Der zweite Kritikpunkt ist allerdings noch schwerwiegender: Gott schrieb dieses Buch, nicht irgendein menschlicher Autor. Gott irrt sich nicht und übermittelt fehlerfreien Code.
Da haben wir doch den Unfug. Gott schrieb die Bibel? Kann nicht dein Ernst sein. Die Autoren sind bekannt, und es waren Menschen.
Die Widerlegung dieser These ist einfach und kann instantan erfolgen. Du sagst, Widersprüche wären auf der Ebene einer "höherdimensionalen" Ebene auflösbar.
Na, denn mal. Los gehts.
Fangen wir mal mit Judas an. Jeder kennt ihn, der Typ, der Jesus verraten hat für eine Handvoll Silberlinge. Wie ist er ums Leben gekommen?
In der Apostelgeschichte lesen wir:
Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen."
(Apostelgeschichte 1,18)
Matthäus ist anderer Meinung:
Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich.
(Matthäus 27,5)
Was nun? Hat er sich erhängt oder ist er zu Tode gestürzt?
Auch in der Frage, was Judas mit der Kohle gemacht hat, die er durch seinen Verrat verdient hat, sind sich die Evangelisten nicht einig.
Apostelgeschichte:
Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. ...
(Apostelgeschichte 1,18)
Matthäus:
Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ..."
(Matthäus 27,5)
Wenn Gott, wie du behauptest, die Bibel geschrieben hat, muß es sich um einen Gott handeln, der deutliche Anzeichen von Alzheimer zu erkennen gibt, da er sich offenbar nicht mehr so genau daran erinnert, wie der Verräter seines Sohnes zu Tode gekommen ist und was er mit der Gage für den Verrat angestellt hat.
Falls sich diese Unvereinbarkeiten auf einer *höherdimensionalen* Ebene auflösen lassen (deine zweite Behauptung), dann bitte, erzähl, ich bin ganz Ohr.
Weiter gehts.
Man müßte doch zumindest meinen, daß sich die Bibelschreiberlinge bei der Beschreibung der Kreuzigung einig sind, da das ja das Kernstück des Evangeliums ist. Aber - Pustekuchen.
Wie war das mit dem Kreuz?
... und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha.
(Johannes 19,17)
Matthäus ist anderer Meinung:
Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon, den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
(Matthäus 27,31-32)
Wir alle kennen auch den publikumswirksamen special effect, die Sache mit dem zerrissenen Vorhang. Wann genau wurde er eingesetzt, vor oder nach dem Tod Jesus?
Matthäus meint:
Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
(Matthäus 27,50-51)
Lukas bietet diese Version an:
... und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
(Lukas 23,45-46)
Markus hingegen schlägt sich wieder auf die Seite von Matthäus und schrieb:
Aber Jesus schrie laut und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
(Markus 15,37-38)
Also 2:1. Wer hat recht, Matthäus und Markus oder Lukas?
Kleine Unterschiede, aber wenn, wie du ja behauptest Gott der Autor all dieser unterschiedlichen Texte ist, warum erstellt er überhaupt solche Varianten? Da ist jetzt wieder deine *höherdimensionale* Logik gefordert.
By the way, nicht einmal klar ist, wie der Opa von Jesus hieß.
Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus."
(Matthäus 1,16)
Aber:
Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis, ...
(Lukas 3,23)
Ich kann ewig und drei Tage so weiter machen. Es kommen in der Bibel ferner Rechenfehler vor, die jeder Drittklässler nachvollziehen kann, z.B.:
Und Kyrus, der König von Persien, übergab sie dem Schatzmeister Mitredat; der zählte sie Scheschbazar, dem Fürsten Judas, vor. Und dies war ihre Zahl: 30 goldene Becken und 1029 silberne Becken, 30 goldene Becher und 410 silberne Becher und 1000 andere Geräte. Alle Geräte, goldene und silberne, waren 5400.
(Esra 1,8-11)
Echt?

Taschenrechner raus. Das macht nicht 5400, sondern 2499.
Wenn Gott der Urheber der Bibeltexte ist, dann fallen ihm offenbar simple Additionen schwer. Denn es ist nicht der einzige Rechenfehler, es gibt noch Dutzende weitere.
Zudem gibts in der Bibel auch etliche Aussagen, die naturwissenschaftlich widerlegt werden können, etwa daß Hasen *Wiederkäuer* seien, Schlangen Erde fressen und Fledermäuse Vögel seien. Bei Bedarf hole ich die entsprechenden Zitate raus.
Die mannigfachen Widersprüche, mathematischen Fehler und naturwissenschaftlich inkorrekten Aussagen sprechen eine eindeutige Sprache. Sie zeigen unmißverständlich, daß die Bibel nicht von Gott geschrieben worden sein kann, denn sonst müßten wir einen Gott annehmen, der erhebliche Gedächtnislücken hat, mit mathematischen Grundrechenarten Schwierigkeiten hat und über die biologischen Eigenarten seiner eigenen Schöpfung nicht Bescheid weiß. Auch wäre ihm entfallen, was er zuerst geschaffen hat: den Menschen oder die Tiere:
Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen.
(1. Mose 2,18-19)
Also: erst den Menschen, dann die Tiere.
Aber hoppla, wenig später schon:
Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
(1. Mose 1,25-27)
Das alles nur mal als klitzekleine Auswahl.