Sansara schrieb:
Na, dann versuche ich mal drauf einzugehen. Eins vorweg: Mein Sohn ist erst um 9 eingeschlafen, ich sitz eigentlich am Bildschirm, um Arbeit nachzuholen, die ich heute vormittag nicht geschafft habe. Bin also sehr müde.
Ich glaube ja, dass "Erleuchtung" einen rein objektiven Zustand beschreibt. Ich weiß nicht, ob ihn je ein Mensch erreicht hat, aber in diesem gäbe es keinen subjektiven Gott.
Engel und eigentlich auch das Wesen Gott bezeichne ich als Folklore. Das sind ja nur bildhafte und kulturell differierende Vorstellungen. Unter Erleuchtung verstehe ich die Substanz, die hinter allem steckt. Also nein, die ganzen verschiedenen Religionen der Welt müssen einen Sinnsuchenden nicht erschrecken

. Eher die Frage, ob es eine Substanz hinter allem gibt.
Den Mut alleine dazustehen habe ich nicht. Die Vorstellung, dass es keinen spirituellen Hintergrund zu unserer Welt gibt, finde ich nämlich erschreckend. Schließlich hungert ein Großteil der Menschheit, wieviele werden unterdrückt. Na ja, das Elend der Welt ist ja allgemein bekannt.
Aber Du hast Recht: Ob das alles Sinn macht oder nicht - es geht darum, das Leben im hier und jetzt zu leben. Nur so kann ich das Elend auch minimieren helfen.
LG von Sansara
Ok, also das ist schonmal gut, du siehst selbst, dass "Gott" usw. bloß die von dir erwähnten kulturell - motivierten Vorstellungen sind, die letztendlich keine Realität beanspruchen können, eben weil sie bloß menschliche Gedankenkonstrukte sind. Ein "Gott" der von der Willkür irgendwelcher Hanseln abhängig ist kann's ja wohl nicht sein.
Nun ist es so, dass du dich auf "Erleuchtung" als einen rein objektiven Zustand berufst. Er bildet, wenn ich dich richtig verstanden habe, so eine Art "Sicherung" für dein Selbst- und Weltverständnis. Wenn du ihn nicht "hättest" würde die Welt völlig sinnlos erscheinen, was kaum zu verkraften wäre.
Ich glaube - und es kann sehr wohl sein, dass ich mich irre, das musst du für dich selbst herausfinden - dass es bei dir folgendermaßen aussieht:
Du siehst zwar viele "spirituelle" Bereiche recht nüchtern und meinst sie quasi "entlarvt" zu haben (Engel usw.) gleichzeitig gibt es aber in deinem Weltverständnis diesen "objektiven Zustand", der für dich aus deiner Perspektive absolut notwendig erscheint.
Das hier ist quasi der Punkt, wo meist der eigene "Glauben" verdrängt wird, und sich eingeredet wird, es sei Wissen, welches man hier hat. Du bist zwar bereit viele Vorstellungen loszulassen, aber hier ist dann sozusagen Schluss - es muss quasi ja irgendeinen "Grund" - die von dir erwähnte "Substanz" geben um nicht völlig nackt in einer sinnlosen Welt zu stehen.
Ich sage dir jetzt folgendes - du musst es mir nicht glauben, aber ich schreibe es einfach mal hin:
Genau so wie bei dir, war es auch bei mir, und so ist es im Prinzip bei fast jedem. Du hast für dich, quasi als sinnstiftendes Element diesen "objektiven Zustand". Du weißt letztendlich ja nicht mit absoluter Sicherheit, dass es ihn gibt, du hoffst es nur, und kannst nur an ihn glauben. So geht es aber wie gesagt fast jeden: Einer der z.B. an den christlichen Gott glaubt, hält diese ganze Eso-Ecke quasi für irre, Buddha für einen Größenwahnsinnigen usw. - aber sein eigener Gott, der muss schon "echt" sein. Er ist zwar bereit die ganzen Vorstellungen anderer recht rational zu verwerfen, aber wo es an sein eigenes Fundament geht lässt er sich auf nichts ein.
Bei mir war es ja genauso. Ich hielt "Gott" schon immer für ein recht fragwürdiges Konstrukt, konnte mit "Lichtenergie" und co. noch nie was anfangen und hielt mich auch immer für recht "vernünftig" - und doch hatte auch ich meine Glaubenssätze, auch wenn man das selbst kaum merkt.
Das eigentlich Wichtige ist nun folgendes:
Solange man sich an irgendwelche dieser Glaubenssätze klammert, entgeht einem eben die "eigentliche" Wirklichkeit! Solange man glaubt, kann man nicht wissen. Dazu ist natürlich Mut nötig, weil es scheinbar keine Versicherung gibt. Es ist wie der Sturz in ein Dunkel, bei dem man nicht weiß, ob man aufgefangen wird, oder nicht.
Es reicht aber eben nicht irgendwelche an der Peripherie gelegenen Vorstellungen loszuwerden, sondern der tragende Grund selbst muss wegbrechen.
Solange man das nicht erfahren hat, scheint es ja wie ein guter Kompromiss: "Ich habe zwar keine absolute Gewissheit, mit meinem Glauben an einen "Urgrund", aber es klingt recht vernünftig, und bevor ich mich auf eine sinnlose Welt einlasse, bleibe ich dabei - lieber nicht zu viel riskieren, was entgeht mir schon?"
Das Problem dabei ist eben, dass einem dabei _alles_ entgeht. Der eigentliche "Sinn", der dann in jedem einzelnen Ding aufscheint, die Schönheit, die dann nicht mehr verschleiert ist, Freiheit und auch Gewissheit.
All das gibt es, ganz real - alles was es braucht ist Vertrauen. Wer bereit ist, sich aufzugeben wird alles empfangen.
liebe Grüße