xyto schrieb:
Hm... aber kann das funktionieren? Man nimmt die "negativen Elemente" seines Lebens zusammen, subsummiert sie unter dem Begriff "Ego". Erlösung bestünde dann darin dieses Ego loszuwerden.
Das Perfide an dieser Sache ist eben gerade, dass es tatsächlich um das "Ich" und nicht um das "Ego" geht. Es geht um meine Glaubenssätze und mein Weltverständnis. Dieses "Ego" wäre sozusagen nur ein relativ harmloses Konzept, an dem man herumbasteln kann, und das nie wirklich die eigenen Grundsätze angreift.
Meine Theorie von "Erleuchtung" oder Erlösung (<-- das Wort gefällt mir besser, hört sich nicht so elitär an

)betrifft auch die positiven Seiten des Lebens. Das heißt, man ist nicht mehr seinen Gefühlen und Gedanken ausgeliefert, deren Sklave. Man akzeptiert, dass der Körper alt wird und stirbt... Z.B. heute morgen bin ich einer sehr aggressiven Frau begegnet (beruflich). Ich wurde wütend, weil sie mir Ärger bereitet hat. So etwas möchte ich eigentlich nicht mehr annehmen, sprich bewerten. Gleiches gilt für schöne Momente. Auch diese möchte ich nur als Moment wahrnehmen anstatt mich dran zu klammern. Ich hab mal irgendwo in einem buddhistischen Buch gelesen, dass der Erleuchtete zwar auch den Blick auf die Blumenwiese genießt, aber nicht den Wunsch verspürt, die Blumen zu pflücken. Vielleicht ist das aber ein bisschen arg vereinfacht.
Ego = Ich (muss ich mal drüber nachdenken). Stimmt eigentlich. Entweder ganz oder gar nicht. Das ich wär so eine Art Sicherheitsseil, das zur Not dableibt.
Es ist schon so: Einerseits ist die "Erlösung" ja recht einfach (zu finden). Sie ist nichts besonderes, man muss nicht tausend Jahre Steine schleppen um sie zu kriegen. Andererseits ist es natürlich illusorisch von ein bisschen Herumgedenke und Konstruktion zu erwarten, dies würde die eigenen, tief verwurzelten Vorstellungen beseitigen (wobei ich nicht sagen will, dass es bei dir so ist - nur grundsätzlich ist halt "Selbsterkenntnis" schon mehr als ein "Hobby" - die Erwartungen sind ja auch meist nie weniger als "Glückseligkeit" und dergleichen mehr.)
Für mich ist das mehr als ein Hobby - Ein bisschen Rumdenken kann einem aber schon einen Schubs geben. Wie hast Du denn das Fallenlassen geschafft? Ich kleb an meinen Vorstellungen, obwohl ich spüre, dass sie mich einengen...
Hm ich bin mir nicht sicher, ob ich dich hier richtig verstehe. Inwiefern meinst du, dass wir alle an das Gleiche glauben? Ich fasse das so auf, dass zwar der "Inhalt" des Glaubenssatzes differieren kann (also eben Gott, Nirvana usw.), dass allen diesen aber eben gemeinsam ist, dass sie "Glauben" sind, das heißt letztlich Konzepte, und dass das der rote Faden ist.
Oder meinst du, dass quasi das "Objekt" auf das sich der Glauben bezieht immer das gleiche ist, und sich sozusagen nur die "Begrifflichkeit" ändert?
Ich meine zweiteres. Dass das Glaubensobjekt nur in verschiedenen Kostümen daherkommt. Die Idee mit dem roten Faden könnte aber auch stimmen - schließlich sind alles Wege, die zum Ziel führen können. Man muss sie nur beschreiten.
Es ist meiner Erfahrung nach so: Das "Objekt" worauf sich der Glaube bezieht, lässt sich von diesem gar nicht trennen.
Das versteh ich jetzt nicht so ganz. Du meinst, dass der monotheistische Gott mit den drei dazugehörigen Religionen eine Einheit bildet bzw. Buddha/Nirvana mit dem Buddhismus usw.? Ja, wenn ein Film im Mittelalter spielt und da tauchen plötzlich Autos auf, dann passt das nicht. Trotzdem hat ein anderer Film mit Autos vielleicht die gleiche Aussage, aber andere Bilder...
Vielleicht haben wir hier unterschiedliche Meinungen? Ich glaube, dass jede ernsthafte Religion zum Fallenlassen wie Du es beschreibst führen KANN (aber natürlich auch wunderbare Anker liefert, die das verhindern...)
Naja... der Zweifel ist ja gerade das Zeichen dafür, das etwas nicht stimmt. Er ist etwas Gutes, weil er anzeigt wo noch Ungereimtheiten vorhanden sind. Es ginge darum eben diesem Zweifel zu folgen - er führt von ganz alleine in die Gewissheit.
Hmmm... Meine Zweifel sagen, dass mein aus verschiedenen Richtungen zusammengesetztes Weltbild so nicht stimmt. Und da ist garantiert was dran

. Ich hab es mit meinem Intellekt zusammengebaut, ein paar Halbwahrheiten reingemixt und es als Lösung für die Schlechtigkeit der Welt definiert. Alles unbewiesene Thesen.
Ich kann dir nur soviel versichern, und das können sicher fckw, divo, elaminato usw. auch: Du brauchst keine Angst zu haben - egal wie weit der Zweifel führt, wie viel auch wegbricht, letztlich wirst du fliegen können.
Wenn du diese Hoffnung fallen lässt, wenn du zulässt, dass da nichts mehr ist, worauf du ruhst, wenn du völlig im Leeren stehst, dann bist du frei. Dann können all die Dinge in deiner Umgebung überhaupt erst ihr wahres Sein preisgeben, das bisher durch die Konzepte verschleiert wurde.
Seufz...
Ich hab mal ein Meditationsseminar gemacht und der Mönch sagte, er hätte auch Zweifel gehabt und die seien durch die Meditation verschwunden.
Intellektuell stimme ich zu, aber wie kann ich mich fallenlassen?
Wenn niemand mehr da ist, der Hoffnung braucht (weil Hoffnung schon die Angst in sich birgt).
Wenn niemand mehr da ist, der Glauben braucht (weil er die Ungewissheit in sich trägt).
Wenn niemand mehr da ist, der Glück braucht (weil es das Leid mit sich zieht).
Wenn niemand mehr da ist, der Vertrauen braucht (weil es die Ablehnung des Augenblicks gebiert)
Wenn also kein Wissen mehr da ist (weil es das Unwissen hervorbringt), dann steht niemand mehr in der Welt der braucht, will oder weiß, niemand ist dann frei oder gebunden.
Alles ist dann .
ALso doch das Überwinden des Dualismus

?
Ja, ich dachte neulich schon die zwei Seiten der Medaille können es ja beide nicht sein - aber wie kann ich sie vereinen?
@fckw
Ich glaube, ich weiß in etwa was Du meinst. Oder eher: Ich kann es ein wenig erahnen. Aber nur intelektuell.
Ich finde übrigens das, was ihr beide schreibt, sehr gut! Ich glaube zwar nicht, dass man mit bloßem Nachdenken weiterkommt, aber ich glaube, ihr gebt mir den Anstoß, den ich brauche (gesucht habe)!
LG von Sansara