Resignation, Traurigkeit und die daraus resultierende Stagnation.
Ihr sind die Hände gebunden, bis sie die Kraft findet, alle Fesseln abzustreifen, die sie im Moment noch einschnüren.
Ich kann es so erklären: Lylou wird, wenn sie geht, eine andere Form von Sauerstoff in ihre Seele einatmen, welche für sie im Moment noch zu schwer und belastet ist.
Erst wenn sie den Druck daheim nicht mehr ertragen kann, wird sie tief durchatmen und hinter sich lassen, was sie nicht mehr haben will.
Dann ist sie in der Lage, mit ihrem Geld ein gutes Leben zu führen, dann kann sie wirklich in eine positive Zukunft gehen.
Sie betrachtet jede Perspektive und hat im Moment mehr Angst, allein zu sein, als zu "verhungern." *g
Sie geht ja auch in eine ungewisse Zeit, man weiß nicht, ob man im Alter dann nicht einmal krank ist und alleine dasteht,
wobei wieder die Überlegung dagegen steht, dass man von so einem "Partner" sowieso keine Hilfe oder Unterstützung erhoffen könnnte.
Es gäbe noch so vieles, was man schreiben könnte. Ich habe so viele Menschen kennengelernt und kann jeden einzelnen analysieren, kann mich gut hineinfühlen und darum verstehe ich auch die jeweiligen Beweggründe der einzelnen Charaktere.
Für mich zählt jeder Mensch, egal ob arm oder reich, es geht mir dabei nur um die Seele.
Ich bin auch zu der Überzeugung gekommen, dass jeder Mensch für sich gut und wert ist, solange er keine Straftat begeht oder seine Mitmenschen verletzt und betrügt.
Auch Egoisten sind richtig, wie sollte man so einem erklären, dass sein Verhalten falsch ist? Er empfindet es doch als richtig!!
Mein Lernprozess geht dahin: Wenn mir jemand zu egoistisch oder anderswie störend erscheint, habe ich trotzdem nicht das Recht, ihn auf eine Veränderung anzusprechen, ich muss mich mit diesem ja nicht befassen, wenns mir nicht gut tut.
Wir können uns nur selbst verändern, durch die eigene Einstellung zu dem, was wir lernen und was uns selbst nicht passt an uns.
Man kann auch Egoist gewesen sein und es gar nicht gewusst haben
Erst die Begegnung mit einem anderen Egoisten, an dem wir uns selbst erkennen, kann uns auf unsere eigene Schwäche hinweisen.
So lernt man von einem zu anderen, sich selbst zum besseren zu wenden und verändern.
Liebe IZA, ich hoffe, ich konnte dir ein wenig davon mitgeben, wie das Annehmen geschieht, auch das Verstehen von anderen, denen es "scheinbar" besser geht als uns und auch das loslassen von Vergangenheit, die uns auch prägt für die Zukunft.
Wünsche dir noch einen schönen Tag, wir treffen uns bestimmt wieder mal hier....
ganz liebe Grüße...


Birgit